Entwicklung von Bewertungskriterien durch Lernende

  • Hallo zusammen :)


    ich brauche malwieder ein paar Tipps von euch :)


    Plane gerade eine Unterrichtsstunde, in der ich die SuS in den Bewertungsprozess mit integrieren will. Sie sollen mehr Selbstverantwortung übernehmen.


    Die Unterrichtsstunde geht einem Projekt voraus. Die SuS haben vorher das Thema Corporate Design theoretisch bearbeitet und sollen nun selbst ein Corporate Design entwickeln - ich fungiere dabei als imaginärer Kunde. Da ich die SuS mit in den Bewertungsprozess mit einbeziehen will, dachte ich mir, es wäre für den zielorientierten Gestaltungsprozess sicherlich gut, wenn ich von Anfang an für Transparenz sorge, indem ich die SuS an der Erarbeitung von Bewertungskriterien für die Bewertung des Projektes beteilige.


    Ja, jetzt steh ich da mit meiner Idee und hab keine Ahnung wie ichs anfangen soll. Ich möchte die SuS ja auch nicht komplett im leeren Raum rum"brainstormen" lassen. Im Internet finde ich weder Literaturhinweise noch sonst irgendwelche nützlichen Hinweise, wie man es angeht, wenn man SuS selbständig Bewertungskriterien erarbeiten lässt.


    Hat jemand von euch vielleicht soetwas schonmal selbst ausprobiert, oder irgend ein Tipp, wie ich da heran gehen könnte?
    Ich kann mir vorstellen, dass man soetwas schon mit Kreativitätsmethoden wie dem Brainstorming oder Clustern anstoßen kann, aber ich kann mich ja auch nicht einfach hinstellen und sagen "so meine lieben Schülerinnen und Schüler, heute entwickelt ihr mal Bewertungskriterien für euer Projekt. Dann macht mal!".
    Irgendwie muss ich sie ja anleiten - nur wie fang ichs an?


    Bin für jeden eurer Tipps super dankbar da ich mich momentan im Kreis drehe!


    Grüßle
    Callisto

  • Bewertungskriteren zu entwickeln klappt am besten ex negativo. Arbeitsauftrag sollte sein: "Überlegt euch ein Corporate Design, an dem alles so schlecht und falsch ist, wie irgendwie möglich." Du wirst sehr einfallsreiche Ergebnisse bekommen. :) Daraus lässt sich dann recht einfach ein Kriterienkatalog ins Positive umwandeln.


    Nele

  • Hallo Nele :)


    das ist echt eine super Idee. Leider nicht wirklich 1 zu 1 umsetzbar, weil es sehr schwer ist ein CD zu entwickeln das so schlecht wie möglich ist, deshalb bin ich jetzt auf die Idee gekommen anstatt Bewertungskriterien Qualitätskriterien entwickeln zu lassen - d.h. was muss ein CD haben um so gut wie möglich zu sein. Was hältst du davon?


    Eine andere Möglichkeit wäre deinen Vorschlag aufzugreifen und den SuS ein super schlechtes Beispiel reinzureichen an dem sie die Qualitätskriterien heraus arbeiten sollen.


    Habe für diese Einheit leider nur 45 Minuten zur Verfügung. Die Klasse ist allerdings recht fit und ich denke dass das in 45 Minuten machbar ist, wenn ich ihnen genug unter die Arme greife und Impulse gebe.


    Viele Grüßle
    Callisto

  • Ich gestehe, dass ich das noch nie anders gemacht habe...
    Wie muss ein guter Text/summary/poem/Vortrag etc. gestaltet sein/aussehen? Daran kann man Kriterien entwickeln, anhand derer die Schüler ihre Produkte auch gegenseitig beurteilen/bewerten/Rückmeldung geben können.
    Vielleicht sehe ich das ganze gerade zu einfach, aber der Unterschied zwischen Qzualitäts- und Bewertungsmaßstäben ist für das, was du willst, m.M. nach unerheblich (denn du wirst ja wohl keine so detaillierte Bewertung wie z.B. bei einem Erwartungshorizont für eine Klausur o.ä. haben wollen). Es geht um ein paar Punkte, mit deren Hilfe man Produkte beurteilen bzw. eine fundierte, kriteriengestützte Rückmeldung geben kann (jenseits des "Ich fand's gut"-Einheitsbreis)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Hallo zusammen,


    der Vollständigkeit halber erzähl ich euch nun wie ich vorhabe die Unterrichtststunde zu gestalten :)


    Das mit dem ein schlechtes Corporate Design als Beispiel zu nehmen funktioniert nicht, da es entweder kein Corporate Design gibt oder es lückenhaft ist, aber schlecht sind sie alle nicht, das heißt im Sinne von unbrauchbar. Also fällt das als Aufhänger oder Objekt des Unterrichts aus.


    Ich habe mich nun für folgendes entschieden:


    Ich steige in die Stunde ein mit einem Thema aus ihrem Alltag (Lebensweltbezug): Handy-Kauf. Jeder der SuS hat mindestens eins, alle samt waren sie nicht günstig, d.h. jeder der SuS hat sich schon damit auseinander gesetzt warum er/sie ausgerechnet dieses Handy haben wollte.
    Als Impuls stehen wir alle um einen Tisch rum und die SuS sollen ihre Handys auf den Tisch legen. Dann greife ich eins raus, zeige darauf, frage wem das gehört und was ihm/ihr beim Kauf des Handies wichtig war. Wenn er/sie antwortet "weil es gut aussieht" notiere ich Aussehen auf einer Karte und lege sie auf dem Tisch dazu. Ich werde etwa vier Handy-Besitzern die gleiche Frage stellen und immer wenn etwas neues erwähnt wurde eine weitere Karte dazu legen. Das soll als Überleitung dienen zum Thema Kriterien entwickeln - wofür? und soll mich zum Thema Corporate Design hinführen, d.h. genau wie ihr beim Kauf eures Handys darauf geachtet habt, dass es bestimmte Kriterien die euch wichtig sind erfüllt, muss man sich am Anfang eines jeden Gestaltungsprozesses überlegen, was einem am wichtigsten ist - genauso auch beim Corporate Design.


    Dann verwende ich die Methode Think-Pair-Share, um den stilleren SuS die Möglichkeit zu geben auch am Ende etwas beizutragen und um einen größeren Ideenpool zu haben.
    Die SuS entwickeln so während der Stunde aus ihrem Erfahrungsschatz Kriterien, die sie für wichtig erachten. Diese Kriterien werden dann am Schluss an der Tafel gesammelt.
    Wichtig: es findet noch keine Bewertung der Kriterien statt. Jede Gruppe soll sich die Kriterien notieren und Aufgabe ist es bei der Gestaltung des Corporate Designs und beim Zwischenfeedback (in der Klasse [d.h. jeder stellt sein Zwischenergebnis vor und die Klasse gibt dann Feedback]) die erarbeiteten Kriterien auszuprobieren. In einer letzten Einheit danach werden dann die Kriterien überprüft, auf Anwendbarkeit, Sinn usw...eventuell können da Kriterien rausgeschmissen werden, weil nicht anwendbar und dafür andere neue Kriterien dazu kommen. Und erst danach hat die Klasse ihren Kriterienkatalog, den sie nutzen können um dem Projekt den Feinschliff zu geben.


    So, d.h. die Stunde endet mit dem Sammeln der Kriterien an der Tafel und dem Hinweis, dass die SuS genau darauf achten sollen diese bei ihrer Arbeit in den kommenden Wochen zu berücksichtigen.
    Was haltet ihr davon?


    Viele Grüßle
    Callisto

  • Nochmal ganz kurz, der Vollständigkeit halber:


    der UB hat total gut geklappt. Die SuS haben durch die Methode Think-Pair-Share richtig gut zusammen gearbeitet, hat perfekt zum Thema gepasst. Alles primal, bin total happy :)


    Wünsch euch erholsame Herbstferien!


    Achso!


    Und vielen vielen Dank für eure Ideen :)

Werbung