Hallo ihr Lieben, ich habe dieses Schuljahr das erste Mal eine 5. Klasse (Gym) und Fragen zur Aufsatzkorrektur. Streicht ihr JEDEN Fehler (R, Gr, Z,...) an? Verbessert ihr sie auch gleich am Rand? Oder lasst ihr das die S. in der Berichtigung selbst herausfinden? Wie sieht die Berichtigung aus, die ihr anfertigen lasst?
VG, mautz
Aufsatzkorrektur
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Hallo mautz,
ich denke, deine Frage kann man nicht allgemeingültig beantworten, das hängt vom Bundesland ab und auch davon, was es für Absprachen in deiner Schule in der Fachkonferenz Deutsch gibt.
Bei mir werden alle Fehler angestrichen und markiert mit der jeweiligen Art der Fehler (also R, Z, Gr, A usw.) Verbessert werden nur die schlimmsten Fehler, von denen ich weiß, dass die Kleinen die Verbesserung wirklich noch nicht können, z.B. schwierige Ausdrücke oder Rechtschreibungen.
Nach der Rausgabe müssen die Schüler die Arbeit nochmal abschreiben -mit einer Verbesserung der sprachlichen und inhaltlichen Fehler. Vorher stelle ich fest, ob es bei den Schülern ein Wörterbuch bzw. Rechtschreiblexikon gibt und wenn nicht, erkläre ich ihnen, wo sie eins ausleihen können (Schulbibliothek usw.) Die Schüler sind zwar nicht begeistert, aber das selbst raussuchen bringt wirklich was.
Liebe Grüße
Hermine -
Gibt es da nicht so etwas wie das Zürcher Textanalyseraster, das man zu Bewertung heranziehen kann?
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Zitat
Original von chrisy
Gibt es da nicht so etwas wie das Zürcher Textanalyseraster, das man zu Bewertung heranziehen kann?Das ersetzt nicht die rechtsgültigen Vorschriften der jeweiligen Prüfungsordnungen/Lehrpläne. Wie schon Hermine ganz richtig sagt, ohne Kenntnis des Bundeslandes gibt es keine Antwort.
Nele
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Hallo, ich habe doch nur gefragt wie ihr korrigiert. Aber hat sich jetzt eh erledigt. Habe die Aufsätze schon lange zurückgegeben. Danke trotzdem!
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Mich als fachfremd Deutsch Unterrichtende würde das - ganz allgemein, befreit von allen bundeslandspezifischen Vorschriften - auch mal interessieren.
Wie oft lest ihr einen Aufsatz?
Korrigiert ihr erst die Reschtschreibung, und dann erst den Inhalt?
Arbeitet ihr mit Bewertungsbögen?
Wie formuliert ihr Kommentare? Wie lang und genau sind diese?
Berichtigungen - im ganzen Text/selbstentdeckend/mit Korrekturvorschlägen des Lehrers/als Fehlerkartei/...?
und
und
und
...Deutschunterricht macht mir Spaß, aber mir graut es jedesmal vor den Aufsätzen, weil ich einfach nicht sicher bin, wie ich adäquat mit der Bewertung umgehen kann/soll und nicht weiß, wie ich es schaffen kann, dass die Schüler aus den Fehlern die sie im Aufsatz machen, auch wirklich etwas lernen.
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mittlerweile lese ich meist nur einmal, lediglich bei komplexeren themen so ab 10. klasse kann es zu zwei durchgängen kommen. oder wenn ich mir mit der notengebung nicht sicher bin.
ich korrigiere nur noch mit laptop daneben, habe pro schüler ein tabellarisches raster, das auf die jeweils aufsatzrelevanten bereiche eingeht (z.b. 1. inhalt, nochmals unterteilt in einleitung, hauptteil + schluss; 2. ausdrucksfähigkeit; 3. sprachrichtigkeit und orthographie).
während des lesens korrigiere ich beides, formales und inhaltliches. abschnittsweise tippe ich dann schon meinen kommentar (das geht für mich so viel schneller als wenn ich im nachhinein noch einmal meine gedanken sortieren müsste oder vorher handschriftliche notizen machen müsste).
handelt es sich um einen übungsaufsatz, formuliere ich dazu hinweise und gebe verbesserungstipps oder habe am ende noch die absätze "das hat schon gut geklappt" und "das musst du noch besser machen".
manchmal wende ich für übungsaufsätze aber auch korrekturbögen an, die ich jeweils entsprechend der anforderungen erstellt habe, im klassensatz kopiere und bei denen man nur ankreuzen muss (einleitung führt gut zum thema hin / enthält wesentliche vorinformationen / könnte genauer auf... eingehen / usw.). das geht zwar meist schneller, aber da ich einiges dann doch noch darunterschreibe, finde ich es umständlicher, weil ich mittlerweile vom schreiben mit stift schnell einen krampf im finger kriege, während das tippen schneller geht.
unterstufe dauert pro schüler etwa 20-30 minuten, oberstufe 1,5-2 stunden.
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Hallo liebe Kollegen,
das wär taumhaft, nur einmal den ganzen Sermon zu lesen. Mit Bewertungsraster darf ich leider nach Fachschaftsbeschluss nicht arbeiten, mache aber für die Notengebung eins und ich habe festgestellt, dass das super funktioniert. Und das geht so: Ich überlege mir für jeden Teil des Aufsatzes eine Gewichtung z.B. bei Erlebniserzählung in der 5. Klasse:
25% der Gesamtnote Sprachrichtigkeit, Ausdruck und Stil, Zeichensetzung,...
15 % Einleitung
20 % Hauptteil vor dem Höhepunkt
20 % Höhepunkt
15 % Schluss
3 % Überschrift
2% äußere FormDann geb ich auf jeden Teil eine Note und rechne das Endergebnis prozentual aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Vergleichbarkeit eher gegeben ist und man kann den Schülern schlechte Noten besser vermitteln. Damit umgeht man den ewigen Vorwurf, Aufsätze würden willkürlich benotet.
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Zitat
Original von Rivendell
25% der Gesamtnote Sprachrichtigkeit, Ausdruck und Stil, Zeichensetzung,...
15 % Einleitung
20 % Hauptteil vor dem Höhepunkt
20 % Höhepunkt
15 % Schluss
3 % Überschrift
2% äußere FormDann geb ich auf jeden Teil eine Note und rechne das Endergebnis prozentual aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Vergleichbarkeit eher gegeben ist und man kann den Schülern schlechte Noten besser vermitteln. Damit umgeht man den ewigen Vorwurf, Aufsätze würden willkürlich benotet.
Mal nix für ungut:
Aber die Einzelnoten gibst du doch auch "willkürlich" - oder übersehe ich da was? Nur durch die Tatsache, dass man mehr Einzelnoten gibt, wird doch die Gesamtnote nicht objektiver.
Und:
Ist es gerechtfertigt die Sprachrichtigkeit nur mit 25% zu gewichten? (kommt mir wenig vor, vor allem am Gym)
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Zitat
Original von HawkeyeNur durch die Tatsache, dass man mehr Einzelnoten gibt, wird doch die Gesamtnote nicht objektiver.
Prinzipiell stimme ich dir zu. Ich gebe auch nur eine Note
Aber ich kann mir vorstellen, dass die Transparenz, die Einsichtigkeit und die Akzeptanz der Note durch Einzelnoten steigt - wenn ich Schülern im Notenkommentar schildere, welche Fehler sie gemacht haben, um die Note zu begründen, kommt manchmal Gegrummel von wegen "Nur weil ich ... nicht habe, kriege ich eine..."
Die Fehler selbst sind für die Schüler nachvollziehbar, aber warum diese die Note ergeben, nicht.
Wenn aber jemand einen Schluss verhunzt und der Schluss zählt 15%, ist die Note eben 15% schlechter als wenn der Schluss sehr gut wäre.
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Schon klar - ich arbeite mit vier Bereichen - aber die Gesamtnote ist bei mir dennoch mehr als einfach nur die Summe der Einzelteile. Und da gehe ich ausnahmsweise konform mit dem KM.
heißt, wenn der Schluss verhunzt ist, kann ihm dennoch eine 1 geben.
Abgesehen davon: muss eine gute Erzählung denn einen Schluss haben? Oder einen Höhepunkt? Wieso nicht zwei? -
In der Zeit, in der ich die Prozente aus- und zusammenrechne, hab ich den ganzen Klassensatz ein drittes Mal durchgelesen...
Meine Korrekturweise ähnelt mehr der von Karla72, ich lese die Aufsätze durch und korrigiere Inhalt und Sprache. Beim zweiten Durchgang steht der Laptop daneben, da trage ich in einer Exceltabelle Bemerkungen zu Kategorien ein, die je nach Aufsatzart vorher von mir erarbeitet wurden (und auch in der Klasse geübt und besprochen!), beispielsweise vergebe ich bei den Unterstufenaufsätzen eine Kategorie "Spannung", die wäre bei einer Erörterung falsch. Die Bemerkungen helfen mir bei der Notenfindung und erleichtern das Verfassen der Schlussbemerkung enorm. Die sehr guten und guten Aufsätze lassen sich sehr leicht ausmachen, die werden aussortiert, so dass zum Schluss nur noch die Notenskala 3- 4 (4minus) übrig bleibt. Die lese ich ein letztes Mal durch und entscheide dann im Vergleich.
Liebe Grüße
Hermine -
hermine, ich bin da ganz bei dir. ich hab das einmal versucht mit mathematischer transparenz und saß dann stunden über den aufsätzen, weil das ganze gerechne mir willkürlicher vorkam als die aussage: dieser aufsatz wird mit 3 bewertet, weil... (liste von argumenten). eine kleine änderung in der gewichtung führte nämlich schnell zu ganz anderen ergebnissen.
für mich ist das scheinobjektivität. zweifelsfrei hat es für die schüler etwas unanfechtbareres, weil sie es gewohnt sind, punkte und prozente in noten umzurechnen. aber ich komme damit nicht zurecht. auch weiß ich wirklich nicht, mit welcher gewichtung ich die einzelnoten versehen sollte.
letztlich ist es auch so, dass ich beim lesen meist ein sehr klares gefühl habe. nur im 3er/4er bereich kann's schwierig werden, weil da wirklich subjektive dinge den ausschlag geben können. zum beispiel eine eher mäßige arbeit, die aber ein argument besonders gut herausarbeitet und überzeugend darlegt. das kann dann der ausschlag für "noch drei" sein. oder eine arbeit, die zwar zunächst ok wirkt, aber an jeder ecke lücken aufweist, ungenauigkeiten und sprachlich keinerlei präzision oder bemühen erkennen lässt und auch aktuell geübten stoff nicht umsetzt. das ist dann vielleicht "nicht mehr zufrieden stellend".
überhaupt helfen mir die zwar altertümlichen und natürlich auch irgendwo ungenauen formulierungen "sehr gut, gut, zufrieden stellend, ausreichend, mangelhaft" oft weiter. um die note zu begründen, achte ich dann darauf, dass das im worturteil entsprechend formuliert ist. wenn ich auf "viele mängel" hinweise und das mit entsprechenden textstellen belege, ist ein "mangelhaft" innerhalb meines bewertungssystems vielleicht eher nachvollziehbar und es trägt ein bisschen zur transparenz bei.
mir ist es im ref einmal passiert, dass ich eine 4 auf eine schulaufgabe gab mit relativ lapidaren pillepalle argumenten. prompt fragten die eltern nach und zweifelten die note an.
seitdem ist mir das nicht mehr passiert, weil ich wirklich versuche, den kommentar so zu formulieren, wie ich es auch im gespräch erklären würde, warum die arbeit die jeweilige note erhält.k.
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Zitat
Original von karla72
letztlich ist es auch so, dass ich beim lesen meist ein sehr klares gefühl habe. nur im 3er/4er bereich kann's schwierig werden, weil da wirklich subjektive dinge den ausschlag geben können.
k.
Hier noch mal ein wenig Senf...Meinen Referendaren oder Anfängern gebe ich hier häufig den Tipp, dass sie sich anfangs mal angewöhnen sollen, den Aufsatz einfach durchzulesen und sich spontan eine Note aufzuschreiben.
Dann im zweiten Durchgang korrigieren im eigentlichen Sinn, mit einzelnen Aspekten, Korrekturbögen oder was auch immer sie von den Seminarschulen anschleppen...
um dann am Ende mal die Fühlnote mit der ausgerechneten zu vergleichen. Mit der Zeit (recht schnell) werden beide Noten deckungsgleicher. Dann wird man entspannter.Und mit der Zeit werden auch die Verbalbeurteilungen flüssiger.
Und die Unterscheidung zwischen 3 und 4...ja, da mache ich es mir manchmal auch einfach: dieses Mal die 3, nächstes Mal die 4...angesichts der anderen Noten, die ich gebe, verschwimmt das eh.
Ansonsten korrigiere ich fast wie Hermine - allerdings gehe ich Aufsätze kaum mehr als einmal durch - Tabelle läuft nebenher, Bemerkung wird gleich getippt. Das kommt vor allem dem Schüler zugute, weil ich gemerkt habe, dass meine Aufsätze schlechter werden je öfter ich sie anschaue...:(
Zwei Anmerkungen noch:
- gefühlt denke ich immer, dass viele Einzelnoten meist zur Nivellierung führen (alles 3)
- einige Deutschlehrer neigen eher dazu, keine Extremnoten zu geben ("für ne 1 sind aber zu viele Rechtschreibfehler drin", "eine 6 kanns nicht sein, er hat ja was geschrieben"), das engt die Notenskala zusätzlich ein.
Grüße
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Ich lese einmal und korrigere dabei Rechtschreibung, etc.. Was direkt auffällt, wird am Laptop direkt in den Bewertungsbogen eingetragen. Für einezlene Bereiche lese ich dann ein zweites Mal quer, vergebe Punkte für diese Bereiche, die ich je nach Aufsatzart zuvor angepasst habe und errechne so meine Note.
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