GU läuft blöd...

  • Hallo ihr Lieben!
    Ich bin jetzt seit einem Jahr im Gemeinsamen Unterricht an Grundschulen, habe aber jetzt nach den Sommerferien eine Abordnung an eine Schule bekommen, an der ich mich absolut nicht wohl fühle. Ich habe das Gefühl, ich bin total unerwünscht und eigentlich soll ich immer nur die GU- Kinder holen und dann zusehen, dass ich mich in irgendeinen freien Raum verziehe um dort alleine mit dem Kind zu arbeiten. Das ist allerdings generell unerwünscht und eigentlich auch nicht Sinn und Zweck des GUs... Ist zumindest meine Meinung... Dass Einzelförderung gelegentlich auch gut und sinnvoll ist bestreite ich gar nicht, aber immer... Ich habe zwei Kinder an der Schule, eines mit Förderschwerpunkt Lernen, eines mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. ich bin insgesamt 6 Stunden an der Schule, sprich 3 Stunden pro Kind. Jetzt ist es so, dass ich gerne 2 Std pro Kind einzeln fördern würde, 1 Stunde aber im Klassenverband. Das ist ganz offenbar völlig unerwünscht. Heute hat mich eine Kollegin quasi aus der Klasse geworfen, das würde stören... und die Kinder hatten Kunst...
    Ich verstehe das nicht so wirklich, ich will doch den Kollegen nichts, aber meine Aufgabe ist doch vor allem, die Kinder zu integrieren und nicht, sie immer rauszuziehen... und das in Kunst, da können beide Kinder gut mitmachen und gleichzeitig gefördert werden (es hadelt sich um 2 verschiedene Klassen, aber die gleiche Kunstlehrerin, die Klassenlehrerin einer der Klassen ist)... Ich würde auch mit mehreren Kindern arbeiten, kein Problem. Aber ich bin ganz offensichtlich unerwünscht... Das hab ich so noch nicht erlebt und ich bin ratlos. Wie seht ihr als Grundschulkollegen die Sache? Habt ihr eine Idee, wie ich da die Wogen wieder glätten könnte und trotzdem meine Arbeit uch so machen kann, dass ich zufriede bin? Übersehe ich irgendetwas? ich freue mich über Anregungen und Tipps!
    Liebe Grüße,
    Ilse

  • Deine Idee, 4 Stunden einzeln zu fördern und eine Stunde "drin" zu bleiben klingt doch schon mal nicht schlecht. Darauf könnte man sich doch gut einigen, denke ich. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch immer gefrustet war, wenn die Förderschullehrer einfach "mit drin" saßen und ein Kind beim Bearbeiten von ABs oder was auch immer, was ich ja vorbereitete, unterstützte. Ich hatte dann immer die ganze Vorbereitung und die GU-Kraft kam entspannt mit in meinen Unterricht und schaute mir beim Unterrichten zu. Da war mein Hals ständig dick :o( Bei Erklär- oder Frontalphasen hatte ich dann im Grunde ein zusätzliches Kind da sitzen, was mich ständig ansah. So las ich mal ein Englischbuch vor, und die Förderschullehrerin setzte sich neben das GU-Kind und lauschte meinem Vorlesen. Frust hoch zehn. Dass man als Förderkraft auch im Klassenverband fördern möchte, find ich vollkommen akzeptabel. Würd mir sicher auch so gehen, aber meine Position war und ist immer, dass das Kind schon die übrigen 20 Stunden (oder wieviele auch immer) im Klassenverband sitzt und ein Förderlehrer die Stunden für eine Einzelförderung unbedingt nutzen sollte. Das Integrieren findet nicht in den 6 Stunde statt, in denen der Förderschulleher kommt, sondern in den übrigen 20 - glaube mir.
    Gruß, gluehwurm

  • Ich denke auch, dass das Kind in den restlichen 20 - 25 (?) Stunden pro Woche ausreichend integrativ innerhalb der Klasse unterrichtet wird und du deshalb in den 3 Stunden allein für dieses Kind da sein solltest, Probleme besprechen und Defizite verringern.


    Wenn es sich anbietet, kann mal eine Stunde in der Klasse besucht werden. Beispielsweise wenn das Kind soziale Schwierigkeiten hat und du es bei der Arbeit innerhalb einer Gruppe unterstützen sollst oder so.
    Aber gerade die Förderschwerpunkte geistige Entwicklung und Lernen verlangen doch sicher recht viel an Nachhol- und Vertiefungsübungen. Und die funktionieren einfach im Einzelunterricht besser.


    LG
    Sunny

  • Naja, einfach drinsitzen und als zusätzliches Kind fungieren war jetzt auch nicht unbedingt das, was ich vorhabe... Da kann ich schon verstehen, dass man gefrustet ist als Klassen- oder Fachlehrerin. Und natürlich ist mir klar, dass ein Großteil der integrativen Arbeit an euch hängen bleibt, da ist das System hier einfach nicht ausgereift und mehr schlecht als recht.
    Trotzdem denke ich, dass es absolut wichtig ist, das Kind auch im Klassenunterricht zu erleben und zu fördern (auch durch die Förderschulkräfte), vor allem deshalb, weil wir ausbildungsbedingt einen anderen Blick auf das Kind und seine Fähigkeiten und Schwächen haben. Und dann vielleicht auch Dinge sehen können, die den Umgang/Unterricht mit den Förderkindern auch für euch erleichtern. Und Nachholbedarf... mmm, ich weiß nicht, natürlich gibt es viele Bereiche in denen gerade die zieldifferenten Kinder nicht das Gleiche leisten können, wie die anderen Kinder. Trotzdem kann es nicht Aufgabe der Förderschullehrer sei, diese Defizite auszugleichen. Das kann und wird nicht funktionieren. Da muss man sich bewusst machen, dass die Kinder die Ziele in der für die anderen Kinder vorgegebenen Zeit nicht erreichen müssen, da gelten eben andere Lehrpläne und Richtlinien und eben individuelle Ziele. Und diese Ziele werden idealerweise zumidest mit allen Lehrern, die "am Kind beteiligt sind" besprochen. Das ist schwierig bis unmöglich, wenn eigentlich nur erwartet wird, dass man kommt und das Kind abnimmt und geht... und möglichst keinen Kotakt mit den anderen Kindern der Klasse hat...Und, so betont es das hiesige Schulamt auch gerne: Wir sind keine Nachhilfelehrer! Zudem ist es eben in den beiden Stunden, die ich gerne mit in die Klasse gehen würde so, dass die Kinder da Kunst haben. Stundenplantechnisch lässt sich das leider nicht ändern. Und gerade in Kunst finde ich es nicht gut, die Kinder regelmäßig rauszuholen. Das ist doch gerade eines der wenigen Fächer, in dem sie "normal" mitmachen können und in dem es zusätzlich noch viele kleine Möglichkeite gibt, sonderpädagogisch zu fördern. Und wie gesagt, gerne erkläre ich mich bereit, den Unterricht für die ganze Klasse zu planen oder für eine Teilgruppe oder, oder, oder...
    Ich bin außer an dieser Schule noch an zwei anderen Schule, an denen ich viel mehr das Gefühl habe, man steht hinter dem Gemeinsame Unterricht. Da ist es kein Problem, auch mal den Unterricht mit der ganzen Klasse zu machen, während sich vielleicht mal die Klassenlehrerin Zeit für das GU-Kind nimmt. Ich will ja gar nicht mit drin sitzen und als zusätzlicher Schüler teilnehmen...Und nerven will ich auch nicht und niemandem seine Kompetenz absprechen...Fachleiter bin ich auch nicht und die meisten Kollegen haben das Referendariat längst hinter sich, brauchen sich vor mir also nicht zu fürchten...
    Eigentlich müsste es doch mal ne Fortbildung für alle Beteiligten geben, damit man nicht immer so aneinander vorbeiredet...
    Merkt man eigentlich, dass ich ein wenig gefrustet bin? :rolleyes:

  • Ich kann Glühwurm gut verstehen und habe auch schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht. Eine wirkliche Zusammenarbeit in Form von Team teaching erfordert natürlich auch ein hohes Maß an Absprachen und gemeinsamer Planung.
    Bei uns steht auch demnächst wieder GU an und ich habe begonnen mir dazu Gedanken zu machen. Vorstellbar wäre für mich in den gemeinsamen Stunden sehr frei, also möglichst gar nicht frontal zu arbeiten. Ich arbeite nicht ständig frei, könnte aber meine freieren Arbeitsstunden in die GU Stunden legen. Die Gu Lehrerin könnte dann vielleicht auch eigene Übungseinheiten vorbereiten und diese mit mehreren Kindern durchführen.
    Sich so wenig willkommen zu fühlen, muss für Ilse doch fürchterlich sein. GU in der Form wie auch bei uns in NRW durchgeführt wird ist einfach unbefriedigend. Klar das niemand mit drei GU Stunden auskommt. Ich dachte allerdings bei GB hätte man etwas mehr Stunden.

  • Das Wort Team Teaching kenn ich. Habe es desöfteren von den Förderschullehrern gehört. Es wird halt problematisch, wenn grundsätzliche Unterrichtsprinzipien unterschiedlich aufgefasst und wahrgenommen werden. Das ständige Betreuen, was GU-Kinder öfter nötig haben, und worauf sie auch Anspruch haben, dass versucht man im Unterricht der Grundschule mit Regelschülern möglichst gering zu halten. Die Förderschullehrer, die bei mir "mit drin" waren, halfen desöfteren in Kleingruppenarbeiten, weil das eine Art des unterstützenden Unterrichtens für sie war. Für mich war deren Untericht aber Frontalunterricht in der Kleinguppe - und die Förderschullehrer bemerkten es nicht, weil es das für sie anscheinend nicht war. Sie wollten helfen und überall unterstützen - aber genau das ist es, was man bei den Regelschülern ja gerade abbauen will. Sie sollen nicht ewig Hilfen bekommen, wenn sie die einfordern, sondern selbst überlegen und einen eigenen Lösungeweg finden oder Klassenkameraden fragen... oder oder oder. Die Gespräche (ob zielführend oder eben nicht), die man mit GA in der Gruppe fördern will, zentrierten sich bei Anwesenheit des Förderschullehrer immer um diesen. Wenn ich GA mache, dann sitzt in den Gruppen natürlich kein Lehrer - sonst kann ich das auch lassen.
    Bei einer Arbeit in der Grundschule (ob Einzelarbeit, PA oder GA) hat seit den Bildungsstandards die Kompetenzoriertierung einen hohen Stellenwert. Dass die Arbeit positiv zuende geführt wird, ist zwar wichtig und wünschendwert, aber nicht mehr unabdinglich übergeordnet. Ein Teamteaching, das darauf ausgerichtet ist, dass nun zwei statt ein Lehrer zum Helfen und Unterstützen für die Kinderchen da sind, ist zwar nett, führt aber nicht zu den kompetenzorierntierten Zielen, die Regelschüler heutzutage erreichen sollten. Daher geht es oft nicht konform. Hm, ich hoffe, ich konnte die Problematik einigermaßen verständlich darstellen.

  • Hallo Gluehwurm und vielen Dank für deine Antwort!
    Eigentlich, so habe ich zumindest das Gefühl, sind wir ja gar nicht soweit auseinander mit unserer Einstellung... Für mich persönlich ist es auch immer sehr wichtig, dass meine GU-Schüler lernen, möglichst selbständig klarzukommen... Ich lege viel Wert darauf, den Kindern Aufgabenstellungen, Methoden und Arbeitsweisen nahe zu bringen, mit denen sie eben möglichst ohne Unterstützung zurechtkommen. Kompetenzorientierung ist auch in der sonderpädagogischen Förderung ein Kernpunkt. Und Unterstützen und helfen ist zwar ab und an auch von Nöten, aber ja eigentlich keine sonderpädagogische Förderung und im Prinzip doch eher die Aufgabe einer Integrationskraft als die Aufgabe der Förderschullehrer.
    Frontalunterricht mit einer Kleingruppe ist auch für mich keine Gruppenarbeit...

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