"Aber ich hab doch gar nichts gemacht!"

  • Salut!


    Ich habe in meinem Französischkurs (Gym, Klasse 7) ein riesiges Problem mit dem Satz "Ich hab doch gar nichts getan!":
    Weise ich ein Kind darauf hin, dass es geredet hat, antwortet es mir so. Weise ich einen Schüler darauf hin, dass er gerade beim Test vom Nachbarn abschreibt, darauf hin, antwortet er mir so. Spricht jemand laut bei einem Test oder zieht währenddessen Grimassen, antwortet er so.


    Zudem musste ich bei der Testkorrektur feststellen, dass ein paar Schülerinnen ihre Zettel (A-/B-Gruppe) vertauscht haben, so dass nebeneinander sitzende Schülerinnen den gleichen Testbogen hatten. (Ich kopiere die Zettel so, dass ich einen gemischten Stapel erhalte, und so teile ich die Zettel auch aus, da passiert es nicht zufällig, dass zweimal A nebeneinander sitzt) Ich werde in der nächsten Stunde garantiert zu hören bekommen "Aber wir haben doch gar nichts getan!"


    Habt ihr Tipps für mich, wie ich mit den Schülern über ihre "Taten" reden sollte und dabei lange Diskussionen darüber, ob sie nun nichts oder etwas getan haben vermeiden kann?


    À+

  • Ich führe dann gerne eine Strichliste an der Tafel.
    Wenn ein Schüler behauptet, er habe nichts getan, achte ich die weitere Stunde auf ihn. Dreht er sich um, spricht er, lacht er... weise ich ihn darauf hin und mache einen Strich!
    So halte ich ihm vor Augen, dass er ständig stört! (Nachteil ist sicher, dass das für manch' Halunken dann zum Wettbewerb wird - ist also sicher vom Typ abhängig)


    Am besten würde man ja eine Polaroid-Kamera benutzen. So könnte man Bilder der "Untaten" sammeln...

  • Zitat

    "Aber ich hab doch gar nichts gemacht!"


    Antwort: "Eben!"
    Entsprechende Note vergeben oder so und fertig.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Zitat

    Original von Friesin
    beziehst du deine Frage hauptsächlich auf Testsituationen ?


    Nicht ausschließlich, nur heute ist es mir wegen des Tests besonders aufgefallen. Aber auch im normalen Unterrichtsgeschehen höre ich "den" Satz oft.


    Es folgt dann eine Diskussion der Form "Aber Frau A., ich hab ehrlich nichts getan. Ich hab mich doch nur umgedreht. Dafür können Sie mir doch nicht einfach eine schlechte Note geben. Sie sind voll ungerecht. Außerdem quatschen doch andere noch viel häufiger als ich!"


    Ich finde die Strichliste gut. Vor allem wenn der Schüler behauptet, andere würden noch mehr stören. Dann kann ich gut vergleichen. Weitere Tipps nehme ich aber auch weiterhin gerne an.


    À+

  • Die Aussage: "Andere haben aber auch..." ist halt einfach kein Argument.
    Ist die gleiche Situation wie Geschwindigkeitskontrollen. Es fahren ständig Menschen zu schnell. Wenn ich dann geblitzt werde, darf ich mich aber nicht auf die berufen, die dann nicht geblitzt wurden!


    Zur Strichliste: Die ist mit Vorsicht zu genießen. Gerade in der Mittelstufe ist es halt auch eine Trophäe für die Jungs, wenn sie den Unterricht gestört haben. Wenn Du merken solltest, dass es in diese Richtung geht, musst Du aus der Nummer wieder irgendwie rauskommen :tongue:

  • Ich lasse mich auf derartige Diskussionen gar nicht ein. Und mache das auch recht deutlich. "Darüber diskutiere ich nicht!" im entsprechenden Tonfall. Für den Test hätte ich 6en wegen Betrugsversuchs vergeben. Ich lass mich doch nicht ver.....!

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.

    • Offizieller Beitrag

    Oja, das ist auch einer meiner Lieblingssätze, gleich nach: "Der hat aber auch.. Meist kläre ich gleich bei meinen Fünftklässlern oder am ersten Tag bei den Regeln, dass ich nichts so hasse wie Feigheit und Unehrlichkeit und dass ich solche Untaten sehr streng bestrafe.
    Folglich gucke ich solche Kandidaten böse an und sage: "Wir sprechen am Ende der Stunde drüber." Dann kommt meist dieses Spiel:
    Der Schüler: "Aber ich hab doch....!"
    Ich: "Denk mal genau drüber nach, vielleicht fällt es dir doch noch ein."
    Er: "Nein, ich hab nicht..."
    Ich: "Denk mal genauer drüber nach,vorher lasse ich dich nicht gehen."
    Das hilft relativ oft.
    Bei "Der hat aber auch..." sag ich immer: "Wenn ich geblitzt werde und den Strafzettel kassiere, interessiert die Polizei auch nicht, ob der vor mir nicht auch zu schnell war- ich muss trotzdem zahlen!"


    Liebe Grüße
    Hermine

  • In Klasse 7 fangen die lieben Süßen an zu pubertieren und testen, was so alles geht. Diskutiert wird bei mir gar nicht, klare Ansagen helfen da. Ich nehme auch gern unvermittelt SuS dran, die grad quatschen, dann wird auch deutlich, dass sie nicht aufpassen.


    Den Test würde ich (weil du keinen Beweis hast) einfach nochmal schreiben lassen, unangekündigt. Und dabei dann die Gruppen A und B vertauschen und vorher deutlich machen, dass das die Reaktion auf das Tauschen der Blätter ist.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Hi,


    mein Tip: Ich sage den Schülern VOR jeder Arbeit und vor jedem Test: "Ihr dürft nicht nur nicht reden, sondern es darf für mich nichtmal der Eindruck entstehen, dass jemand Kontaktaufnahme versucht. Sagt also bitte auch nichts wie Mist oder Verflixt."
    Hilft ganz gut.


    Allerdings habe ich insgesamt noch nicht so ganz das Gleichgewicht gefunden zwischen Strenge einerseits und angstfreier, angenehmer Lernatmosphäre andererseits. Ich sage mir manchmal, dass das wichtigste "Ordnung" ist und dass die Schüler schon merken, dass ich es gut mit ihnen meine. Das stimmt ja auch.
    ... Aber manchmal werde ich dann doch als ein bisschen schroff empfunden, was ich eigentlich vermeiden möchte. Immerhin habe ich zwei Fächer, in den ich die Schüler bei der Stange halten muss, sonst wählen sie die Alternative WuN bzw. verlieren die Lust am Frz-Lernen und wählen das Fach nach der 10. Klasse ab.


    Hamlikar

  • Ich würde das einfach mal ansprechen und sagen, dass ich den Satz "Ich habe
    doch gar nichts getan" nicht leiden kann und zukünftig 50 Cent dafür einfordern werde oder dass derjenige einen 1seitigen Aufsatz schreiben muss o. ä. Lass dich nicht von denen über den Tisch ziehen, das sind nur Machtspiele.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Zitat

    Original von Sonnenkönigin
    Ich würde das einfach mal ansprechen und sagen, dass ich den Satz "Ich habe
    doch gar nichts getan" nicht leiden kann und zukünftig 50 Cent dafür einfordern werde oder dass derjenige einen 1seitigen Aufsatz schreiben muss o. ä. Lass dich nicht von denen über den Tisch ziehen, das sind nur Machtspiele.


    Gerade das Einkassieren von Geld finde ich problematisch. Was machst du, wenn der Schüler das Geld nicht bezahlen will oder kann? Wir sind keine Ordnungshüter, die für Verfehlungen ein Ordnungsgeld einfordern dürfen.
    Ich denke, es reicht, wenn man deutlich sagt, dass man diesen Spruch nicht mehr hören will und künftig auf diesen nicht mehr reagieren wird. Natürlich muss man das auch konsequent durchziehen. Insgesamt hat das den gleichen Effekt, ohne den Schüler gleich entsprechend zu bestrafen, weil er diesen einen Satz gesagt hat.


    Sarek

  • Zitat

    Original von Avantasia
    Salut!


    Ich habe in meinem Französischkurs (Gym, Klasse 7) ein riesiges Problem mit dem Satz "Ich hab doch gar nichts getan!":
    Weise ich ein Kind darauf hin, dass es geredet hat, antwortet es mir so. Weise ich einen Schüler darauf hin, dass er gerade beim Test vom Nachbarn abschreibt, darauf hin, antwortet er mir so. Spricht jemand laut bei einem Test oder zieht währenddessen Grimassen, antwortet er so.


    Klasse 7 ist - egal in welcher Schulart auch immer - "speziell".
    Da toben die Hormone im Höhepunkt der Pubertät.


    Was hilft sind nur klare Ansagen, klare Regeln und konsequente Konsequenzen - und das gewisse Maß an "Auge-zudrücken" und Gewähren-lassen. Diese Balance muss man finden.
    Kollegen in Klasse 7 sind nie zu beneiden. Die leisten Wegbegleitung an der Belastungsgrenze.


    Zitat

    Zudem musste ich bei der Testkorrektur feststellen, dass ein paar Schülerinnen ihre Zettel (A-/B-Gruppe) vertauscht haben, so dass nebeneinander sitzende Schülerinnen den gleichen Testbogen hatten. (Ich kopiere die Zettel so, dass ich einen gemischten Stapel erhalte, und so teile ich die Zettel auch aus, da passiert es nicht zufällig, dass zweimal A nebeneinander sitzt) Ich werde in der nächsten Stunde garantiert zu hören bekommen "Aber wir haben doch gar nichts getan!"


    Habt ihr Tipps für mich, wie ich mit den Schülern über ihre "Taten" reden sollte und dabei lange Diskussionen darüber, ob sie nun nichts oder etwas getan haben vermeiden kann?


    À+


    Mach einen Sitzplan und teile deine A-B-Tests genau nach Sitzplan aus oder schreib' bereits vor dem Austeilen die Namen auf die Blätter. Dann kannst du feststellen, wer getauscht hat - bzw. machst es unmöglich. Einmal wegen Betrug die 6 vergeben(wie die am Schluss gewertet wird ist deine Entscheidung) und für den Rest des Schuljahres sind die Regeln geklärt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Die Testbögen für A und B Gruppe kannst du auch auf verschiedenfarbigem Papier kopieren, dann siehst du sofort, ob Schlaumeier getauscht haben.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Danke für die vielen Antworten!


    Ich bin gerade dabei, das Problem zu lösen, indem ich bei diesem Satz erstmal auf Durchzug schalte und am Ende der Stunde eine Notiz an die Eltern ins Mitteilungsheft schreibe. Vom Klassenlehrer werde ich darin auch unterstützt, da die Schüler seiner Meinung nach nicht ohne sind. ;)


    Ich habe mich entschlossen, den Vokabeltest ohne weiteren Kommentar zurückzugeben, weil ich den Schülern einfach nichts nachweisen kann. Gut war er für die trotzdem nicht ausgefallen...


    Maria Leticia: Deinen Tipp mit dem verschiedenfarbigen Papier finde ich großartig, den werde ich für den Test am Mittwoch ausprobieren! Mit der Ankündigung, dass zwei gleiche Farben nebeneinander für beide (!) Schüler zu einer 6 führen, da ich ja darauf geachtet habe, dass keine zwei gleichen Farben nebeneinander liegen.


    À+

  • Hallo!
    Mein Mann ist zur Zeit im Referendariat und hat in seiner 8. Klasse (die er auch in der 7. schon hatte, also kennt er seine "Pappenheimer" sehr gut...) mal Folgendes gemacht. Anstelle von 2 Gruppen gab es 4. Es handelte sich um einen Physik-Test mit einigen Rechnungen und einem Wahr-Falsch-Ankreuz-Teil.
    Ziemlich zu Ende des Tests fragte dann ein Schüler, ob es Gruppen gab und mein Mann erklärte, dass es gleich 4 davon gab... Da haben "einige" sehr gestaunt.
    Seit dem ist auch das Abschreiben besser geworden. Für jede Arbeit wäre das natürlich zu viel Aufwand, aber hin und wieder ist das vielleicht nicht schlecht.
    Findet ihr das verwerflich, die Schüler so an der Nase herumzuführen? Schließlich werden ja nur die hereingelegt, die auch vorhatten, abzuschreiben.
    Gruß,
    A.

  • Also, ich möchte die Diskussion nicht in eine andere Richtung lenken; aber was mir jetzt nach dem Beitrag von Apfelsinensaft zum zweiten Mal in dieser Diskussion auffällt und das ich jetzt doch mal äußere, ist das Folgende:


    Wenn die Schüler meinen, schummeln zu können, sehe ich als Lehrer mich durchaus in der Lage und auch im Recht, diese Schüler zu bestrafen. Es ist doch nicht meine Aufgabe, mir kreative Verfahren dazu auszudenken, die Schüler auszutricksen und somit am Abschreiben zu hindern?!
    Sie sollen nicht abschreiben, und wenn ich das mit eher einfachen Mitteln (A/B-Zetteln) allein nicht vermeiden könnte, würde ich schlicht und einfach zusätzlich einen Sitzplan machen - und gut is. Ohnehin: Wenn man einmal ein Exempel statuiert hat (Test/Arbeit des Abschreibers abnehmen + Note 6), wirkt das meist schon. Ist natürlich hart für denjenigen, den es trifft, aber auch der hätte ja nicht abschreiben müssen. Sein Pech.


    Jedenfalls ist mir die Zeit zu schade, mir den Kopf zu zerbrechen über solche Fragen ... Auch das mit den verschiedenfarbigen Zetteln - die Idee ist grundsätzlich ja vielleicht ganz gut, aber man muss diese Blätter ja auch extra besorgen und in seinem Ordnungssystem zu Hause mit vielen anderen Sachen einordnen, und so.


    Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde diesen Thread gut und folge ihm mit Interesse; vielleicht entlastet es aber den einen oder anderen Leser ein bisschen, zu wissen, dass manche Kollegen sich da nicht unter "Kreativ-Zugzwang" setzen lassen.


    Hamilkar

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