sehr unruhige Klasse

  • Hallo,


    nun sind ja die ersten drei Schulwochen um. Ich habe in meiner KLasse (1/2) überdurchschnittlich viele verhaltensauffällige Kinder. Viele, die sich nicht konzentrieren können, ständig stören. Dies tun sie jedoch nicht böswillig (Schüler mögen mich und zeigen sich in Einzelgesprächen immer einsichtig) aber einige sind halt immer unruhig (fallen im Sitzkreis um weil sie nicht sitzen können, fangen an sich zu kabbeln oder zu plappern...) Auch unser Sonderpädagoge meinte, dass sehr viele schwierige (Konzentrationsstörungen) Kinder in der KLasse sind und es so kaum gehen kann. Die Klasse wurde völlig neu zusammengesetzt, d.h. die Schüler kannten weder mich noch sich untereinander.
    Ich möchte positiv verstärken und habe eine Sternchenliste (man bekommt täglich einen Stern, wenn man nicht mehr als zweimal ermahnt wird ins HA-Heft; Eltern sind informiert). Es gibt aber trotzdem Kinder, die keinen Stern bekommen und trotzdem immer wieder gegen Regeln verstoßen. Aus dem Sitzkreis nehmen hilft nicht, weil sie dann vom Platz aus weiter stören. Freundlich (liegt mir mehr) hilft ebenso kurz wie ein "Brüller". Vor die Tür stellen: andere Lehrer beschweren sich weil der Schüler draußen Quatsch macht.
    Nun meine Frage: welche Sanktionen habt ihr in einem solchen Fall in dieser Altersstufe? Ich möchte ungern ständig ins HA-Heft Negativeinträge vornehmen. Was macht ihr?
    Wäre für Tipps dankbar.

  • Hallo,
    bei uns gibt es einen einheitlichen "Maßnahmenkatalog", den wir im Kollegium für solche Fälle erstellt haben. Eigentlich machen wir das Gleiche wie du, aber da diese Sanktionen überall und bei allen Lehrern gleich sind, kommen sie noch mehr an.
    Ich würde übrigens ruhig auch mal einen Störenfried zur Schulleitung schicken. Bei uns ist das dann so, dass die fragt, was vorgefallen ist, der Sch erklären muss und oft auch anschließend im Büro der Schulleitung weiterarbeiten muss. Das nehmen die Sch sehr ernst.
    Ansonsten gibt es wohl kein Patentrezept. Das wäre ja auch zu schön.
    Alema

  • Zitat

    Original von kneipentour
    Ich möchte positiv verstärken und habe eine Sternchenliste (man bekommt täglich einen Stern, wenn man nicht mehr als zweimal ermahnt wird ins HA-Heft


    Wie machst du das konkret?
    Sehen die Kinder wie viele Ermahnungen sie schon haben?
    Wird das irgendwo notiert?


    Was passiert mit den Sterchen?
    Bekommen sie da eine Belohnung für eine bestimmte Anzahl?

  • Beim ersten Regelverstoß schreibe ich den Namen an die Tafel und sage es dem Kind. Dann ein Strich dazu, beim dritten Mal der zweite Strich= kein Sternchen an diesem Tag. Freitags kommt ein Stempel mit der Anzahl der Sternchen ins HA-Heft.

  • Ich hol den Thread mal wieder hoch.


    Dieses Mal hat es mich mit einer sehr unruhigen ersten Klasse erwischt, in der ein par verhaltensauffällige Kinder drin sind. Zum Teil sind diese auch sehr schnell aggressiv.
    Im Moment ist es so, dass die Klasse gut auf meine Ruhesignale reagiert, aber jedoch nur kurz still bleibt. Der Lärmpegel wird durch zwei, drei Störer gleich wieder hoch gepusht.
    Heute habe ich schon einen Jungen an einen Einzeltisch gesetzt, aber da hätte ich eigentlich noch mehr Kandidaten. 8)


    Ich möchte jetzt ein Belohnungssystem oder ähnliches einführen, da ich merke, dass es ohne nicht funktioniert.
    Erste Überlegung wäre rote und gelbe Karte, aber eigentlich bin gar kein Fan davon.


    Bei meiner letzten Klasse habe ich tischweise Sterne verteilt, doch mit dieser Klasse möchte ich nicht die Tische gesamt belohnen, sondern jeden Einzelnen.
    Zweite Überlegung wäre, Kinder sammeln die Woche über Sterne.
    Frage aber: Was gibt es dann am Ende der Woche als Belohnung? HA-Gutschein oder was aus der Schatzkiste finde ich nicht gut.
    Zweifel hab ich eher, dass das Belohnungssystem bei den Härtefällen nicht fruchtet.
    Was mache ich da? Sterne wegnehmen?


    Wäre dankbar für eure Ideen, denn im Moment bin ich nicht so glücklich mit der Situation.


    LG Tiggy

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Ich habe auch eine sehr "lebhafte" aber insgesamt gutwillige und motivierte erste Klasse. Zur Zeit versuche ich es auf die positive Art. Ich habe jeden Tag kurz vor Ende der Schulzeit eine kleine Überraschung versprochen, z.B. ein Spiel, ein Bewegungslied, eine Geschichte... . An dieser "Aktivität können Kinder die im Laufe des Vormitags drei Ermahnungen bekommen haben nicht teilnehmen. Die Namen und Striche stehen an der Tafel. Zur Zeit zeigt diese Methode sehr gute Wirkung. Den Kindern ist es wirklich wichtig, mitmachen zu dürfen. Außerdem belohne ich damit die vielen Schüler die sich schon so toll an die Regeln halten.

  • Ich erkundige mich bei den Eltern, was sie bislang getan haben, um ihr Kind zu beruhigen, was sie tun, um ihrem Kind beizubringen, sich selbst zu beruhigen. Ich empfehle Eltern von solchen Kindern, ihr Kind bei einem Yoga-Kurs für Kinder anzumelden.


    Kurzum: Ohne die Eltern wirst du das Kind nicht "ummodeln" können. Diese Kinder schaffen es aber, die ganze Klasse in ihrem Sinne zu beeinflussen. Deshalb hole die Eltern ins Boot.

  • Ich staune doch, dass doch einige hier von so unruhigen ersten berichten. Ich unterrichte jetzt nur Kunst und hab auch dieses Gefühl von, man sind die unruhig ... Ist das insgesamt in den letzten zwei Jahren häufiger gworden? Wird unsere ganze Gesellschaft immer hibbeliger? Wunderlich wärs wohl nicht?
    Welches Empfinden habt ihr?

  • Ich habe jetzt zum dritten Mal (seit 2001) eine erste Klasse und nie kam es mir so schlimm (ja, ich sage bewusst schlimm vor) wie bei diesem Mal.

  • In meiner neuen 3. sieht's ähnlich aus:
    Ein Mädchen rennt ständig durch die Klasse (man möchte sie wirklich festbinden...), ein paar Jungs haben akute Konzentrationss-Probleme, ein Kind lebt scheinbar in seiner eigenen Welt, ein weiteres kann anscheinend gar nicht in normaler Lautstärke kommunizieren, zwei Jungs kabbeln sich dauernd, wenn ich nicht hinsehe, mehrere Kinder sind extrem leicht ablenkbar, schaffen eigentlich kaum etwas. Und so geht das weiter. Zur Zeit führe ich mit den betreffenden Eltern Gespräche. Teilweise sind diese sehr zugänglich, teilweise sieht man aber das Problem nicht. O-Ton: "Aber zuhause ist sie/er doch gar nicht so!" :rolleyes:
    Bei mir gibt's auch ein Sternchensystem (Name + 2 Striche an der Tafel = kein Sternchen). Man kann da Computerzeit, Hausaufgabengutscheine oder mal 5min mehr Hofpause ergattern. Zudem gehe ich ganz streng bei Störern vor. Verpasste Aufgaben müssen nach Schulschluss nachgearbeitet werden - das OK der Eltern hab ich. Schlimme Störer müssen zur Schulleitung oder dürfen dann eben bei "schönen" Dingen nicht mitmachen. Momentan sieht man klitzekleine Erfolge, aber an einigen Tage hab ich das Gefühl, dass es nichts bringt. Mal schaun, ob ich die noch hinbekomme :D

    Einmal editiert, zuletzt von Siobhan ()

  • Ich hab auch immer hin und her überlegt mit Rückmeldesysteme bei den Kleinen.
    Bei den Sternen fand ich es immer schwierig, die dann bei negativem Verhalten wieder wegzunehmen. Habs gemacht ein Jahr lang, fands aber blöd. Zum einen wird dann ja ein Erfolg aus einem ganz anderen Bereich evtl. wieder nunichte gemacht (nicht der Erfolg, aber die Belohnung dafür).


    Dieses Jahr habe ich rote, gelbe und grüne Karten.
    So hab schließ ich positive und negative Rückmeldung nicht gegenseitig aus, also sie heben sich halt ned aus.


    Die Karten liegen als reale Karten ca. 10 Minuten auf dem Tisch.
    Außerdem trag ich sie in einen großen Plan ein.


    10 grüne Karten = Schatzkiste, HA-Gutschein oder Spiel wünschen
    10 gelbe Karten = eine schriftliche Extra-Übung


    wenn eine gelbe Karte auf dem Tisch liegt und während dieser Zeit noch mal was ist, wird rot drauß. Bei rot gibts sofort, also bei jeder roten Karte was zum schreiben (hatten wir aber noch keine einzige dieses Schuljahr :) )

    Bei der Erziehung muß man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein. (Friedrich Fröbel)

  • Hab jetzt hier noch ein paar Threads gefunden über Regelsysteme.


    Ich möchte eigentlich vom Belohnungssystem nicht ganz wegkommen.
    Was haltet ihr davon: Die Kinder können Sterne sammeln. Für eine bestimmte Anzahl gibts dann eine Belohnung (Frage ist nur was?).


    Oder die Ampelvariation: Wäscheklammern mit den Namen der Kinder; morgens auf grün, bei Verstoß auf gelb, dann auf rot. Wer nicht auf rot kommt, bekommt einen Stern, Sticker, Stempel... Bei gewisser Anzahl eine Belohnung.


    Was hört sich besser an? Tendiere im Moment eher zu der Ampel. Aber was mache ich mit den Kindern, die auf rot kommen? Nur mal eine Mitteilung an die Eltern? Weiß nicht, ob das ausreicht.

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Ich würde bei der Ampel nur bei grün belohnen...

    Bei der Erziehung muß man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein. (Friedrich Fröbel)

  • @Tiggy: Also ich mache es zur Zeit in meiner 2. Klasse so: Ich habe ein Ampelsystem. Wer am Ende des Tages auf grün ist, bekommt einen Sternstempel. Wer 10 Sterne gesammelt hat, bekommt einen goldenen Sternaufkleber. Für eine gewissen Anzahl an goldenen Sternen können die Kinder diese eintauschen, z.B. gegen einen Spielegutschein (für Sport), Aufkleber oder sonstige Kleinigkeiten.
    Wer am Ende des Tages auf gelb geblieben ist geht leer aus, kann sich aber am nächsten Tag anstrengen. Wer auf rot gelandet ist bekommt eine Strafarbeit.
    Allerdings mache ich es so, dass Kinder, die auf gelb oder rot sind während des Tages wieder Richtung grün wandern können wenn sie sich besser verhalten. Funktioniert soweit gut.

  • Ich finde interessant, dass ihr belohnt! :) Ich habe zeitweise auch darüber nachgedacht und habe mich dafür entschieden, es nicht zu tun. Belohnungen gibt es nur für das gesamte Klassenteam (Ausflug, gemeinsam backen oder Spielestunden) und generell keine Sticker, Lollys o.ä.! Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass die Kids das nicht brauchen... zumindest die, die ich bislang unterrichtet habe. Ich unterrichte zwar noch nicht lange, aber naja! Meine Erfahrung ist, dass Schüler viel mehr davon profitieren, wenn man ihnen in einem Einzelgespräch mal eine Rückmeldung gibt und ihnen ganz klar sagt, was sie toll gemacht haben! Ach und nach jeder Stunde gebe ich den Schülern allgemein, aber jedem einzelnen, kurz eine Rückmeldung.


    Bei mir an der Schule herrscht das Trainingsraum- Konzept... sprich an meiner rechten Außentafel hängen 3 große Karten mit Smileys und Namensschildern mit den Aufschriften "Du verhälst dich gut", "Erste Verwarnung" und "1. Mal Fragenkatalog"! Die Namensschilder rutschen entsprechend dann nach unten, wobei die nach einem Unterrichtsblock oder Lehrerwechsel wieder zurückgeschoben werden. Ich habe zudem auf der linken Außentafel eine Karte mit "Mein Verhalten ist super". Ich weiß nicht warum, aber diese Seite der Tafel scheint magische Anziehungskräfte zu haben und die Schüler wollen unbedingt da aufgeschrieben werden. Bei mir können die Schüler von der "schlechten" Seite auch auf die "gute" Seite wandern und umgekehrt.


    Zudem kann ich nur empfehlen, den Kids mal zwei unterschiedliche Stunden "vorzuführen". Meine Klassen haben extrem Grenzen ausgetestet, es flogen Scheren und Stifte, Stühle wurden weggezogen, von Konzentrationsproblemen und Hyperaktivität und zig anderen Problemchen mal abgesehen. Ich hab meinen Schülern ganz klar gesagt, dass wenn sie sich so verhalten ich keinen Unterricht machen kann und der nachgesessen werden muss von den Schülern, die Mist machen (großes Staunen war die Reaktion). Das schreibe ich auch an die Tafel. Des Weiteren habe ich ihnen gesagt, dass ich keine Lust habe schönen Unterricht vorzubereiten, wenn ich ihn gar nicht halten kann. Dann wird strikt nach Lehrplan unterrichtet und z.B. stumpfsinnig abgeschrieben, darüber gesprochen und fertig... kein Spiel, nix Schönes! In jeder Klasse habe ich eine Doppelstunde genutzt, eine "Horror- Stunde" zu haben und dann eine, die wirklich Spaß macht! Mit der Frage wofür sie sich entscheiden (hehe was für eine Frage :) ) läuft es seitdem fast reibungslos! Klar gibt es mal schlechte Tage, nicht immer klappt es, weil meine Schüler sonst sicherlich nicht an einer Förderschule wären, aber es funzt! :) Vielleicht könnt ihr damit was anfangen!?


    Ach und einen bewegungsfreudigen Schüler hab ich auch (naja nicht nur einen). Aber da herrscht die Absprache, dass er mir ein Zeichen gibt, wenn es ganz schlimm wird. Er geht dann raus, düst 3 Runden über den Schulhof und kommt wieder rein. Für einige Schüler habe ich Knautschbälle, die ab und zu rausgeholt werden und wenn Schüler X sich gar nicht halten kann, sitzt er halt neben mir am Lehrerpult. Klappt auch super und oh wunder er ist ruhig, weil er scheinbar die Nähe zu jemandem braucht!


    Ich wünsche euch viel Glück! Lieben Gruß Mo

  • Das Smiley- Rennen ist auch sehr schön :)

  • freckle: Haben deine Kinder aber jeden Tag eine neue Chance? Also wer montags auf rot war, kann sich am Dienstag wieder anstrengen?


    Und die Kinder, die fast jeden Tag auf rot sind, bekommen auch da immer eine Strafarbeit?

    Verstehen kann man das Leben nur rückwärts,
    leben muss man es vorwärts. (Sören Kierkegaard)

  • Die Kinder sind jeden morgen wieder auf grün. Da sie während des Tages von rot auch wieder auf gelb wandern können wenn sie sich benehmen, kam es noch nicht vor, dass ein und dasselbe Kind ständig auf rot ist. Falls das aber doch vorkommt wäre wohl eher ein Elterngespräch angedacht. Die Kinder sind i.d.R. aber sehr darauf bedacht auf grün zu bleiben.

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