NS- Zeit: Vorlesebuch in der GS gesucht

1. offizieller Beitrag

    Eigentlich hatte ich ja an den letzten Teil von Kordons Triologie gedacht (Der erste Frühling), evtl. etwas altersangemessener und auch zum selber Lesen wäre Anne Frank.
    Daher vielleicht geeigneter?


    Habt ihr Erfahrungen oder Ideen, welche Bücher zum Thema sich für eine Klasse 4 als Vorlesebuch eignen?


    LG


    vanana

    evtl. "der junge im gestreiften pyjama" von john boyne, wobei das buch bei amazon mit einer altersangabe ab 12 angegeben wird...vielleicht noch etwas früh für die vierte klasse?

    Wir hatten im Rahmen des Themas "Deutschland" auch über die NS Vergangenheit gesprochen und die Kinder fanden das sehr interessant und haben sich dann auch noch weiter informiert.


    Es gab da eine Geschichte im JOJO Lesebuch 4 über zwei Mädchen, eine jüdisches und ein deutsches Mädchen. Sie sind gute Freundinnen, die Freundschaft wird aber im Lauf der Geschichte zerstört, zum Schluss ist das jüdische Mädchen verschwunden.
    Die Geschichte stammt aus einem Buch, dass man aber leider nur noch zu sehr teuren Preisen über Antiquariate beziehen kann. Aber im JOJO Handbuch waren auch gute Anregungen drin. Wir haben dann einen Brief an das jüdische Mädchen geschrieben aus Sicht der Freundin, die sich bei ihr entschuldigt.


    Elisabeth Reuter: Judith und Lisa


    Man kann nicht pauschal sagen, dass man das Thema in der GS behandeln soll oder nicht, aber wenn es angebracht ist, kann man das meiner Anischt nach auf jeden Fall tun.
    LG
    Pet

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

    Das Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist meiner Meinung nach definitiv nicht für Viertklässler geeignet. Ich habe es selbst gelesen und es ist keine leichte Kost, vor allem wenn die Kinder da kein oder wenig Vorwissen haben.

    Zitat

    Original von neleabels
    Muss man wirklich Kinder der 4. Klasse mit dem 3. Reich behelligen? Warum bloß?


    Nele


    Man behelligt sie nicht, sondern läßt sie nur nicht mit ihrem Halbwissen als unreife Kinder stehen.


    Nachdem wir uns eine ganzes Semester mit diesem Thema und auch der Literatur beschäftigt haben würde ich persönlich zu "Papa Weidt" oder "Otto" raten.


    "Judith und Lisa" gehört genau wie "damals war es Friedrich" aus sachunterrichtsdidaktischer Sicht zu den umstrittenen Büchern, einfach weil zeitliche Abfolgen nicht stimmen, Bildquellen, typische Namen usw. ohne Erklärung für die Kinder verwendet werden. Dafür braucht man viel Insiderwissen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde mich Nele aber anschließen.
    In der Grundschule muss bestimmt nicht alles "heile Welt" sein. Und im Rahmen der Nationalhymnen haben wir im 4. Schuljahr auch schon einmal kurz die NS-Zeit angesprochen.


    Aber ... ich weiß, dass die Schüler mit fortschreitendem Alter immer genervter von dem Thema NS-Zeit sind, weil sie es ständig zu hören bekommen.
    Ich würde es als "komplettes" Thema in der Grundschule in Deutsch oder so nicht behandeln. Es wäre eh, bei allen Bemühungen, auch nicht mehr als ein "Halbwissen".


    Vanana Da deine Frage beantwortet wurde, habe ich mal den "Faden" aufgegriffen, auch wenn die Diskussion sich jetzt evtl. von deiner Intention entfernt. Ich hoffe, dass ist okay.


    kl. gr. Frosch

    Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Ich würde es als "komplettes" Thema in der Grundschule in Deutsch oder so nicht behandeln. Es wäre eh, bei allen Bemühungen, auch nicht mehr als ein "Halbwissen".


    Mal davon abgesehen, dass für mich das Thema nicht in den Deutsch- sondenr in den Sachunterricht gehört, warum bliebe es "Halbwissen"?

    • Offizieller Beitrag

    Susannea: ich schrieb ja auch nicht, dass es im Deutschunterricht behandelt wird, sondern im "Deutschunterricht und so". Sprich: auch in weiteren Fächern.


    Und "Halbwissen": ich möchte derzeit bezweifeln, dass man die gesamten Hintergründe der Nazizeit und des 2. Weltkriegs mit allen Facetten und allen Bereichen in die Grundschule herunterbrechen könnte. Die didaktische Reduktion möchte ich sehen. ;) Daher Halbwissen, da die Kinder gar nicht die ganze Situation erfassen können.


    kl. gr. Frosch

    @kleiner_gruener_Frosch: Wie gesagt macht das ebenmit den Fäcehr, wie ich nun weiß didktisch einen riesigen UNterschied, gerade auch bei der Literaturauswahl, welches Fach und welcher Blickwinkel.


    UNd ich bin mir inzwischen auch sicher, dass man alles runterbrechen kann, inklusive Holocaust. Aber gut, das ist meine Meinung und die hat ein Semester mit allem was dazugehört gebraucht um dieses Wissen zu haben.

    Zitat

    Original von sunshine_lady
    Das Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist meiner Meinung nach definitiv nicht für Viertklässler geeignet. Ich habe es selbst gelesen und es ist keine leichte Kost, vor allem wenn die Kinder da kein oder wenig Vorwissen haben.


    Das sehe ich genauso!

    Zitat

    Original von kleiner gruener frosch
    Susannea: ich schrieb ja auch nicht, dass es im Deutschunterricht behandelt wird, sondern im "Deutschunterricht und so". Sprich: auch in weiteren Fächern.


    Und "Halbwissen": ich möchte derzeit bezweifeln, dass man die gesamten Hintergründe der Nazizeit und des 2. Weltkriegs mit allen Facetten und allen Bereichen in die Grundschule herunterbrechen könnte. Die didaktische Reduktion möchte ich sehen. ;) Daher Halbwissen, da die Kinder gar nicht die ganze Situation erfassen können.


    kl. gr. Frosch


    Sorry, aber: Was haben wir Erwachsenen, das komplette Wissen?! Können wir die ganze Situation erfassen?


    Ich finde es auch wichtig, das Thema aufzugreifen, vor allem, wenn ich jetzt schon Beschimpfungen von 6 bis 10jährigen höre, die genau dieses Nichtwissen offenbaren!

    Einmal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

    Wenn du das Thema gerne machen möchtest, finde ich folgendes Buch"Der überaus starke Willibald", in dem eine Maus die Hauptrolle übernimmt sehr gut!
    Das Buch bringt m.E. das Thema sehr kindgerecht und nachvollziehbar rüber.
    http://www.medienwerkstatt-onl…agen/showcard.php?id=1375
    http://www.medienwerkstatt-onl…owcard.php?id=1389&edit=0

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von ritterin_rost ()

    Ich habe das Thema "Krieg - Frieden" vor vielen Jahren als 2. Staatsarbeit behandelt. Damals habe ich zur Grundlage der Reihe ein Bilderbuch genommen und die einzelnen Einheiten (Lieder, Alltag früher, Schule früher, 2. Weltkrieg, Zeitleiste, Bastelarbeiten ... ich müsste nachsehen was noch alles) an den Erzählungen im Buch festgemacht. Das Buch "Franz im Apfelbaum" von Ursula Kirchberg finde ich nach wie vor toll und setze es noch immer gerne im Rahmen "Früher - Heute" ein. In dem Buch berichten Großvater und Mutter dem Sohn/Enkel von ihrer Kindheit. Das Thema 2. Weltkrieg ist eingebettet in die Zeit und in diese Familiengeschichte.

    "Erikas Geschichte" kann ich empfehlen.
    Ein sehr kurzes, aber eindringliches Bilderbuch, zum Vorlesen und darüber sprechen.
    Ich habe es sowohl hier zu Hause mit meinen Töchtern gelesen, als auch bereits in einem vierten Schuljahr, in dem bestimmte Fragestellungen auftauchten.
    Das Bilderbuch der Anne Frank ist auch sehr geeignet.


    Viele Grüße
    strubbelsuse

    Ich begreife es echt nicht X(
    Es gibt genug Themen.


    Kinder in der GS müssen definitiv nichts über den Holocaust wissen.


    Das haut 8 bis 10 Klässler aus den Socken (Mädchen weinen z.T.).
    Ich finde in der 4. Klasse darf man noch eine halbwegs heile Welt haben.


    Zum Thema Anne Frank, das lesen wir in 9 und 10 zum Thema Geschichte in Personen.


    Mach doch lieber etwas zum Thema Toleranz.

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.


    Wenn Kinder Fragen stellen, haben Sie ein Recht auf Antworten.
    Meine eigenen Töchter haben noch Urgroßeltern, die ihnen lebhaft aus dieser Zeit berichten.
    Natürlich könnte ich nun meinen Töchter den Umgang mit den Urgroßeltern verbieten oder aber den Urgroßeltern verbieten, aus der damaligen Zeit zu berichten.......


    ?(


    Zu Anne Frank gibt es ein wunderbares Bilderbuch, die Zielgruppe sind Kinder im Grundschulalter.


    Es geht nicht darum, das Thema vertiefend als Stoff zu behandeln, sondern erste Fragen kindgerecht und sachgerecht zu beantworten.


    Ich halte nichts davon, Kindern auf ihre berechtigten Fragen zu antworten:
    "Da bist du noch zu jung für!"

    Das sollst du auch gar nicht, aber man muss denke ich auch keine ganze U-Einheit dazu machen, oder ein Buch lesen.


    Nunja, jeder wie er mag.

    They'll never know the lovely dance,
    Can never feel the touch of night,
    For tame birds sing a song
    Of freedom while the wild birds fly.

    Also, um einen kleinen Einblick ins ´Warum´ zu schaffen, Ende letzten SJ gab es in meiner sehr kleinen Lerngruppe 2 Kinder, die ich beide im Klassenzimmer den Gruß zeigen sah und von denen der eine glaubte zu wissen, dass in Echt gar kein Jude vergast worden sei. Das hatte er so gehört, meinte er vorsichtig auf mein Nachfragen.


    Die Kinder sind 9 Jahre alt und ich denke, diesen einen kleinen Teil der NS-Zeit bereits jetzt herauszugreifen und so ihr Wissen zu vertiefen/zu berichtigen ist dringend notwendig!


    Mit Fakten will ich ihnen in dem Alter nicht kommen, daher das Vorlesen/sprechen/sicheinfühlen.


    Eine heile Welt gibt es nicht. Erst recht nicht, wenn man Lügen einfach stehen lässt, um (andere) Kinder zu schützen, wo sie längst gefährdet sind.


    Aber das ist off topic - auf jeden Fall danke für die Anregungen, meine Buchhändlerin freut sich;-)


    strubbelsuse: Leider ist das Buch vergriffen/ keine Neuauflage in Deutsch :( Du hast nicht zufällig vor, deines zu veräußern? :wink2:
    Bis denn


    vanana

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