Umgang mit lauter Klasse

  • Ich habe eine neue 11 bekommen, FHS, kommen fast alle von der Realschule, wollen Fachabi im Bereich Soziales machen.


    Das Problem: Sehr bunter Haufen, viele sehr selbstbewusste (dreiste) Schüler, viel Unruhe, Kichern, Papierkügelchen werfen, etc.
    Das Schuljahr ist kaum 2 Wochen alt und schon ist die anfängliche Ehrfurcht vor der neuen Schule und den neuen Lehrern gewichen:-)
    Als Klassenlehrer kommt ja auch jeder Kollege auf einen zu und eschwert sich über die Klasse - als wären es meine eigenen Kinder:-)


    Tatsache ist: Ich möchte JETZT eingreifen und auch hart durchgreifen.


    Ich habe mit der Klasse drüber gesprochen, als ich eine Methode (Sozialform: Gruppenarbeit) reflektiert habe.
    Klare Ansage von mir war, dass es in der Klasse zu laut ist.
    Ankündigung: Bei wiederholtem Quatschen von Einzelpersonen/ Papierkügelchen werfen: 5 Minuten vor die Tür.


    Ich bin pädagogisch in der Klasse gefordert und das bleibt mir meistens in diesem Bildungsgang erspart, die 12-er sind alle prima und häufig die 11-er auch.
    Seufz.


    Was für Ordnungsmaßnahmen würdet ihr mir empfehlen?
    Es gibt da ja viele alberne Sachen...

    • Offizieller Beitrag

    Meiner Erfahrung nach müssen Ordnungsmaßnahmen gezielt auf die Klasse zugeschnitten sein.
    Vor vier Jahren hatte ich auch mal so eine Elf: Überwiegend Jungs, null Leistungsbereitschaft, blöde Sprüche, ebenfalls Papierkügelchen werfen. Eigentlich waren sie aber ganz nett.
    Meine Maßnahmen (vorher angekündigt):
    - Bei Papierkügelchen werfen ist der erste dran, den ich erwische und der darf dann nachmittags das Klassenzimmer sauber machen. Nein, die Putzfrauen sind nur dazu da, um den normalen Dreck wegzumachen. Papierkügelchen gehören nicht dazu.
    -Bewährt, geht aber nicht in jeder Klasse: Den Unterricht unterbrechen, erklären, dass man eigentlich hier ist, damit der Haufen das Fachabi bekommt, man aber unter diesen Umständen den Unterricht nicht weiter halten kann.
    Die lautesten Schwätzer (zumindest bei uns darf man keine ganze Klasse bestrafen) zur Nacharbeit nachmittags einbestellen.
    Hawkeye hat da auch mal eine ganz gute Liste mit Ordnungsmaßnahmen erstellt. (Finde ich nur leider gerade nicht)
    Sich mit den Kollegen mal zusammensetzen und klar machen, dass es nicht deine, sondern e u r e Schüler sind und gemeinsam eine Linie festgelegen, an die sich dann auch gehalten wird.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Hallo Micky,
    bei mir hat die (ironischerweise) "vorgezogene Pause" geholfen. Das heisst nichts anderes als:
    ich schreibe den Begriff an ("ey, wasn das" "cool" "geil" "korrekt"...) und erkläre dann sehr ruhig und unberührt: "wenn Sie jetzt eine Pause zum Quatschen(Papierkugeln werfen etc) brauchen, soll mir das recht sein. Nur werden Sie verstehen, dass wir diese Zeit dann hinten dran hängen und Sie später in die Pause kommen." Und dann schreibe ich stoisch die Minuten an, die sie schon verbraucht haben, und stehe da ganz entspannt, bis ich weitermachen kann. Ich drohe nicht, ich schimpfe nicht....


    Ja, ich weiss, nix Neues, nix wirklich Oberstufenmäßiges, aber wer sich wie ein Kind benimmt, der ist meistens auch mit den Kinder-Methoden zu kriegen. Und da ich mich so gar nicht mehr aufrege, ist das natürlich auch nicht mehr interessant. Es hat wirklich innerhalb von 2 Stunden funktioniert und ein paar Kollegen haben diese Methode übernommen....


    Vielleicht auch was für Dich? (Diskussionen über dieses Thema bringen erfahrungsgemäß nicht viel.....)


    Viele Grüße
    anglophil

  • Da erinnere ich mich mit Vergnügen an meinen Job als Musiklehrer an der FOS. Die Stelle war jahrelang unbesetzt, es "fand sich niemand". Da ich damals noch "nur Volksschullehrer" war, fragen mich die Kollegen: "Haben Sie überhaupt die Facultas?" Mein Latein reichte, es zu verstehen.
    Der Musiklehrplan bestand damals in einer Stoffsammlung von einer halben A-5-Seite; es gab ein interessantes neues Musikbuch.
    Mitten im Schuljahr wurde der Stundenplan umgestellt; nun hatten meine 11. und 12.Klässler einen zusätzlichen Nachmittag wegen Musik. Die Folge: Sie streikten bei mir. Eine sehr interessante Situation. Es stellte sich schnell heraus, dass die 18 - 20jährigen sich nicht wesentlich von meinen Viertklässlern unterschieden. Kaum einer konnte bewusst mit sich selbst und seinen Kräften und Talenten umgehen.
    Damals war ich noch ziemlich am Anfang mit der Entwicklung der neuen Ich-kann-Schule; dennoch: von dem, was ich hier gelesen habe, ist mir nichts in den Sinn gekommen.
    Wenn meine Schüler schon nicht mit ihren Talenten umgehen können, dann sollte ich das als Lehrer nicht noch überbieten. Was sind denn die Hauptfehler, die Schüler mit ihren Talenten machen?
    Einer ist, dass sie - wie sie das von den Pädagogen gelernt haben - a) sich entweder selbst unter DRUCK setzen oder b) dass sie, wenn sie genug davon zhaben, einfach den DRUCK weg- und sich selber gehenlassen. Sie kennen nur Druck und kein Druck. Damit jedoch kann man keine Lebensprobleme lösen.
    Druck komprimiert die Probleme; das ist das Gegenteil von Lösung. Wenn man nicht mehr drücken kann, gehen sie a) wieder auseinander und b) wachsen sie exakt um die Energie, die man hineingedrückt hat. Drum warne ich vor Druck als Lösungsmittel. Spätestens wenn man erschöpft opder überdrüssig ist, muss man loslassen; davon werden die Kräfte aber auch nicht gesteuert. Dafür dass man sie zuerst unterdrückt hat, revanchieren sie sich nun, indem sie mit einem machen, was sie wollen.
    Die Ich-kann-Schule nutzt SOG als echtes LÖSUNGSmittel. Sog löst, richtet auf, macht wachsen und kann die Kräfte punktgenau lenken. Es ist bezeichnend, dass wir dank Pädagogik nicht wissen, was SOG ist und wie man ihn nutzt. Dabei ist es kinderleicht. Man muss z.B. nur auf die realen Bedürfnisse der Betroffenen achten, dann erkennt man die daraus resultierende SOGwirkung und kann sie nutzen. Und wenn der Betroffene selbst sich nicht darum kümmert, dann ist er dem sorgfältigen beobachter geradezu ausgeliefert. Die Ich-kann-Schule sagt das so: "Wenn ich mit deinen Kräften BESSER umgehe als Du, mögen sie mich und folgen mir lieber als Dir."
    Wenn ich untersuche, warum und wo Lehrer scheitern, dann behandeln sie dabei stets die Kräfte ihrer Schüler mindestens genauso schlecht, meist aber noch viel schlechter als die Schüler selbst. Würden sie etwas für jemand tun, wenn er sie so behandelte???
    Wie behandelt man die Kräfte eines Menschen GUT? Als erstes darf man nicht schlecht von ihnen denken. Seine Gedanken strahlt man nämlich aus, und Strahlen wirken sehr viel tiefer und intensiver IN die Person hinein als Worte. Man tut also gut daran, seine Wirkung als Sender zu beachten und das zu denken und auszustrahlen, was man als Ergebnis haben will.
    Es bedarf keiner großen Anstrengung zu echter Problemlösung aber sehr viel Soprgfalt, Achtsamkeit und Präzision im Umgang mit der Gabe, die der Mensch dafür hat: GEIST.
    Guten Erfolg also, er ist möglich!
    Franz Josef Neffe

  • Zitat

    Original von Franz-Josef-Neffe
    Seine Gedanken strahlt man nämlich aus, und Strahlen wirken sehr viel tiefer und intensiver IN die Person hinein als Worte.


    "Ausstrahlung"? Ja, klar wirkt Autorität dadurch.


    Aber wer die Begriffe "ausstrahlen" und physikalische "Strahlen" derartig durcheinanderwirft, den kann ich irgendwie nicht ganz ernst nehmen und stell' ihn erst mal in die "Eso-Ecke".

    • Offizieller Beitrag

    Also, nach ´n paar Bier "strahl" ich auch so ;)

  • Naja, wenn man nichts anderes zustande bringt, als "in "Eso-Ecken" stellen" und "nicht ganz ernst nehmen" und Bierwitze machen und dergleichen, dann finde ich es doch ganz ok, dass jeder seine Probleme hat und nicht die des anderen. Möge es so bleiben!
    Franz Josef Neffe

    • Offizieller Beitrag

    Amen.

  • Zitat

    Original von Franz-Josef-Neffe
    Naja, wenn man nichts anderes zustande bringt, als "in "Eso-Ecken" stellen" und "nicht ganz ernst nehmen"....


    Nee, FJN, jetzt machst Du es Dir mMn ein bisschen zu leicht - ich hätte schon gern gewusst, ob diese "Strahlen-Sache" nur ein verbaler Ausrutscher war oder ob Du das ernst meinst.
    Falls Du das nämlich tust, kann ich Dich wirklich (wenigstens zum Thema) nicht ernst nehmen - dieser verschwurbelte "Strahlen-" Begriff ist nämlich ein Kennzeichen der Esoteriker - und die nehme ich nicht ernst.


    Zum Thema:
    An Deiner These, dass Aggression leicht wieder Gegenaggression erzeugt (wenn ich das mal salopp so zusammenfassen darf), ist ja sicher was dran; aber ein Abdriften in "für mich nicht ernstzunehmende Bereiche" würde verhindern, dass zumindest ich Dein Posting ernsthaft überdenke.

  • Warum sollte ich mir´s schwer machen?
    Schwer machen tät ich´s höchstens dem einen oder anderen von Euch, wenn ich Euer Schüler wär - und das (das Schwermachen) mit Vergnügen. Welche Bereiche wer ernst nimmt, interessiert mich allenfalls, wenns dafür einen sachlichen Grund gibt. Und wenn jemand extra wegen mir nicht denkt - nun ja, es ist nicht mein Geist, der sich das gefallen lassen muss.
    Vielleicht reden wir einfach dann weiter, wenn ich mal wenigstens ein, zwei konkrete Problemlösungen berichtet sehe. Ich wünsche guten Erfolg dazu!
    Franz Josef Neffe

  • Also ich bräuchte jetzt mal ein Beispiel oder irgendwie was konkretes, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie ich SOG erzeugen kann. Was kann ich konkret tun, sagen, etc. Das fehlt total in deinem Post, Franz. Und deshalb sind deine Ausführungen für mich erstmal unbrauchbar.

  • Zitat

    Original von Franz-Josef-Neffe
    Welche Bereiche wer ernst nimmt, interessiert mich allenfalls, wenns dafür einen sachlichen Grund gibt.


    Natürlich gibt es den - genau darum geht's mir ja:
    Dieses esoterische "Strahlen-Geschwurbel" ist sachlich reiner Quatsch.
    Und wenn Du auf dieser Linie liegst, sind Aussagen von Dir für mich einfach irrelevant - schade vielleicht. (Ich hatte versucht, es höflicher auszudrücken, aber Du hast Deinerseits nur mit Unhöflichkeiten geantwortet und anscheinend auch überhaupt nicht verstanden, was ich gemeint habe....)


    Für mich ist das dann auch das Ende einer Diskussion zwischen uns beiden, denn wenn diese "Strahlen-Sache" nicht genauso gemeint war, wie ich es beim ersten Mal verstanden habe, hättest Du es wohl längst richtiggestellt.


    Nachtrag: Ich habe etwas auf Deiner Webseite herumgelesen und festgestellt, dass eine Diskussion zwischen uns wirklich absolut sinnlos wäre:
    Du benutzt ständig rein sprachliche Sachverhalte als Begründungen und Erklärungen - diese Art von "scheinbarer (Sprach-)Logik" widerspricht jedem wissenschaftlichen Denken - hier werden Sprache und Logik miteinander verwechselt, das ist "Rattenfängerei".

  • (O.k., ich versuch mal eine Antwort zum Thema : )
    11. Klasse, die sind 16 und älter, und sie sind freiwillig da, um Fachabitur zu machen (davon kann man vielleicht ausgehen... ;)).


    Könnte man eventuell gleich zu Anfang sondieren, wievielen Schülern daran gelegen ist, im Unterricht etwas mitzubekommen, so dass ihnen eine gewisse Disziplin entgegenkäme? Das sind meist mehr Schüler, als man so meint, da solche im Durchschnitt ja weniger auffällig sind und eine Menge davon dann doch auch erst später zu "Lautstärke-Mitläufern" mutieren....


    Ergibt sich eine gewisse Mehrheit, die "theoretisch arbeitswillig" ist, könnte man gewisse Regeln von Anfang an in Form einer Übereinkunft vereinbaren, statt sie "von oben" zu erlassen.... Konsequenzen bei Regelverstößen (die es natürlich geben wird und muss, dies ist nicht Utopia) zeigen sich dann in einem völlig anderen Licht....


    Mir ist klar, dass das so eine Art "Idealfall" ist, aber vielleicht klappt das bei einer neuen Klasse ja zumindest ansatzweise??

  • Danke für eure (größtenteils produktiven) Antworten:-)
    Es stimmt schon - ich muss mich immer wieder am Riemen reißen, das Verhalten der Schüler nicht in Bezug zu ihnen als Mensch zu setzen.
    Ich weiß nichts über deren Leben, aber ich arbeite einige Stunden pro Woche mit ihnen zusammen und wenn sie sich derart verhalten, ist das für mich ein Gegeneinander.


    Klare Regeln und konsequentes Durchgreifen sind für mich unverzichtbar - was ein Glück, dass ich mich mit den Lerntheorien auskenne:-)


    Ich denke, es ist auch wichtig, das immer wieder mit der Klasse und den Kollegen zu thematisieren. Unsere Referendarin geht da unter!


    Ich werde meine Maßnahme mit der Klasse besprechen, wenn sie denn zum Einsatz kommen.


    Den Tipp mit dem Klassendienst finde ich prima - ich habe das letzte Stunde verkündet und die Einzelstunde ist gut gelaufen.
    Dann möchte ich 2 Quatsch-Jungs erst mal verwarnen (sitzen gaaaanz hinten) und wenn es schlimmer wird, setze ich sie nach vorne.


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mühe und Einfühlungsvermögen zwar harte Arbeit sind, sich aber lohnen. So wird die Arbeitsatmosphäre besser und einzelne Schüler erscheinen einem in einem anderen Licht.
    Meine Schüler sind größtenteils auch noch minderjährig - ich mache geeeeerne Termine mit Eltern!

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