NRW: wird Deutsch durch die Themen des Zentralabis unattraktiv?

  • Ich weiß nicht, wie es an anderen Schulen ist, aber an meiner Schule wird Deutsch zunehmend weniger als LK gewählt. Als einen möglichen Faktor dafür sehe ich die Vorgaben des Zentralabiturs. Ich finde die vorgegebenen Lektüren im Rahmen des Zentralabiturs als in weiten Teilen für unsere Schüler nicht besonders attraktiv, viele Lektüren erreichen m.E. die Schüler nicht bzw. entfachen in den Lehrern auch nicht unbedingt das 'Feuer', das man bräuchte.
    Ein weiteres Problem sehe ich in der relativen Unberechenbarkeit der Erwartungen im Abitur. Ich finde es immer wieder 'spannend', welche Texte ausgewählt werden bzw. noch 'spannender' ist es, welche Erwartungen da in die Bögen hingepflanzt werden.


    Wie seht ihr das? Ist bei euch Deutsch weiterhin ungebrochen gern gewählt? Wie empfindet ihr die Bedingungen im Fach Deutsch?

  • Natürlich hat das Zentralabitur genau diese Schattenseiten. Eigene Schwerpunke sind oft schwierig.
    In Geschichte konnte man mal Extrapunkte dafür geben, wenn die SuS den roten Faden eines Textes erkannt haben- da der Text aber in gekürzter Form vorlag und dieser rote Faden praktisch herausgekürzt wurde, war dies dann fast ein Ding der Unmöglichkeit.


    Bei uns wird der Deutsch-LK dennoch nicht weniger gewählt. Weil viele eben auch der Meinung sind, dass man in Deutsch "ja immer irgendwas schreiben kann und ne 4 eh locker drin ist" (Zitat eines LK-Schülers). Das Motto ist also "Schreiben nach dem Schrotflinten-Prinzip"; die richtigen und guten Inhalte dürfen die Lehrer dann heraussuchen.


    Eine starke Tendenz bei uns ist aber dahingehend zu beobachten, dass immer weniger naturwissenschaftliche Fächer als Drittfach im Abi gewählt werden. Da sollen ja die Anforderungen angeblich fast so hoch sein wie die LK-Anforderungen.

  • Bei uns an der Schule gibt es immer mehr Schüler, die den LK wählen, was aber meiner Meinung nach mit dem verringerten Wahlmöglichkeiten am FG zusammen hängt. Ich persönlich finde das ZA sehr schwierig und gerade die Überraschungen, was denn nun an Aufgaben auftaucht, sind echte Klopper manchmal! 8o
    Die Lektüren, die uns vorgegeben sind, hätte ich in den seltensten Fällen ausgewählt und auch die Schwerpunkte sind dermaßen schwammig, dass ich auch nach dem "Schrotflinten-Prinzip" arbeiten muss. Ich sage das meinen Schülern auch, was jedesmal für große Unsicherheit sorgt. Nun geht hier in Nds. das Pferd ja schon wieder rückwärts: wir bekommen statt der Vorgaben für 3 Semester nur noch für 2 Semester gesagt, was wir machen müssen! Trotzdem wird es nichts besser. Die Korrekturen der Abi-Klausuren sind manchmal reines Rätselraten, was denn wohl im Erwartungshorizont gemeint sein könnte und das ist für mich sehr unbefriedigend! X(

  • Da hast du unbedingt recht! Ich halte mich dann strinkt an mein Prinzip "Im Zweifel für den Angeklagten": Was mir schwammig erscheint versuche ich dann so auszulegen, dass ich den SuS möglichst viele Punkte geben kann. Denn für sie ist es ja wirklich verunsichernd. Und wenn ich so an meine Abi-Klausuren denke, wäre es für mich der Horror gewesen, so schwammige Punkte zum Lernen zu haben.

  • Also ich habe letztes Jahr Abi gemacht. Auch im Deutsch-LK. Dabei muss ich sagen, dass mir die Aufgaben sehr einfach vorkamen. Ich stand immer so 2/2- in Deutsch, mein Lehrer hat recht hohe Anforderungen gestellt. In der Abi-Klausur fand ich dann alle Aufgaben relativ einfach. Ich habe das Gedicht analysiert und musste dank der 15 Punkte dann in die Abweichprüfung. Also ich fand die Klausuren ganz okay, auch wenn die Bücher, die wir lesen mussten, nicht so wirklich toll waren.

  • Die Erwartungshorizonte verwundern mich dennoch im Abitur bisher immer. Überbepunktete Aspekte usw.


    Ich empfinde die Lektüreauswahl als ziemlich blöd. Schlagt mich, aber ... mit "Tauben im Gras" werde ich z.B. nicht warm. Das Buch würde ich als Privatmensch ganz flott wieder weglegen.

  • Zitat

    Original von Nuffi
    Die Korrekturen der Abi-Klausuren sind manchmal reines Rätselraten, was denn wohl im Erwartungshorizont gemeint sein könnte und das ist für mich sehr unbefriedigend! X(


    Sei doch froh drum - das Zauberwort heißt "Ermessensspielraum"! Wenn man aus dem Erwartungshorizont herauslesen kann, was man will, dann liest du eben heraus, was du willst. Da kann ich nun wirklich nichts schlechtes dran entdecken. :)


    Nele

  • Zitat

    Original von neleabels


    Sei doch froh drum - das Zauberwort heißt "Ermessensspielraum"! Wenn man aus dem Erwartungshorizont herauslesen kann, was man will, dann liest du eben heraus, was du willst. Da kann ich nun wirklich nichts schlechtes dran entdecken. :)


    Nele


    Genau das wird aber zum Problem, wenn man noch einen Zweikorrektor hat ;)

  • Zitat

    Original von Nuffi


    Genau das wird aber zum Problem, wenn man noch einen Zweikorrektor hat ;)


    Aber das macht doch nichts! Es steht nirgendwo geschrieben, dass man sich mit seinem Zweitkorrektor auf eine gemeinsame Linie einigen muss. In NRW werden die Bewertungen arithmetisch verrechnet und bei zu großem Unterschied ein Drittkorrekter herangezogen. Wenn das so ist, dann ist das eben so - wo ist das Problem?


    Als Lehrer sollte man sich schnell angewöhnen, sich auf seine eigene fachwissenschaftliche Einschätzung zu verlassen und die auch selbstbewusst nach außen hin zu vertreten. Dafür haben wir schließlich jahrelang studiert. Dafür muss man sich natürlich auch angewöhnen mutig zu sein und nicht immer nach Anweisungen zu fragen...


    Nele

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