Horror vor einer lieben achten Klasse

  • Das Schuljahr hat noch noch nicht mal angefangen und irgendwie graut mir schon davor.
    Hab eine achte Klasse in einem G-Kurs Englisch bekommen, wo nichts möglich ist. Hatte diese Klasse schon mal in der 6.Sie wurde dann von der Schulleitung übernommen und diese sagte mir gestern, dass sie sie nur auf den 'Brustwarzen' durchgeschoben hat, also unter äußerster Anstrengung.
    Die Schüler lernen nicht für Vokabeltests, machen keine Schularbeiten, bereiten sich nicht auf Arbeiten vor und produzieren jede Menge Chaos.
    Wie geht ihr mit solchen Herausforderungen um? Ich unterrichte an einer HAUPTSCHULE und nicht am Gymnasium!
    Der gegenwärtige Tenor ist, die Schüler irgendwie durchzuschleusen, damit man sie nicht länger als nötig hat. Sie dürfen insgesamt 8 Jahre an der Schule verbleiben, also bis sie 12 .Schuljahre voll haben!

  • Das st merkwürdig mit den 12 Schuljahren. Bei uns sind das 9 Schuljahre und die Pflichtzeit an einer Berufsschule bis zum 12. Schuljahr.
    Hatte im letzten Schuljahr auch eine sehr unmotivierte 9. Hauptschulklasse. Da half letztendlich nur die Aufteilung in zwei Gruppen und die Androhung, aus dem Unterricht ausgeschlossen zu werden - der Stoff sollte dann natürlich zuhause nachgeholt werden (was fast nie geschah). Wir haben uns da aber auch alle Eltern in die Schule zitiert und uns deren OK geholt. Dann gab's noch viele Einzelgespräche, Klassenkonferenzen etc. Nur nicht die Nerven zerstören lassen!

  • Das klingt in der Tat nicht nach etwas, worauf man sich freut...


    Patentrezepte gibt es da wohl kaum und Ratschläge sind vermutlich, wenn man die Details nicht kennt nur bedingt hilfreich. Entsprechend kann ich hier auch einfach mal nur Ideen "brainstormen" bzw. laut überlegen:


    - Wenn diese Klasse, wie du schreibst, schon schulbekannt und berüchtigt ist, würde ich in jedem Falle versuchen, so viele Kolleg(inn)en mit ins Boot zu nehmen wie möglich. In erster Linie wären das natürlich diejenigen, die ebenfalls in dieser Klasse unterrichten. Ich fand es in einem ähnlichen, wenn vermutlich auch nicht ganz so extremen Fall, den ich mal hatte, schon sehr hilfreich, sich regelmäßig mit den anderen auszutauschen, zu versuchen Strategien so gut wie eben möglich aufeinander abzustimmen - auf diese Weise konnten wir zumindest bis zu einem gewissen Grad verhindern, dass die Schüler uns noch gegeneinander ausgespielt haben.


    - Wenn die Stimmung / der allgemeine Umgang miteinander im Kollegium das zulassen, wäre es vielleicht auch einen Versuch wert, das Problem mit der Klasse mal mit allen zu thematisieren und zu versuchen, ob man mit vereinten Kräften (das kann nicht eine(r) allein!!!) vielleicht doch eine andere Strategie hinbekommt als "irgendwie durchschleusen"?


    - Ich weiß, dass das gerade in dieser Altersstufe nicht einfach ist, aber ich habe neben dem Versuch, die Regeln und mein Handeln transparent, aber auch sehr konsequent zu halten, letztlich (an allen Schulformen, an denen ich war) auch immer gute Erfahrungen damit gemacht, die Schüler selbst so weit wie möglich in die "Problemlösungsstrategien" mit einzubeziehen, sie immer wieder - als Gruppe und auch einzeln - zu fragen, was ihre Ziele sind, was sie erreichen wollen (bzw. sie letztlich immer wieder anzuhalten, sich mit dieser Frage überhaupt auseinanderzusetzen), was ich tun kann und was sie tun können um das zu erreichen und wie wir die Situation im Klassenalltag für alle erträglich und nutzbringend gestalten können. Das klingt natürlich viel einfacher als es ist und ich finde es - unabhängig von der Schulform - auch bis heute immer wieder als anstrengend bzw. eine Sisyphosarbeit, die sich aber bisher - wenngleich meistens in sehr kleinen Schritten - eigentlich immer bezahlt gemacht hat.



    Wie gesagt - ein konkretes Patentrezept kann ich leider auch nicht bieten, wichtig finde ich allerdings, dass du versuchst, nicht gleich mit Magenschmerzen in die erste Stunde zu gehen, sondern die Problematik zwar wahrnimmst, aber sie vielleicht eher als eine Herausforderung sehen kannst, der es gilt sich zu stellen und das Beste daraus zu machen.
    Ich selbst finde ja, nicht zuletzt auch für die eigene Gesundheit, da auch ein bisschen Supervision ganz hilfreich - manchmal ist es sehr nützlich, wenn einem jemand von außen dabei hilft zu erkennen, wo ich was versuchen könnte, um etwas zu bewirken, aber natürlich letztlich auch wo vielleicht auch die Grenzen meiner Verantwortung liegen.


    So oder so: ich wünsche dir einen GUTEN Stark, sehr viel Energie und dass du einen guten Weg mit dem Kurs findest.
    LG


    SirToby

  • Danke Sir Toby, leider hätte man schon viel früher durchpacken müssen. Jetzt ist es schon zu spät und die Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, sind eigentlich lächerlich und das wissen die Schüler auch.
    Erst wenn ein oder zwei so schnell wie möglich gehen müssten, hätte es eine Folgewirkung. Alles andere führt letztendlich nur zum Durchschleusen.
    Das macht mir große Probleme, ebenso wie die Vergabe von sogenannten Gefälligkeitsnoten.
    Nur was bleibt uns übrig, wenn in den Schulen von NRW möglichst keiner mehr die Klasse wiederholen soll und alle einen Hauptschulabschluss bekommen, egal, was sie dafür geleistet haben.
    Meiner Meinung sind unsere Abschlüsse mittelweile nichts mehr wert und das machen uns auch die Betriebe verständlich, die die Schüler übernehmen wollen.
    Ich kann verstehen, dass Eignungstests gemacht werden und die zukünftigen Lehrlinge probearbeiten müssen.

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