Das ist ein weites Feld, wahrlich. Bin AKO an unserer Schule, schockiert vom dem, was "meine Ref's" so alles aus der seminaristischen Wundertüte zaubern, um methodische Feuerwerke abzubrennen. Merke, wie mir beim Nachdenken darüber genau jene "Gnade der frühen Geburt" (und die, den Mist bereits hinter sich zu haben) in den Sinn kommt, die den Neueinsteigern nicht hilft. Das Referendariat folgt einer strengen Dramaturgie. Nach der netten Eröffnung mit all ihren idealistischen Einstiegsrunden folgt die Phase der konsequenten Destruktion: Man will den jungen Leuten zeigen, was 35 Dienstjahre alles können, nicht merkend, dass man in der Regel an den SuS vorbeimonologisiert. Letztlich folgt, um den eigenen Anteil am glücklichen Gelingen der Ausbildung zu betonen, ein milder Abschluss, welcher die einen zu Tränen rührt und zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet. Fakt ist, dass an vielen Seminaren schlechterdings kaum ausgebildet wird (Beispiel: Studienseminar AC, dort sollte man einmal eine Seminarsitzung mitschneiden). Ebenso steht fest, dass der eine Entwurf heute gefeiert und morgen vernichtend bewertet werden kann. Ein sehr komplexes Feld. Ich orientiere mich an den Lehrerinnen und Lehrern, die in meiner eigenen Schulzeit prägend waren. Der Lehrerberuf ist kein Hexenwerk. In der Regel wird dies jedoch kaum ein Lehrer zugeben.
Mir gehts so schlecht
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Ich möchte auch nochmal sagen wie toll ich Meike´s Beitrag finde! Hätt ich während meiner Referendarzeit auch gut gebrauchen können.
Kann mich den anderen nur anschließen: es kann nicht jede Unterrichtsstunde perfekt und sonstwie ausgefallen sein. Mir hat es sehr geholfen als dann der eigenverantwortliche Unterricht kam und ich auch mal allein in der Klasse war, mich auszuprobieren. Einfach auch mal improvisieren zu können und die Stunde weils grad passt anders beenden und nicht nur weils auf einem Verlaufsplan steht daran festhalten. Mir hat das viel Sicherheit gegeben.
Ich wünsch dem Threadstarter viel Kraft und auch ein bisschen Gelassenheit für die kommende Zeit.
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Liebe Mumu,
seit 30 Jahren bin ich Fachleiter und hatte immer mal wieder Refs, denen es ähnlich erging. Ich will dir Mut machen den zeitweisen Ausstieg zu wagen, denn deine Angstzustände lösen sich nicht von alleine auf. Sie sind sicher dein größter Hemmschuh. Deshalb: Geh zum Facharzt, lass dich längere Zeit krank schreiben und nimm alle therapeutischen Hilfen an. Nur so kannst du m.E. deine Krise überwinden. Kündige aber auf gar keinen Fall wegen deiner sozialen Absicherung. Bei deinem Wiedereinstieg nach einer Therapie erhältst du ganz normal Verlängerung des VD.
Alles Gute -
Hallo Rusty,
ich habe an anderer Stelle eine Frage gestellt, wie und wo ich mich am besten informieren kann, wenn man mal 'aussteigen muss' für eine gewisse Zeit.
Der Hintergrund ist, ich würde gern gut informiert sein, bevor ich meinem Seminar antrage, dass ich pausieren möchte/muss. Wir sind ja auch nur Menschen...
Dein Vorschlag als Fachleiter ist aber schon sehr 'nachhaltig'. Ich denke, einfach mal so sich aus Therapiegründen Beurlauben lassen hat eine Menge Auswirkungen, die Du vielleicht auch anführen solltest. Zumindest ein paar Angeben, wo etwas nachzulesen ist?
Muss ja nicht gleich sein, dass die Referendarin in der Akte Sachen stehen hat, die gar nicht wirklich stimmen. Und wenn, müssen sie gleich so in der Akte stehen? Falls die Fachleiter und das Seminar gutwillig sind...das Referendariat geschafft wird...die Erprobungszeit überstanden wird... und dann vielleicht die Verbeamtung ansteht, dann kommt der Hinweis, ach Frau XY sie waren ja mal psychisch krank (sind wohl nicht wenige, aber immer noch mehr Franzosen als ...;).... glauben Sie wirklich, wir können Sie problemlos verbeamten?Also, ich habe keine Ahnung, und das darf man mir gern vorwerfen, aber ich habe Bauschmerzen, wenn ich so etwas von einem Fachleiter/bzw. Profi höre. Das könnte besser sein, wenn vielleicht ein paar mehr Hintergründe angeboten würden zu so einer Hilfestellung, wie: "Ach, lass Dich krankschreiben (was sicherlich für die Gesundheit immer gut ist, und immer vorgeht) und alles wird gut...".
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Hallo zusammen,
ich muss ganz ehrlich sagen, mich hat es nahezu umgehauen, als das erste Hauptsemester los ging. Ich habe in den Sommerferien fast jeden Tag zuhause gesessen und versucht irgendwie Unterricht schon vorzubereiten - bis ich irgendwann merkte "Mensch Mädel, das hat doch keinen Zweck, du kennst deine Lerngruppe noch nicht mal"...
Momentan wünschte ich mir, ich hätte in den Sommerferien produktivere Ergebnisse zusammen bekommen, denn es brennt an allen Ecken und Kanten. Man kommt nicht mehr zur Ruhe, selbst nachts nicht. Und das liegt bei weitem nicht am Perfektionismus - den hab ich mir nach der ersten Woche eigenverantwortetem Unterricht abgeschminkt.
Meine Stunden sind momentan weit davon entfernt perfekt zu sein. Ich brauche mindestens einen halben Tag um 90 Minuten vorzubereiten und plane von Tag zu Tag. Im Voraus planen ist nahezu unmöglich geworden. Dazu kommt dass es in meinem Fachbereich keine fertigen Vorlagen von Verlagen gibt. Ich muss mir alles selbst zusammen schustern - aber gut, that's life, da muss ich durch.
Trotzdem hoffe ich dass das alles nach einer Eingewöhnungszeit besser wird, denn es nagt natürlich an einem. Man ist mit sich selbst unzufrieden, geht mit einem unguten Gefühl in den Unterricht und verfällt in Selbstzweifel, weil man nicht verstehen kann, wieso das bei anderen so zu flutschen scheint. Letzten Freitag bin ich zum ersten Mal komplett unvorbereitet in eine Unterrichtsstunde rein, weil ichs zeitlich nicht mehr hinbekommen hab. Konnte mir lediglich in einer Freistunde zwischendurch noch ein wenig was überlegen und dann wird man wirklich zum Minimalist. Es haut einem dann fast um, wenn man sieht das so eine Stunde auch laufen kann.
Ich merke auch oft, wie mir das "Bla" aus dem Studienseminar einen Knoten im Hirn fabriziert. Ich überlege dann vor und zurück, wie krieg ich den Unterricht lernerzentrierter hin. Wie bringe ich sie dazu sich das selbst zu erarbeiten. Aber bei manchen Themen geht das einfach nicht, oder man erschafft so eine künstliche Situation und die SuS sind danach auch keinen Deut schlauer.Wie gesagt, ich hoffe man bekommt nach einer gewissen Zeit Routine im Planen. So wie es momentan ist wundert es mich nicht warum so viele LiV am Studienseminar kränkeln und blass rumlaufen.
Grüßles
Callisto -
ich selbst hatte eine wunderschöne ref-zeit.
nette und fachlich kompetente mentoren, supertolle schulleiterin, nette fachleiter.. es passte alles.
ich selbst habe gar nicht sooo viel vorbereitet. max 1-2h am tag.. eher wohl 1.
aber damit bin ich super gefahren, hab gut geschlafen, war fit und hab mich was wohl am wichtigsten war total wohl gefühlt.
meine mentoren waren mir immer hilfe und nie kontrolleure..
so wurde die zeit eine wunderbare, stressfreie zeit.jetzt haben wir wieder ref im haus.. mein mann hat sein ref im august gestartet.
ich versuche ihm jetzt so viel gelassenheit wie möglich "mitzugeben" trotzdem
jetzt am anfang fragt er mich noch recht viel wie man die stunde aufbauen könnte, wie man etwas "aufbereiten" kann usw.
er hat natürlich den großen vorteil schon auf recht viel material zugreifen zu können, da wir die gleiche fächerkkombination haben.. und in knapp 5 jahren +ref da sammelt sich ja so einiges an
aber wenn ich ihn manchmal da sitzen sehen.. dann denke ich oft an deinen bericht und denke nur.. hoffentlich kommt er auch so gut zurecht wie ich.. nicht, dass er auch so einen schock "durchleben" muss.zum thema lass dich krank schreiben und mach evtl eine therapie kann ich nur sagen.. das würde ich mir sehr genau überlegen..
denn eins kann ich dir sagen.. wenn du in dem beruf bleiben willst dann wirst du mit gemachter therapie wohl nicht verbeamtet..
das macht finazilell einen ganz schönen unterschied.. davon kann ich ein lied singen. und vielleicht muss es nicht immer gleich eine therapie sein.. so mancher guter freund bei dem man sich einfach "ausheult" hilft genauso weiter..lg
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