Konjunktiv trainieren für Oberstufenschüler

  • Es mag sein, dass ich eine leichte Konjunktivfixierung habe, aber ich bin mittlerweise ratlos, wie ich die Oberstufenschüler dazu bekommen kann, die indirekte Rede anzuwenden. Im diesjährigen schriftlichen Abitur ist das passiert, was ich immer als Schreckbeispiel bringe, nationalsozialisitische Aussagen wurden im Indikativ wiedergegeben, es klingt alles wie die Meinung des Schülers.
    Ich habe bereits quasi wie patterndrill einen kompletten Text in die indirekte Rede setzen lassen, wir haben andere Übungen gemacht, ich streiche es in den Klausuren an und werte die sprachdarstellerischen Punkte bei Häufung von solchen Fehlern ab, ich mache beim Vorlesen von Texten darauf aufmerksam, kurz ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll!


    Wie übt ihr?

  • Ich kann deine Ratlosigkeit nachvollziehen, auch wenn ich immer dachte, dass die Konjunktivprobleme eher eine Sache der Berufsschüler sind. M.E. bringen die Schüler da so gut wie kein Wissen und noch weniger Können aus den Schulen, die zu einem mittleren Bildungsabschluss führen, mit. In der beruflichen Oberstufe habe ich dann pro Schuljahr ein bis zwei Doppelstunden, um hier arbeiten zu können. Wenn dann aber wenigstens das Resultat wäre, dass die Schüler falsche Konjunktivformen bilden, aber ein großer Teil bleibt schlicht beim Indikativ. Vor allem wenn die Schüler dann noch den Absatz zwischen Inhaltswiedergabe und Argumentation vergessen, kann ich oft kaum nachvollziehen, wo die eigene Meinung beginnt. Außer Härte - ich ziehe zwei Noten bei der Sprache ab - fällt mir auch nichts ein, was man in der Oberstufe bewegen könnte. Natürlich bringe ich das Thema immer wieder bei Verbesserungen auf den Tisch, aber viele zeigen sich davon unbeeindruckt.
    An einem Gymnasium könnte man immerhin darauf achten, dass sich die Fachschaft Deutsch darauf verständigt, das Thema bereits in der Mittelstufe vernünftig anzugehen.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich habe im 8. Schuljahr (Hauptschule) den Konjunktiv eingeführt (erst II - über Traumberufe -, dann I - indirekte Rede), jetzt im 9. wieder aufgegriffen.


    In der letzten Deutscharbeit (Argumentation) haben dann 2 (zwei!) von 20 Schülern sogar die richtigen Konjunktivformen verwendet. Ich war so hin- und hergerissen zwischen Freude über die zwei Könner und Frust über die 18 Konjunktivverweigerer.


    Aber eure Beiträge trösten mich fast ein bisschen, gleichzeitig frage ich mich natürlich auch, ob nicht auch an Hauptschulen noch intensiver am sprachlichen Ausdruck (dazu gehört unbedingt die Verwendung des Konjunktivs) gearbeitet werden müsste.

  • Aktenklammer: Schön, dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist. Ich habe die harte Tour gewählt. Alles nochmal eingeführt, geübt und angekündigt, dass es im Erwartungshorizont der nächsten Klausur in der Darstellungsleistung einen neuen Aspekt gibt, der nur dem Konjunktiv gehört. Diesen habe ich recht hoch bepunktet und wers nicht gemacht hat, dem fehlten die Punkte und er hat sich geärgert.
    Wer nicht hören will... ;)

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Nur mal so ganz unschuldig am Rande gefragt - wie sieht es hier eigentlich im Lehrerforum in der Lehrerschreibweise mit der Verteilung von Indikativ und Konjunktiv aus...?


    Nele

  • ...ist im konzeptionell mündlichen verloren gegangen. 8)

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  • ...womit dann vielleicht die "harte Tour" mit Gewalt und Drohungen nicht unbedingt ein probates Mittel zur Erweiterung des sprachlichen Repertoires wäre - und sei die Versuchung noch so groß. 8)


    Nele

  • Die harte Tour hat bei den Schülern funktioniert, das werde ich immer wieder so machen, wenn es tatsächlich um konzptionelle Schriftlichkeit geht, ist der Konjunktiv angemessen. Dennoch muss er in der indirekten Rede ja nicht unbedingt sein, sofern diese auch so erkennbar ist - jedenfalls sagt unser Cornelsenbuch selbiges "Er sagt, das ist so..." oder "Er sagt, das sei so...". Im nächsten Satz müsse jedoch dann der Konjunktiv stehen.


    Glaube aber auch, dass der Konjunktiv aussterben wird, habe gerade die Satzgliederreihe in der 5 gemacht, da wird schon gar kein Genitivobjekt mehr eingeführt... Aber sorry, ist off topic.

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  • Zitat

    Original von Aktenklammer
    Es gibt im Deutschen aber doch kaum Genitivobjekte. Wir haben doch v.a. Genitivattribute.


    Dessen wäre ich mir aber nicht so sicher ;)

  • Zitat

    Original von Eliah



    Dessen wäre ich mir aber nicht so sicher ;)


    Mhm.
    "Ich gedenke der auf dem Felde der morphologischen Ehre verbliebenen Kasus."
    "Der redliche Deutschlehrer versichert sich des angemessenen Gebrauchs verschwindender Sprachformen."
    "Eingedenk vergangener Schrecken des Grammatikunterrichts überkommt noch so manchen Erwachsenen leichtes Schaudern" - obwohl letzteres mehr eine zur Kollokation erstarrte Partizipialkonstruktion sein könnte. :)


    So wirklich oft kommen Genitivobjekte nicht vor . Das übliche Jagdgefilde des Genitivs ist das Attribut - dessen bin ich mir gewiss. :)


    Nele

  • In den Klassen, die ich bisher unterrichtet habe, waren die Schüler aber dennoch auf das Genitiv-Objekt fixiert, weil sie in der Grundschule die Genitiv-Attribute als Genitiv-Objekte benannt haben. Im Lateinunterricht wird es dadurch manchmal etwas schwierig.

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