FOS/BOS oder Gymnasium

  • Hallo zusammen,


    ich habe mittlerweile jeweils eine Zusage für einen Quereinstieg als Trainee an einer FOS/BOS und auch als Referendar an einem Gymnasium in der Fächerkombination Mathe/Physik.


    Nun gilt es abzuschätzen welchen der beiden Wege ich einschlagen soll. Insbesondere eine Aussage, die ich nun von verschiedenen Stellen gehört habe, macht mich stutzig. Es wurde immer wieder erwähnt, dass die Arbeit an einer FOS/BOS aufwendiger ist als an einem Gymnasium, da mehr korrigiert werden müsse. ?(
    Ich war eigentlich immer der Meinung, dass in beiden Fällen zumindest in Mathematik in den jeweiligen Stufen der gleiche Stoff behandelt werden würde, und zwar innerhalb eines sehr ähnlichen Zeitrahmens. Woher kommt also der höhere Korrigieraufwand? Muss an beruflichen Schulen etwa wesentlich mehr geübt werden?

  • Hallo,


    hmm, mir ist es auch nicht so 100% klar, woher eine solche Aussage kommt. Im normalen Schulbetrieb (Klassenarbeiten) wird es sicherlich keine Unterschiede geben.


    Einen Unterschied gibt es aber in Bezug auf Prüfungen:
    Ein Durchlauf mit einer BOS I (1 Jahr -> wenig Zeit) bzw. HBF (2 Jahre -> "normale" Zeit) [beides -> Fachhochschulreife] ist eben bis hin zur Prüfung kürzer als die drei Jahre Durchlauf in der Oberstufe des Gymnasiums. Wenn dann noch das ABI (BOS II) draufgesetzt wird, kommt noch eine zusätzliche Abschluss-Prüfung nach einem weiteren Jahr Schule hinzu.


    Ergo: An einer BBS im Unterricht an einer Schulform mit hochschulqualifizierenden Abschluss (FOS, BOS I, BOS II, HBF) korrigiert man wahrscheinlich öfter Prüfungen als an einer gymnasialen Oberstufe.


    Der Zeit-Aufwand für eine Fachhochschulreife-Prüfung (manchmal Fachabi genannt) ist bei der Korrektur so hoch wie bei einer Abitur-Prüfung in einem Leistungskurs.


    Schöne Grüße,
    Golum


    PS: Alle Begriffe: RLP

  • Hmmmmm.....


    Ich kann nur für die FOS Technik hier in Niedersachsen sprechen (Klasse 12 Vollzeit) und im Vergleich dazu den LK auf dem Gymnasium. Die FOS hat vergleichbares Niveau mit einer Klasse 11 des Gym (und auch ähnliche Vorgaben). Wir schreiben pro Halbjahr 2 Klausuren, genau wie in der gymnasialen Oberstufe auch, von daher ist der "normale" Korrekturaufwand relativ gleich. Die FOS hat am Ende eine schriftliche Prüfung, deren Korrektur ähnlich wie die der Abi-Prüfungen ist, nämlich in beiden Fällen mit einem Gutachten verbunden, wobei aber nur einer korrigiert und nicht, wie beim Abi noch ein Zweitleser und ein Fachprüfungsleiter die Sache absegnen muss. Meine Erfahrung ist, dass die FOS-Korrekturen leichter und schneller gehen als die Abi-Korrekturen. Ich kann bei der ganzen Thematik aber nur von Fach Deutsch sprechen; wie das in Mathe aussieht, weiß ich leider nicht!

  • Vielen Dank euch beiden für eure Antworten.


    Dass zwei Abschluss-Prüfungen an zwei aufeinanderfolgenden Jahren statt finden bedeutet natürlich, dass es mehr zu korrigieren gibt. Aber als "wesentlich mehr" würde ich das nicht bezeichnen.


    Ich habe mir mittlerweile das Unterrichtsmaterial und auch ein paar Abschlussprüfungen für Mathe angeschaut. Wenn ich da an meine eigene Schulzeit zurückdenke, dann stehen der Stoff und die Prüfungen an FOS und BOS den Entsprechenden am Gymnasium in (fast) nichts nach.


    Viele Grüße,
    john

  • Du musst bedenken, dass du am GY eben alle Klassen unterrichtest. Der Korrekturaufwand für eine Schulaufgabe in der 5. Klasse in Mathe oder von Exen in einer 7 Klasse in Natur und Technik ist natürlich schon geringer als der in der Oberstufe, egal ob jetzt an der FOS oder am GY.


    Korrekturen sind aber nicht alles - ich habe einen Bekannten, der als gelernter Gymnasiallehrer an der FOS/BOS arbeitet und damit sehr glücklich ist. Er schätzt den Vorbereitungsaufwand als geringer ein (weil man eben weniger Klassenstufen hat, hat man sehr schnell alle Klassen schon mal gehabt und kann dementsprechend auf alte Materialien zurückgreifen). Auch gibt es kaum disziplinäre Probleme (die Schüler haben halt die Pubertät schon hinter sich :) ) und man hat so gut wie nie Eltern, die "bei jedem Mist auf der Matte stehen".
    Für mich wäre es trotzdem nichts, ich mag gerade die Tatsache, dass ich Schüler von 10-19 Jahren unterrichte. Andere wiederum schätzen es, fast nur mit "erwachsenen" Schülern zu arbeiten. Wenn die FOS eine Option für dich ist, würde ich dir empfehlen, noch vor deiner Entscheidung dort mal zu hospitieren!

  • Zitat

    Du musst bedenken, dass du am GY eben alle Klassen unterrichtest. Der Korrekturaufwand für eine Schulaufgabe in der 5. Klasse in Mathe oder von Exen in einer 7 Klasse in Natur und Technik ist natürlich schon geringer als der in der Oberstufe, egal ob jetzt an der FOS oder am GY.



    Nochmal als Hinweis am rande: Man arbeitet nicht an einer FOS/BOS, sondern an einer berufsbildenden Schule innerhalb derer die FOS / BOS zwei Schulformen neben weiteren sind (Fachgymnasium, Berufsschule, Berufseinstiegsschule, etc.). Nun gibt es zwar Fälle, in denen Lehrkräfte vorwiegend nur in einer Schulform eingesetzt sind, aber es ist durchaus auch möglich, in anderen Schulformen zu arbeiten, in denen der Korrekturaufwand nicht so hoch ist (dafür dann aber vielleicht der pädagogische Aufwand).

  • Hallo gingergirl,
    hallo CKR,


    Ich denke auch, dass es einfacher ist mit erwachsenen Schülern zu arbeiten, da sie auch etwas vernünftiger sind. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass an FOS/BOS die Leute auch ein wenig motivierter sind. Sie haben sich ja selbst dafür entschieden weiter zur Schule zu gehen. Natürlich ersetzt das nicht die Anforderung, den Unterricht interessant zu gestalten, aber es ist doch hilfreich.
    Sehr gerne würde ich vor der Entscheidung noch an einer Schule hospitieren. Da sich aber der Auswahlprozess bei der Sondermaßnahme bis letzte Woche hingezogen hat, wird das zeitlich wegen meiner Kündigungsfrist nicht möglich sein.


    Die verschiedenen Schularten sind, glaube ich, in Bayern noch nicht derart stark integriert und unter dem Begriff berufsbildende Schulen zusammengefasst. Seit 2008 gibt es aber die "Berufliche Oberschule" welche FOS und BOS enthält.


    Vielen Dank für eure Antworten,
    john

  • Zitat

    Original von john2009
    Außerdem kann ich mir vorstellen, dass an FOS/BOS die Leute auch ein wenig motivierter sind.


    Na ja. Viele gehen auch an die FOS, weil sie nix anderes gekriegt haben. Insbesondere in der 11 ist das oft ein Problem.

  • Zitat

    Original von CKR



    Na ja. Viele gehen auch an die FOS, weil sie nix anderes gekriegt haben. Insbesondere in der 11 ist das oft ein Problem.


    Dem kann ich nur zustimmen. Ich mache meinen Job gern, aber in fast all meinen Klassen überwiegt der Teil Schüler, die sonst nichts gefunden haben und nicht sonderlich motiviert sind. Damit muss man umgehen können..

  • Nach Ende des Referendariats war ich um 0,03 zu schlecht, um sofort eine Stelle am Gymnasium zu bekommen ... man bot mir eine Stelle an der FOS/BOS an (mit garantierter Planstelle nach drei Jahren), die ich natürlich annahm.


    Zunächst fand ich das gut: ältere Schüler, im Prinzip weniger Unterrichtsvorbereitung, weil es ja nur zwei Jahrgangsstufen gibt.


    Aber bald merkte ich:


    - viele Schüler sind nur da, weil sie mit ihrem Realschulzeugnis keine Lehrstelle bekommen haben (traurig, aber wahr und mag an anderen FOS/BOS anders sein)


    - der Stoff von zwei Jahrgangsstufen wird mit den Jahren ganz schön eintönig, man sehnt sich nach mehr Jahrgangsstufen ... ich hab doch nicht Geschichte von den Ägyptern bis heute studiert, um dann nur noch die deutsche Geschichte ab 1815 zu unterrichten (wenn überhaupt).


    - irgendwann fehlt einem auch der Umgang mit jüngeren Schülern


    - Arbeit mit Abschlussprüfungen fand ich halb so wild (seit ich am Gymnasium bin, habe ich jedes Jahr Abiturprüfungen ... in 10 Jahren 2 Leistungskurse und ca. 8-9 Grundkurse - also mit Sicherheit nicht so viel weniger Arbeit).


    Ich habe mich nach drei Jahren dann an ein Gymnasium versetzen lassen und das sicher nicht bereut.

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