"Arbeitsverweigerung"

  • Hi, ich bin gerade etwas verzweifelt. :heul:
    In meiner Klasse ist ein Kind, dass eigentlich einigermaßen gut sein könnte. So im Mittelfeld würde ich sagen. Leider verweigert es bei sämtlichen Arbeiten die Leistung. Es steht so gut wie nichts auf dem Papier oder schwer lesbar. Im Unterricht fällt es dem Kind schwer sich zu konzentrieren bzw. die Arbeiten zu beenden. Die HA werden nicht gemacht. Natürlich ist es schon beim Psychologen, aber da passiert irgendwie nichts. Die Zeit verstreicht einfach. Ich habe es schon mit extrem viel Lob versucht, das ging bis zu einem gewissen Punkt, dann habe ich es schon mit Konsequenzen in Bezug auf die HA versucht (das bringt gar nichts), mit Klebebildchen unter passablen Arbeiten (da freut es sich kurz drüber und dann ist alles beim Alten). Das Elternhaus ist recht schwierig und trägt da sicherlich einiges bei. In der Klasse ist das Kind ein Außenseiter.
    Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was kann ich denn noch probieren, damit sich das Kind etwas mehr anstrengt?????????????
    Mir ist schon klar, dass es in erfahrene Hände gehört und einiges abgeklärt werden muss. Das läuft ja auch. Aber was mache ich im Alltag? Wer hat noch eine Idee? Ich probiere echt alles aus!


    Ah, noch eine Anmerkung: Das Kind benötigt extrem viel Zuwendung. Setze ich mich daneben, klappt es plötzlich wie von Geisterhand nur durch meine Anwesenheit ohne es übermäßig viel "zurückzuholen".

  • Hast du Kontakt zu dem Therapeuten, bei dem das Kind in Behandlung ist?
    Ich habe auch einen Schüler mit dessem Psychologen ich häufiger telefoniere (Kontaktaufnahme hat er allerdings aufgenommen).
    Ansonsten haben wir (auch) bei anderen Schülern, die beispielsweise nicht zuhause leben Hilfeplangespräche, bei denen alle, die mit dem Kind zu tun haben an einem Tisch sitzen.

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

  • Ich habe mir die Nummer geben lassen, bin bisher jedoch noch nicht erfolgreich gewesen. ich würde nach den Sommerferien eventuell ein Termin bekommen. Danke, sage ich da nur zu!
    Ich wollte beim ersten mal nicht telefonieren, da es so viele Dinge zu besprechen gibt und ich auch die Sichtweise des Psychologen wüsste, bevor ich meine "Seele" des Kindes ausbreite. Für ein Telefonat würden ca. 15 Minuten Zeit sein. Aber auch das lief bisher nicht.
    Was ist ein Hilfeplangespräch?

  • "Entweder jetzt, oder in der Pause..." hilft bei den meisten meiner Problemchenkinder. Da geht's dann ganz ploetzlich. So ein Wunder. :rolleyes:
    Mit Hausaufgaben hab ich aber nicht viel am Hut. Schoen, wenn sie gemacht werden...wenn nicht, werd ich nicht hinter her laufen. Ich hab Kinder in meiner Klasse, da ist es schon schoen, dass sie selbst in die Schule kommen. Wenn sie dann die Hausaufgaben nicht mitgebracht haben, ist das auch nicht tragisch.

  • Hilfeplangespräch:
    Kenne ich von der Arbeit mit Schülern, bei denen es zuhause nicht gut läuft und sie aus diesem Grunde entweder nur am Nachmittag (Tagesgruppe) betreut werden oder in éinem "Heim" leben.
    Hier treffen sich das KIND, das Jugendamt, die Eltern, die Betreuer im Heim oder die Betreuer, wo sich das Kind am Nachmittag aufhält gemeinsam mit dem Klassenlehrer, um zusammen zu kommen und zu schauen, wie es zurzeit läuft (Austausch) und zu schauen, was verbessert werden "muss" bzw. woran es liegen könnte (Bsp: Betreuer möchten, dass Mutter sich an regelmäßige Telefonate hält, Lehrer wünscht, dass immer alle Materialien mit in die Schule kommen,... und noch viel wichtigere Dinge.).
    Ist wahrlich besser, einen persönlichen Termin mit dem Psychologen zu haben- dass die dich so lange warten lassen ist schade! Später gibts ja manchmal auch nur ne kurze Rückfrage, wie es zurzeit im Unterricht läuft (Bsp.: medikamentöse Einstellung wurde verändert) oder ob es etwas Anderes ginbt, was auffällig ist.
    Übrigens habe ich auch Schüler, die NUR arbeiten, wenn man neben ihnen sitzt. :(

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

    Einmal editiert, zuletzt von ritterin_rost ()

  • Also das "Jetzt oder in der "Pause" hilft nichts. Ich habe das Kind sogar schon mal länger in der Schule gelassen und nach ca. 30 Minuten Nichts tun, war plötzlich alles erledigt. :evil:
    Hmm, so viel ich weiß ist da bis jetzt nur eine Psychologien am Werk und auch das wohl eher alle paar Monate.
    Wenn ich gar keinen Wert mehr auf irgendwelche Dinge bei dem Kind lege, geht es absolut gegen null. Und das kann ich dann auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
    Am Ende der Woche gibt es bei mir immer Lobstempel für die Woche. Selbst das hilft nicht wirklcih. Es freut sich darüber und danach ist alles vergessen. Und wenn es keinen bekommt, ändert das auch nichts!


    ritterin_rost: Sitzt du dann neben ihnen???????? Eine Puppe wäre hier hilfreich.... :D


    Hat jemand noch ein Idee, was ich ausprobieren könnte?????

  • Zitat

    Original von tigerente303
    Ich habe das Kind sogar schon mal länger in der Schule gelassen und nach ca. 30 Minuten Nichts tun, war plötzlich alles erledigt. :evil:


    Wie jetzt? Es hatte dann alles erledigt, oder ging dann einfach so heim?


    Unsere Mittagspause dauert 60 Minuten und waehrend Nachsitzen wird bei uns nicht geredet. Also, ne Stunde lang in Stille in der Klasse sitzen, waehrend (besonders beim derzeitigen Wetter) sonst alle draussen rumtoben...koennen sie gerne machen. Allerdings bleiben meine drin, bis alles zu meiner Zufriedenheit erledigt ist.
    Um das aber zu vermeiden, wir vor allem in meiner Mathegruppe in Kleingruppen zusammen gearbeitet (war eigentlich eine Hilfsmassnahme fuer meine Maedels, tut meinen Jungs aber auch sehr gut), weswegen die sich gegenseitig Dampf machen. Hat ne Weile gedauert, aber inzwischen hab ich eigentlich keinen mehr, der nur rum sitzt.

  • TigerEnte
    Ich habe zum Glück eine kleine Klasse.
    Ich versuche meine Schüler zur Arbeit zu motivieren (Wer "..." geschafft hat, kann nachher noch in den Toberaum oder ähnliches, wie Stempel oder positive Rückmeldung ins Mitteilungsheft).
    Setze mich aber auch einfach mal neben jd., der nicht arbeitet und gebe Hilfestellung oder bin einfach nur nebendran.
    Manchmal hilft es auch Wunder, wenn ich denjenigen kurz zum Tafelwasser holen am Waschbecken im Nebenraum schicke (Bewegung?!) oder einen anderen kleinen Auftrag erteile.

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

  • Nach 30 Minuten im Raum herum schauen, war dann plötzlich alles richtig und erledigt. Ich habe in dieser Zeit keinerlei Notiz von dem Kind genommen. Irgendwann hat es dann begonnen.
    Habe mir schon überlegt, ob ich so was wie einen Vertrag aufsetze. So in etwa: wenn du durch diese Tür läufst, das unterschreibst, dann willst du lernen und ich will dir dann auch helfen. Aber bisher habe ich mich da nicht rangetraut, da es wohl auch nach hinten losgehen kann. Was sollte ich machen, wenn es nicht eingehalten wird, es vor der Tür bleibt? Jemand Erfahrung mit sowas?
    Das Kind benötigt in meinen Augen extrem viel Zuneigung, was es von zu Hause nicht bekommt. Mit dieser Sache würde ich genau den gleichen Fehler begehen und es ausschließen und ignorieren. Nur leider haben die positiven Verstärker bisher genauso wenig gefruchtet.

  • Das zeigt aber doch, dass das Kind es kann und deine Hilfe eigentlich nicht braucht. Die Arbeitsverweigerung ist dann eher ein Mittel um Aufmerksamkeit von dir zu bekommen. Dem kannst du entweder nachgeben und fuer jede Kleinigkeit loben und staendig gaengeln, oder klare Ansprueche im Unterricht stellen und Aufmerksamkeit geben ohne Bedingungen.


    Zitat

    Original von tigerente303
    Das Kind benötigt in meinen Augen extrem viel Zuneigung, was es von zu Hause nicht bekommt. Mit dieser Sache würde ich genau den gleichen Fehler begehen und es ausschließen und ignorieren.


    Wenn du immer daneben sitzt, hilfst du aber auch nicht. Du bewirkst eher das Gegenteil, denn das Kind wird mehr und mehr auf deine Hilfe angewiesen sein. Wenn du keine extrem kleine Klasse hast, wird es schwierig fuer dich sein immer unterstuetzen zu koennen.


    Eins meiner Maedels machte staendig nen riesen Terz (ja, anders als dein Sorgenkind), weil sie daheim einfach null Aufmerksamkeit bekommt. Das haelt mich weder davon ab sie rauszuschicken, wenn sie reinruft, noch sie dann eben vor den Aufgaben sitzen zu lassen, bis diese erledigt sind,..ob sie jetzt gespielt heult oder nicht. Denn meistens braucht sie meine Hilfe nicht. Sie will meine Aufmerksamkeit...und diese bekommt sie, wenn mal ne freie Minute da ist, in den Pausen, bei ner netten Unterhaltung vor oder nach dem Unterricht. Waehrend der Stunde geh ich genauso zu ihr und helfe und checke, wie bei anderen Schuelern. Ich lass mich aber von ihr nicht durch ihre Verhalten oder ihr Gejammer erpressen. Das hat ne Zeit lang gedauert, ist aber inzwischen kein Problem mehr.


    Deswegen arbeiten die Kids in meiner Mathegruppe zusammen. Ich hab keinen festen Sitzplan und sie koennen mit den Kindern arbeiten, mit denen sie wollen...oder eben alleine. Ich hab ein paar sehr merkwuerdige Kinder in meiner Gruppe, die sozial ziemliche Schwierigkeiten haben. Klappt inzwischen und es haben sich einige sehr komische Arbeitsgrueppchen zusammen geschlossen. Auf dem Schulhof wuerde man die nie zusammen sehen. :D
    Gibt's in deiner Klasse denn niemanden, mit dem du das Kind als Arbeitspartner zusammentun koenntest?

  • Dejana, du hast ja so Recht. Mein Problem ist nur es hilft alles nichts. Wenn ich ihr helfe nicht, wenn ich sie rausschicke nicht, wenn ich schimpfe nicht, wenn ich Konsequenzen androhe und vollstrecke...ich habe dasjetzt schon ein ganzes Schuljahr ausprobiert und bin gegen eine Wand gelaufen. Sie ändert ihr Verhalten null, egal was ICH tue. An macnhen Tagen ist mir das alles zu viel und ich lass sie dann einfach tun was sie will, nämlich nichts, am nächsten Tag fehlen dann fast alle HA. Wenn ich die Kraft habe, dann geht es eben mit den entsprechenden Konsequenzen weiter, wenn nicht lass ich es. Jeden Tag kann man das nicht durchziehen. Das habe ich zu Beginn probiert, ändert an ihr aber auch nichts. Eine Egal- Einstellung ist ihr aber auch egal. :motz:
    Sie zählt zu den absoluten Außenseitern. Gerade letzte Woche habe ich mit meinen Kindern über das Verhalten gesprochen, weil sie immer "gemeiner" zu ihr wurden. Nun ist es besser, aber natürlich noch nicht ok. Es leiht ihr niemand was (denn es fehlt ja ständig irgendwas), niemand hilft ihr, stellt sich neben sie, räumt den Turnbeutel weg.....das zieht sich durch alles. Man muss dazu sagen, dass im vorherigen Jahr sehr viel schief ging mit ihr und den Kindern. Außerdem lügt sie, wenn sie nur den Mund aufmacht. Das klingt jetzt etwas heftig. Die Kinder sind verbal nicht böse zu ihr, eben in kleinen Handlungen, die ICH aber mitbekomme und sie bis zu einem gewissen Punkt auch. Ständig arbeite ich daran, aber ganz integrieren fällt dann wohl auch meinen Kindern schwer.
    Wenn ich ein Kind dazu verpflichte mit ihr zu arbeiten ist das wohl so etwas wie eine Strafe. Manchmal schaffe ich es mit gutem Zureden oder in größeren Gruppen. Die Kinder, die evetuell in frage kämen sind leider auch keine Leistungsträger, bräuchten eher noch fachliche Hilfe von mir. Sie ist auch kein wirklicher Partner. Dann will sie alles bestimmen und beharrt auf falschen Lösungen. Nicht sehr befriedigend.

  • Du brauchst Geduld, Geduld, Geduld. Das Kind ist nicht grundlos in Therapie, eine Verhaltensänderung erfolgt nur sehr kleinschrittig, für manchen kaum sichtbar, und dauert sehr, sehr lange.
    Das Kind sucht deine Aufmerksamkeit. Schenke sie ihm bei jedem noch so geringen Anlass, bei dem das Kind ein von dir erwünschtes Verhalten zeigt.
    Verstärke bei diesem Kind sofort - eine positive Verstärkung nach einer Woche wirkt nicht, also verstärke sofort.


    Solche Kinder haben oft schwerwiegende Probleme, die sie am Lernen hindern. Sei geduldig.

  • Wollt ich auch sagen ;) mit der verstärkung. Geh hin, wenn das Kind arbeitet und sag ihm auch ruhig, dass Du kommst, wenn Du siehst, dass er arbeitet.Einer meiner Schüler arbeitet auch wenig und wir haben einen Vertrag gemacht. Wir vereinbaren jeden Morgen wie viele Muggelsreine (Glasnuggets) er wegarbeiten muss. Pro erledigtes Blatt, Seite, Aufgabe im Wochenplan, darf er sich einen Muggelstein wegnehmen und in ein Kästchen tun. So hat er genau im Blick, was bzw. wieviel er noch schaffen sollte. wir gucken am Ende des Tages, ob er alle Steine (je nach Tag zw. zwei und vier) geschafft hat. Hat er dies, bekommt er einen Smiley. Bei einer bestimmten Anzahl von Smileys, gibts ne kleine Belohnung. Bei ihm kommts so gut an, dass inzwischen immer mehr Kinder nach Muggelsteinen fragen. Scheint sehr motivierend zu sein genau zu sehen, wieviel man an einem tag geschafft hat (bzw. geht so eine "Muggelsteinphase" bei uns meist über 2 stunden, Wochenplan).


    Viele Grüße.

  • Hallo Tigerente,
    irgendwie erinnert mich deine Schülerein an eines meiner Sorgenkinder. Auf dieses Mädchen treffen viele der genannten Verhaltensweisen zu. Meine Schülerin ist zudem motorisch unruhig, rutscht auf dem Stuhl herum, kommt ständig zu mir, um mir etwas zu sagen oder zu zeigen oder zu petzen, ist sehr trotzig, oppositionell, nicht flexibel, fühlt sich schnell zurückgesetzt.
    Ich vermute bei diesem Kind eine ADHS, da es so "durch den Wind" ist.
    Könnte es sein, dass bei deiner Schülerin eine ähnliche Problematik vorliegt?

  • Das wird gerade abgeklärt. Einige Punkte treffen da sicherlich total zu, andere aber auch überhaupt nicht. Sie sitzt recht ruhig, läuft nicht, erzählt nicht übermäßig viel mit mir, hat einen normalen Gerechtigkeitssinn.....
    Diese Bögen habe ich gerade ausgefüllt, bei einigen Dingen musste ich oft hohe Zahlen vergeben, aber ca. bei der Hälfte auch täglich die 0.
    Das Problem ist auch, dass die Mutter ihr gerne einen Stempel aufdrücken möchte und sich somit aus der Verantwortung nimmt. Ich denke jedoch, dass das Hauptproblem in der Familie liegt bzw. besonders zwischen Mutter und Tochter.
    Der Psychologe hat sich übrigens immer noch nicht gemeldet, arbeitet wohl nachts, denn tagsüber ist nie jemand da. *GRRRR* Werde es dann mal um Mitternacht probieren!!!!!!

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