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Meinst du mit 1/2 eine jahrgangsgemischte Klasse? Hier in Berlin nennen wir das Schuleingangsphase (Saph) und einer der Grundgedanken bei der Geschichte ist ja gerade, dass die Kinder unterschiedlich schnell lernen und diese Phase deshalb auch unterschiedlich schnell durchlaufen (also im "Normalfall" in zwei Jahren, oder aber auch in 3, theoretisch auch schon mal in nur einem Jahr). In unserem Einzugsgebiet, in dem die Kinder häufig mit sehr schlechten Voraussetzungen kommen brauchen sogar recht viele Kinder drei Jahre (von den 14 Schülern, die dieses Jahr neu in meine Klasse eingeschult wurden, werden wir z.B. ganze 6 Kinder drei Jahre behalten müssen!). Und ich finde es einen der wenigen wirklichen Vorteile der Saph, dass ich diese Schüler eben nicht durch den Stoff "prügeln" muss, sondern ihnen Zeit lassen kann. Ich finde auch, alles andere bringt nichts. Ich kann die Kinder nur auf der Stufe fördern, auf der sie gerade stehen. Und ich kann nicht zaubern! Wenn z.T. 5 Jährige eingeschult werden, die nicht wissen, wie sie einen Stift halten, nicht wissen wie viele Finger sie haben oder dass das unten an ihren Füßen "Zehen" heißt, dann bin ich dafür eben nicht verantwortlich. Ich bin dann dafür verantwortlich mit diesen Kindern so gut es unter den gegebenen Bedingungen eben geht (und auch für diese Bedingungen fühle ich mich nicht verantwortlich) Vorschularbeit nachzuholen und sie nach einem Schuljahr hoffentlich soweit zu haben, dass sie im nächsten Schuljahr dem Stoff der 1. Klasse folgen können. Also lass dich nicht verrückt machen: du bist diejenige, die den Job gelernt hat und du kannst am besten einschätzen, ob ein Schüler im Stoff schon weiter kann oder eben länger braucht. Aber dass du durch die Eltern verunsichert bist, kann ich gut nachvollziehen, bin nämlich auch Anfänger und wünsche mir auch ein deutlich dickeres Fell...
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Nachdem ich letztens nochmal geantwortet hatte und das Internet dann alles verschluckt hat, hier noch mal ein zweiter (kürzerer) Versuch zu antworten:
in der letzten Dienstbesprechung haben wir die Order bekommen, die Eltern spätestens 3 Wochen vor Schuljahresende zu informieren. Natürlich sollten dann auch im Vorfeld schon Gespräche stattgefunden haben. Unsere Eltern wissen also alle schon Bescheid, wir haben sie jetzt aber nochmals zu einem Gespräch eingeladen, bei dem wir uns auch unterschreiben lassen, dass wir sie informiert haben. Ihr Einverständnis holen wir uns aber nicht! Schließlich ist das unser Job zu entscheiden, wie lange welches Kind braucht. Das können die Eltern gut finden oder nicht, aber letztlich müssen sie unsere - natürlich gut begründete- Entscheidung hinnehmen. Aber da haben wir es hier mit unserer Elternschaft dann doch ein Stück leichter (einer der wenigen Vorteile an einer Schule im "sozialen Brennpunkt"...). Und vor dem Anwalt würde ich mich nicht fürchten: wenn du entschieden hast, das Kind 3 Jahre in der Saph zu behalten, bist du nur verpflichtet ihm in diesem Zeitraum, den entsprechenden Stoff zu vermitteln. Letztlich macht doch gerade das die Qualität deines Unterrichts aus: dass du in der Lage bist, so differenziert zu unterrichten, dass jedes Kind den Stof in dem ihm angemessenen Tempo lernt! Also lass dich nicht irre machen...
LG icke -
Zitat
Original von Elaine
Icke, vielen Dank für deinen Beitrag! Sehe das auch so wie du, nur die Eltern nicht. Wenn ich ihnen dann Bescheid gebe, dass ein längeres Verweilen angebracht ist, wird mir die Hölle heiß gemacht: Warum ich das nicht schon früher angesprochen hätte, wie ich das jetzt schon sagen könnte (wenn ich es im ersten Halbjahr anspreche), was ich denn tue für das Kind, ob das nicht klar sei in einer jahrgangsgemischten Klasse, dass ihr Kind untergehe, dass die Klasse zu laut ist, was sie denn üben könnten, ob man das Kind nicht probeweise versetzen könne usw. usw. Und nachdem ich so etwas verkündet habe, stehen manche Eltern jede Woche bei mir, sagen mir, dass ihr Kind ja schon viel besser geworden sei, ob ich das auch gemerkt habe... Quasi werden sie richtig panisch!
Solange du das frühzeitig ankündigst, die Eltern zu Gesprächen einlädst und schriftlich informiert hast, solltest du nicht allzuviel Probleme mit den Eltern bekommen. Klar werden Sie nach Ausflüchten und Ausreden suchen, aber sie werden letztendlich deine pädagogische Entscheidung akzeptieren müssen.
Natürlich solltest du die Hilfsangebote der Eltern auch annehmen. Wenn sie üben wollen, gib ihnen doch die Sachen, die du sonst wiederholt hättest. Wenn es klappt, hast du Zeit für anderes gewonnen, wenn nicht, werden die Eltern leichter erkennen, wie schwierig der Stoff für ihr Kind ist.Zitat
Und ich habe nun Angst, dass irgendwann die Eltern mit dem Anwalt da stehen und sagen: Ja, hätten sie dem Kind mal die Möglichkeit gegeben, Minus zu rechnen, dann hätte es das alles geschafft, aber haben sie ja nicht...Vor einem Anwalt und den daraus resultierenden Folgen solltest du keine Angst haben. Selbst wenn dieser eine Versetzung erzwingt, hast du dadurch ja keine Nachteile. Ok, deine Note musst du dann begründen, aber mehr eben nicht.
Was sagt denn eigentlich deine Kollegium und deine Schulleitung zu der Situation? Das kommt doch relativ häufig vor und muss doch bestimmt mal thematisiert wurden sein. Auch auf Zeugnis-Konferenzen ist dafür doch Gelegenheit.Grüße
Peter
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