Bedarf an Hauptschullehrer in Baden-Württemberg

  • Hallo,


    ich möchte als erstes klarstellen, dass ich noch kein Lehrer bin. Noch weit davon entfernt :) ! Ich bewerbe mich zum WS2010/11 an der PH Freiburg. Auf Grund von "NC" weiß ich eben nicht ob ich zum Studium zugelassen werde. Auf der Homepage der PH Freiburg steht, dass alle Bewerber seit SS2008 zum Lehramtsstudium - Hauptschule zugelassen wurden. Und bei allen anderen (Grundschule, Realschule usw. ) standen gewisse Punktezahlen die man mindestens erreichen muss um mit einer Aufnahme rechenen zu können.


    Meine Frage: Weiß jemand wie der Bedarf an Hauptschullehrern zur Zeit in BW ist?


    Merci im Voraus!

  • Mhh...danke...heißt das jetzt, dass ich nach dem Studium erst mal Arbeitslos bin?


    Und: Nach dem Studium, ist man dann sofort als Beamter eingestellt oder zuerst als Angestellter?

  • du musst ja nicht in bawü bleiben, in nrw und hessen werden viele gesucht und eingestellt...


    im referendariat bist du beamter auf widerruf und danach wenn du vollzeit arbeitest und sonst nix dagegen spricht, wirst du verbeamtet...

  • Die HS in BW befindet sich etwas im Umbruch - Werkrealschulen werden eröffnet, kleinere Hauptschulen haben das Nachsehen.
    Man wird meines Wissens nicht nur verbeamtet, wenn man Vollzeit arbeitet. Wurde in Teilzeit verbeamtet.
    Das ist schon etwas her, kann auch sein, dass das mittlerweile anders ist.
    Es war zu meiner Zeit stark notenabhängig, ob man nach dem Ref. angestellt wurde. Wurde zuerst angestellt, dann verbeamtet auf Probe, dann verbeamtet.
    Der Notendruck machte vielen (auch mir) damals alles recht schwer und mies.
    Glaube nicht, dass das mit den Noten viel entspannter ist momentan.
    Aber dennoch ist es ein schöner Beruf (wenn auch oft anstrenged) und falls du dich dazu hingezogen fühlst, versuch es doch einfach.

  • Die Aussagen des Kumis zum Lehrerbedarf an Hauptschulen sind mit äußerster Vorsicht zu lesen. Da wird von einem zunehmenden Lehrerbedarf für Hauptschulen geschrieben - was an sich richtig wäre - WENN nicht das Kumi derzeit durch die Einführung der Werkrealschule gleichzeitig 30%-50% der Hauptschulen als "zukünftig wegfallend" betrachten würde.


    Die Einführung der Werkrealschule geht von folgenden Prämissen aus:
    - zukünftige Werkrealschulen werden die Standardschule anstatt der Hauptschule
    - Werkrealschulen müssen in den Klassen 5-9 mindestens zweizügig sein, damit ab Klasse 8 die drei neuen Wahlpflichtfächer angeboten werden können.
    - Werkrealschulen sind Wahlschulen wie Gymnasien und Realschulen


    - Hauptschulen können in Klasse 8 eventuell 2 Wahlpflichtfächer anbieten, dürfen jedoch kein 10.Schuljahr führen. Schüler, die weiter an der Hauptschule bleiben, können nach jeder Klasse an eine Werkrealschule wechseln, müssen dies spätestensnach der 9.Klasse tun.


    Langer Rede kurze Quintessenz:
    Den Hauptschulen werden die Schüler davonlaufen. Einige Hauptschulen werden sich durch ein gutes, wohnortnahes Angebot oder durch Kombiklassen noch einige Zeit retten können. Irgendwann werden jedoch die Schulträger das Kosteneinsparpotential nutzen und die Hauptschulen komplett schließen.


    Durch die Schließung von Hauptschulen werden Lehrkräfte freigesetzt, die nicht entlassen, sondern an bestehende Werkrealschulen versetzt werden. Dadurch werden dort keine neuen Stellen für Lehramtsbewerber mehr frei.


    Im o.g. Kumi-Schreiben wird auch ausdrücklich der Vorbehalt genannt, dass Stellen, die durch Pensionierung frei werden, eventuell zur Haushaltskonsolidierung "kassiert" werden.


    Positiv wirkt sich die Einführung der neuen Wahlpflichtfächer aus, die zusätzliche Lehrkräfte erfordern. Ein Teil der benötigten Lehrerstunden ist jedoch bereits durch den Wegfall von Förderstunden und den Wegfall des Zusatzunterrichts in Klasse 8 und 9 bereits "erwirtschaftet".


    Die Schließungen der Schulen haben bereits begonnen und werden sich wohl in den Jahren 2011-2014 fortsetzen. Nach meiner persönlichen Schätzung werden wohl 30-50% der Hauptschulen künftig nicht mehr existieren. Möglich ist auch, dass dies der erste Schritt zur Verschmelzung der Realschulen und Werkrealschulen ist.


    Die Lehrerausbildung für Hauptschullehrer wird demnächst an den pädagogischen Hochschulen von 6 auf 8 Pflichtsemester umgestellt werden - womit künftige Hauptschullehrer den Realschullehrern gleichgestellt sein werden. Das dürfte der einzige Lichtblick sein ... A13 für alle Sekundarlehrer.


    Grundschullehrer werden weiter nach A12 besoldet, erhalten jedoch durch die Einführung der Bildungshäuser "von unten" Konkurrenz: An den Hochschulen gibt es bereits Studiengänge für "Frühpädagogik", deren Absolventinnen dann im Gehaltsbereich zwischen Erzieherin und Lehrerin angesiedelt sind - ich benutze absichtlich die weibliche Form - denn es sind wohl in der Regel Frauen, die dann Unterrichtsbereiche an der Grundschule abdecken werden, für die man nach Ansicht mancher Entscheider keine "richtigen" Lehrer braucht:
    Kunst, Sport, Musik, textiles Werken...


    Deine Frage war:
    Kann man empfehlen, Hauptschullehramt zu studieren?


    Meine Antwort: Ich weiß es nicht ....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von Juliette732
    du musst ja nicht in bawü bleiben, in nrw und hessen werden viele gesucht und eingestellt...


    Das stimmt (zur Zeit) zumindest für NRW so definitiv nicht. Es werden nur sehr wenige Hauptschulstellen ausgeschreiben. Immer mehr (kleine) Hauptschulen schließen und das dort vorhandene Personal wird auf andere Hauptschulen umverteilt.
    Es wäre an vielen Schulen sicher wünschenswert, neue Stellen auschreiben zu dürfen, aber das wird wie gesagt nur sehr selten gestattet.

  • vielen dank! hat mir sehr weiter geholfen! werde auf jedenfall das mit der hauptschule durchziehen. ich war bis zur 10. Klasse selbst auf der hauptschule und weiß wie schwer es meine lehrer hatten. ich weiß was auf mich zu kommt. und ich freu mich schon eine klasse zu unterrichten.nicht nur zu unterichten, sonder auch an deren erziehung mich zu beteiligen. ich freu mich schon sehr!


    danke noch mal an alle!


    habe da noch eine frage:


    Wie hart ist das Studium an der PH Freiburg?

  • Hallo,
    ich denke, deine Frage zum Studium an der PH Freiburg lässt sich so generell nicht beantworten! Kommt sicher auf die Fächer, auf einen selbst, auf die Kurse, auf die Dozenten... an.
    Ich habe dort studiert und fand das Studium weder besonders anspruchsvoll noch besonders schwierig, aber sehr stressig, weil die meisten Seminare etc. überfüllt waren, man sich ewig in Listen eintragen oder irgendwo anstellen musste...


    Aber FR als Stadt fand ich toll!


    Liebe Grüße

  • Auf Seite 4 der heute bei mir im Briefkasten angekommenen Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg "B&W" vom 21.5.2010 steht:


    Zitat


    In 10 Jahren muss die Hälfte der Werkrealschulen geschlossen werden!
    ... Das aktuelle Schulentwicklungsgutachten für Baden-Württemberg gibt aufgrund der sinkenden Schülerzahlen der WRS keine Zukunftchance. Bereits in 15 Jahren werden nur noch 190 Gemeinden so viele Kinder pro Jahrgang haben, dass dort eine zweizügige Werkrealschule gehalten werden kann. Die Hälfte der jetzt genemigten 525 WRS wird schon in wenigen Jahren so wenige Schuler/innen haben, dass das Konzept nicht mehr umgesetzt werden kann. "Mit der Werkrealschule werden nicht die Hauptschulen weiterentwickelt, sondern der Landesregierung geht es um die Schließung kleiner Hauptschulen, die Einsparung von Personalkosten und die Ablenkung von der immer größeren Unzufriedenheit der Eltern mit der Trennung der Kinder nach der vierten Klasse", so Doro Moritz weiter....

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat



    Das ist wohl auch der Grund, warum mein guter Freund damals nicht aufs Gymnasium durfte! Mein Freund ist Kosovo-Albaner, geflüchtet mit seinen Eltern nach Deutschland. Er hat einen überdurchschnittlichen IQ und wollte nach der 4. Klasse auf das Gymnasium. Die Lehrer haben es ihm "nicht empfohlen", TROTZ DER GUTEN NOTEN! Er hatte mir damals gesagt, dass man ihn aus politischen Gründen nicht aufs Gymnasium lassen wollte. Er meinte, dass Sie ihn lieber an der HS behalten wollten. Er hat das damals etwas paranoid dargestellt und ich habe immer nur den Kopf geschüttelt, wollte ihm nicht glauben...doch jetzt wo ich das gelesen habe...könnte es sein, dass man Schüler trotz Begabung nicht an ein Gymnasium lässt, weil die HS zu wenig schüler hatten, und sie Angst hatten diese eventuell schließen zu müssen? Ist nur so ein Gedanke...


    Zu meinem Freund noch: Er ist nach der Werkrealschule wie ich auf das Informationstechnische Gymnasium geangen und hat dort sein Abi mit 1,1 Schnitt gemacht!!! Jetzt Studiert er Physik und Mathematik an der ETH in Zürich! Seinen Bruder wollten sie damals auch nicht auf das Gym. lassen, nicht mal auf eine Realschule!!! Die mussten bis zum bitteren Ende an der HS bleiben und auch er studiert jetzt in Zürich!

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