Versteht mich bitte nicht falsch.
Ich arbeite auch gerne mit Kindern (bin im Moment noch Au Pair), habe schon so viele Praktika in Förderzentren und sozialpädagogischen Einrichtungen gemacht (und wollte gar nicht mehr weg :)) und werde wohl demnächst auch was Ehrenamtliches anfangen im sozialen Bereich. Ich glaube wirklich, dass Förderschullehrer das Richtige für mich ist.
Aber dieser ganze Hickhack in der dt. Bildungslandschaft... das schreckt mich jedes Mal aufs Neue ab und ich komme ins Grübeln.
Bald abgeschafft?- Zukunft der Förderschulen
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Zitat
Original von cyanscott
Mia
In Niedersachsen arbeitet irgendwie jede Förderschule Sprache wie sie mag. Es gibt Schulen, die ganz parallel zum Kerncurriculum der Grundschule arbeiten sowohl was die Stundentafel anbetrifft als auch die Zeit für z.B. die erste Klasse. Dann aber gibt es so weit ich weiß den überwiegenden Teil, der das oder die ersten Grundschuljahre streckt, entweder wird das erste Schuljahr auf zwei Jahre verteilt und es schließt sich häufig noch ein drittes Schuljahr an, dass dann dem zweiten Grundschuljahr entspricht. Oder die ersten beiden Grundschuljahre werden auf drei Jahre verteilt. Dazu wird halt häufig die Stundentafel in Deutsch zu Lasten der anderen Fächer auf 8-9 Wochenstunden ausgedehnt. EInige Schulen bieten zudem noch das dritte oder vierte Schuljahr an und ich glaube ganz vereinzelt gib es sogar weiterführende Schulen (Hannover). Auch die Therapiestunden sind nicht einheitlich geregelt. Bei einigen wird die Sprachtherapie von Logopäden gegen ein Kassenrezept durchgeführt, bei anderen durch die Lehrkräfte in Förderstunden aber auch häufig garnicht bzw. nur im therapieimmanenten Unterricht. Ist schon irgendwie "jeder wie er mag". Spannend wird es, wenn durch Umzug ein Schulwechsel ansteht. Alles in allem denke ich aber, dass jede Sprachheilschule (Sorry, meine natürlich Förderschule Schwerpunkt Sprache)für sich mehr Chancen auf "Wiedereingliederung" (klingt schäbig, ist aber nicht so gemeint) bietet als die bisher geplanten Inklusionsabsichten.
LG
CyanJa, so an sich läuft das in Hessen hier im Prinzip ähnlich ab, aber das ist halt nix Sonderschulspezifisches. Auch Grundschulen schöpfen ihre Möglichkeiten aus und bieten Eingangsklassen an so wie wir auch.
Und auch wir dehnen im Grundstufenbereich den Deutschunterricht so ähnlich aus wie ihr. Aber auch da haben wir nicht mehr oder weniger Optionen als die Regelschulen auch. Das ist de facto nichts, was uns als Förderschule auszeichnet, sondern maximal als eine Schule mit einem besonderem Konzept.
Und da rege ich mich auch regelmäßig über die Begrifflichkeiten auf: Ich meine Förderung sollte die grundlegende Aufgabe absolut jeder Schule sein und nicht erst dann greifen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Aber ohne erstmal den Stempel des sonderpäd. Förderbedarfs zu erhalten, bekommt man dieses Angebot nicht.
<-- Ich halte daher gerne mal hin und wieder an den überholten Begrifflichkeiten fest, die bringen einfach auf den Punkt, worum es geht.Logopäden in die Schulen zu holen, ist eine super Sache! Geht an Regelschulen übrigens viel einfacher als an Sprachheilschulen - unsere Schüler kriegen sowas nämlich oft nur in besonderen Fällen finanziert. Da sie ja bereits an einer Sprachheilschule sind, ist zusätzliche Sprachtherapie angeblich nicht nötig.
Unsere Schule arbeitet übrigens auch zu einem großen Teil beratend und integrierend. Etwa ein Drittel unseres Kollegiums ist an Regelschulen eingesetzt. Und dort wird sehr erfolgreich gearbeitet und dieser Bereich daher immer mehr ausgeweitet. Sehr sinnvoll wie ich finde.Denn mit der Rückschulung sieht's oft doch sehr düster aus. Wir versuchen natürlich auch, die Kinder möglichst nach der Grundschulzeit an die weiterführenden Schulen zurückzuschulen. Aber es gestaltet sich schwierig, nicht zuletzt, weil die Kinder eben schlichtweg oft noch den Stempel "Sonderschule" mit sich rumtragen. Selbst wenn der nach außen nicht mehr so sichtbar ist, hat der einen seinen Abdruck auf dem Selbstbewusstsein der Kinder hinterlassen.
Etliche Kinder bleiben bei uns bis Klasse 10 und machen Haupt- bzw. Realschulabschlüsse. (Bis dahin unterrichten wir als Sonderschule übrigens integrativ. )
Und dazu müssen wir ab Klasse 5 bzw. ab Klasse 7 dann noch die Klassen mit Schülern aus den umliegenden Landkreisen auffüllen, die keine weiterführende Sprachheilschule anbieten und einfach mal behaupten, dass alle Kinder ja bis dahin zurückgeschult seien.
Da lachen wir uns dann immer scheckig und dürfen dann drunter leiden, wenn die Jugendlichen nach stundenlanger Fahrtzeit morgens bei uns eintreffen und eigentlich schon wieder bettreif sind.Nee, also es tut mir leid, rein pädagogisch gesehen kann ich der Sonderschule oftmals nicht viel abgewinnen.
Aber solange die Regelschulen weiter so separierend arbeiten, keine personellen, räumlichen und sächlichen Mittel zur Verfügung gestellt bekommen und manchmal gewisse Optionen auch gar nicht ausschöpfen wollen, dann ist es natürlich immer noch die bessere Variante die Schüler mit besonderen Förderbedarf auch einfach gesondert zu beschulen.@bohememaaedchen91: Ja natürlich würde ich es wieder machen!
Im sozialen Bereich sieht es doch überall nicht viel besser aus.
Eine Alternative ist höchstens sich in eigener Praxis selbstständig zu machen, da hat man dann einen gewissen Gestaltungsspielraum. Aber auch nur solange die Kassen zahlen. -
Hallo Mia, du bist doch Sprachheillehrerin.
Neben Sonderpädagogik (Lehramt) interessiere ich mich für Sprachtherapie, in Deutschland gibt es ja ein, zwei Studiengänge dazu.
Aber ich würde gerne mal von dir wissen, ob es denn möglich ist, als Sprachheillehrer auch als Sprachtherapeut zu arbeiten? Geht das? Muss man da bestimmte Fortbildungen oder Aufbaustudium machen?
Wäre sehr froh, wenn du mir da einiges erzählen könntest, danke.Im Übrigen teile ich deine Meinung mit dem "aufgedrückten Stempel Sonderschule". Aber das Gleiche ist es bei Hauptschülern. Irgendwie werden diese Schüler immer als etwas "Minderwertigeres" angesehen. Mit einem Hauptschulabschluß kommt man heutzutage in der freien Wirtschaft nicht weit. Mindestens ein guter (!!) Realschulabschluß ist zu gebrauchen, am besten trotzdem noch Fachabi oder allgemeine Hochschulreife.
Bevor man sich über Inklusion und dergleichen Gedanken macht, wäre vllt eine Reform zum Thema gleichwertigere Schulabschlüße angebracht. Das, was mich moralisch gesehen auch bei Förderschülern (speziell Schwerpunkt Lernen) abschreckt, ist, dass diese Kinder eben auch keine besonders rosige berufliche Zukunft haben. Klar, man tut sein pädagogisch Bestes um die Schüler zu fördern, aber nach 9 bzw. 10 Jahren ist das vorbei. Der Gedanke, dass die meisten dann bei Hartz IV landen, ist schon... komisch.
Ich finde, in der Richtung sollte erstmal was gemacht werden.
Ein Gesamtschulkonzept wie bei den Finnen wäre vllt auch mal eine Überlegung wert.
Schon allein, wenn ich sehe, was für Hohlköpfe sich teilweise bei mir durchs Abi gespickt haben... Und die brüsten sich dann auch noch damit und ziehen über Hauptschüler her. Nennt mich einen verkappten Idealisten, aber ich finde das alles nicht richtig, wie das teilweise im Moment so läuft. -
Ich würd's immer wieder tun!
Unser separierendes Schulsystem finde ich auch nicht richtig, und der "Stempel Sonderschule" ist sicherlich ein Problem - allerdings arbeite ich an einer Schule für körperliche und motorische Entwicklung, und da würde ich im Augenblick nur wenige der bei uns beschulten Schüler ( hach wie herrlich formuliert...) an der Regelschule gut aufgehoben sehen. Die KB-Schule ist da eben doch für viele Schonraum mit einer notwendigen baulichen Ausstattung, medizinischen Versorgung und strukturellen Gegebenheiten, die eine Regelschule (und schon gar nicht viele Regelschulen) so nicht leisten können. Ich kann mir da aktuell nicht vorstellen, wie diese Schulform abgeschafft werden soll.
... und ich arbeite hier sehr gerne!!!
P.S. Wir betreuen aber übrigens auch viele körperbehinderte Schüler, die an Regelschulen integriert und da auch vollkommen richtig sind. Die Unterstützung durch Förderschullehrer ist aber auch da für die Kollegen unverzichtbar!
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Auch wenn ich hier schon das ein oder andere zu beanstanden habe, ich würde es auf jeden Fall auch wieder machen! Die Arbeit mit den Kindern macht mir Spaß, an den Rahmenbedingungen muss halt noch gearbeitet werden
Und ich bin mir sicher, dass die Zukunftsaussichten für Sonderpädagogen nicht wesentlich schlechter werden, eher im Gegenteil... -
Zitat
Original von bohememaedchen91
Hallo Mia, du bist doch Sprachheillehrerin.
Neben Sonderpädagogik (Lehramt) interessiere ich mich für Sprachtherapie, in Deutschland gibt es ja ein, zwei Studiengänge dazu.
Aber ich würde gerne mal von dir wissen, ob es denn möglich ist, als Sprachheillehrer auch als Sprachtherapeut zu arbeiten? Geht das? Muss man da bestimmte Fortbildungen oder Aufbaustudium machen?
Wäre sehr froh, wenn du mir da einiges erzählen könntest, danke.Ja natürlich kann man als Sprachheillehrer auch außerschulisch arbeiten, d.h. angestellt in logopäd. Praxen. Als Sprachheillehrer ist man ja Sprachtherapeut (das ist ja keine geschützte Berufsbezeichnung). Im Klinikbereich sieht es evtl. schwieriger aus, weil dort ja eher die organischen Sprachstörungen im Vordergrund stehen. Das lernt man zwar im Studium auch, aber der Schwerpunkt liegt natürlich im Bereich der kindlichen Sprachstörungen. Ich vermute mal in direkter Konkurrenz mit einem Logopädagen wird man als Sprachheillehrer im Auswahlverfahren sicher den Kürzeren ziehen. Aber theoretisch geht es auf jeden Fall.
Hier in Hessen bekam man bislang auch die Zulassung für ein eigene sprachtherapeutische Praxis, aber das war wohl nicht in allen Bundesländern so. Und ich weiß natürlich nicht, wie es nun mit den veränderten Abschlüssen (Master/Bachelor) aussieht. Da könntest du dich mal bei der dgs (http://www.dgs-ev.de/) informieren, die müssten dir da genauere Auskünfte geben können.
Das habe ich dir auch glaub ich schon mal alles per PN erzählt. Kam die nicht an?Was meinst du denn mit Studiengängen für Sprachtherapie? Abschluss Dipl.Pädagoge mit Schwerpunkt Sprachtherapie?
Ganz ehrlich gesagt würde ich das nicht empfehlen. Die Berufsaussichten in dem Bereich sind eher schlecht und die Bezahlung auch nicht besser als bei normalen Logopäden oder außerschulisch arbeitenden Sprachheillehrern. Wenn du von vorherein ausschließlich therapeutisch arbeiten willst, dann würde ich gleich eine Ausbildung zur Logopädin machen. Die ist kürzer und die Berufsaussichten doch ein bisschen besser, weil man kein Exot ist.LG
Mia -
Es gibt tatsächlich Studiengänge für Klinische Linguistik, zB. in Bielefeld, Potsdam, München und auch Marburg.
Ein Studium der Klinischen Linguistik bzw. Psycho-/Neurolinguistik ist natürlich nicht gleichzusetzen mit dem Sonderpädagogikstudium, Schwerpunkt Sprache, da wirklich sehr viele neurologische Prozesse und organische Störungen sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen behandelt werden beim KL- Studium. Mit dem Abschluß in einem solchen Studiengang kann man sowohl in die Forschung als auch in die die Selbstsändigkeit (eigene Praxis).
Ich hätte aber gedacht, dass man mit einem "Sprachheillehrerstudium" (ich nenn's jetzt einfach mal so) vllt so eine Art Grundlage dafür schaffen könnte?
Im Prinzip ist es auch egal, das wär sowieso nur eine Art Notlösung- in erster Linie will ich Förderschullehrer werden. Ich denke schon, dass das die richtige Wahl für mich ist -
Hm, also meines Wissens nach kriegen Linguisten keine Zulassung. Ein Linguist mit eigener Praxis ist mir auch noch nicht untergekommen.
Aber es gibt natürlich dennoch relativ viele Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Sprachtherapie. Atem-, Sprech- und Stimmbildungslehrer fallen mir auch noch ein. Oder Sprecherziehung ist auch ein verwandter Bereich. (Aber auch einer ohne Zulassung glaub ich.)Die Schwerpunkte sind jeweils ein wenig anders gelagert, die beruflichen Möglichkeiten bei den meisten Abschlüssen sehr ähnlich und teilweise identisch.
Ich denke, es ist letztlich eine persönliche Entscheidung.
Sprachheillehrer mit Staatsexamen sind halt die Einzigen, die verbeamtet werden können und als Lehrer unterrichten können.Diese Option war für mich auch entscheidend bei der Wahl meines Studiengangs.
Vorteil als Sprachheillehrer ist, dass man in meinen Augen die größte Vielfalt bei der Berufsausübung hat (Forschung ist ja auch möglich, man ist ja Akademiker - ich kenne auch einige promovierte Sprachheillehrer, die jetzt an der Uni arbeiten bzw. eine Kommilitonin ist inzwischen in der freien Wirtschaft) - geht also wirklich alles. Aber Linguistik auf "Sprachheillehrer" aufzusatteln ist wohl eher Quatsch. Kostet Zeit, bringt aber weder mehr Geld noch mehr berufliche Möglichkeiten. Klar, sein Wissen intensiviert man natürlich, aber du willst ja wahrscheinlich nicht studieren bis du 50 bist.
Der Nachteil des Lehramtsstudiums ist natürlich schon, dass die Inhalte breiter gefächert sind und entsprechend weniger in die Tiefe gehen. Wenn man nicht in den Schuldienst geht, muss man dann entsprechend mehr Eigeninitiative an den Tag legen und selbstständig seinen Kenntnisstand vertiefen. Ergibt sich aber meist automatisch, man promoviert ja nicht innerhalb von 3 Monaten.
Schwieriger ist es sicher, wenn man als Sprachheilpädagoge plötzlich die organischen Störungen zu seinem Steckenpferd macht. Bedarf sicher einiger Anstrengungen einen Doktorvater zu finden. Oder in direkter Konkurrenz mit Logopäden und Linguisten im Klinikbereich unterzukommen.Wenn ich von vornherein gerne in die Forschung hätte gehen wollen, dann hätte ich aber sicherlich auch einen anderen Studiengang gewählt. Wäre mein Ziel in erster Linie die Selbstständigkeit gewesen, dann wär's einer der Ausbilungsgänge geworden.
So wie du dich anhörst, scheint aber der Lehramtsstudiengang für dich auch sinnvoll zu sein. Ich denke nicht, dass du da was falsch machst - wenn du dann doch nicht an die Schule willst, hast du mit der Fachrichtung Sprachheilpädagogik noch sehr viele (realistische) Optionen.
Daher wünsch ich schon mal viel Spaß im Studium!
LG Mia
P.S. Hab noch mal schnell gegoogelt in Sachen Zulassung und eine ganz schöne Übersicht gefunden, die auch recht aktuell zu sein scheint: http://www.physio.de/zulassung/logo.htm
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Hallo,
ich arbeite seit 1979 als Sonderschullehrerin. In den letzten 20 Jahren an Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Meine Schule ist in NRW, eine Schule mit sehr guten Erfolgen bei der beruflichen Integration unserer Schüler. Seit Jahren arbeiten wir in Kooperation mit einer Hauptschule zusammen. Es wird Förderdiagnostik durchgeführt und in interativen Lerngruppen gearbeitet, Rücküberweisungen, bei Aussicht auf Erfolg, finden ebenfalls statt. Nun wird auch in unserem Land die Inclusion vorangetrieben.Grundsätzlich finde ich den Gedanken der gemeinsamen Beschulung, speziell für Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen, sehr gut. Allerdings nur, wenn die Bedingungen stimmen. Ich erfahre es im Moment so, dass hier auf Biegen oder Brechen der zweite vor dem ersten Schritt gemacht wird. Erst schicken wir mal die Kinder ins Regelschullsytem: ohne Konzept, ohne rechtliche Absicherung der Kollegen,ohne die entsprechende Fortbildung der Kolleginnen und Kollegen im “Normalschulsystem”, mit einigen Stündchen der Sonderschullehrer. Die Realität sieht so aus, dass es keine vernünftigen räumlichen, materiellen und personellen Voraussetzungen gibt, um die betroffenen Kinder angemessen zu fördern. Da sitzen geistig behinderte Kinder, die eigentlich im lebenspraktischen Bereich gefördert werden müssten, in einer Grundschulklasse und malen den ganzen Tag Hohlbuchstaben oder Zahlen nach, weil die erforderlichen Therapie- und Unterrichtsräume gar nicht vorhanden sind und die Sonderschullehrer nur gelegentlich für sie da sind. Ist das individuelle Förderung? Hyperaktive, lernschwache Kinder, die enorm den Unterricht stören, bringen die Grundschulkollegen an den Rand der Belastbarkeit. Die gelegenliche Anwesenheit der Förderschulkollegen bringt nur wenig Hilfe. Gefördert wird in dunklen, fensterlosen Räumen oder auf dem Flur, weil keine Förderräume vorhanden sind. Der Erziehungsauftrag unseres Berufes bleibt hier vollkommen auf der Strecke. Die Erfolge unserer Arbeit beruhen zum großen Teil auf unserer erzieherischen Bemühungen in Kooperation mit vielen anderen Instiutionen. Wie kann ich im integrativen Unterricht Talente und Stärken fördern? Viele unserer Schüler sind bei uns regelrecht aufgeblüht, haben Verantwortung übernommen, sind viel selbstbewusster geworden. Sie wären im “Normalschulsystem” durch Netz gefallen. Inclusion ja, aber nicht zum Nulltarif und nicht auf Kosten der Städte und Gemeinden. Erst die Voraussetzungen schaffen und dann erst das Schulsystem verändern. Dann gibt es da noch eine andere Seite der Medaille. Was mutet man hier den Sonderschullehrern, spezielle auf dem Lande, zu? Fahrt schön mit dem eigenen PKW zum “Includieren”, auch in 30km entfernte Orte. Wenn ihr einen Unfall auf dem Weg dahin habt, dann müsst ihr die Kosten, die dadurch entstehen selbst tragen. Ihr könnt euch aber auch auf eigen Kosten dagegen versichern. Die Fahrtzeit wird euch natürlich nicht als Arbeitszeit angerechnet. Das könnt ihr schön in euren Pausen beim Pendeln zwischen der Stamm- und Inculsionsschule verbringen. Pausen braucht ihr ja nicht, ihr könnt euch ja beim Fahren erholen. Alle diese Probleme sind vorhanden und nicht geregelt. Da gibt es einen neuen Studiengang ” Entwicklung und Inclusion” an der Uni Siegen. Angedachte Arbeitsorte sind u.A. Grund- und Hauptschulen.Werden wir und unser KNOW HOW überfüssig? Machen die anderen, neuen Kollegen, die Arbeit zu einem kleineren Gehalt? Das Problem der Diskriminierung ist bei Förderschülern zweifellos vorhanden. Wird sie aber durch Inclusion abgeschafft? Werden diese Schüler nicht auch hier vielleicht noch mehr ausgegrenzt? Wird diesen Schülern auch so eine hervorragende Berufsvorbereitung angeboten?Alle diese Probleme gehen mir in letzter Zeit oft durch den Kopf. Ich sehe unser Kollegium, dass zum Wohl der Kinder unserer Schule, den Spagat vollbringt, die Standards an unsere Schule zu halten und gleichzeitig, die von oben verordnete Inclusion zu verwirklichen. Das bedeutet Konzepte entwicklen, das keine vorhanden, an beiden Schulen an Konferenzen und Teambesprechungen teilnehmen, für Material zu sorgen usw. Ausgeschriebene Stellen für Sonderschullehrer bleiben unbesetzt, weil keine Kollegen auf dem “Markt” sind. Seiteneinsteiger werden eingestellt, die weder testen noch abgeordnet werden dürfen.Sie können studieren,ja, aber auf Kosten des Stundenkontingents der Schule. Leider wird im Moment kein Aufbaustudium an den UNis durchgeführt. Also wieder nichts.Unser enorm hohes Engagemant bekommt langsam Risse, weil die Vielfalt der Aufgaben eigentlich nicht zu bewältigen ist, wenn man seinen Beruf liebt und ernst nimmt.
Inclusion zum Nulltarif ist nicht zu haben. Sie kostet viel, viel Geld und benötigt viel Personal. Warum besetzt man nicht alle Klassen mit Förderschullehrern doppelt, schafft die benötigten räumlichen Voraussetzungen, baut Barrieren ab, bildet entsprechend aus und fort? Das alles in Kooperation und unter Einbeziehung des NOW HOWS der Förderschullehrer. Dann wäre der Traum von Inclusion vielleicht machbar. Sicher nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht vielleicht. Was hier im Moment statt findet ist reine Augenwischerei, die keinem etwas nützt: Nicht den Kindern mit Förderbedarf, nicht den “Normalschülern”, die auch ein Recht auf Bildung und Förderung haben. Bildung ist teuer und muss sich nicht im wirtschaflichen Sinne rechnen.
Armes Deutschland
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Hallo, Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe viele Jahre an einer Förderschule gearbeitet und die Kinder und auch wir haben uns immer sehr wohl gefühlt in unserem geschützten Raum. Jetzt arbeite ich seit 1996 an einer Grundschule mit einer Förderklasse EH und auch das ist ein geschützter Raum. Und nur so können Kinder optimal betreut werden, die nicht in der Lage sind- egal, welchen sonderpädagogischen Förderbedarf sie haben-,in einer Regelklasse mit bis zu 30 Schülern zu lernen. Und zwar so zu lernen, dass sie Erfolge erreichen und anerkannt sind, sich emotional und sozial wohlfühlen. Ich habe immer wieder erlebt, da ich auch in der Diagnostik tätig bin, wie Kinder aufblühen, wenn sie nach den Misserfolgen an der Regelschule neu und gut an der FÖS durchstarten.
Das Problem ist ja auch nicht, dass die Förderschulen abgeschafft werden sollen. Das Problem sind die Regelschulen, die überhaupt nicht auf die inklusive Schule vorbereitet sind. Und das liegt aber nicht in der Verantwortung der Schulen, sondern ist politisch zu verantworten. Die Schulen müssen entsprechend ausgestattet sein organisatorisch, personell und materiell. Es gibt ja einige inklusive Vorzeigeschulen, die zeigen wie es gehen kann. Dann muss der Staat aber investieren und auch die Lehrerinnen und Lehrer in die Weiterbildungen bringen. Sonderpädagogen werden immer gebraucht werden, also bleib dabei...
Ich bin dafür dass die Fös bleiben, weiß aber durch Arbeit, dass ich als Förderschullehrer auch mehr als genug Arbeit an der Grundschule haben werde. Gruß abaust -
Interessant dazu vielleicht heute abend die Sendung von Monitor (ARD): 21:45-22:15
Wir müssen draußen bleiben:
Behinderte Kinder und die Integration -
Danke für die Bestätigung meines Beitrags. Wenigstens hier kann man sich Luft verschaffen. Bei der Schulleitung wird alles nur schögeredet oder unter den Teppich gekehrt. Ja nichts Negatives über den GU ins Gutachten schreiben usw., aber ohne mich. Erst heute haben mir meine 9-er von ihren Erfahrungen im Regelschulsystem berichtet, weil sie in der Zeitung gelesen haben, dass die Förderschulen aufgelöst werden sollen. Jetzt wollen sie einen Brief an die Zeitung schreiben und von ihren Lernfortschritten und der tollen Arbeit bei uns erzählen. Ich werde sie nicht daran hindern. Mal schauen, wann ich mir den "Watschen" von der Schulleitung abholen kann. Auch im Gästebuch unserer Homepage kann man lesen wie "unwohl sie sich bei uns fühlen und gefühlt haben, unserer stigmatisierenden, ausgrenzenden Einrichtung. Im letzten und vorletzten Schuljahr ist jeweils die Hälfte der Klasse direkt in die Lehre gegangen und alle sind noch dabei.
Werden diese tollen Kinder demnächst auch so gefördert oder fallen alle durchs Netz?Wir können nicht mehr! Die Kolleginnen und Kollegen werden krank, die "inkludierenden" Lehrer müssen per Bestandsgarantie im GU bleiben und wir paar noch Verschonten müssen alles richten. Bei uns heißt jetzt der Unterricht der ausfällt, weil keine Lehrer mehr da sind "Studientag". Nett oder?
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In Köln pfeifen es die Spatzen bereits von den Dächern der BezReg: Die Förderschulen werden den Hauptschulen einverleibt, was diese sicher nicht sonderlich trifft, benötigt doch bereits heute ein Großteil der HS-SuS "sonderpädagogischen Förderbedarf". In der aktuellen Klasse 5 einer guten Bekannten aus Köln-Ehrenfeld sitzt ein halbes Dutzend dieser Kandidaten mit attestiertem Bedarf, ohne dass man ihrem Bedarf auch nur annähernd gerecht werden kann, stattdessen aber die anderen 23 SuS der Klasse mit Maßnahmen der individuellen Förderung malträtiert, wo sie eigentlich eher gefordert werden sollten. Die Schulaufsicht ist - wie so oft - ratlos, gut klingende Fortbildungsveranstaltungen hinterlassen bei den KollegInnen einen faden Nachgeschmack, sind doch auch die Referenten des so genannten Kompetenzteams vollkommen überfordert. "Inklusion" heißt hier nur: reinkommen, hinsetzen, Klappe halten. Spart Personal, damit Geld, die mir bekannten beteiligten KollegInnen sparen ebenfalls: Zeit bei der Vorbereitung und Zeit beim Nachdenken darüber, was diese Posse denn letztlich soll. Also: alles gut.
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Hallo,
auch was die Fortbildungnen angeht,kaann ich dir da nur voll zustimmen.Wir bekommen im Mai eine Fortbildung zum Thema Beratungsgespräche von einem Förderzentrum. Einer Schule, an der ich mal jahrelang gearbeit habe. Einer Schule mit tollen Konzepten und nichts dahinter. Von den Kollegen der Schule weiß ich, wie fürchterlich es um die Arbeit in diesem Förderzentrum steht. Die wollen mir jetzt also erzählen, wie man es macht.Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es zum Totlachen!!! -
rotherstein
Dein ausführlicher Beitrag bringt die Knackpunkte auf den (knack)Punkt - dahin wo die (an sich positive) Idee der Inklusion knirscht.
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