Gewaltsongs kosten Schulkarriere

  • Zitat

    Original von neleabels


    Lehrer sind als Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes verpflichtet, für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten. Die Mitgliedschaft in einer rechts- bzw. linksradikalen Partei wird als Verstoß gegen diese Pflicht angesehen und kann zu Sanktionen führen. Die Präzedenzfälle dafür wurden in den 70ern im "Deutschen Herbst" geschaffen.


    Nele


    Natürlich darf ein Lehrer in der NPD (oder einer anderen nicht verbotenen Partei) sein. Würde diese Partei gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung verstoßen, wäre sie verboten.


    Die Liste, die man bei der Ernennung zum Beamten unterschreiben muss, enthält nur Parteien und Organisationen, die offiziell als verfassungswidrig erklärt wurden.


    Mich würde interessieren, was "offenbar nicht klar genug von Gewalt abgegrenzt" bedeutet.

    • Offizieller Beitrag


    Mit "natürlich" hat das nichts zu tun....



    Belehrung über die Pflicht zur Verfassungstreue im öffentlichen Dienst


    Denn im Gegensatz zu "natürlich" frage ich mich bei meinem gesunden Menschenverstand, wieso ein Beamter im Staatsdienst Mitglied einer offen verfassungsfeindlichen Partei sein sollen dürfte, wie der NPD.

  • Richtig, die NPD und DIe Linke standen da.


    Eine Partei KANN verboten werden, wenn sie demokratiefeindlich ist. Der Umkehrschluss, dass sie - wenn sie nicht verboten ist - NICHT demokratiefeindlich ist, ist aber ein gewagter. Es gibt durchaus Gründe, einen Verbotsantrag beim Bundesverfassungsgericht nicht/nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu stellen (und wäre beim letzten NPD-Verbotsverfahren wohl auch klüger gewesen).

  • Zitat

    Original von [FoNziE]
    @Schauspieler vs Rocker
    Der Unterschied bleibt für mich mehr konstruiert als real.


    [


    Ja, sehe ich genauso.


    Was ist denn, wenn der Rocker in der Band nur Texte singt oder Noten spielt, die ein anderer geschrieben hat?

  • Zitat

    Original von thunderdan


    Ja, sehe ich genauso.


    Was ist denn, wenn der Rocker in der Band nur Texte singt oder Noten spielt, die ein anderer geschrieben hat?


    Das war ja hier nicht der Fall.


    Meiner Ansicht nach: Wenn ein Musiker/Schauspieler deutlich zeigen kann, dass er die Distanz zu seinem "Werk" wahren kann, dann sehe ich kein großes Problem (zu diesem deutlich zeigen gehört auch, dass man den Schülern glaubhaft zeigen kann, dass man nicht der "Massenmörder" ist, den man gerade gespielt hat ... ich denke, ab der Mittelstufe verstehen Schüler sowas auch, immerhin stecken sie oft auch in so einer Situation: Counterstrike spielen, aber dennoch keine Killer). Unser Fall hier hat scheinbar die wirklich überzeugende Distanzierung nicht geschafft - und je provokativer der Text/das Auftreten, desto überzeugender muss meiner Ansicht nach auch diese Distanzierung ausfallen.


    Noch ein Nachtrag zum Unterschied Rocker - Schauspieler (auch wenn der Rocker nur "nachspielt"):


    Es muss mehr oder weniger im Film einen Antagonisten geben, einen Unsympathen, einen Verbrecher.
    Der gleiche Schauspieler wird oft auch in einer anderen Rolle zu sehen sein.


    Ein Death Metal Sänger (oder auch Rapper usw. usf.) wird selten in einer anderen "Rolle" zu sehen sein - die Identifikation mit dieser Rolle (die innere und die von außen) ist also viel höher.


    Es muss auch kein Musiker über Mord oder Vergewaltigung schreiben. Es muss auch fast kein Musiker (zur Ausnahme gleich) Songs über Mord und Vergewaltigung spielen, die von anderen geschrieben worden sind.


    Ausnahme: Studiomusiker/Musiker, die für eine Tour gemietet werden. Der Auftraggeber bestimmt dann, was gespielt wird ... in dem Fall kann man den Job ablehnen (und der Referendar/Lehrer verdient eben anderweitig sein Geld) oder man muss ihn halt machen (dann hat man aber auch einem bestimmten Beruf den Vorrang gegeben).

  • Also bei meiner Vereidigung bin ich auch auf das Grundgesetz vereidigt worden, also gehe ich mal davon aus, das mir auch all sich daraus ergebenden Rechte zustehen.


    Und was die Vorbildfunktion von Beamten angeht, was für ein Vorbild wollen/sollen wir sein?
    Das von vorauseilenden, buckelnden Gehorsam oder ein Vorbild das für eine pluralistische Gesellschaft steht und zeigt, das eine Persönlichkeit eben nicht nur aus "dem Job" besteht sondern auch andere Facetten hat.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Nach eingehendem Studium dieses Threads bin ich irgendwie froh, dass ich bisher den Schuldienst und meine Kollegen, Vorgesetzen als tolerant, offen und demokratisch erlebt habe :D


    Ich oute mich mal: Höre Deathmetal, alle anderen Formen des "lauten Gegrunzes", gehe regelmäßig auf Festivals, bin in keiner politischen Partei und trage eine "Emo"-Frisur. Gesagt hat noch niemand was, aber ehrlich gesagt interessiert's auch keinen so wirklich. Verbeamtet haben sie mich trotzdem. ;)


    Wollte nur mal meinen unqualifizierten Senf dazu geben :D :D :D

  • Zitat

    Original von Siobhan
    Ich oute mich mal: Höre Deathmetal, alle anderen Formen des "lauten Gegrunzes", gehe regelmäßig auf Festivals, bin in keiner politischen Partei und trage eine "Emo"-Frisur. Gesagt hat noch niemand was, aber ehrlich gesagt interessiert's auch keinen so wirklich. Verbeamtet haben sie mich trotzdem. ;)


    Ich bin aber auch der Meinung, dass es ein Unterschied ist, ob man Death Metal hört oder ob man ihn als Musiker aktiv - in der etwas drastischeren Form - betreibt und öffentlich vertritt (und genau das ist ja der Knackepunkt). Soweit mein mehr oder weniger qualifizierter Senf. Und in punkto Grundgesetz, Meinungsfreiheit, etc. ist es meiner Meinung nach wie bei Noten: irgendwann wird eine Grenze überschritten und es gibt die schlechtere Note.

  • Zitat

    Original von Siobhan
    Nach eingehendem Studium dieses Threads bin ich irgendwie froh, dass ich bisher den Schuldienst und meine Kollegen, Vorgesetzen als tolerant, offen und demokratisch erlebt habe :D


    Ich glaube, du machst es dir zu einfach, wenn du die Kollegen, die hier das Vorgehen der Schulbehörde befürworten, indirekt als intollerant und undemokratisch hinstellst. So kann deine Aussage zumindest verstanden werden.

  • Hei Leute, fühlt euch doch bitte nicht so angegriffen :rolleyes:


    Ich stelle hier niemanden als intollerant dar. Hätte ich das sagen wollen, dann hätte ich es ganz direkt so geschrieben.
    Der Beitrag von mir ist mit Absicht so formuliert, dass er meine bisherige Erfahrung wiederspiegelt. Und nochmal: ICH habe den Schuldienst bisher so erlebt. Mehr hab ich gar nciht gesagt. War auch meiner Meinung nach nicht hintergründig formuliert (sonst hätte ich "toleranter" oder "demokratischer" geschrieben...)


    Und ich geb euch ja recht - hören und machen ist ein Unterschied. Aber ich persönblich gebe nichts darauf, was in den Medien berichtet wird. Naja, zumindest wenig. Was da wirklich mit dem besagten Herren vorgefallen ist, das kann ich nur grob umrissen beurteilen (er macht gewaltverherrlichende Musik..., wurde gefeuert... usw). Und ich will gar nicht erst aufrollen, weswegen er im Recht oder Unrecht sein sollte.


    Mir ist es nur wichtig, dass wir bei der ganzen Diskussion - und lassen wir jetzt mal den Musik-Menschen außen vor - bitte nicht vergessen, dass wir in einem demokratischen Land wohnen und nicht in einer Diktatur. Mir kommt es aber so vor, als ob mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen wird. Da erinnere ich mich an einen Vorfall (vor 1-2 Jahren), da wurde ein Lehrer nicht eingestellt, weil er vor Jahrzehnten in einer linken Gruppierung war. Er klagte und bekam Recht, da dies ein Berufsverbot darstellte. Unterstützung gab's von der Gewerkschaft. Klar, das kann man nicht vergleichen, aber da das mit der politischen Einstellung oben angesprochen wurde...


    Und wegen dem intollerant - ich bekam zeitweise hier das Gefühl, ich wäre mit meinem Musikgeschmack eine echt böse Person :D

    2 Mal editiert, zuletzt von Siobhan ()

  • Back to topic:


    Gurrath wurde nicht wegen seines privaten Musikgeschmacks entlassen, sondern:


    aus dem eingangs angegebenen Zeitungsartikel
    http://www.stuttgarter-zeitung…kosten-schulkarriere.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    alias
    Wie schon geschrieben, ich hatte schon Quellen, wonach die Musikerkarriere von Gurrath vorher schon bekannt war und bei dem Besuch zu dem Thema ein kritisches Gutachten geschrieben wurde. ich kann die Quelle auch mal suchen. irgendwo ist sie noch.


    Sprich: unabhängig von dem U-Besuch stand die Vorverurteilung schon fest. Der U-Besuch war dann vielleicht noch ein "Argument".


    kl. gr. Frosch

  • Recht unaufgeregt und nachdenklich ist der Artikel in der Morgenpost:
    http://www.morgenpost.de/kultu…ht-mehr-unterrichten.html


    Aber mal in die Runde gefragt:
    Wie lange könnte sich ein Lehrer im Schuldienst behaupten, wenn er im Nebenjob bekennender Produzent von Porno- und Gewaltvideos ist ...?


    Schade an der ganzen Angelegenheit finde ich nur, dass er für seinen Schund kostenlose Promotion bekommen hat.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Original von Siobhan
    Hei Leute, fühlt euch doch bitte nicht so angegriffen :rolleyes:


    Ich glaub, da fühlt sich jemand anderer angegriffen oder besser gesagt angesprochen...


    Zitat

    Und wegen dem intollerant - ich bekam zeitweise hier das Gefühl, ich wäre mit meinem Musikgeschmack eine echt böse Person :D


    Ups, da hast du wohl n bisserl zu viel zwischen den Zeilen gelesen...


    Menschen wie du werden hier nicht diskutiert, das, was du vorzuweisen hast, fällt für mich in die Kategorie "nicht weiter zu beachten".


    Ach ja, du hast nen Tippfehler von Schubbidu pbernommen: Intollerant ist ein lustiges Wort, hat nur nix mit toll zu tun. :D


    Edit: Ich habe den vorletzten Absatz nachträglich abgeändert.

  • Wieso kommst du ihr so dumm? Und dann noch auf Rechtschreibung rumtreten.




    Ihr Posting ist doch voll in Ordnung...
    (edit) Wenn ich solche Musik hören würde, hätte ich mich garantiert ähnlich zu Wort gemeldet. Die Meinung gegenüber dieser Musikform kam einfach für sie "feindlich rüber".

    versteh dich nicht... wo ist dein Problem?

  • Was ich lustig finde, ist, dass der gute Mensch ausgerechnet "Ethik" unterrichten wollte.


    Es war doch klar, dass er in einem Fach mit dem Ziel der Gesinnungsbildung anecken würde - und dann auch noch in Baden-Württemberg.


    Möglich, dass ihm mit Mathematik - Latein nichts passiert wäre.


    Abgesehen davon gilt das Landesbeamtengesetz BW, das in § 73 über "den Beamten" sagt:


    "Sein Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes muß der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Beruf erfordert."


    Man kann sicherlich zurecht darüber streiten, ob hier dieser Anforderung genüge getan worden wäre. Der vorliegene Fall ist damit beamtenrechtlich prekär, und zwar ganz unabhängig von der Frage der Verfassungstreue oder Ähnlichem.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Was ich lustig finde, ist, dass der gute Mensch ausgerechnet "Ethik" unterrichten wollte.


    Das wollte ich weiter oben auch schon mal sagen.


    P.S.: habe eben ein Interview mit den Kandidaten der Linken in NRW gehört. Da war eine Kandidatin zu hören, die hauptberuflich Lehrerin ist. Sie stellte im Interview die Frage "Ist der Verfassungsschutz legitim?"

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