Vera-2010-Lesen-Auswertung

  • Zitat

    Original von Anna68
    Denn wie kann "Die Elefanten lassen Flaschen vom Tisch fallen" als richtig durchgehen, wo die Elefanten die Flaschen doch "vom Tisch fegen"?
    Ich bin frustriert!


    Na, sei doch nicht so kleinlich. Etwas geschehen lassen und etwas mutwillig zerstören ist doch auch wirklich fast das gleiche ;-).

  • Gar nicht elitär- ganz normal ;)


    Aber ich mache viel Leseverständnis mit den Kindern (losgelöst von "Verallgemeiner Alles") und das hat sich wohl bezahlt gemacht.


    Dafür wird es bei uns in Mathe die Katastrophe geben, das glaube ich ganz sicher! X( Da habt Ihr dann die Nase vorn. Wobei- egal eigentlich wie das ausgeht, im Grunde genommen geht doch dieser Vergleich total an der Wirklichkeit vorbei.
    Ich finde, an der Auswahl der Texte merkt man eigentlich, dass das schon mal nur jemand machen kann, der kaum mit Kindern zu tun hat.
    Wir haben Afrika als Thema gemacht und auch die Landschaften, zufällig halt, daher kannten meine Kinder so das Eine oder Andere. Aber bitte- welches durchschnittlich begabte Kind mit weniger guten Lernumgebung kennt denn ein Buschhotel? In der Brennpunktschule an der ich war, war nie ein Kind im Urlaub geschweige denn in einem Hotel.



    Und überhaupt- in Mathe z. B.- warum guckt man denn da nicht ob die Kinder das können, was man bestimmt in Klasse 3 mit ihnen rechnet (Division, Multiplikation und schriftliche Addition und dieser Kram)?
    Da beschweren sich ganze Gruppen darüber, dass die Kinder kein "Rüstzeug" mehr haben und vergleichen tun wir sozusagen dann die Königsdisziplin in der GS ( in unseren Büchern ist noch nicht mal Stochastik drin!)?

  • Bei mir war's auch nicht so dolle, aber doch besser als auf den ersten Blick gedacht.


    In meiner eigenen Klasse hattem die Kids im Durchschnitt 10 richtige Antworten, in der Parallelklasse (auch von mir unterrichtet) 12.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Mein Durchschnitt liegt zwischen 12 und 13 richtigen Antworten. Die Arbeit, es mit meinen Kriterien noch einmal durchzurechnen, mache ich mir aber nicht.
    Schätze meine Schüler lieber ohne Drucksituation ein.
    Ein sehr guter und gründlicher Leser, hatte relativ viele richtige Antworten, allerdings nur im ersten Teil!!! Gilt hier also: guter Leser = turboschneller Leser?
    Die Motivationrückstände aufzuholen wird ja suppiieeh!!


    Hat jemenad eine Ahnung ob man bei Frage 1.2 Mangobaum und reifes Obst gelten lassen kann? Das Richtige ist ja immerhin dabei, wenn auch als zusammengetztes Nomen. Oder müssen es ausdrücklich Mangos als Früchte sein???


    Kämpfe um jeden Punkt....

  • Ich habe den Mangobaum nicht gelten lassen. Es ist ja ausdrücklich nach Früchten gefragt und zudem fressen die Elefanten ja auch nicht den Baum, sondern wirklich nur die Mangos.


    LG
    Sunny

  • Ich habe es bei einem Kind gelten lassen, dass sprachlich nicht so fit ist darunter zu unterscheiden. Außerdem fressen Elefanten ja auch Bäume, von daher, wer weiß schon ob sie nicht auch ein bißchen an dem Baum kauen?


    Immerhin hat das Kind erkannt, dass es sich bei der Mango um eine Frucht handeln muss

  • Bei mir sind es auch zwei Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Bin froh, dass sie die richtige Stelle im Text gefunden haben.


    Die Antwort mit Obst ist aber wohl nicht als richtig zu werten, gell?

  • Warum ist Obst eigentlich nicht richtig? Mango ist doch nun mal Obst!
    Wenn so präzise nach einem einzigen Begriff gesucht wird, hätte man meiner Meinung nach auch die Frage genauer stellen müssen.
    Hmpf.

  • Obst wäre doch wieder ein Oberbegriff - genauso wie Früchte. Also musste die konkrete Frucht oder ben die Obstsorte genannt werden.
    Da brauchts schon ne Menge Sprachgefühl.
    Besonders ärgerlich finde ich die Antwort Mangos und reifes Obst.
    In der Anleitung steht so dick und fett nur das Wort Mangos, dass man eine zusätzliche Nennung wohl kaum gelten lassen kann.


    Wenn ich da an Mathe denke und an die verschiedenen Lupenstellen bei der RS-Testung wird mir schwarz vor Augen.

  • Also wenn bei mir jemand "Mangos und reifes Obst" geschrieben hätte, hätte ich das gelten lassen ;)

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • meine kinder haben durchschnittlich 10 punkite erreicht. viele hatten massive probleme. aber das ist auch kein wunder . den kindern waren die begrifflichkeiten unklar und sie wollen auch nicht stets nachfragen. der migrationsanteil in der meiner klasse beträgt genau 50% und auch die deutschen kinder stammen eher aus bildungsfernen familien. gemein fand ich die letzte frage. viele kinder haben geschrieben, dass man durchaus "ende gut alles gut" sagen kann, immerhin hätten sich ja alle zufrieden gegeben. (zitat aus dem text) . und es ist so unfair, dass sie zum teil 4 von 5 teilfragen richtig beantwortet haben, dann aber die aufgabe mit falsch gwertet werden muss, weil eine blöde antwort falsch ist. das macht doch keiner von uns in den normalen tests. wir alle versuchen doch das maximale aus den antworten der kinder herauszuholen. da gilt auch für mathe, auch da wird so gewertet. mathe wird für meine kinder eine katastrophe. daran mag ich gar nicht denken.
    nochj ein schönes we
    bienenmama

    Was wir wissen, ist ein Tropfen.
    Was wir nicht wissen, ist ein Ozean.
    (Sir Isaac Newton)

  • Ich sehe nicht ein, warum wir päpstlicher als der Papst sein sollen.
    Ich frage mich immer, ob ich es gelten lassen würde wenn es MEINE Arbeit wäre und so korrigiere ich.
    Ich finde es alleine beknackt dass wir uns nun darüber Gedanken machen müssen, ob Mangos auch die Bäume einschließen KÖNNTEN, warum es nicht reifes Obst ist usw.


    Das ist doch echt Beschäftigungstherapie! Oder?


    WER von EUCH hätte eine Frage so konzipiert, dass es nur PUnkte gibt wenn alle 5 Teilfragen richtig sind? Was ist der Sinn hinter sowas?

  • Das stimmt schon alles, ich finde den Test auch total blöd. Keiner meiner Schüler war schon mal in einem Hotel oder gar in Afrika und kannte deshalb weder die Ausdrücke Hotelrezeption, Buschhotel, Tresen etc. Auch der zweite Text - wenn nicht mal ich mit Sicherheit weiß, wie ich ihn verstehen soll (Dieb ja oder nein? Deshalb listig oder nur klug? Dem Kamel begegnet oder nicht?) - wie sollen es dann meine Schüler schaffen? Auch dort: Begriffsprobleme. Ein Mädchen schrieb in einer Antwort "Der Richtiger ....". Oh. Sie hatte also das ihr unbekannte Wort "Richter" so gedeutet, dass es irgendwas mit "richtig" (also Recht haben?!) zu tun haben muss; ob man dann den Sinn des Textes verstehen kann? Und so ging es mit Sicherheit dem Großteil meiner Schüler.


    Übrigens wurde ich während des Tests nur ein Mal nach einem Wort gefragt: nach "listig". Alle anderen Schüler haben nicht nachgefragt, weil ihnen vermutlich selbst gar nicht klar war, dass sie viele, viele Begriffe gar nicht kennen. Ich hatte vorher zwar extra gesagt, dass sich sich bei Unklarheiten melden sollen, aber das hat wohl nichts gebracht...


    Bei der Auswertung habe ich mich strikt an die Vorgaben gehalten - vielleicht liegt es daran, dass meine Schüler im Durchschnitt nur 6 richtige Antworten haben? Oder daran, dass wir wirklich gar nicht für Vera geübt haben? Letzten Endes finde ich aber, dass sich alle Korrigierenden an die Vorgaben halten müssen, damit eine Vergleichbarkeit gewährt ist.


    Wie auch immer - ich bin ziemlich geplättet von dem Ergebnis und ehrlich gesagt total demotiviert. Da macht und tut man alles im Unterricht (bin erst drei Jahre im Dienst und bisher voller Elan), gibt alles, arbeitetet deutlich mehr als nur den "Dienst nach Vorschrift", versucht, jedem Kind gerecht zu werden (gar nicht so einfach, wenn über 70% der Kinder einen Migrationshintergrund haben und/oder aus bildungsfernen Schichten kommen) - und dann dieser gemeine Test mit fiesen Auswertungsvorgaben.

  • Zum Thema "Textverständnis" und der Nachfrage nach unbekannten Wörtern:


    Ich habe weit über die Hälfte Kids mit Migrationshintergrund, darunter viele deren Muttersprache nicht Deutsch ist.
    Text 2:
    "Frau K., was ist "Reiter", was ist "Steppe" und was bedeutet "zieht".


    Wenn bereits im 1. Satz 3 Wörter unbekannt sind, kann man sich vorstellen wie hoch die Sinnerfassung sein kann ... :-/


    Das Wort "Steppe" wurde übrigens von so vielen Kindern nachgefragt, dass ich mich gefragt habe, ob ich die "Fragen leise am Platz beantworten"-Anweisung nicht fallenlasse und wir den Text kurz gemeinsam durchgehen. :D


    LG
    Sunny

  • Zitat

    Original von patti


    Wie auch immer - ich bin ziemlich geplättet von dem Ergebnis und ehrlich gesagt total demotiviert. Da macht und tut man alles im Unterricht (bin erst drei Jahre im Dienst und bisher voller Elan), gibt alles, arbeitetet deutlich mehr als nur den "Dienst nach Vorschrift", versucht, jedem Kind gerecht zu werden (gar nicht so einfach, wenn über 70% der Kinder einen Migrationshintergrund haben und/oder aus bildungsfernen Schichten kommen) - und dann dieser gemeine Test mit fiesen Auswertungsvorgaben.


    Das ist doch nicht Dein Ernst, dass Du Dich von so einem Gedöns demotivieren lässt! Dazu müsste so eine Vergleichsarbeit ja erstmal unter den Bedingungen stattfinden, wie man sie selber auch den Schülern zugestehen würde. Ich kenne niemanden der die Auswertung so handhaben würde.
    Ich kenne niemanden der für seine Klasse einen Text nimmt, in dem, wie Du schreibst, schon 3 Worte im ersten Satz unbekannt sind.


    Von daher- mit der Arbeit werden doch Äpfel mit Birnen verglichen (ja, richtig, beides ist OBst, alle sind Drittklässler ;)) und viele Komponenten werden außer Acht gelassen die aber eine wichtige Rolle spielen.


    Lass Dich nicht demotivieren sondern hake es einfach ab .

  • Vielleicht hast Du Recht - aber was sage ich denn, wenn Eltern nachfragen, warum denn unsere Klasse ach so schlecht abgeschnitten hat? Wenn wir die Ergebnisse in der Fachkonferenz besprechen, können wir Lehrer wenigstens offen miteinander reden und wissen aufgrund der Klassenzusammensetzung schon gleich, wo der erste Haken ist - aber vor Eltern... Letzten Endes heißt es ja doch immer: "Der Lehrer ist schuld!"


    Wie geht ihr denn damit um, dass die Ergebnisse ja im Grund öffentlich gemacht werden?

  • Ähm- "Ich kann aus SCh... nicht Gold machen?" :D
    Naja, im Ernst. Man kann nun mal nicht aus jedem Kind einen Einstein machen.
    Glaubst Du die Eltern interessieren sich überhaupt wirklich dafür?

  • Zitat

    Original von pattiWie auch immer - ich bin ziemlich geplättet von dem Ergebnis und ehrlich gesagt total demotiviert. Da macht und tut man alles im Unterricht (bin erst drei Jahre im Dienst und bisher voller Elan), gibt alles, arbeitetet deutlich mehr als nur den "Dienst nach Vorschrift", versucht, jedem Kind gerecht zu werden (gar nicht so einfach, wenn über 70% der Kinder einen Migrationshintergrund haben und/oder aus bildungsfernen Schichten kommen) - und dann dieser gemeine Test mit fiesen Auswertungsvorgaben.


    patti, deine Reaktion macht mich sehr betroffen und auch sehr traurig. Lass nicht zu, dass dich dieser Mist so runterzieht. DU stehst täglich vor einer Klasse mit vielen Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Du hast vermutlich nur eine Deutschstunde am Tag, in der du den Kindern nicht nur das Lesen, sondern auch noch viele andere Dinge beibringen musst.


    Die Vergleichsarbeiten gaukeln uns eine Scheinobjektivität vor. Da wird uns wörtlich vorgegeben, was wir den Kindern wann als Anweisung zu geben haben. Am besten fand ich die Anweisung: „10 Minuten vor Ende der Schulstunde sagen Sie: Ihr habt jetzt noch 10 Minuten Zeit.“
    Durch solche Lächerlichkeiten und durch die zum Teil seltsamen Korrekturvorgaben kann man zwar die äußeren Rahmenbedingungen vereinheitlichen, aber unsere Klassen sind nicht zu vereinheitlichen. Wenn man mich oder meine Klasse vergleichen will, dann möge man mir bitte eine oder mehrere Klassen in Deutschland nennen, in denen 10 von 20 Kindern einen Migrationshintergrund haben, in denen zwei Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf und zwei Klassenwiederholer sind. Nur dann ist ein Vergleich zulässig.


    Patti, lass dich nicht entmutigen. Mach deine Arbeit weiter wie bisher, mach keinen „Dienst nach Vorschrift“, versuche weiterhin, den einzelnen Kindern gerecht zu werden. Wir sind nicht für bildungspolitische Verfehlungen und Versäumnisse verantwortlich. Ein Schulsystem, das gerne aufsteigen möchte in die Riege der führenden Bildungsnationen, wird mehr investieren müssen als teure Testverfahren, die eh für die Tonne sind.


    Ein Schwein wird nicht dadurch fett, dass man es ständig wiegt. ;)


    Zitat

    Original von patti…..aber was sage ich denn, wenn Eltern nachfragen, warum denn unsere Klasse ach so schlecht abgeschnitten hat?..


    Denen sagst du das, was du weiter oben geschrieben hast, nämlich dass es sehr schwere Texte waren für Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.


    Oder aber du kopierst für deine Eltern einen Artikel aus der Berliner Zeitung:
    http://www.berlinonline.de/ber…/berlin/293766/293767.php


    Der Artikel enthält übrigens auch das kasachische Märchen. Vielleicht hat ja jemand aus der Sek I, der hier mitliest, Lust, diesen Text mal von seinen Schülern interpretieren zu lassen. ;)


    Mögliche Fragestellungen: Ist der Reiter klug oder listig? Begründe! Passt der Satz „Ende gut, alles gut“ zu der Geschichte? Begründe!

  • Meine Klasse (Migrationsanteil von jenseits der 85%) kommt auf einen Schnitt von 9 Punkten. Die leistungsstarken Schüler haben ihre 15 bis 19 Punkte erreicht (auch solche, bei denen die Eltern zwar selbst nicht gut deutsch können, aber sich um die Förderung ihrer Kinder bemühen), aber die Kinder, die daheim nie deutsch sprechen haben mit 1 bis 4 Punkten richtig ver*****.


    Was sagt mir das?
    - mit meinen durchschnittlich leistungsfähigen Schülern bin ich zufrieden
    - den integrationsunwilligen Eltern kann ich jetzt ein scheinbar objektives Testergebnis vorlegen, dass ihr Kind wirklich über eine unterdurchschnittliche deutsche Sprach- und Lesekompetenz verfügt und sie sich doch bitte mehr mit der deutschen Sprache beschäftigen möchten - denn unabhängig vom Niveau des Textes müssen sie da mehr tun!


    Ansonsten hänge ich die mit VERA verbundenen "Erkenntnisse" nicht zu hoch. Ich freu (Ironie!) mich schon auf Donnerstag, wenn meine Schüler vor den Kombinatorikaufgaben sitzen - das ist teilweise auf dem Niveau der 5. Klasse Gym. Ich hab nicht mehr gemacht als im Bayerischen Lehrplan dazu drin steht - die meisten werden wahrscheinlich eh schon an den Formulierungen der Aufgabenstellungen verzweifeln...


    Vor zwei Jahren bekam unsere gesamte Jahrgangsstufe (5 Klassen) "von oben" nen Anschiss, wie es sein kann, dass unsere Klassen mit Abstand die schwächsten weit und breit waren...
    Unsere Hinweise (Migrationsanteil, sozialer Brennpunkt, weit und breit kein Förderlehrer oder die Möglichkeit zur Differenzierung...) wurden zur Kenntnis genommen, wir möchten aber trotzdem die Kinder mehr fördern! Ja, is klar, ne? ;)

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