Ausstieg aus dem Lehrerberuf

  • Zitat

    Original von Tiffi
    Hallo Mikael ,
    wie hast Du diesen Widerspruch für Dich gelöst? Vielleicht können alle daraus lernen, die sich überfordert und von Dienstherrn verlassen fühlen.


    Wenn ich krank bin, gehe ich zum Arzt und lass mich krankschreiben. Die Schule wird auch ohne mich weiterlaufen.


    Tests (als Teil mündlicher Noten) schreibe ich sehr wenige, max. einen pro Halbjahr und Lerngruppe. Und den dann oft als Multiple Choice.


    Wenn Klassenarbeiten oder Klausuren in wenig Zeit korrigiert werden müssen, wird die Unterrichtsvorbereitung praktisch auf null reduziert: Dann wird anhand des Buches oder Kopiervorlagen oder Materialien aus den Vorjahren (mttlerweile viel digital: braucht nur noch ausgedruckt zu werden) unterrichtet.


    Ich nutze Freistunden und größere Pausen konsequent für Unterrichtsvor- und nachbereitung (Kurshefte führen, kopieren, Material im Internet suchen, in de Schulbücher schauen usw.). Das hat auch den Vorteil, dass ich nicht mehr tausende von Sachen zwischen Schule und Wohnung hin- und hertragen muss: Viele Sachen bleiben konsequent in der Schule. Auf Kaffeekränzchen in der Schule habe ich mittlerweile nur noch wenig Lust.


    Und an einige Sachen einfach entspannter herangehen, z.B. die Klassenlehrertätigkeit: Man muss nicht für jeden immer und sofort erreichbar sein und sich für alles zuständig fühlen!


    Edit: Ich kann mir vorstellen, dass die letzten beiden Absätze sich nicht in jeder Schule und bei jeder Schüler-/Elternklientel durchführen lassen. Vielleicht habe ich da Glück...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Das mit der Unterrichtsvorbereitung versuche ich auch so zu machen, zumal ich einen Weg von 45km zur Schule habe und ich die Freistunden nicht verschenken will.
    Außerdem nutze ich die Zeit während der Klassenarbeiten und zwischen Unterricht und Konferenzen und manchmal auch während der Konferenz.Ansonsten hat man keine Chance!
    Beim Krankmelden hab ich meine Schwierigkeiten, weil das die Kollegen mitarbeiten müssen und Vertretungsstunden in der Hauptschule....
    Vieles versuche ich auch schon so zu machen wie Du.
    Sondertermine in der Schule mache ich nicht. Eltern könne mich anrufen, aber die meisten sind dazu zu bequem. Das ist echt ein Vorteil von Hauptschule.
    Aber die Tipps sind trotzdem sehr gut und man sollte sie beherzigen! Danke!

    • Offizieller Beitrag

    Tiffi, hast du oben schon den Burnout und Arbeitsentlastungsthread gelesen? Da sind auch sehr gute Tipps mit dabei!
    Zum Thema Kranksein: Wenn du krank bist, ist das so! Was nützt du krank und schwach in der Schule und steckst vielleicht noch alle an? Ich kenne sehr wenige Kollegen, die sich ärgern, weil eine andere Kollegin krank ist- beim nächsten Mal kann es umgekehrt sein! Was Vertretungsstunden angeht, kannst du da keine Arbeitsaufträge geben? (Muss ja nix Vorbereitetes sein, Übungen aus dem Buch oder so gehen ja auch) Und wenn die Schüler die in der Vertretungsstunde des Kollegen nicht gemacht haben, gibt es Konsequenzen?(Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu naiv und das funktioniert nicht in der Hauptschule) Ich finde übrigens, eine Freistunde ist nicht verschenkt, wenn man sich mal mit Kollegen zu einem Plausch hinsetzt. Sowas kann sehr gut tun.
    Liebe Grüße
    Hermine

    • Offizieller Beitrag

    ich nutze meine Freistunden entweder für irgendwelchen Formularkram, den ich nicht zu hause erledigen kann,
    oder aber für (kleinere) Korrekturen,
    oder zum Erstellen von Schulaufgaben u/o Tests.


    Und wenn das eine oder andere Schwätzchen mit Kollegen dabei anfällt, freue ich mich. ich bin erst vor 2 Jahren neu zugezogen und recht kontaktfreudig :D


    Krank zur Schule schleppe ich mich nicht. Damit schadet man nicht nur sich selbst: wer will schon angesteckt werden ??


    In meiner wöchentlichen Sprechstunde kann ich dann die Elterngespräche abhalten, da kommt aber auch niemand auf die Idee, außer der Reihe etwas von mir zu wollen. 8o


    Ein paar Freistunden sind ok, letztes Schuljahr hatte ich 8. Damit konnte ich gut leben :D

  • Es ist ein wahrhafter Traum wie einige hier einen kleinen Brocken aufgreifen (Zitat: "ich bin Busfahrer"), um sich damit ihr kleines Haus der Legitimation zu bewahren! Leute ... natürlich bin ich Lehrer und Vollzeitkraft dazu!!!


    Ich danke übrigens Mäusklasse für seinen Beitrag! Er hat es soooo schööön formuliert, mit welchen aktuellen Problemen wir zu kämpfen haben und damit vollkommen alleine stehen! Auch hier frage ich nach der Moral von Elternhäusern, Politik und und und .... Wenn man nicht frühzeitig aufwacht und für sich eine Position definiert, in der ICH die Hauptrolle spiele, dann kann man jetzt schon den Antrag auf vorzeitige Pensionierung stellen!


    Eine Situation mit der wir uns tagtäglich konfrontiert sehen, egal in welcher Schulform, würde ich schon als "menschenunwürdig" bezeichnen!!!

  • (Äh - ich kann leider gar nicht finden, Indian Giver, wo irgendjemand Deinen kleinen Joke vom Busfahrer nicht verstanden haben soll??)


    Natürlich sollte man reagieren auf unangebrachte Wortwahl bzw. Fehlverhalten von Schülern -
    aber natürlich kann man auch (wie in der angesprochenen Arztpraxis oder dem Geschäft) nicht gleich jeden rauswerfen, sondern muss die Sache "pädagogisch" (ja!) aufhängen, da es sich ja nicht um Erwachsene wie in dem Beispiel, sondern um (meist doch) Minderjährige handelt, die dem "Erziehungsauftrag" unterliegen, d.h. noch so eine Art "Welpenschonfrist" haben. Das Ziel soll ja sein, ihnen klarzumachen, dass es so nicht geht.
    In Fällen, in denen der Lehrer derart persönlich betroffen ist, dass er sich unter Gesichtswahrung schlecht selbst wehren kann, muss natürlich das Direktorat einschreiten.


    Die Angriffe weiter oben auf Teilzeitkräfte (mit Teilzeitverdienst...) finde ich bodenlos....
    (Danke, Bolzbold.)


    (Fehler verbessert)

  • Zitat

    Original von Hermine
    Was Vertretungsstunden angeht, kannst du da keine Arbeitsaufträge geben? (Muss ja nix Vorbereitetes sein, Übungen aus dem Buch oder so gehen ja auch) Und wenn die Schüler die in der Vertretungsstunde des Kollegen nicht gemacht haben, gibt es Konsequenzen?(Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu naiv und das funktioniert nicht in der Hauptschule)


    Nein, bist Du nicht, an unserer Schule läuft das genauso wie Du es beschreibst, es funktioniert gut!


    Gruß
    Anna

  • Leider ist das mit den Konsequenzen so eine Sache. Und den Schülern nur Bücher zu geben, klappt in den wenigsten Fällen. Bei Gruppen, die ich nicht kenne, muss ich aufpassen wie ein Schießhund!!!!
    Dennoch danke für die Tipps. Manchmal ist man doch erstaunt, welche Ergebnisse eine solche Diskussion haben kann. Also bitte fleißig weiterschreiben!!!
    Es wird jedenfalls doch häufig aufgerufen.

  • Zitat

    Original von Vaila
    Für mich sind Philo, VBE und GEW keine Gewerkschaften für LehrerInnen. Sie mögen durchaus ihre Erfolge im Kleinklein haben - will ich gar nicht absprechen - aber im Großen und Ganzen sind sie nur Papiertiger, die den Bezug zur Basis verloren haben bzw. genau wissen, dass sie nichts Größeres bewirken. !


    Nana, mal halblang, also die bewirken schon etwas, in meinem Bundesland auf jeden Fall. Vorsicht mit Verallgemeinerungen!

  • Zitat

    Original von annasun
    Wie disziplinierst Du eine 8. Klasse Hauptschule, wenn Dein Unterricht nicht wenigstens etwas vorbereitet ist? Die merken das ganz schnell und nützen es aus. Ich finde, das widerspricht sich.


    Hi Anna,


    sehe ich auch so, Vorbereitung ist (fast) alles, und das merken die Kids in der Tat sofort. Meistens ist das Problem, dass man als LehrerIn selbst keine Strukturen hat. Jedenfalls geht bzw. ging es mir so, wie vermutlich vielen anderen auch. Es ist meistens der Lehrerin eigene Schuld, wenn die Stunden danebengehen. Ich weiß, das klingt jetzt hart, ist aber die Wahrheit. Man muss für sich eine Struktur finden und diese konsequent durchziehen. Man muss den Schülern unbedingt das vorleben, was man von ihnen verlangt. Sonst wird dat nüscht.


    Gruß vom Chopper

  • Zitat

    Ich persönlich habe ein tolles Kollegium, dass ich immer um Rat und Hilfe und Material fragen kann


    ..., das ich ... ist korrekt, ist ein Relativpronomen. Wie Du siehst, Du bekommst sogar von uns, Deinem virtuellen Kollegium, Rat, und das sogar umsonst und ohne darum fragen zu müssen!

  • Wie Du beim genauen Lesen des Postings des zitierten Mitglieds genau feststellen kannst, handelt es sich bei dem "dass" lediglich um einen TIPPfehler - im nächsten Satzteil ist das "Kollegium" wieder ganz korrekt durch "das" vertreten. Übrigens ist das auch der einzige Fehler in diesem Posting, der mir beim Überfliegen aufgefallen ist - da hatten wir hier schon ganz andere Dinger (ja, auch bei den Lehrern, ich sag nur : "Kommas!" 8) ). (Ja, und ich weiß, ganz Versnobte nennen die kleinen Dinger auch immer noch "KommaTA" ....)
    Und ich fand es bis jetzt "hier" ganz sympatisch (und DANKE! dafür!), dass (!) in solchen Fällen nicht sofort jeder mit erhobenem Lehrerfinger und heraushängender Zunge angerannt kommt, sondern versucht, sich mit "oberlehrerhaften" Attitüden Erwachsenen gegenüber etwas zurückzuhalten.
    Bis jetzt. ;)
    (Wobei ich zugebe, in einem Extremfall auch schon mal was gesagt zu haben - übrigens.... :D)

    • Offizieller Beitrag

    Tiffi, ich meinte, wenn du dich krankschreiben lässt und Kollegen dich vertreten müssen. Dann könntest du doch den betreffenden Kollegen Arbeitsaufträge in die Hand drücken und nachher, wenn du wieder gesund bist, kontrollieren, ob deine Gruppen die auch erledigt haben. Notfalls auch mit Tests.
    Und gibt es bei euch denn gar keine Konsequenzen mehr, die Wirkung zeigen?
    LG
    Hermine


    Edit: Mäuseklasse: Bei aller Skepis in Sachen Kuschelpädagogik haben wir auch noch einen Erziehungsauftrag und da ist es mit "Dann schmeißen wir den halt einfach raus!" nicht getan. Übrigens auch eine Kiste, die bodenlos nach hinten los gehen kann. Vor Jahren hab ich mal einen Jungen aus einer Jugendgruppe rausgeschmissen, weil er einfach nicht mehr auf mich gehört hat und ich die Verantwortung nicht übernehmen wollte oder konnte. Heute sitzt der Kerl in der JVA, weil er letztendlich auf der Straße geblieben ist und die Jugendgruppe der letzte Halt war, den er noch hatte.

  • Hallo Hermine,
    leider nur wenige. Es interessiert niemanden wirklich , ob er Konferenzen oder Einträge bekommt, da es auch die Eltern nicht interessiert. In der letzten 10 hatte ich einen Schüler , der im letzten Vierteljahr keine Hefte mehr führte. Gespräche mit ihm und den Eltern waren fruchtlos. Was soll man da noch tun? Und eine 4 in der Kopfnote Bereitstellung von Material durfte ich nicht geben.
    Leider hatte er schon recht früh eine Lehrstelle und sah es nicht mehr ein, irgendetwas für die Schule zu tun. Da sind einem die Hände gebunden.
    Wir sind nun mal das letzte Auffangbecken und müssen alle 12 Jahre beschulen!
    Und noch etwas: Der Jugendliche wäre auch so in den Knast gekommen. Es liegt auch an ihm, was er aus seinem Leben macht. Der Hinweis, dass sie alle eine schlimme Kindheit hatten, zieht irgendwo nicht mehr.
    Hier gibt es auch viele mit einer schlimmen Kindheit und trotzdem sind sie nicht im Knast gelandet.
    Irgendwann bin ich auch mal für mein Leben verantwortlich und nicht die Schule, die Eltern oder die Gesellschaft!
    Ich gebe zu, dass einigen etliche Steine in den Weg gelegt werden. Aber ich stelle fest, dass die, die wirklich wollen, auch ihren Platz finden.

  • Hier eine verspätete Antwort auf die Einlassungen von Indian Giver, der selbstverständlich vollkommen Recht hat. Ich kenne keinen (!) Kollegen unseres 35-köpfigen HS-Kollegiums, der sich außerhalb der Schule großartig Gedanken um seinen Unterricht macht. Wie kann es sonst sein, dass wir seit Jahrzehnten die gleichen Kopiervorlagen nutzen? Warum? Zum einen hat der Schulamtsdirektor der Domstadt die Pflicht zur Gesunderhaltung zur obersten Pflicht ernannt und weitreichende berufliche Betätigung außerhalb der Schulzeit ausdrücklich untersagt. Zum anderen sind die allermeisten darauf angewiesen, in ihrer "Freizeit" Geld zu verdienen, da das reguläre Gehalt weit unter dem Tariflohn eines Facharbeiters liegt und zum Leben kaum ausreicht. Also, selbst wenn man wollte,... es geht nicht. Ich rechne die Zeit in der S-Bahn noch großzügig zur Arbeitszeit, weit mehr, als mir eigentlich erlaubt ist. Nicht weitersagen...

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")



  • Hallo Blau, hallo Hermine,


    es würde mich sehr interessieren, was ihr zum Beitrag barmeliton (Schüler behauptet, ich hätte ihn getreten) sagt, mit welchen pädagogischen Maßnahmen nun hier vorgegangen werden kann, und dem Schüler auf eine sensible (pädagogische) Weise klar gemacht werden kann, was er aus aus jucks und Rachegefühlen anrichtet...




    P.S.: Stelle gerade fest, dass das Wort "pädagogisch" für mich langsam eine negative Bedeutung bekommt...

  • Wenn pädagogisch heißt, sich alles gefallen zu lassen, dann verstehe ich den bitteren Beigeschmack.
    Übrigens genießen Welpen Schutz, aber auch strenge Erziehung durch die Mutter. Das ist bestimmt keine Kuschelpädagogik.
    Erziehung muss auch wehtun, ansonsten bewirkt sie nur wenig. Woher sollten Kinder Durchhaltevermögen entwickeln, wenn ihnen alles nachgetragen wird.
    Und zum Nachtragen wurde ich nicht eingestellt! Das verweigere ich massiv.

    • Offizieller Beitrag

    Mäuseklasse:


    Ich habe barmelitons Beitrag bereits zweimal kommentiert.
    Liebe Grüße
    Hermine
    Tiffi: Zum Glück sind wir in der glücklichen Lage, dass wir auch mit Unterstützung der Schulleitung richtige Konsequenzen wie zum Beispiel Nachmittage lang Nacharbeit (Verweigerung nur mit Attest möglich) oder soziale Arbeit (Helfen beim Hausmeister) durchsetzen können.
    Ich gebe dir aber recht, die wesentliche Erziehungsarbeit müssten die Eltern leisten und da wird in unserer jetzigen Gesellschaft sehr viel versäumt.

  • Zitat

    Original von Hermine
    [...] auch mit Unterstützung der Schulleitung richtige Konsequenzen wie zum Beispiel Nachmittage lang Nacharbeit (Verweigerung nur mit Attest möglich)


    Hmmm... Unsere Schulleitung würde sagen, Attest dürfen wir nicht, da so etwas Geld kostet, und das könne man den Schülern ja nicht zumuten...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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