Ausstieg aus dem Lehrerberuf

  • Hallo!


    Ich verstehe, was ihr meint, auch wenn ich auf dem umgekehrten Weg bin:
    Ich habe mein Ref gemacht, habe keine Stunden bekommen und als Sozialpädagogin in einem Internat angefangen. Da bin ich sein 5 Jahren und es gefällt mir sehr gut. Nebenbei habe ich ein Jahr 4 Stunden in einer Problemschule unterrichtet. Hartes Brot!


    Toll finde ich an meinem momentanen Job, dass ich geregelte Arbeitszeiten habe (und Ferien!). Wenn ich heimgehe, ist Ruhe. Keine Korrekturen, keine Vorbereitung. Wenige Schüler, viel Zeit und viele Möglichkeiten, sinnvoll einzugreifen. Nachteil sind Nachtdienste, das zehrt auch. Und das Renomee; bin halt "nur" eine Sozialpädagogin ;).


    Langsam möchte ich aber wieder ins Unterrichten reinwachsen (vor ich es ganz verlerne), aber ich suche mir die Schule aus. Das geht, weil ich nicht darauf angewiesen bin.
    Ich gehe sicher nicht in eine Schule, in der das Arbeitsklima nicht stimmt, in der Bürokratiewahnsinn herrscht, in der gemobbt wird... Zum Glück war ich im Ref auf verschiedenen Schulen und habe gesehen, wie unterschiedlich Schulen sein können.
    Ich habe mich für eine Privatschule beworben, vielleicht wird das ja was, auch wenn für nächstes Jahr keine Stunden bekommen habe.


    Wünsch euch viel Kraft, die ihr für euch einsetzt! Es kann ja nicht sein, dass man vom Berufsumfeld fertiggemacht wird und dann zu hören bekommt, dass man keinen Grund zum Jammern hat!


    Liebe Grüße aus der Nische,
    veggie

    Unter den Augen des fliegenden Spaghettimonsters...

  • Zitat

    Original von stranger
    Mein Ausstieg ist in greifbarer Nähe. Als SII-Lehrer seit Jahren an einer HS....


    Warum ist man als SII Lehrer an einer HS?

  • @ Schneeman: In meinem BL kann man als SII- Lehrer, der z.B. seine Ausbildung an einem Gym gemacht hat, an allen Schulen der Sekundarstufe I (außer Förderschule) sowie in der gymnasialen Oberstufe / Berufskollegs arbeiten. Für manche ehemals SII-Lehrer ist es an einer Haupt- oder Realschule angenehmer zu unterrichten.


    lg

  • Zitat

    Original von Schneemann
    Naja ständig krankmelden, das könnte ich eh nie, da fallen dann zuviele Stunden aus bzw. müssen vertreten werden, das könnte ich nicht mit mir vereinbaren.


    Genau DAS ist ein weiteres Problem. Man kann neben der Tatsache, dass es NIE mal aufhört, dass man am Wochenende sowie in der unterrichtsfreien Zeit eigentlich immer etwas zu tun hätte, da kann man einfach nie mal Verantwortung Verantwortung sein lassen und an sich denken.


    Ich kann jedem, der unter dem Beruf bzw. den Anforderungen leidet nur raten, sich in professionelle Hände zu begeben. Seitdem ich meinen Seelenklempner habe, geht es mir definitiv besser, ich hab diese überzogenen Ansprüche nicht mehr, dass es ohne mich nicht geht und ich bin ohne schlechtes Gewissen krank, wenn ich krank bin.
    Und was kann ich sagen: Es ist eine Wohltat. Ich werde schneller wieder fit und überlasse anderen die Vertretung genau wie ich gerne vertrete, wenn ein Kollege krank ist. Ganz einfach!


    Aber ob das eine Lösung für alle (überlasteten) Lehrer sein kann? Kostet das Gesundheitswesen nur Unmengen Geld. Ich nutze es, solange ich kann.

  • Als SII-Lehrer ist man an einer SI-Schule, wenn man ursprünglich (nach dem Ref-Dienst) die Nase voll von der Geschichte hatte, der Sache dann irgendwann doch eine Chance geben wollte, leider zu dem Zeitpunkt kaum SII-Stellen auf dem Markt waren und nun, da man erkennen muss, dass HS im Grunde die LB-Schule von gestern sind (freilich ohne deren fabelhaften Personalschlüssel) Laufbahnwechsel in NRW nicht mehr gerne gesehen werden. Was tun? Abhaken. Dienst nach Vorschrift. Sein Talent freiberuflich dort einbringen, wo man gebraucht wird.

    "Wir operieren in dem Gebiet, das zwischen den besten Absichten und dummem Zufall liegt. Unser Leben ist ein einziges Glück im Unglück. Und dieser Umstand verleiht all unseren Handlungen etwas unfreiwillig Komisches." (aus: "Die Enzyklopädie der Dummheit")

  • Was tun eigentlich unsere ordentlich bezahlten Lehrerverbände, um unsere Situation zu verbessern? Ich bin aus dem Philoverband ausgetreten, weil ich nicht einsehe, eine erfolglose Organisation von Sesselsitzern zu sponsern. PolitikerInnen tun ein Übriges, um das Lehrpersonal, das in seiner Gesamtheit bestimmt nicht unfähig ist, zwischen Ansprüchen zu zerreiben. Wir opfern unser Geld, unsere Zeit und unsere Gesundheit im vorauseilenden Gehorsam, weil man uns seit der Referendarzeit Schulgefühle eingeprägt hat. Wohl dem, der einen ausgeglichenen Psychohaushalt, die richtigen Fächer und eine tolerante Schulleitung hat, um Dienst nach Vorschrift zu leisten.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Vaila
    Was tun eigentlich unsere ordentlich bezahlten Lehrerverbände, um unsere Situation zu verbessern? Ich bin aus dem Philoverband ausgetreten, weil ich nicht einsehe, eine erfolglose Organisation von Sesselsitzern zu sponsern.


    Hachje, mal wieder eine dieser uninformierten Aussagen, die gerne mal von Leuten kommen, die immer erwarten, dass andere ihre Probleme regeln ... eine Gewerkschaft besteht halt nunmal überwiegend aus deren Mitgliedern. Meist selbst aktive Lehrer. Wenige Funktionäre. Und die arbeiten ziemlich heftig. Wenn die Mitglieder nix tun, was ich beim Philologenverband nicht beurteilen kann, dann geht halt auch nix.
    "Was machen denn die Gewerkschaften"? wird in meinem Beitrag hier GEW Beitritt empfehlenswert? ziemlich ausführlich beantwortet. Die Frage muss also eher lauten: "Was machen denn die Kollegien mit der Gewerkschaftsarbeit?"

  • @ Meike


    Also, das ist schon ein starkes Stück: Ich finanziere eine Gewerkschaft und soll dann meine Probleme allein lösen! Und dann wird man von einer Sesselsitzerin auch noch als uninformiert abgekanzelt. Ich glaube nicht, dass die Philo- und GEW-Sesselsitzer sich ein Bein ausreißen, denn dann ginge es uns vielleicht besser und so viele von uns müssten nicht an Ausstieg denken.


    Bitte Meike - da du so gut informiert bist- liste mir Uninformierten doch einmal Punkt für Punkt auf, was die Lehrergewerkschaften für uns bewirkt haben, vielleicht kapiere ich das dann besser. Also im Stil von:


    1. Stundendeputate von LehrerInnen wurden deutlich reduziert, damit sie ihre immer vielfältiger werdenden Aufgaben bewältigen und in der Lage sind, die von der Regierung gewünschte Reform des Schulsystems zu realisieren.
    2. Keine Lehrperson muss mehr Verbrauchs- und Lehrmaterialien aus eigener Tasche bezahlen, um einen guten und ansprechenden Unterricht zu machen.
    3. Jede Lehrperson besitzt einen ausreichenden Arbeitsplatz in der Schule, an dem sie / er ungestört arbeiten kann.
    4. Regelmäßige "Gesundheitstage" - speziell auf die Lage von LehrerInnen zugeschnitten - wurden eingeführt, um das wertvolle Gut Arbeitskraft zu erhalten.
    5. Lehrpersonen werden sämtliche Unkosten bei Klassen- und Studienfahrten ersetzt und erhalten Gefahren- und Nachtzuschläge zum Gehalt.
    ...
    ...
    ...


    Meine geschätzen KollegInnen und Kollegen dürfen die Liste gern fortführen!

    • Offizieller Beitrag

    Die Arbeit der Gewerkschaften - und auch woran die viele Arbeit (die u.a. auch genau die Ziele/Forderungen umfasst, die du aufgelistet hast) dann ggf. scheitert - habe ich im verlinkten Beitrag genau aufgeschrieben.


    Ich zitier's hier nochmal:

    Zitat

    Das sagt die GEW "der Politik" seit vielen Jahren. Schriftlich, mündlich, in der Presse und in Form von Resolutionen, Petitionen, über den Hauptpersonalrat und sonstwie. Ich könnt's hier tausendfach verlinken.


    Ich könnt' immer wahnsinnig werden, wenn die Damen und Herren Studienräte/innen nach der Gewerkschaft schreien, aber selbst nicht eintreten und dort aktiv sind und/oder zum Beispiel bei Demonstrationen, wie der in Wiesbaden, als es um Geld und Tarife ging, nicht auftauchen, so dass die wohlorganisierte Demo als peinliche Lachnummer mit 6000 Gewerkschaftlern verpufft und die Politiker sich auf die Schenkel kloppen.
    Eine Gewerkschaft ist immer nur so gut und effektiv, wie ihre Mitglieder.
    Und wer sind die Mitglieder der Lehrergewerkschaft?
    Na, eben. Die Lehrer.


    Die aber oft, in nachgerade babyhafter Naivität, erwarten, dass für den Mitgliedsbeitrag die Gewerkschaften hingehen und ihnen "eine bessere Schue backen", ohne dass sie sich einen Millimeter von ihrem Sofa begeben müssen. Oder die gar nicht erst Mitgliedsbeiträge zahlen und das TROTZDEM erwarten.


  • Das frage ich mich auch. War in einem Lehrerforum der VBE und wurde ziemlich runtergemacht! Auch die wollen die Wahrheit nicht hören! Nach dem SchulTÜV herrrschte an meiner Schule nur Gelaber und heiße Luft.
    Alle Verantwortlichen ,sprich die Obrigkeit ,sind froh, wenn sie mit denen da unten nichts zu tun hat.
    Im Grunde bewahren wir nur noch auf, haben keine Rechte, sondern müssen alles über uns ergehen lassen.
    Die einzige Lösung ist für viele Krankmeldung! Aber das kann es nicht sein! Man müsste flächendeckend die Arbeit niederlegen, zumindestens die Angestellten. Erst dann würde was passieren!
    Oder die Wrtschaftz stellt erhöhte Anforderungen an die Politik, weil sie keinen vernünftigen Nachwuchs mehr findet!

  • Bin seit über 20 Jahren in einer Gewerkschaft organisiert. Jetzt bei Verdi, da ich angestellte Lehrerin bin und finde die Arbeit sehr wichtig. Leider sind den Lehrergewerkschaften die Hände derart gebunden, weil nicht gestreikt werden kann. Es sei denn, die Angstellten tun es. Das reicht aber leider nicht, da es zu wenige sind.
    Am Gewerkschaftsbeitrag zu sparen ist am falschen Ende gespart!!!

  • Für mich sind Philo, VBE und GEW keine Gewerkschaften für LehrerInnen. Sie mögen durchaus ihre Erfolge im Kleinklein haben - will ich gar nicht absprechen - aber im Großen und Ganzen sind sie nur Papiertiger, die den Bezug zur Basis verloren haben bzw. genau wissen, dass sie nichts Größeres bewirken. Wenn ich bedenke, dass ich jahrelang ca. 200 € Mitgliedsbeiträge pro Jahr gezahlt habe! (Ich habe noch nie einen Rechenschaftsbericht erhalten, was mit dem nicht unbeträchtlichen Geld eigentlich gemacht wurde!) Damit Gewerkschaftsmitglieder von Schule zu Schule herumgondeln und in den Gesprächen mit den KollegInnen betroffene Gesichter machen? - Immerhin besser und geruhsamer, als einen Vormittag Unterricht zu machen!

  • Boah, Vaila.
    Tut mir leid wenn ich jetzt persönlich werde. Aber - such dir bitte einen anderen Job. So zutiefst frustriert wie du zu sein scheinst hältst du das nicht mehr lange durch und hast spätestens in 5 Jahren einen Herzinfarkt oder ähnliches. Das ist doch kein Leben!

  • Zitat

    Original von Vaila
    Damit Gewerkschaftsmitglieder von Schule zu Schule herumgondeln und in den Gesprächen mit den KollegInnen betroffene Gesichter machen? - Immerhin besser und geruhsamer, als einen Vormittag Unterricht zu machen!

    Man sieht, dass du von gewerkschaftlicher Arbeit keine, aber auch wirklich gar keine Ahnung hast.

  • Mag ja verschieden sein, aber in meinen Mitgliedsbeiträgen sind auch diverse Versicherungen (Schlüsselversicherung, private Haftpflicht usw.) dabei, die ich sonst nicht so günstig bekommen würde - nur soviel zu den Mitgliedsbeiträgen.

  • @ webe


    Ich habe nur gefragt, was die Gewerkschaften insgesamt zur Verbesserung unserer Situation geleistet haben. Abgesehen von den Erfolgen im Kleinklein sehe ich eine kontinuierliche Verschlechterung der Lage von LehrerInnen, die in anderen Berufen so nicht gegeben ist. Bei tresselt.de gab es dazu mal eine sehr detaillierte Auflistung für die letzten 20 Jahre, bei der sich einem die Nackenhaare aufstellen.


    Die Lehrergewerkschaften dümpeln so vor sich hin, weil kaum jemand auf die Idee kommt, Kritik an ihnen zu üben oder einen Rechenschaftsbericht von ihnen zu verlangen, was sie mit unserem Geld eigentlich erreicht haben.


    Meinen Beruf aufgeben? Das könnte dir so passen!

  • Zitat

    Original von Vaila
    Meinen Beruf aufgeben? Das könnte dir so passen!


    Du würdest damit nicht uns helfen, sondern den Schülern. :P
    Sorry, aber auf die komische Reaktion muss ne komisch Reaktion folgen!

  • Da kritisiert jemand die ständige Verschlechterung der Arbeitsbedinungen (zu Recht!) und verweist auf die relative Machtlosigkeit der Gewerkschaften (teilweise zu Recht, mehr dazu weiter unten) und was passiert? Derjenigen wird empfohlen, den Beruf zu wechseln! Eine typische Lehrerreaktion: Erst einmal die Schuld im eigenen Verhalten suchen. Bei vielen muss wohl noch eine post-traumatische Referendariatserfahrung vorliegen...


    Dass die Gewerkschaften gerade bei den Lehrkräften relativ wenig erreichen (im Vergleich zu anderen Berufsgruppen mit relativ "sicheren" Jobs) liegt doch an mehreren Gründen:


    Das Streik-Verbot für Lehrkräfte. Wird von den Dienstherren im Zuge des im öffentlichen Dienst grassierenden Spar-Wahns ja gnadenlos ausgenutzt: Verschlechterung der Arbeitsbedingungen durch "Erlass" oder "Verordnung". Da wird nicht lange diskutiert, sondern höchstens "angehört". Nicht unbedingt die Schuld der Gewerkschaften...


    Aber auch eine Teilschuld der Gewerkschaften. Einige beschäftigen sich ja lieben mit Themen wie "Gesamtschule - ja oder nein" bzw. "Abitur nach 8 oder 9 Jahren", statt sich um das zu kümmern, für was Gewerkschaften eigentlich da sind: Sich um die Arbeitsbedinungen zu kümmern! Notfalls per Verbandklage bis vor den EuGH, wie andere Berufsverbände (Ärzte, Feuerwehrleute) das auch machen. Aber bildungspolitische Diskussionen sind wohl angenehmer und dort kann man auch besser ideologische Hobbys verfolgen. Da bildungspolitische Grundsatzentscheidungen aber nicht im Dialog von Gewerkschaften und Bildungsministerien getroffen werden, sondern nachts am Koalitions-Verhandlungstisch der politischen Parteien (siehe Hamburg: P6/G6 gegen Elbvertiefung und Kohlekraftwerk) können sich die Gewerkschaften diese Pseudo-Diskussionen auch sparen...


    Und natürlich die Kollegen und Kolleginnen selber: Egal was passiert, "die Schülern dürfen nicht darunter leiden. Die können ja nichts dafür." Muss wohl daran liegen, das unser Beruf (zu) viele Leute anzieht, die lieber den Altruisten spielen, als sich um ihre ureigensten Interessen zu kümmern. Und dann natürlich die Tendenz, in den Freiräumen, die einem bleiben (individueller oder kollektiver Art, z.B. auf Konferenzen) konsequent die Strategien zu verfolgen, die einem die meisten Arbeit bescheren: Von Tests, die man unbedingt jede Woche schreiben muss, "weil die Schüler ja sonst nichts lernen", bis zu verbindlichen Schülermappen-Kontrollbeschlüssen durch die Fachkonferenzen: "Wir müssen das machen, weil die Eltern das ja nicht mehr machen". Alles schon erlebt...


    In dieser Gemengelage kann das auch nicht besser werden.


    Gruß !

  • Mikael, deine Aussagen zu den Gewerkschaften bringen meine Meinung sowas von auf den Punkt! Danke dafür. Ich bin selber bei der GEW und dieses Hick-Hack mit dem Philologenverband über die richtige Schulform geht mir dermaßen auf den Sack...

    • Offizieller Beitrag

    Mikael, den zweiten Teil deines Beitrags kann ich durchaus nachvollziehen und z.T. auch unterstützen.
    Webe und Fonzie verstehe ich aber auch sehr gut, da geht es nicht nur um Vailas Kritik an den Gewerkschaftein, sondern wenn man sich Vailas sonstige Beiträge anschaut, bekommt man schon den Eindruck, dass da jemand so gar keine Lust mehr an seinem Beruf hat.
    Liebe Grüße
    Hermine

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