An die NRW-Lehrer: Widerstand gegen Einheitsschule ?

  • Vorweg, mein Thread ist nicht allgemeinpolitisch (ich bin wahrlich kein Anhänger von CDU/FDP), sondern allein bildungspolitisch motiviert


    Da sich ja abzeichnet, dass die SPD auf irgendeinem Wege doch die neue Regierung in NRW stellen wird, mache ich mir im Moment doch einige Gedanken, wie es beruflich weitergehen soll.
    Nach etlichen kleineren Schulreförmchen in den letzten Jahren droht nun der große Umbruch/Kahlschlag... an den Schulen in NRW.
    Abgesehen davon, dass ich die Idee einer Gemeinschaftsschule als neoliberale Nivellierung auf unterstem Niveau verstehe, machen mir vielmehr die konkreten Umsetzungen Sorgen: Den Gymnasien würde die Unterstufe wegbrechen, damit ein wesentlicher Bestandteil einer kontinuierlichen Erziehungs- und Bildungsarbeit, etliche neue "Konzepte" wären zu entwickeln, nur, um später festzustellen, dass vielleicht wenige Schüler mehr, aber viele Schüler weniger lernen, das Beispiel Schleswig Holstein zeigt, dass die Gemeinschaftschule zur Arbeitszeitverlängerung bei gleichzeitig enorm gestiegenem Arbeitspensum (wie soll das überhaupt noch gehen ?( ) für fast alle Lehrer führt (z.B. müssen Gymnasialehrer dort zukünfig 1 Stunde mehr unterrichten und an der Gemeinschaftsschule orientiert man sich natürlich an der Arbeitszeit der bislang am meisten unterrichtenden), Sitzenbleiben wird wohl nicht mehr möglich sein (wobei ich gerade bei den "schwächeren" Schülern eine ungemein heilsame Wirkung der "blauen Briefe" festgestellt habe) usw....


    Was also machen, wenn man den Irrsinn, der sich abzeichnet erkennt und gleichzeitig weiß, dass Lehrer eigentlich alles mit sich machen lassen, es also zwangsläufig auf eine massive Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für Lehrer und Schüler (anonyme Massenschulen, Aufhebung der Klassenverbände usw.) hinauslaufen wird ?(
    Bin zugegebenermaßen momentan ein wenig ratlos und ziemlich frustriert...

  • Wie das Schulsystem zu organisieren ist, ist eine Entscheidung, die durch die in einer demokratischen Wahl legitimierten Volksvertreter über die in der Verfassung festgelegten Prozesse getroffen wird. Lehrer als Angehörige dieser Institution haben Mitspracherechte über die ebenfalls gesetzlich geregelte Verbändebeteiligung. Ansonsten steht natürlich jedem Lehrer frei, sich als Privatbürger politisch zu engagieren so viel er will.


    Organisierte Maßnahmen von Staatsbediensteten gegen Regierungsmaßnahmen wären undemokratisch und sind völlig zu Recht ausgeschlossen - oder würde es dir gefallen, wenn z.B. die Polizei Reformen der StPO mit der Begründung nicht anwendet, dass sie das ganze nicht so gut findet? ;)


    Nele

  • Hast natürlich vollkommen Recht mit deinen Ausführungen, nur sollte die Politik eigentlich auch begreifen, dass nur mit einer Vielzahl von höchst engagierten Kollegen solch ein Mammutvorhaben überhaupt durchführbar ist, zumal, wenn es auch noch "rasch" :rolleyes: geschehen soll.


    http://www.derwesten.de/nachri…n-umsetzen-id2897414.html

  • Im Prinzip ist die Einheitsschule nicht so schlecht - anders kennen wir hier nicht in Schottland. Allerdings empfinde ich das deutsche Schulsystem, bzw. das dreigliedrige System, viel besser.


    Allerdings sagen wir hier : "Speak with your vote"


    Das ist, glaube ich, alles, was man tun könnte :)

    • Offizieller Beitrag

    Grundproblem ist doch, dass der eigentlichen (d.h. pädagogischen, logistischen und didaktischen) Reform ein Gesetz vorausgeht, das zunächst einmal den Landtag passieren muss.
    Vorher wird - wie so oft - kein konkretes Konzept ausgearbeitet, um das Vorhaben der SPD in die Tat umzusetzen. Unter arbeitsökonomischen Aspekten mag das einleuchten.
    Wie fatal eine Reform sein kann, wenn erst NACH Verabschiedung der Gesetze überhaupt über pädagogisch-didaktische Konzepte nachgedacht wird, Lehrbücher umgeschrieben bzw. neugeschrieben werden, ggf. Schulgebäude um Mensen erweitert werden, hat die G8-Reform gezeigt.


    Bis die Reform überhaupt flächendeckend greift, sofern sie überhaupt umgesetzt werden kann, werden diesmal nicht nur zwei oder drei Jahrgänge als Versuchskaninchen missbraucht werden sondern eine ganze Schülergeneration.


    Reform ja, gerne. Aber bitte erst "starten" d.h. einführen, wenn die Konzepte und sonstigen Rahmenbedingungen VORHER geschaffen wurden.


    Ich habe persönlich keine Lust, ständig die Suppen auszulöffeln, die sich profilierungssüchtige oder ideologisch verblendete Schulpolitiker ausdenken.


    Gruß
    Bolzbold

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.


  • Yeah, Amen, brother!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Was glaubst Du , was das für die Hauptschulen bedeutet. Als Lateiner kennst du doch das Wort Inklusion. Das bedeutet die Auflösung der Sonderschule und das Integrieren der dortigen Schüler in die Hauptschulen. Und zu guter Letzt noch der Verbund mit der Realschule. Das gibt ein Konglomerat!
    Dann werden die Klassen nicht kleiner , sondern noch größer und es spart Sonderschullehrer:
    Aber was können wir mal wieder machen-nix!

  • Die Unannehmlichkeiten fangen ja schon mit dem Wahltag an, wenn ich 30 Minuten in der Wahlkabine verbringen muss, ehe ich mich überwunden habe, mein Kreuz da zu machen, wo ich eigentlich eine natürliche Sperre habe.
    Und der Rest des Tages wird dann bei mir wohl so aussehen: :sofa:

  • Zitat

    Original von Tiffi
    Als Lateiner kennst du doch das Wort Inklusion.


    Falls ich gemeint bin - ich wüsste wirklich nicht, was meine Unterrichtsfächer mit der Funktionsweise eines demokratischen Rechtsstaates und dem Prinzip der Gewaltenteilung zu tun hat. Wir sind als Bedienstete der staatlichen Schule Teil der Exekutive. Die Exekutive handelt gemäß dem Willen des Wählers - nicht aus behördlicher Eigeninitiative. Ich weiß wirklich nicht, was daran so problematisch ist...


    Nele

  • Zitat

    Original von Latin_Lover
    Die Unannehmlichkeiten fangen ja schon mit dem Wahltag an, wenn ich 30 Minuten in der Wahlkabine verbringen muss, ehe ich mich überwunden habe, mein Kreuz da zu machen, wo ich eigentlich eine natürliche Sperre habe.
    Und der Rest des Tages wird dann bei mir wohl so aussehen: :sofa:


    Dann mach das Kreuz eben nicht dort.

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