Dürfen Realschullehrer gegen ihren Willen an Hauptschulen eingesetzt werden?

  • Hi, bin Lehrer an einer ehemaligen Realschule, jetzt Gemeinschaftsschule in Schleswig Holstein. Die Gemeinschaftsschule existiert seit 2 Jahren und geht bis Klasse 6. Die übrigen Jahrgänge sind noch nach Haupt und Realschule getrennt. Ich werde seitdem neben den Realschulklassen und Gemeinschaftsschulklassen auch in Hauptschulklassen und sogar Förderschulklassen eingesetzt. Die Hauptschulklassen sind voll und nicht kontrollierbar. Mit meiner Ausbildung fühle ich mich überfordert. Darf ich überhaupt in diesen Klassen einesetzt werden?


    Danke für eine Antwort...

  • Da du als Realschullehrer eine längere und bessere Ausbildung erhalten hast - und daher auch ein höheres Gehalt bekommst, müsstest du eigentlich besser qualifiziert sein, als wir kleinen Hauptschullehrerleins....


    SCNR :pfeif:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Alias, schreibst du am Thema nicht vorbei? Wenn ich jernst richtig verstanden habe, besteht sein Problem im Umgang mit schwierigen Schülern und nicht darin, dass er Unterricht an der Hauptschule primitiv findet.

  • Zitat

    Original von Powerflower
    Alias, schreibst du am Thema nicht vorbei? Wenn ich jernst richtig verstanden habe, besteht sein Problem im Umgang mit schwierigen Schülern und nicht darin, dass er Unterricht an der Hauptschule primitiv findet.


    Hatte ich das behauptet?
    M.E. besteht kein Hinderungsgrund, dass ein Realschullehrer nicht auch an einer Hauptschule unterrichten könnte. Fachlich und auch pädagogisch muss er durch seine Ausbildung dafür qualifiziert sein. Dies wird auch der Standpunkt der Schulverwaltung sein.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich sehe das ähnlich wie Alias. Auch dem Umgang mit schwierigen Schülern sollte man gewachsen sein, die gibt es an jeder Schulart. Als ausgebildeter Lehrer für Haupt- und Realschule, der seit Jahren an einer Sonderschule mit vielen schwierigen Schülern arbeitet, weiß ich, dass das so ist. Und es ist machbar. Was nicht bedeutet, dass es immer einfach ist :)

  • Ich muss mal blöd fragen- habt ihr in Schleswig Holstein eine gesonderte Ausbildung für Haupt- und Realschullehrer?


    Hier in Berlin ist dies eine Lehramtsausbildung und man kann überall eingesetzt werden. Theoretisch auch am Gymnasium, dann aber nur bis Klasse 10 - dies soll sich jedoch wohl ändern, dass nur noch Sek II Lehrer am Gym unterrichten dürfen.


    Aber Haupt- Realschule- egal. Ich unterrichte an einer Haupt- und Realschule. Dort darf man alle Klassen domteuren.
    (ab nächstem Schuljahr gibt es bei uns aber diese Unterscheidung Haupt- und Realschule nicht mehr, dann haben wir die "Chaotische Integrierte Ganztagssekundarschule"). Und Keiner weiss wie es funktionieren soll. :D


    Vg skydep

  • Hallo, jernst!


    Bin zwar 'nur' Refi im Endstadium, aber ich wollte auch nicht unbedingt an einer HS eingesetzt werden - Stoff hin, Stoff her. Die Schüler dort sind inzwischen eher auf Sonderschulniveau und Ja: das IST bei uns in Bayern ein gesonderter Studiengang, ebenso wie RS und HS gesonderte Ausbildungen sind, da die Ansprüche jenseits des Grundstudiums nun mal differieren. Man kann sich zu solchen Themen auch sachlich äußern...


    Tipp: in Bayern gibt es Personalvetretungen wie den brlv, den Bayer. Realschullehrerverband, und es gibt die GEW, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. So etwas muss es doch in SH auch geben... Oder ihr habt einen Betriebsrat an der Schule (groß genug dafür seid ihr doch?), dem man vertrauliche Fragen stellen kann. Solche Gewerkschaften, Zusammenschlüsse etc. haben immer arbeitsrechtliche Informationen zu Fragen. Anrufen oder auf Homepages Fragen stellen - die sind fit in so etwas.


    Viel Erfolg, Mink

    • Offizieller Beitrag

    @ skydep: Jupp, man ist entweder Grund- und Hauptschullehrer oder Realschullehrer. War zumindest so. Wir haben ja nun die Gemeinschafts- und Regionalschulen, geht alles irgendwie Richtung Gesamtschule (musst du mal googeln). Die bestehenden Hauptschulen und Realschulen werden zu einem System zusammengefasst (praktisch, kann man ganz viele Rektoren wegrationalisieren) und von den fünften wachsen halt Gemeinschafts- bzw. Regionalschulklassen hoch. Die anderen beiden Schulsysteme laufen dann in den nächsten Jahren aus.
    Die GHS-Leute konnten meines Wissens einen Antrag stellen, dass sie nur noch an der GS beschäftigt werden möchten. Das ist aber dann, soweit ich weiß, endgültig.


    @ jernst: Tja, also bei der Zusammenlegung haben wir alle einen Schrieb bekommen, in dem stand, dass wir mit sofortiger Wirkung nicht mehr an unserer Realschule bzw. Hauptschule beschäftigt sind, sondern zur Gemeinschaftsschule gehören.
    Eingesetzt wurde im Rahmen der Möglichkeiten in den eigentlich Schularten, aber halt auch an dem jeweils anderen System. Wie das rechtlich aussieht, weiß ich allerdings auch nicht.


    Edit: Habe eben nochmal mit meinem Mann drüber geredet, der an einer anderen Gemeinschaftsschule unterrichtet.
    Es ist wohl so, dass man nicht an der HS eingesetzt wird als RS-Lehrer, sondern als Gemeinschaftsschullehrer (bist du ja durch die Versetzung) im HS-Zweig der Gemeinschaftsschule unterrichtest.
    Faktisch natürlich das Gleiche, aber rechtlich damit wohl in Ordnung. An seiner Schule sind die Kollegen ebenfalls überkreuz eingesetzt worden.

    Bolzbold #5

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  • Ich denke auch, dass man als Realschullehrer auch einer Hauptschulklasse gewachsen sein sollte (und umgekehrt).
    In Hessen ist das die selbe Ausbildung (L2 - Haupt- und Realschullehamt), neben L1 - Grundschullehramt, L3 - Gymnasiallehramt und L5 - Förderschullehramt.


    Viel bedenklicher finde ich die Situation bspw. in BW. Wie kommt man auf die Idee, Grund- und Hauptschullehrer in einem Studiengang auszubilden? Zwar mit Schwerpunkt, aber dennoch gegenseitig einsetzbar. Wie soll ein Grundschullehrer mit pubertierenden 14 jährigen an der Hauptschule klar kommen? Haupt- und Realschulen tuen sich da nicht viel.

  • Lehrämtler: Auch das geht. Sage ich jetzt mal als Lehrkraft mit Schwerpunkt GS die 1 Jahre lang an einer reinen Hauptschule eingesetzt war. Ich habe es überlebt und ganz ehrlich?
    KLAR gibt es viele schwer Kinder in einer HS, insbesondere bei einer Brennpunktschule. ABER (ich hatte eine 7. Klasse als Klassenlehrerin) wenn man es schafft zu den Schülern einen Draht zu haben und man ein Vertrauensverhältnis hat, dann finde ich gibt einem gerade die Arbeit an einer solchen SChule unglaublich viel. Ich denke, keine SChüler haben es so schwer wie die Hauptschüler und sie haben alles was es an Gutem gibt verdient. Ich habe nie wieder SO VIEL zurück bekommen und so ungern eine KLasse abgegeben. Meine 7er sind jetzt 9er und ich bin so stolz auf sie, wenn ich diesen Sommer zu ihrem Abschluss eingeladen werde.


    Ich finde es nicht richtig die Arbeit an einer Hauptschule grundsätzlich zu verteufeln und abzulehnen. Man muss offen auf die SChüler zugehen und sie und ihre Probleme mal ernst nehmen, dann KANN da was Tolles entstehen was vielleicht viel fruchtbarer und besser ist als die Arbeit an der Realschule.


    So, das brannte mir jetzt die ganze Zeit mal unter den Nägeln. Ich möchte meine Zeit an der HS nicht missen und denke, man muss einfach offen sein sich auch mal in was Neues einzuarbeiten.


    Ich arbeite jetzt an einer reinen GS- für viele ein Traum- und ich bin auch sehr gerne dort, aber manchmal fehlen mir meine Großen doch.

  • Dann formuliere ich besser um, denn ich wollte Hauptschulen nicht grundsätzlich schlecht reden. :) Auch ich habe schon positive Erfahrungen mit Hauptschülern gemacht.


    Grund- und Hauptschulen sind nun mal auf Grund ihres Klientels nicht das selbe. Und wenn angeblich ein Studium nicht nur die formale Voraussetzung für den Lehrerberuf ist (was ich persönlich nicht so sehe; ein Studium macht keinen guten Lehrer und ein guter Lehrer braucht kein Studium), dann kann man die Schulformen nicht einfach gegeneinander austauschen (mal abgesehen von Hautp- und Realschulen).

  • Naja, doch, das Klientel ist schon das Gleiche- Erst ist es in der Grundschule, dann kommt es auf die Hauptschule :D
    Aber ich weiß was DU meinst. Nur finde ich auch nicht mehr, dass man von sehr lieben und netten Grundschülern reden kann die kein Wässerchen trüben um es jetzt mal überspitzt zu sagen.
    Da gibt es auch echte Kaliber die Dinge machen die ich im ersten Moment nicht für möglich halten würde (z. B. Pornos auf dem Handy gucken ect.).


    Davon abgesehen muss ich ehrlich zugeben- ich finde das Studium bereitet nicht wirklich auf den Schulalltag vor. Also nicht komplett. Auch die Praktika helfen da nicht viel, finde ich.


    Das meiste habe ich mir doch selber erarbeitet. In meinem Studium war nicht wirklich vertiefend die Rede von ADHS, Dyskalkulie, Legasthenie, Umgang mit psychisch Kranken/ Missbrauchsopfern/ etc. Kindern, die kaum ein Wort Deutsch verstehen usw. Ich könnte die Liste jetzt beliebig erweitern.


    Somit muss man eh bei- na gut, sagen wir nicht Null, aber vielleicht drei (?) anfangen.

  • Danke für eure Beiträge, ich muss meinen ersten Beitrag noch etwas vervollständigen. Als ich vor Jahren in den Schuldienst einstieg, bekam ich eine Realschullehrerstelle zugewiesen, wurde jedoch als Klassenlehrerin in einer 7. Hauptschulklasse eingesetzt. Mein Hauptschulkollege übernahm für mich meine "zugedachten" Realschüler. Für mich war es anfangs kein Problem, ich hatte 3 Deutschklassen, die Klassenstärken waren so um die 28 Schüler stark. Ich war auch teilzeitbeschäftigt, mit einem Kleinkind zu Hause, na ja, ich muss von der Korrekturarbeit wohl nichts schreiben... Nach einiger Zeit erfuhr ich, dass ich die einzige Realschullehrerin im HS Zweig war. Fand ich damals nicht gerecht, ich denke, dass der Einsatz der Lehrer generell geregelt sein müsste. Meine Realschulkollegen waren ziemlich stinkig auf mich, da ich einem Einsatz im HS Zweig zugestimmt hatte. Aber lange ists her... Durch den Umzug nach Schleswig-Holstein kam ich nun an meine heutige Schule. Nach der Geburt meines 2. Kindes stieg ich nach 1 Jahr Elternzeit wieder ein. Durch die Krankheit eines Kollegen, musste ich Vertretungsunterricht in der Hauptschule leisten, bekam keinen geregelten Stundenplan. Bisher hatte ich nur an der Realschule unterrichtet. Man fragte mich, ob ich ein paar Stunden an der HS geregelt übernehmen würde, ich willigte ein. Die Vertretungsstunden waren so anstrengend, vor allem war ich durch mein Baby immer müde. Aber der Unterricht in einer 7. Hauptschulklasse machte Spaß, mit den Schülern kam ich super klar, leider bekam ich die Klasse nach den Sommerferien nicht wieder. Verstehe ich nicht, gerade in der HS ist es wichtig, dass man einen persönlichen Kontakt aufbaut. Ich habe auch nichts gegen den Einsatz an einer HS, aber ich bin nun mal Realschullehrerin geworden und keine Hauptschullehrerin. Ich wäre auch nie freiwillig Hauptschullehrerin geworden. Ich bewundere die Kollegen, die sich zu dieser Laufbahn entschließen. Ich habe auch einige kennen gelernt,die bis zur Pension ihren Job super gemacht haben. Aber das waren leider die wenigsten. Meine aktuelle Situation ist folgende: an meiner Schule unterrichten nur 3 Realschullehrerinnen an der HS. Und eines haben sie gemeinsam: kleine Kinder. Alle anderen unterrichten schön getrennt. Ich bin mit einem Nebenfach in der 7. und 9. Jahrgangsstufe eingesetzt. Wie soll ich da Kontakt u den Kindern aufbauen? Die Rechtsberatung der GEW meinte, dass meine Situation eine "große Schweinerei" sei, aber das Ministerium habe sich zum Einsatz der Lehrkräfte noch nicht .geäußert. Nach wie vor werden in Schleswig-Holstein Lehrer für Hauptschulen und Realschulen übrigens getrennt ausgebildet. Aber was mich am meisten ärgert, ist, dass nicht alle Kollegen gleich eingesetzt werden. Ich habe zwei sehr schwierige Klassen, ständig gibt es Prügeleien. Wenn ich um Hilfe bitte, bekomme ich sie nicht. Die Schulleitung interessiert es gar nicht. Einen Sozialpädagogen haben wir auch nicht an der Schule. Manchmal kann ich auch meiner Aufsichtspflicht nicht nachkommen, weil ich mich um die Streitereien einzelner kümmere. Oder letztens kam ich durch die Streitereien zu spät in meinen folgenden Unterricht und wurde von der Schulleitung verwarnt und sogar angerempelt! Da ich Klassenlehrerin in der RS bin, kann ich leider keine KL in der HS übernehmnen. Ich weiß auch, dass der Kontakt zu den HSchülern viel intensiver und manchmal dankbarer ist. Hab ich auch als Klassenleitung so erlebt! Übrigens finde ich ironische Bemerkungen zu meiner Situation nicht lustig. Das Studium für Realschullehramt ist übrigens anders als das für Hauptschullehramt, sonst würden sie dies ja nicht trennen!

  • Ich sehe das "Problem" auch nicht so kritisch. In vielen Bundesländern ist die Haupt- und Realschullehrerausbildung absolut gleich und das, was man im Studium lernt, ist doch eh nur sehr, sehr bedingt in der Realität zu gebrauchen - egal ob Haupt- oder Realschule.
    Ich habe Erfahrungen mit beiden Schulformen gemacht (und unterrichte jetzt an einer Gesamtschule) und so sehr unterscheidet sich das Schülerklienteel nicht. Es gibt an beiden Schulformen "nette" und schwierige Klassen bzw. Schüler.
    Da es meines Wissens nach in SH eh bald nur noch Gemeinschaftsschulen (und Gymnasien) geben wird, werden sich die meisten Lehrer früher oder später damit auseinandersetzen müssen, auch an der jeweils anderen Schulform zu unterrichten. Wo ist das konkrete Problem?

  • Hallo Jernst,
    wenn ich deinen zweiten Beitag richtig interpretiere, dann liegt dein Problem nicht vordergründig darin, dass du auch Hauptschulklassen unterrichten sollst, sondern darin, dass du dich von deiner Schulleitung ungenügend unterstützt und ungerecht behandelt fühlst. Hast du denn mit deiner Schulleitung schon einmal über dein Problem gesprochen?
    Du erwähnst, dass zwei weitere Kolleginnen in deiner Situation sind. Wie empfinden die denn das Ganze?
    Dass Realschullehrer in Hauptschulklassen eingesetzt werden, ist in Ordnung, zumal du ja gefragt wurdest und zugestimmt hast. Wenn du dich ungerecht behandelt fühlst, weil andere eben nicht in H-Klassen eingesetzt werden, dann musst du das ansprechen.

    • Offizieller Beitrag

    Beim Lesen hat mich gerade am meisten genervt, dass man Streitereien regelt und dadurch andere Dienstpflichten verletzen muss, weil ma auch hier eine Fürsorgepflicht hat und dafür von der Schulleitung bestraft wird. Was hättest Du denn anders machen sollen? dich vorher zweiteilen, beamen, wegkucken?

  • Hier in SH ist das Schulsystem sowieso grad recht besch*******. Wenn ich dieses Bundesland nicht so lieben würde, würde ich hier nicht mehr Lehrer werden. Die Bedingungen sind so schlecht geworden, dass es einem die Freude an dem Beruf echt vermiest...


    Ich kann übrigens verstehen, dass man sich überfordert fühlt, wenn man als Realschullehrer in Hauptschulklassen unterrichten muss, obwohl man das noch nie gemacht hat. Leider hätte das Studium daran auch nichts geändert. Nur die Erfahrungen im REf wären vermutlich anders gewesen, wenn man dann dort an einer Hauptschule gewesen wäre. Aber es wird sich auf Dauer durch die Umstrukturierung der Schulen nun eh nicht ändern lassen, dass man alles unterrichten muss, egal was man mal "gelernt" hat.

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