Störungen in der Klasse- wie geht ihr damit um?

  • Hallo,
    ich bin Referendarin und unterrichte in einer sehr schwierigen 3. Klasse. Die Klasse kennt seitens ihrer Klassenlehrerin nur Frontalunterricht. Sobald ich den Unterricht öffne (PA, Gruppenarbeit, Freiarbeit) herrscht ein riesen Chaos und es ist einfach viel zu laut.
    Ich habe Regeln mit den Kindern erstellt, reflektiere mit den Kindern jede Stunde, habe einzelne Stunden geopfert, um die Situation in der Klasse zu thematisieren, aber es ändert sich einfach nichts. Die Klassenlehrerin will, dass ich die Kinder an die Tafel schreibe, dann spricht sie nachher mit denen. Aber ich kann doch nicht jede Stunde 10 Kinder an die Tafel schreiben!?
    Habe auch schon gesagt, "wenn diese Std. besser läuft, dann spielen wir am Ende der nächsten Std. ein Spiel" - hilft auch nicht. Bin auch nicht mehr die liebe nette Referendarin, die sich alles gefallen lässt.
    Ich will ungern die Eltern mit reinziehen, aber langsam glaube ich, dass ich gar keine andere Möglichkeit habe.
    Ich verzweifel langsam echt! Diese Klasse wird auch noch meine Prüfungsklasse sein....


    Habt ihr Ideen? Wie geht ihr mit Störungen um? Welche Belohnungs- Bestrafungssysteme habt ihr?


    Freue mich über Tipps und Ratschläge!

  • das ist immer schwierig von außen soetwas zu beurteilen...


    was mir aber spontan einfällt: ich hatte auch schon eine sehr schwierige dritte klasse. von den mir zur verfügung stehenden 45 min hatten wir vielleicht 20 min unterricht. den rest war ich damit beschäftigt irgendwelche erzieherische maßnahmen "abzuarbeiten". relativ schnell habe ich gemerkt, dass ich damit nicht weit komme und habe einen zettel vorbereitet. auf diesem zettel steht, dass das kind den unterricht mehrfach gestört hat, dies nicht nur dazu führt, dass dieses kind nichts lernt, sondern auch der klassenverband in seinem lernen gestört wird. dieser zettel ging dann nach hause und musste unterschrieben werden von den eltern. nachdem manche kinder stündlich so einen zettel bekamen, besserte sich das schnell.
    ich hatte ungefähr folgenden beisatz für die eltern "mit meiner utnerschift bestätige ich, dass ich kenntnis über das störenden verhalten meines kindes genommen habe. zudem habe ich mit meinem kind über sein verhalten im unterricht gesprochen." bei 3 zetteln musste man eine stunde nacharbeiten. das hat dann schon gezogen.


    ich drücke dir die daumen!

  • das ist ja eine gute Idee von Joy80.


    Ich kann dir noch ein Buch empfehlen "die 1-2-3- Methode" vo verlag an der Ruhr. Ich nutze diese Methode gern, da ich die Kinder für ihr unangemessenes Verhalten auszähle und nicht ständig meckern muss. Bin ich bei drei angekommen, folgt eine Konsequenz wie z.B. Ausschluss aus dem Sitzkreis oder auch einen Text abschreiben.

  • Zitat

    Original von janna23
    Die Klassenlehrerin will, dass ich die Kinder an die Tafel schreibe, dann spricht sie nachher mit denen. Aber ich kann doch nicht jede Stunde 10 Kinder an die Tafel schreiben!?


    Vor allem verschiebt das die Problematik nur. Schliesslich benehmen sie sich bei DIR daneben, nicht bei der KL. Sowas biete ich normalerweise nur Vertretungslehrern an, die meine Kids vermutlich nur das eine Mal und dann monatelang nicht mehr sehen. :D
    Hast du mal mit der KL zusammen unterrichtet? Vielleicht waere das anfangs ganz hilfreich, vor allem, wenn du offenere Formen einfuehren willst.
    Was machst du denn, wenn es zu laut und unkontrollierbar wird? Persoenlich tendiere ich zu einer Warnung, wenn's dann immernoch nicht laeuft, wird die Stundenplanung in die Tonne gekickt und Stundenziel wird kurzfristig zu "Ich kann mich angemessen benehmen." umgeaendert.
    Meine Schueler machen z.B. wahnsinnig gerne darstellendes Spiel. Das erfordert aber Disziplin und Konzentration. Wenn das einzelne Kinder nicht schaffen, duerfen die aussitzen und zuschauen. Wenn sich die gesamte Klasse wie ein Wuselhaufen benimmt, stoppe ich die Stunde und wir machen was weniger "aufregendes". Das wissen meine Schueler ziemlich genau, denn sie haben's anfangs mehrfach erlebt. Ist inzwischen eigentlich kein Problem mehr.


    Zitat

    Original von janna23Habe auch schon gesagt, "wenn diese Std. besser läuft, dann spielen wir am Ende der nächsten Std. ein Spiel" - hilft auch nicht.


    Wieviel Zeit liegt denn zwischen den Stunden? Ich denk da grad an meine Chaostruppe in Mathe, selbst die wuerden sich nicht mit sowas locken lassen. Dauert viel zu lange, dabei hab ich die einmal taeglich. Bei mir gibt's am Ende der Stunde vielleicht ein Spiel, wenn sie mir nicht furchtbar auf den Keks gegangen sind. :D Am Ende der naechsten Stunde...hm, das wuerd ich ja staendig verschusseln. Allerdings versprech ich auch nie Spiele am Ende der Stunde. Mal gibt's welche, mal nicht. (Sonst werden die noch ganz verwoehnt von mir und erwarten ein Spiel...nee, nee.)
    Im Gegensatz dazu hab ich meine Mathegruppe auch schon mal eine ganze Woche lang Kopfrechenaufgaben in absoluter Stille machen lassen. Mein kleiner Chaostrupp erinnert sich noch ganz gut und sie wollen das eigentlich nicht nochmal erleben. Wir kommen inzwischen uebrigens recht gut miteinander aus. :D


    Zitat

    Original von janna23Habt ihr Ideen? Wie geht ihr mit Störungen um? Welche Belohnungs- Bestrafungssysteme habt ihr?


    Das kommt auf die Stoerung an. Rein theoretisch gibt's bei mir erste Warnung, zweite Warnung und Platzwechsel, dritte Warnung und Nachsitzen.
    Andere Optionen sind noch:
    - Notiz an die Eltern
    - Anruf daheim
    - Elterngespraech in der Schule
    - rausschicken
    - zu Parallelklasse schicken
    - zu Mentor schicken (meine Kids, die eh Probleme haben)
    - zu Stufenleiter schicken
    - Nachsitzen (10 min, 30 min mit mir oder schulintern bei SL)
    - interner oder externer Schulausschluss
    - Auszeit (10 Minuten, Kind sitzt dann auf dem Teppich vor meiner Tafel)


    Generell finde ich Elternkontakt aber sehr wichtig. Ausserdem setze ich mich nach jedem "Missgeschick" mit dem Kind hin und wir sprechen darueber, was passiert ist, was das Problem war und wie wir das demnaechst vermeiden koennen.


    Als Belohnung gibt's:
    - Lob (ganz, ganz viel)
    - Housepoints (werden bei uns gesammelt)
    - Lobpostkarte nach Hause
    - positiver Anruf/Notiz nach Hause
    - Sticker

  • die 1-2-3-methode kenne ich auch. das werde ich mit meiner nächsten klasse ausprobieren. ich finde diese methode aber leichter in der eigenen klasse einzusetzen, als "nur" als fachlehrer mit wenigen stunden

  • Probier mal am Unterrichtsbeginn 5-10 Minuten Kinderyoga o.Ä. zu machen. Ein bisschen Spaß, Bewegung und Entspannung wirken manchmal Wunder...

  • Danke für die vielen Antworten und die Tipps!!


    Was ist denn die 1-2-3-Methode?


    Kinderyoga ist auch eine gute Möglichkeit! Werde ich mal testen!


    Ich wette häufiger mal mit den Kindern ("Ich wette, ihr schafft es nicht, 3 Minuten muksmäuschenstill zu sein" - "Wooooooohl" ;) aber danach gehts wieder los mit dem Chaos.


    Dejana: Danke für deine ausführliche Antwort!
    Wenn es unruhig wird, haue ich auf ne Glocke und beim 3. Schlag soll es leise sein. Wenn dann noch Kinder laut sind, schreibe ich sie an die Tafel und dann gibts Ärger von der Klassenlehrerin bzw. sie müssen 5 Min. (bis 15 Min.) in der Pause sitzen. <-- Anweisung der Klassenlehrerin.
    Wenn Sitzkreis nicht funktioniert, schicke ich die Kinder immer wieder zurück (im Durchschnitt 3mal)
    Vielleicht ist es wirklich sinnvoll, Nachrichten an die Eltern zu verteilen. Das wird bestimmt ziehen. Andererseits hab ich etwas Angst, dass ich dann ständig Eltern auf der Matte stehen haben, die sich beschweren.
    Aber vielleicht kommt es dann gar nicht soweit, da die Kinder nicht wollen, dass die Eltern eine nachricht bekommen.


    joy80: danke, dass du genau geschrieben hast, was in der Nachricht an die Eltern steht. Ich werde dirket Zettel für morgen vorbereiten. Da hab ich nämlich Sachunterricht und da gehts immer richtig rund ;)

  • Zitat

    Original von janna23
    Wenn es unruhig wird, haue ich auf ne Glocke und beim 3. Schlag soll es leise sein. Wenn dann noch Kinder laut sind, schreibe ich sie an die Tafel und dann gibts Ärger von der Klassenlehrerin bzw. sie müssen 5 Min. (bis 15 Min.) in der Pause sitzen. <-- Anweisung der Klassenlehrerin.


    Das gibt's bei mir auch, allerdings zieht das nur bedingt. Vor allem sind's bei mir immer die gleichen, die die Klappe nicht halten koennen. Deswegen werden die von mir in der Stunde eher "umgesetzt". Dafuer hab ich zwei Tische, die jeweils an verschiedenen Enden des Klassenraums zur Wand gedreht stehen. Das ist mit meinen Jungs (und ja...es sind meine Jungs, denn meine Maedels sind erschreckend ruhig) abgesprochen. Sie haben waehrend der Stunde auch jederzeit Erlaubnis sich selbst dorthin zu befoerdern. Es ist keine Strafmassnahme, sondern eher dazu gedacht sie vor mehr Aerger mit mir zu bewahren. Allerdings sind meine schon etwas aelter, glaube ich (wie als sind die denn in der 3.?). Sie merken langsam, wann sie nervig werden und muessen eben lernen die richtige Wahl bezueglich ihres Verhaltens zu treffen. Ist ja nicht so, als koennten sie nicht anders.


    Zitat

    Original von janna23Wenn Sitzkreis nicht funktioniert, schicke ich die Kinder immer wieder zurück (im Durchschnitt 3mal)


    Hast du schonmal angedroht das in der Pause zu ueben? Mit der gesamten Klasse, oder nur mit den Kindern, die es anscheinend nicht gebacken bekommen?

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