Welcher Text wann für welche Jgstufe?

  • Liebe User,


    ich habe gerade mein Fachpraktikum Deutsch hinter mich gebracht und dort in einer 9. Klasse hospitiert und auch unterrichtet. Thema war Frischs Andorra. Wer kann mir denn nun beantworten, wer diesen Text für diese Jahrgangsstufe ausgewählt hat und warum? Die Fachkonferenz der Schule? Das Ministerium? Sonst wer? Alles was ich online finden kann, sind die Kernlehrpläne, aber nichts zu konkreten Inhalten/ Texten für den Deutschunterricht (ausgenommen für das Zentralabitur).


    Schon einmal vielen Dank für Eure Antworten.

  • Zitat

    Original von FranzBiberkopf


    Wer kann mir denn nun beantworten, wer diesen Text für diese Jahrgangsstufe ausgewählt hat und warum? Die Fachkonferenz der Schule? Das Ministerium? Sonst wer?


    Ich nehme an, dass Du Germanistikstudent bist - wenigstens lässt Dein Alias darauf schließen, dass Du Döblins "Berlin Alexanderplatz" schon einmal in der Hand hattest - und Dir wenigstens ansatzweise Gedanken darüber gemacht hast, aus welchen Gründen in der Schule mit Literatur gearbeitet wird.


    Frischs "Andorra" ist aus vielen Gründen ein geeigneter Text für Klasse 9, und wenn Du Dich in Deiner Seminarbibliothek auch nur ein wenig mit der Sekundärliteratur zu "Andorra" beschäftigt hättest, wüsstest Du auch warum.


    Hast Du die Debatte über das Thema "Literaturkanon" nicht mitbekommen? Die neueren Lehrpläne sind kompetenzorientiert. Das fordert die Intelligenz, die Findigkeit, mit anderen Worten auch die Kompetenz der Lehrer heraus, für die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen geeignete Texte selbst zu finden und Behandlungsaspekte selbst (oder in den Fachschaften) zu erarbeiten.


    Verbindliche Literaturlisten, die Du wohl erwartest, gibt es nicht mehr. Kaum jemand bedauert dies. Nur die Schwerpunktthemen für das Zentralabitur werden verbindlich vorgegeben.


    Zu hoffen, dass Du Du alles, was Du für den Deutschunterricht brauchst, online finden kannst, ist eine reichlich naive Vorstellung.

  • Lieber magister999, bei allem Respekt für die sonstige Treffsicherheit in deinen Antworten, aber hier gehst du fehl. Franzbiberkopf fragt für NRW und zumindest für die zentralen Abiturprüfungen ist der Lektürekanon in diesem Bundesland ministeriell vorgegeben. (Aber, Kanondebatte hin oder her, die Vorschläge dafür stammen aus Lehrerköpfen, was wahrscheinlich einen gerüttelten Anteild der wissenschaftlichen Fragwürdigkeiten in den meisten curricularen Fächervorgaben erklären mag...) Wie das für die Sek I genau aussieht, weiß ich nicht, da ich da nicht an einer Regelschule unterrichte.


    FranzBiberkopf
    Das einfachste wäre, wenn du einen Deutschlehrer an deiner Praktikumsschule anrufst und ihn einfach mal fragst, wie der Entscheidungsprozess genau gelaufen ist, ob es Fako-Absprachen gegeben hat, wie diese Entscheidungen genau gefallen sind etc. Von Schule zu Schule kann es da durchaus Unterschiede geben.


    Nele

  • Möglich, dass die Fachkonferenz festgelegt hat, welche Texte an Deiner Schule in der 9 gelesen werden. In der Regel entscheidet aber jeder Lehrer autonom, welche Texte er in Unter- und Mittelstufe liest.


    Dabei werden die individuellen Entscheidungen jedoch in der Regel durch Traditionen und - i. d. R. unausgesprochene - Übereinkünfte vorgeformt. Der Konsens vieler Deutschlehrer lautet nun - und zwar seit langem -, dass "Andorra" ein guter Text für die Klasse 9 sei. Womöglich ist dieser Konsens selbst Folge einer irgendwann einmal existenten Literaturliste der Lehrpläne. Dies wäre jedoch nur durch historische Recherche zu klären.


    Es gehört zu den großartigen Seiten des Faches Deutsch, dass man vor der Oberstufe oft viele Möglichkeiten hat, Lektüreentscheidungen individuell zu treffen. Ich zum Beispiele würde "Andorra" in keiner Klasse lesen. Ich würde auch "Wilhelm Tell" nicht in der Mittelstufe lesen. Nichtsdestoweniger wird dies oft getan, mir mehr oder minder guten Gründen (und manchmal auch ohne Gründe - an hat eben mitbekommen, dass Kollege X etwas liest. Oder man hat es in der Schule selbst gelesen.)

  • Lieber magister999,


    Du hättest nicht extra so hoch investigativ vom meinem Benutzernamen auf meine Fächerkombination schließen müssen, da diese Infomation auch ganz einfach links in dem Feld unter dem Alias steht. Ich habe nicht gewusst, dass ich dies extra im Text selbst hätte ergänzen müssen. Auch Deine Unterstellung, dass ich "reichlich naiv" zu hoffen glaube, alles für den Deutschunterricht online zu finden, hättest Du Dir sparen können. Das ist mir natürlich klar, aber die Möglichkeiten der Online-Recherche sind ja nun einmal da, und warum sollte man diese dann auch nicht nutzen, sofern die Quellen fundiert sind?!


    Tatsächlich habe ich auch nicht gefragt, weshalb Andorra überhaupt ein geeigneter Text für den Deutschunterricht ist, sondern habe mich für die Entscheidungsfindung bzw. den Entscheidungsprozess interessiert. Schade, dass Du meine Frage scheinbar so falsch aufgefasst und stattdessen geglaubt hast, mich besser zu belehren als mir normal zu antworten. "unteruns" und "neleabels" haben das doch auch geschafft, vielleicht solltest Du Dir an ihren Beiträgen ein Beispiel nehmen. Diesen Beiden danke ich auch hiermit für ihre hilfreiche Antworten, auf Deine Beiträge, magister999, verzichte ich zukünftig allerdings gerne.


    Franz B.

  • Lieber FranzBiberkopf,


    gerne erläutere ich Dir, warum ich Deine Frage - wie Du meinst, "scheinbar" - falsch aufgefasst habe: Es ist der Ton, der die Musik macht. Die Frageformulierung "Wer kann mir denn nun beantworten, wer ..." lässt auf einen frustrierten, verärgerten (es fehlt nur noch die würzende Zutat "verdammt noch mal") und uninformierten Fragesteller schließen.


    Uninformiert: Wenn ein Praktikant oder Referendarin in eine Unterrichtseinheit einsteigt, die sich mit Frischs "Andorra" beschäftigt, dann hängt das Ganze doch nicht im luftleeren Raum. Dein betreuender Lehrer muss mit Dir doch die Einbettung des Stücks in seine Gesamtplanung besprochen haben. Was ist das übergeordnete Thema? Ich und die anderen, Gruppe und Außenseiter, Selbstbild und Fremdbild, Stereotype und Vorurteile, Strategien der Selbstrechtfertigung; Drama, modernes Drama, Formen des epischen Theaters nach Brecht; Holocaust und Literatur: das alles sind mögliche leitende Interessen; sicherlich nicht alle für Klasse 9 machbar oder ergiebig. Aber es MUSS darüber geredet worden sein, sonst hat Dein Betreuer einen schlechten Job gemacht. Und davon will ich zunächst nicht ausgehen.


    Und in diesem Zusammenhang müsstest Du, falls Du das Stück als nicht geeignet ansiehst, Deinen Betreuer fragen, warum er es behandelt oder wer das Stück zur Behandlung ausgewählt hat. Er hätte Dir bestimmt eine Antwort gegeben, die Deine Anfrage in diesem Forum überflüssig gemacht hätte. Dabei hättest Du auch erkennen können, dass sich gerade in unserem Fach über jede Entscheidung trefflich streiten lässt.


    Wenn es Dir tatsächlich nur darum gegangen wäre zu erfahren, wie Fachlehrer bzw. Fachkonferenzen Lektüreentscheidungen treffen, hättest Du nicht gefragt, "wer DIESEN Text" ausgewählt hat, sondern konkret danach, wer die Entscheidungen für Lektüren bzw. Lektürelisten an der Schule trifft.


    Zur online-Recherche: Nichts in Deinem Posting hat erkennen lassen, dass Du andere Informationsquellen als das Internet zu Rate gezogen hast. Wenn es anders sein sollte, nehme ich meine Unterstellung gerne zurück.


    Dass ich Deine Fächerkombination Deutsch/Sport unter Deinem Alias übersehen habe, ist richtig und unverzeihlich.


    Hast Du Angst davor, belehrt zu werden? Wer im nassforschen "Wer kann mir denn nun beantworten"-Ton daherkommt, kann anscheinend - und nicht nur scheinbar - noch ein wenig Belehrung vertragen.


    Nichts für ungut, Franz Biberkopf, "der eine bleibt stehen, der andere fällt um, der eine rennt weiter, der andere liegt stumm, widebum widebum."

  • Zitat

    Original von magister999Die Frageformulierung "Wer kann mir denn nun beantworten, wer ..." lässt auf einen frustrierten, verärgerten (es fehlt nur noch die würzende Zutat "verdammt noch mal") und uninformierten Fragesteller schließen.


    Bei allem Respekt, magister999. Anhand von den zwei Wörtern "denn nun" die Gemütslage des Threadstarters einzuschätzen, halte ich für vermessen. Er hat ordentlich gefragt und verdient eine orentliche Antwort. Wieso du hier so nen Aufriss machst, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Scheinbar hattest du einen unschönen Feiertag. Aber mach dir nichts draus, ich auch ;)

  • Dachte immer, wir sind hier in einem Forum zum Informationsaustausch bzw. Fragen stellen und beantworten. 8o

  • Lieber magister999,


    womit soll ich jetzt anfangen Dir zu antworten? Am besten nehme ich mein Fazit zu Deinen Äußerungen vorweg:
    Es ist alles Quatsch, was Du- zumindest zu diesem Thema hier- von Dir gegeben hast!


    Ich hoffe inständig, dass Du Deinen Schülern und den Lehramtspraktikanten an Deiner Schule nicht so voreingenommen wie mir gegenübertrittst.


    Mich darauf hinzuweisen, dass es „der Ton [ist], der die Musik macht“, ist in Folge Deiner bisherigen Beiträge innerhalb dieses Threads natürlich der reinste Hohn. Und das ist nicht nur scheinbar oder anscheinend so, sondern auch augenscheinlich, offensichtlich und glasklar (nicht zuletzt hast Du in Deiner hanebüchenen und frei assoziativen Begründung, weshalb man aufgrund meiner Fragestellung auf einen „frustrierten, verärgerten […] Fragesteller“ schließen könne, meine Formulierungen „Liebe User“ und „Schon einmal vielen Dank“ mal eben knackig ausgespart)!


    Auch Deine Annahme, dass ich „noch ein wenig Belehrung vertragen“ könnte, finde ich absolut anmaßend von Dir. Ich empfinde Deine Äußerungen insgesamt als wichtigtuerisch und unangebracht. Ich weiß auch gar nicht, mit welcher Berechtigung Du überhaupt meinst, über mich urteilen zu müssen?! Auch verstehe ich nicht, weshalb Du Dich generell zu meiner Frage geäußert hast, wenn Du ihren Ton als so unverschämt aufgegriffen hast. Das Beste wäre dann doch wohl gewesen, einem solchen „uninformierten Fragesteller“ überhaupt nicht zu antworten? Oder führst Du in Internet-Foren Deinen eigenen kleinen Kreuzzug gegen scheinbar –äh, ich meine anscheinend- freche, frustrierte und verärgerte Fragesteller? In einer Sache gebe ich Dir aber recht. Vielleicht hätte ich meine Fragestellung in einem Punkt anders formulieren sollen. Nämlich im Konjunktiv. Ich versuch’s mal: Könntest Du in Zukunft vielleicht, bitte, bitte, nicht mehr auf meine bösen, bösen Fragen reagieren? Dankeschön (Da sieh mal einer an! Hat ja geklappt und das ganz ohne die „würzende Zutat ‚verdammt noch mal‘“!).

  • Ich komme mal wieder zum Thema zurück: Bei uns entscheidet das die Fako, auch wir haben derzeit festgelegt, dass "Andorra" als Drama gelesen wird.
    Ich selber habe gute Erfahrungen damit gemacht und würde es auch jederzeit wieder mit 9ern lesen. Andere Kollegen haben dieselbe Erfahrung gemacht, hinzu kam für die Entscheidung der Fako, dass das Thema "Recht und Gerechtigkeit" für die jetzigen 10er Gegenstand der Zentralen Prüfung ist. (Dieses Argument fällt allerdings zukünftig weg.)

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

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