Umgehen mit Neid bei Beförderung...

    • Offizieller Beitrag

    billy T.: Du hast mich nicht richtig verstanden. Es ging mir nicht darum zu sagen, dass Vollzeitkräfte nicht jammern sollen, da sie mehr Geld verdienen, sondern eher umgekehrt darum, dass den Teilzeitkräften nicht vorgeworfen werden kann, wenn sie für weniger Geld auch weniger arbeiten. Ist doch eigentlich die logische Konsequenz, oder?


    Zitat

    Original von Melosine
    Aber selbst wenn das nicht so wäre, hätten die Teilzeitkollegen ein Anrecht darauf, dass sich ihre finanziellen Einbußen auch in weniger Arbeit bemerkbar machen.


    Zitat

    Das würde ich gerne genauer machen: Ich erwarte, dass Kollegin Teilzeit ihre 12 Stunden genauso sorgfältig vorbereitet wie ich meine 24. Auf dieser Ebene kann dann die Arbeit sogar mal größer sein.


    Das verstehe ich jetzt nicht. Kontrollierst du auch, ob alle Vollzeitkollegen ihre Stunden genauso gewissenhaft wie du vorbereiten? Am Ende bekommen sie das gleiche Gehalt und arbeiten weniger! 8o;)


    Zitat


    Dagegen spricht, dass die eigentliche Ursache dieser ganzen Neid- und Vollzeitstress-Debatte die ist, dass unser Job für viele von uns in Vollzeit häufig nicht mehr leistbar ist. Und mir kann keiner erzählen, dass dies unserem Arbeitgeber (bzw. unseren Arbeitgebern) nicht bewusst ist. Unser Job ist von seinem Umfang her einfach so angelegt, dass die KuMis darauf bauen, dass wir auf Gehalt und Pension verzichten, um das leisten zu können, was von uns erwartet wird, selbst wenn man keine Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hat.


    !!!
    Stimmt leider!
    Da macht es ja wohl keinen Sinn, auf denjenigen herumzuhacken, die den Schritt bereits getan haben, ihr Gehalt zu kürzen.
    Ich für meinen Teil kann das nicht, denke aber, es muss einen Weg geben, diesen Job auch in Vollzeitstellung bewältigen zu können. Dazu müssen sich sicher auch Arbeitsbedingungen ändern, aber nicht zuletzt auch die Einstellung in Kollegenköpfen...

  • Zitat

    Original von Melosine
    Da macht es ja wohl keinen Sinn, auf denjenigen herumzuhacken, die den Schritt bereits getan haben, ihr Gehalt zu kürzen.


    Sehe ich genauso. Es hat insgesamt keinen Sinn, auf Kollegen herumzuhacken. Sei es, weil sie vermeintlich weniger Arbeit haben, die "netteren" Fächer unterrichten, jünger oder älter sind oder sonstwas. Letztlich versucht jeder, im Rahmen seiner Möglichkeiten mit den Anforderungen irgendwie zurecht zu kommen. Da halte ich Neid für fehl am Platz. Denn es ist ja auch so, dass wir alle belastet sind bis zum Abwinken und auch der individuelle Belastungsgrad stark von der Persönlichkeit abhängig ist. Während sich der eine von großen Klassen stärker belastet fühlt, leidet der andere eher unter einem höheren Lautstärkepegel und der nächste wieder unter Korrekturmengen, während ihm laute Klassen keine Probleme bereiten. Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen und da ist es ziemlich sinnlos, den anderen um sein "Päckchen" zu beneiden.


    Zitat

    Original von Melosine
    es muss einen Weg geben, diesen Job auch in Vollzeitstellung bewältigen zu können.


    Ja, das sehe ich genauso. Aber ich merke auch, dass bei mir die Gesundheit massiv darunter leidet, vor allem deshalb, weil mein Schlafdefizit exorbitant hoch ist. Andererseits sehe ich aber auch nicht ein, auf Geld und Pension zu verzichten, um alle Anforderungen zu erfüllen.


    Zitat

    Original von Melosine
    Dazu müssen sich sicher auch Arbeitsbedingungen ändern, aber nicht zuletzt auch die Einstellung in Kollegenköpfen...


    Sicherlich auch das.


    Jeder von uns geht mit dem Stress anders um. Die einen haben die finanzielle Möglichkeit zur Reduktion, die anderen haben sie nicht oder sehen es nicht ein. Das sollte man unter Kollegen akzeptieren, wenn sich nicht jeder so entscheidet wie man selbst.
    Was ich nicht akzeptieren kann, sind Entscheidungen des Arbeitgebers, die dazu führen, dass wir quasi voll arbeiten, aber nur ein Teilzeitgehalt dafür erhalten, weil es nicht mehr leistbar ist, die Anforderungen eines Vollzeitarbeitsverhältnisses so zu erfüllen, dass man ein zufrieden stellendes Ergebnis ablieferen kann. An dieser Stelle halte ich Ärger für mehr als angebracht.


    edit: noch'n Vertipper...

    Liebe Grüße
    mimmi

    Einmal editiert, zuletzt von mimmi ()

  • Zitat

    Ich vermute, dass das diejenigen, die den Stundenplan erstellen anders sehen.


    Ich bin einer von "diejenigen" und ich sehe das nicht anders. Die Wünsche (bei manchen würde "Ansprüche" besser passen), die von Teilzeitleuten manchmal gestellt werden, engen einen bei der Stundenplanerstellung extrem ein, vor allem, wenn man es so vielen wie möglich recht machen will. Klappt dann mal was nicht, schlägt einem teilweise schon heftiger Unmut entgegen. Natürlich sind das Einzelfälle; trotzdem kommt das vor.


    Ich bin Mitarbeiter der Schulleitung in einer Schule, an der 80% der Lehrkräfte nicht jeden Tag da sind (das liegt daran, dass wir noch im Aufbau sind und viele Kollegen deshalb an andere Schulen teilabgeordnet sind). Spontane Absprachen sind so gut wie unmöglich, auch Konferenztermine zu finden, mit denen alle einverstanden sind, ist sehr schwierig. Wenn ich wählen dürfte, würde ich gerne so viele Vollzeitleute im Haus haben wie möglich.


    Schule als moderner Arbeitgeber muss natürlich den berechtigten Ansprüchen der Eltern, die Familie und Beruf vereinbaren müssen, Rechnung tragen. Ich sehe aber auch die Kehrseite: diejenigen, die nicht "um 12 wegmüssen, weil da der Kindergarten schließt", machen eben häufig die Arbeit der anderen mit, die dann liegen bleibt. Ich will das nicht verallgemeinern: Wir haben auch sehr engagierte Teilzeit-Leute, die extrem gut organisiert sind, sich sehr für die Schule engagieren und deshalb verdient auch schon in jungen Jahren befördert worden sind. Aber ich kenne eben auch einige Fälle, die ihre Teilzeit-Mentalität sehr bestimmt vertreten...


    Zur Ausgangsfrage: Je höher du steigst, desto kälter wird es. Wer führen will, muss damit leben, dass man es nicht allen recht machen kann und sich rechtzeitig ein dickeres Fell zulegen, sonst wird das auf Dauer sehr belastend.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Hast du dafür eine Quelle / Link?


    Das zeigt doch schon die Erfahrung und die "Logik".
    ich gebe auch zu und bekenne mich schuldig, dass ich überwiegend die Teilzeitkräfte an unserer Schule um Mehrarbeit zum Vermeiden von Unterrichtsausfall bitte.
    Warum?
    1. Vollzeitkräfte haben in der Grundschule nun einmal weniger Luft für Vertretungsstunden, das sie nahezu durchgängig im Einsatz sind. (5 * 6 Stunden sind theoretisch möglich, eine Vollzeitkraft hat 28 Stunden Unterricht. Die 2 "Lücken" liegen in der Regel in den 6. Stunden.)
    2. Vollzeitkräfte haben nicht viel davon. Teilzeitkräfte bekommen wenigstens ab der 1. Stunde Mehrarbeit Geld. (Ich habe in den letzten 6 Monaten 25 Mehrarbeitsstunden angesammelt, da ich meine Verwaltungsstunden oft zum Vertreten opfere, bezahlt bekomme ich davon 7 Stunden. Cool, oder? Eine Teilzeitkraft würde alle 25 Stunden bezahlt bekommen. Daher ist die "Belastung" für sie geringer, wenn man sie frühzeitig informiert.


    kl. gr. Frosch

  • Ich bin nicht neidisch, ich äußere nur die Zustände an meiner Schule.
    Und ich kenne einige Kollegen, die das genau so sehen wie ich auch.
    Wenn ich als Teilzeitkraft gegenüber dem Schulrat anbringe, dass mir zwei Stunden bis 10 Uhr nicht brächten, weil ich dann nichts geschafft kriege (O TOn Teilzeitkollegin) und der Schulrat entsprechend reagiert und ihr aufzählt, was man von 8 bis 10 erledigen kann, dann finde ich das ehrlich gesagt nur noch peinlich.

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Zitat

    Original von Scooby


    [...] Klappt dann mal was nicht, schlägt einem teilweise schon heftiger Unmut entgegen. Natürlich sind das Einzelfälle; trotzdem kommt das vor.
    [...]
    Schule als moderner Arbeitgeber muss natürlich den berechtigten Ansprüchen der Eltern, die Familie und Beruf vereinbaren müssen, Rechnung tragen. Ich sehe aber auch die Kehrseite: diejenigen, die nicht "um 12 wegmüssen, weil da der Kindergarten schließt", machen eben häufig die Arbeit der anderen mit, die dann liegen bleibt. Ich will das nicht verallgemeinern: Wir haben auch sehr engagierte Teilzeit-Leute, die extrem gut organisiert sind, sich sehr für die Schule engagieren und deshalb verdient auch schon in jungen Jahren befördert worden sind. Aber ich kenne eben auch einige Fälle, die ihre Teilzeit-Mentalität sehr bestimmt vertreten...


    Ok, solche Fälle gibt es in der Tat. Ich kenne solche Fälle aber auch bei Vollzeit-Leuten. Neulich erlebt beim Vertretungsstundenplaner:
    Ein Vollzeit-Kollege (mit Funktionsstelle) beschwert sich darüber, dass er eine Vertretungsstunde am nächsten Tag halten soll. Aussage: "Wenn es dabei bleibt, bin ich die nächsten Tage krank!"


    Ich glaube, dass ein solches Verhalten einerseits natürlich immer eine Sauerei gegenüber den Kollegen ist. Letztlich spricht es aber andererseits auch dafür, dass da jemand einfach am Ende seiner Kräfte angelangt ist. Seitdem muss er keine Vertretungsstunden mehr halten, während andere mit teilweise 2 Vertretungsstunden am Tag "dabei" sind. Und dank G8 mit seinem vielen Nachmittagsunterricht ergeben sich auch für Vollzeitkräfte eine Menge Lücken, in denen man sie zur Vertretung schicken kann....


    Es ist meiner Meinung nach nicht entscheidend, ob jemand Vollzeit oder Teilzeit arbeitet, jeder von uns hat seine persönliche Grenze, was die Arbeits- oder Zeitbelastung betrifft. Diese Grenze überschreiten wir alle häufiger als uns lieb ist.
    Sei es, weil es die äußeren Umstände erfordern ("Eigentlich bin ich krank, aber ich muss noch unbedingt das-und-das im Unterricht behandeln, weil dann-und-dann Abitur/Klassenarbeit/mündliche Prüfung ist, also komme ich trotzdem zur Arbeit....") oder aus anderen Gründen. Wir halten den Laden am Laufen und unser Dienstherr (der mit der Fürsorgepflicht) weiß das. Er kann sich darauf verlassen, dass wir alle aus Pflichtgefühl arbeiten bis zum Umfallen und uns lieber gegenseitig an die Gurgel gehen... und genau das ist es, wenn man anderen ihre Beförderung missgönnt.


    Btw: Glückwunsch, Hasi!

  • Zitat

    Original von Scooby


    Warum eigentlich nicht?


    Klar, jetzt ließe sich trefflich darüber streiten, ob es am eigenen Anspruch an die Qualität seiner Arbeit liegt, ob man es einfach "lockerer" sehen muss oder was auch immer....


    Ich für meinen Teil habe mir mehrfach Neles Anti-Burnout-Tipps durchgelesen und versuche nach Kräften, das so umzusetzen, schaffe es aber trotzdem nicht. Teils aus eigener Unzulänglichkeit, teils deshalb, weil mir mein Schulleiter immer mehr und immer verantwortungsvollere Aufgaben überträgt, die in ihrer Summe eine Zeitbelastung mit sich bringen, die nicht nur auf Kosten von Freizeit, sondern auch auf Kosten von Schlafzeit gehen.
    Ich arbeite in einem generell sehr humorvollen und angenehmen Kollegium, Jammerei ist bei uns nicht der "gute Ton", den man nutzen muss, um akzeptiert zu werden. Trotzdem kenne ich an meiner Schule keinen Kollegen, der von sich sagen würde, dass er zufrieden ist mit seiner Arbeitsbelastung bzw. mit seinem "Qualitätsoutput". Ich scheine also nicht die einzige Kollegin zu sein an meiner Schule, die dieses Problem hat...

  • Zitat

    .... Es hat insgesamt keinen Sinn, auf Kollegen herumzuhacken. Sei es, weil sie vermeintlich weniger Arbeit haben, die "netteren" Fächer unterrichten, jünger oder älter sind oder sonstwas. Letztlich versucht jeder, ihm Rahmen seiner Möglichkeiten mit den Anforderungen irgendwie zurecht zu kommen. Da halte ich Neid für fehl am Platz. ....


    Meine Rede.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    ...
    ich gebe auch zu und bekenne mich schuldig, dass ich überwiegend die Teilzeitkräfte an unserer Schule um Mehrarbeit zum Vermeiden von Unterrichtsausfall bitte.
    Warum?
    1. Vollzeitkräfte haben in der Grundschule nun einmal weniger Luft für Vertretungsstunden, das sie nahezu durchgängig im Einsatz sind. (5 * 6 Stunden sind theoretisch möglich, eine Vollzeitkraft hat 28 Stunden Unterricht. Die 2 "Lücken" liegen in der Regel in den 6. Stunden.)
    2. Vollzeitkräfte haben nicht viel davon. Teilzeitkräfte bekommen wenigstens ab der 1. Stunde Mehrarbeit Geld. (Ich habe in den letzten 6 Monaten 25 Mehrarbeitsstunden angesammelt, da ich meine Verwaltungsstunden oft zum Vertreten opfere, bezahlt bekomme ich davon 7 Stunden. Cool, oder? Eine Teilzeitkraft würde alle 25 Stunden bezahlt bekommen. ....


    Dann viel Spaß bei der nächsten Abrechnung - falls deine Kolleg(inn)en hier mitlesen und meinen Hinweis anwenden bekommst du nette Rückrufe vom Schulamt. Es sind zunächst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor Mehrarbeit angeordnet werden darf - dazu gehört auch Unterrichtsausfall.


    Unter Berufung auf das EuGh-Urteil brauchen die Kolleg(inn)en diese Mehrarbeitsstunden ab sofort nicht mehr nach den mickrigen MAU-Vergütungssätzen abzurechnen, sondern erhalten jede Mehrarbeitsstunde anteilig vom Vollzeit-Gehalt erstattet - als ob sie ihr Deputat aufgestockt hätten.


    Man benutzt - weil es keine Fomulare dafür gibt - weiter das MAU-Formular, streicht jedoch "Antrag auf Mehrarbeitsvergütung" durch und schreibt statt dessen "Antrag auf anteilige Erstattung von Mehrunterricht".


    Beispiel:
    Eine teilzeitbeschäftigte ledige Oberstudienrätin (Regelstundenmaß 25 Stunden) hat das Endgrundgehalt der besoldungsstufe A14 erreicht (4660,06 €/Monat). Ihr Vergütungssatz beträgt demnach
    4660,06 € : (4,384*25) = 42,87 € - statt der eher mickrigen brutto 26,58 € MAU-Vergütung)
    Mit dem Faktor 4,384 (=durchschnittliche Anzahl der Wochen pro Monat) wird das Deputat auf den Monat hochgerechnet)


    Quelle KM Ba-Wü 8.Januar 2009, AZ 140311.41/315


    Die Ansetzung einer Bagatellgrenze für unentgeltlich zu leistenden Unterricht ist derzeit in der gerichtlichen Überprüfung - daher empfiehlt es sich, JEDEN Mehrunterricht abzurechnen und gegen ablehnende Bescheide Widerspruch unter Berufung auf anhängige Verfahren einzulegen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    3 Mal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Dann viel Spaß bei der nächsten Abrechnung - falls deine Kolleg(inn)en hier mitlesen und meinen Hinweis anwenden bekommst du nette Rückrufe vom Schulamt. Es sind zunächst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor Mehrarbeit angeordnet werden darf - dazu gehört auch Unterrichtsausfall.


    Ist passiert. Und Unterrichtsausfall hatten wir auch schon.
    Aber bei einer Dorfschule mit einem Einzugsgebiet über mehrere Dörfer und quasi ausschließlich Buskindern ist das mit dem Unterrichtsausfall schwierig.
    Anordnung kam aber von Chefin. ;)


    kl. gr. Frosch

  • Wer befördert wird, hat auch was dafür getan.
    Das mal nun als erstes, denn das habe ich in meinen Berufsjahren noch nicht anders erlebt.
    Wie hoch dieser Arbeitsaufwand zu veranschlagen war und wie viele andere Belastungen diese/r Kollege/in ansonsten erfährt, sei dahingestellt - das kann man von hier aus nicht beurteilen. Und muss es auch nicht.


    Zum off-topic-Verlauf, den dieser Thread genommen hat:
    Ich stimme Mimmi und auch Vaila zu und es verwundert mich ehrlich gesagt auch nicht, wie empfindlich manche Leute hier auf insbesondere Vailas Aussagen reagieren - das spiegelt mir nur den Meinungsschnitt meiner vergangenen Kollegien wieder. Und deshalb funktionieren solche kollegiumsinternen Angänge wie das Mindener Modell sprich das Bandbreiten-Modell auch nicht, sondern müssen "von oben" verordnet werden.


    Zum Thema:
    Meiner Einschätzung nach sind Beförderungen tatsächlich vielfach leichter zu erzielen, wenn man die entsprechenden Fächer (-kombis) hat, so dass die verbleibende Zeit für außerunterrichtliche Aktivitäten/Posten genutzt werden kann.


    Des Weiteren kenne ich alles, was hier bereits angeführt wurde:
    - die grundsätzlich "Funktionierenden", die ca. 40 Jahre VZ sogar mit 2 Korrekturfächern irgendwie stemmen, dabei noch zumindest eine - finanziell ja leider eher erbärmliche - A14-Beförderung (mehr aber meist nicht) abgrasen, und dabei ganz unterschiedlich verfahren:
    a. kaum noch ein Leben außerhalb von Schule haben, darüber aber nie klagen, weil sie das tatsächlich nicht als Belastung empfinden, da sie augenscheinlich einfach psychisch und physisch stabiler sind als andere,
    b. Jammern nicht mit ihrem Selbstverständnis o.s. vereinbaren können, sich schwach und verweichlicht finden, wenn sie über den scheinbar privilegiertesten Job der Republik auch noch meckern,
    c. unterrichtlich die laueste aller Nummern schieben oder nachlässig korrigieren (denn irgendwo muss ja die Zeit für den beförderungsträchtigen Posten herkommen).


    Und diese kenn´ich natürlich auch:
    - die TZ- Mütter mit Kind/ern, die trotzdessen vor Mitte 40 noch schulisch durchstarten. Und auch so gut sind, dass ihnen doch meist zurecht die A14 oder mehr zukommen,
    - die TZ- Mütter, die wegticken, wenn man ihnen den freien Tag nicht ermöglicht/ermöglichen kann, und die jede nachmittägliche Konferenz/Extra-Aktivität als schiere Zumutung begreifen.


    Ich mache TZ mit 18 Stunden, weil ich keine Energie mehr für über 1000 Korrekturen pro Jahr hatte. Und weil ich mich erinnert habe, dass es mir selten so gut ging wie vor ein paar Jahren als ich bedingt durch mein Baby auch 2 Jahre TZ gemacht habe - die zwei Jahre habe ich trotz Baby/Kleinkind angenehmer empfunden als die VZ mit größer gewordenem Kind, das tagsüber weitgehend teils außer Haus versorgt wurde/wird - ich finde das durchaus bezeichnend...


    Ich habe zusätzlich zu meinen U.-Stunden noch ein Projekt eines größeren Schulbuchverlags ergattern können und bin da ganz beigeistert bei der Sache, es macht mir richtig viel Freude, etwas zu gestalten, was außerhalb vom konkreten Schuldienst liegt! Auch wenn es lediglich ein finanzielles Zubrot und überhaupt keinen adäquaten Ersatz für die VZ-Stelle darstellt.


    Mir geht´s jedoch damit besser: Ich schlafe mehr und besser, begegne meinen Schülern entspannnter,wobei mein Unterricht nicht besser vorbereitet wird, ich verfahre da routiniert und greife im Zweifelsfall auch aufs Lehrbuch zurück. Ferner habe ich mehr Muße und mehr Lust zu korrigieren, schlicht, weil der permanente Druck "du musst JETZT noch Hefte machen" nachgelassen hat. Und vor allem habe mehr Stunden pro Woche übrig für mein Kind, meinen Mann und selbst noch für lang vermisste Hobbies.


    Ich sehe daher durch die TZ-Aktion für mich eine deutliche Steigerung meiner Lebensqualität.
    Und darum ging es mir und das ist für mich vordergründig, und nicht die Pension, die mir vermeintlich vorenthalten wird. Es gibt m.E. zum Glück auch noch was anderes als Geld, Status und A 15-Titel...


    Dies insbesondere, da ich erkannt habe, dass "dieses Schulsystem" diesbezüglich rein gar nichts für einen tut, ebenso wenig die Gewerkschaften. Da muss man sich schon selbst (um sich kümmern) - von diesem System ist nichts zu erwarten als eher willkürliche Gefälligkeiten seitens der Schulleitung (wenn´s denn entlastungstechnisch mal passt in einem Schuljahr, fällt´s knüppeldick auf einen zurück im nächsten und man sitzt da wieder mit 8 Korrekturgruppen).


    Ich habe für mich letztlich beschlossen, dass ich mich dem im Rahmen meiner (finanziellen) Möglichkeiten schlicht entziehe:
    Phänomen "Schulflucht" sozusagen. Beobachte ich nicht nur in meinem Kollegium inzwischen häufiger: Wandern alle ab in TZ, in den Auslandsschuldienst, in Fachleiter-Jobs, in Kompetenzteams oder eben in Schulbuchverlage - selbst jene, die "nur" Nebenfächer machen - so ziemlich alles scheint reizvoller zu sein als 40 Jahre Provinzgymnasium...
    Dass das hiesige Schulsystem - beschönigend formuliert - nicht der Kracher ist, nehmen also auch andere Kollegen wahr.... und nicht nur die elitäre Gruppe der ewigen Verfechter von "wie toll es ist, zwei Korrekturfächer zu haben", die hier augenscheinlich repräsentiert ist: Ich halte das für eine völlig verfälschte Darstellung.


    Antigone


    PS:
    Ach ja, dies noch: Mit den hier irgendwo erwähnten 41/42 Stunden pro Woche, die ein braver VZ- Lehrer in NRW anscheinend maximal machen soll, bin ich nie ausgekommen. Ich find den Ansatz, so zu denken, auch nicht wirklich hilfreich - defizitärer Unterricht und nachlässige Korrekturen fallen früher oder später immer auf einen selbst zurück. Und weder Eltern noch Schüler (und schon mal gar nicht die systemorientierte Schulleitung bzw. die Hierarchien drüber) wollen was davon wissen, dass das an einer Überlastungssituation liegen könnte.


    Edit: Falsch getippt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • @ mimmi:
    Stimme Dir voll zu!


    Die KUMIs kalkulieren das knallhart mit ein. Allerdings ist Niedersachsen derzeit aber wieder der Meinung, dass jeder Vollzeit machen soll, der nicht krank ist oder Familie zu versorgen hat. OK, kann ich tun, dann aber auf Kosten der Qualität meines Unterrichts.


    Scooby - wegen "Warum eigentlich nicht?"
    Das wurde vom Mimmi und anderen doch hinreichend erklärt: familiäre Belastung, gesundheitliche Gründe, Partner mit mehr Einkommen, der Wunsch, Zeit für guten Unterricht zu haben oder einfach die volle Kanne Belastung, die es dank Erhöhung von Bürokratie nebst Kerngeschäft gibt.


    Ich selber habe nur ein Korrekturfach (--> JA!!!! Haut drauf! Wie perfide ich mir das schon in der Grundschule zurecht gelegt haben, das mit dem Studium), haben keine Familie (--> ebenfalls ganz schlimm!) und habe momentan auf 18 von 25,5 Stunde reduziert (--> noch böser!).


    Wieso diese Reduktion, die ich seit Ende meines ersten vollen Dienstjahres immer weiter raufgeschraubt habe? Weil ich einfach auch leben möchte. Ein Privatleben haben möchte, Freundschaften erhalten will, meine Partnerschaft erhalten will und nicht zuletzt auch ein Ehrenamt ausüben möchte, bei dem ich aber auch gar nichts mit Schule / Schülern zu tun habe und zu tun haben will. Ja, das ist einerseits mein privater Luxus, andererseits merke ich aber auch, dass ich zu den Kollegen gehöre, die gewonnene Zeit aus Teilzeit nicht komplett für sich allein verwurschteln, sondern die diese gewonnene Zeit mehr in die Unterrichtsvorbereitung oder auch eine AG stecken. Mit anderen Worten - ich verzichte auf Gehalt, auf Pension, damit ich ein wenig ich sein darf und dann doch volle Kraft für die Schule da bin. Ja, sowas solls es auch geben.


    Ansonsten finde ich bendenkswert, was ein Kollege mal zu mir sagte, als ich vor Jahren von meine Reduktionsplänen berichtete: "Wieso soll ich auf 20% Gehalt verzichten, um 100% im Unterricht geben zu können. Dann nehme ich 100% Gehalt und gebe nur 80% im Kerngeschäft. Das KUMI will das anscheinend so." Jap. Siehe Mimmis Beiträge.


    Beförderung, um mal auf den Beginn des Threads einzugehen, gehen mir am XXXXX vorbei. Wer das machen will, kann das gerne tun und wird von mir nicht beneidet, in beiden Sinnen des Wortes.


    EDIT:
    Ich kenne auch VollzeitkolleGINNEN, die im Gegensatz zu den meisten in unserem Kollegium Vollzeit locker schaffen, weil sie standhaft nur in den Klassen 5 - 7 unterrichten und die korrektur- bzw. arbeitsintensive SEK II komplett umschiffen. Die Damen korrigeren dann ihre Klassenarbeiten "mal eben" auf der Terasse an einem Nachmittag weg, während man selber an die 40 Zeitstunden an Leistungskursklausuren sitzt. Ist in diesem Fall aber in Problem unserer SL, die diese Verteilung lange zugelassen hat. Ich persönlich bin eh lieber in den SEK II. (Das alles nur so am Rande.)


    Grüße vom
    Raket-O-Katz

  • Zwei Aspekte führen meiner Meinung nach auch zum - individuell sicherlich unberechtigten - "Neid" im Kollegium:
    1. Die Tatsache, dass die "Frauenförderung" im Öff.Dienst dazu führt, dass Frauen bei Beförderungen so wie Schwerbehinderte :D grundsätzlich bevorzugt werden. (An unserer Schule sind mittlerweile fast alle Funktionstellen einschl. der Direktorin mit Frauen besetzt)
    2. Die Tatsache, dass der Anteil an teilzeitbeschäftigten Frauen immer weiter ansteigt und so die Problematik, die mimmi ansprach, voll zum Tragen kommt
    (Eine Kollegin, der ich doch tatsächlich in einem Monat, in dem viele Kollegen fehlten, genauso viele Vertretungsstunden geben musste, wie den Vollzeitkollegen, beschwerte sich prompt und verlangte, nur anteilig
    vertreten zu müssen :O )


    Fazit: Solange der Anteil der Lehrer(-innen), die aufgrund eines gutbezahlten Berufs ihres Lebenspartners nur teilzeit arbeiten, immer mehr zunimmt, wird sich die Situation für die Vollzeitbeschäftigten nicht verbessern. Leider habe ich auch keine Lösung für dieses Problem parat, zumal man den Teilzeitbeschäftigten, die häufig auch gute Gründe dafür haben, den Anspruch auf Teilzeit ja nicht verwehren kann.

  • OFF TOPIC:


    Zitat

    Original von Latin_Lover
    1. Die Tatsache, dass die "Frauenförderung" im Öff.Dienst dazu führt, dass Frauen bei Beförderungen so wie Schwerbehinderte :D grundsätzlich bevorzugt werden.


    Sorry, aber den Smiley finde ich - als "Schwerbehinderte" - hier nicht angebracht. Lass den raus und der Satz passt.


    Manchen "Schwerbehinderten" wird der Beamtenstatus nur so zugeschmissen. Das hat zur Folge, dass "Schwerbehinderten" im Referendariat es besonders schwer gemacht wird, damit sie es möglichst nicht ins zweite Examen schaffen. Setzt man sich zur Wehr, heißt es lapidar: "Referendariat ist für niemanden ein Zuckerschlecken." Alles klar. Und das ausgerechnet aus dem Munde von Sonderpädagogen. Nee, Sonder-Pädagogen wäre der zutreffendere Ausdruck. Damit das keiner falsch versteht: Ich meine damit nur ganz bestimmte Personen.


    Nun darf es wieder on topic weitergehen.

  • Sorry, wollte niemanden verletzen, aber nur deutlich machen, welch absurde Züge die Frauenförderung mittlerweile angenommen hat, da ja unterstellt wird, dass Frauen aufgrund ihrer - ja was eigentlich ?? - genetischen Veranlagung (?) wie Schwerbehinderte (deren Förderung ich unterstütze) bevorzugt werden müssten.

  • Ein letztes Mal off topic:


    Ich war nicht verletzt. Ich fand es nur unpassend. Frauen werden nicht wegen ihrer genetischen Veranlagung, sondern wegen erwiesener Ungleichbehandlung aufgrund ihres Geschlechts in manchen Berufen bevorzugt.


    Hasi, es tut mir sehr leid, was aus deinem Thread geworden ist. Du siehst selbst, wie brisant dieses Thema ist. Es bleibt dir nur, den Neid an dir abprallen zu lassen, vielleicht auch öfter kund zu tun, wie engagiert du bist.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Latin_Lover
    Sorry, wollte niemanden verletzen, aber nur deutlich machen, welch absurde Züge die Frauenförderung mittlerweile angenommen hat, da ja unterstellt wird, dass Frauen aufgrund ihrer - ja was eigentlich ?? - genetischen Veranlagung (?) wie Schwerbehinderte (deren Förderung ich unterstütze) bevorzugt werden müssten.

    Das liegt nich an den Genen (wie peinlich, diese Bemerkung), sondern an der immer noch viel zu geringen Quote von Frauen in Führungspositionen. Was wiederum oft mit den relativ starren Rollenverteilungen beim Kindererziehen zusammenhängt....und an der unterausgebauten Kinderbetreuung und vielen anderen Dingen, die Frauen immer noch eine vergleichbare Karriereplanung unmöglich machen. :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Meike.
    Was wiederum oft mit den relativ starren Rollenverteilungen beim Kindererziehen zusammenhängt....und an der unterausgebauten Kinderbetreuung und vielen anderen Dingen, die Frauen immer noch eine vergleichbare Karriereplanung unmöglich machen. :rolleyes:


    Da stellt sich mir die Frage, wie es meine Großmutter geschafft hat, als Alleinerziehende kurz nach dem Krieg ohne großartige Betreuungseinrichtungen und Großfamilie im Hintergrund zwei Söhne zu erziehen.
    Diese ganzen Forderungen wirken auf mich oft genug weniger als Wünsche, denn als Entschuldigungen für eigene Unzulänglichkeiten.

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