großer Anteil an verhaltensauffälligen Jungen?

  • Hallo!
    Mich würde interessieren. ob ihr in eurem (Schul)alltag ähnliche Erfahrungen macht und welche Gedanken ihr zu Folgendem habt:
    mir (und auch meinen Kollegen / Grundschule) fällt (zur Zeit mal wieder extrem) auf, dass wesentlich mehr Jungen als Mädchen an unserer Schule große Verhaltensauffälligkeiten zeigen. In fast allen Klassen scheint es einen sehr hohen Anteil an Jungen zu geben, die sich mit dem Schulalltag sehr schwer tun. Die Auffälligkeiten reichen von ausgeprägter Hyperaktivität, großen Wahrnehmungsproblemen in verschiedensten Facetten, enorme Konzentrationsschwiergkeiten usw. - auf jeden Fall Schwiergkeiten, die ich so geballt nicht als persönliche Charakterzüge oder "Geschlechtsspezifika" (wie erhöhten Bewegungsdrang, eine andere Körperlichkeit als bei Mädchen, normale Aggressivität...) einordnen kann. Es geht mir nicht darum zu pauschalisieren, aber es gibt Tage, da steh ich in einer Klasse und frag mich, was bloß mit vielen von meinen Schülern los ist? Könnt ihr meine Eindrücke teilen? Worin seht ihr die Gründe? Theorien gibts da ja einige (fehlende männliche Einflüsse in der häuslichen und auch schulischen Erziehung etc.)... Und natürlich würde mich auch interessieren, ob ihr bewährte Methoden / Wege habt, um mit dieser Problematik umzugehen...


    Interessierte Grüße, Mare

  • Hallo Mare,
    mir geht es auch so, dass ich mich häufig Frage, was mit manchen Kindern los ist. Am Schlimmsten ist für mich, dass ich an manche Kinder nicht herankomme, d.h. ich kann einfach nicht mit ihnen kommunizieren. Sie nehmen keine Hilfestellungen an und sie schalten bei Erklärungen ab. Ich fühle mich schon manchmal hilflos, vor allen Dingen als Fachlehrerin. Traurig macht esw mich, dass man den Kindern helfen will und mich diese durch Nichtbeachtung Strafen. Ich sehe das Problem jedoch nicht nur auf Jungen bezogen.
    Leider kann ich dir keinen Rat geben. Ich denke viele Kinder sind mit den Anforderungen in der Schule überfordert.
    Mamimama

  • Sind die Jungs wirklich schlimmer als früher - oder sind sie nur nicht so ruhig wie die Mädchen? Jungs brauchen Bewegung, Action, auch mal eine Rauferei zum Kräftemessen. Ist es wirklich ADS, wenn ein Junge nicht richtig stillsitzen kann? Wann ist etwas krankhaft?


    Gerade in dem Artikel gelesen, den ich in den Linktipps gepostet habe:
    http://home.arcor.de/eimuc/2009.pdf


    Zitat

    Krankheiten stellen immer eine Bedrohung dar, daher haben Menschen im Laufe der Geschichte immer wieder versucht sie zu erklären.Die Begriffe Krankheit und Gesundheit sind nicht nur Zustandsbeschreibungen, sie besitzen vor allem auch eine „existenzielle, kulturelle Dimension. Damit ist zunächst gemeint, dass solche Faktoren für bestimmte Gesundheitsbeeinträchtigungen mit verantwortlich gemacht werden können ... Damit ist weiterhin gemeint, dass es von solchen Faktoren abhängt, was wir als krank bezeichnen und was es bedeutet, krank zu sein ...“ Diese kulturelle Dimension existiert auch für den Begriff Gesundheit.


    Ein Merkmal der Gesundheit „ist die Erfüllung der Rollenerwartung, welche von Kultur zu Kultur in gewissen Grenzen“ variiert. Jeder Krankheits- und Gesundheitsbegriff ist also abhängig von der Kultur, Gesellschaft und Zeit. Damit werden Gesundheit und Krankheit zu normativen Begriffen. Dies bedeutet, dass der Gesundheitsbegriff/Krankheitsbegriff immer „handlungsleitend“ und„normsetzend“ ist. „Der normative Gehalt ist nämlich leitend beim Ziel einer Therapie, für die Lebensweise und Lebensführung von Menschen wie für die Gesundheitspolitik eines Staates.“ Ein normativer Charakter liegt, dann vor, wenn die Zuschreibung von Krankheit bereits heißt, den entsprechenden Zustand als negativ zu bewerten.


    Mein Rat: Den Vormittag rhythmisieren - Bewegungsphasen einbauen

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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