• Gespräche führen macht Sinn, wenn das vorher nicht bereits mehr als ausreichend passiert ist.
    Im Fall von Fliegenpilz denke ich, dass auf jeden Fall das Jugendamt einbezogen werden muss. Man sollte den Ursprung der Morddrohung, sexuelle Übergriffe und Erpressungen, nicht außer Acht lassen. Wenn ein Kind sich so verhält, dann braucht es Hilfe, und das geht nun mal nicht ohne gewisses Aufhebens. Außerdem sollte niemand vergessen, wie es dem Opfer dabei geht, in diesem Fall Fliegenpilz. Ein einfaches Gespräch allein hilft ihr mit Sicherheit nicht.

  • vielen Dank für deinen Bericht. Ich werde morgen sehen, wie es sich weiterentwickelt und all meine lieben Helfer hier informieren.

  • der Junge wird seit Monaten von einem Sozialpädagogen betreut, der auch schon vile Wut- und Gewaltausbrüche in meiner Gegenwart live erlebte. Auch die Mutter erhält therapeutischen Beistand. Beide erhalten alle denkbare Hilfe, was wieder einmal ein Beweis dafür ist, dass die Täter oft mehr aufmerksamkeit erhalten als die Opfer. Seine Opfer in meiner Klasse, die er mit unfassbaren Methoden quälte, werden bis heute nur von mir betreut.

  • Ein Grund mehr, Zeichen zu setzen und die Sache öffentlich zu machen. Scheidet die Strafunmündigkeit des Schülers eigentlich privatrechtliche Schadensersatzansprüche deinerseits aus? Diesen Weg solltest du vielleicht gehen...


    Nele

  • Zitat

    Original von neleabels
    Ein Grund mehr, Zeichen zu setzen und die Sache öffentlich zu machen. Scheidet die Strafunmündigkeit des Schülers eigentlich privatrechtliche Schadensersatzansprüche deinerseits aus? Diesen Weg solltest du vielleicht gehen...


    Nele


    Hier stellt sich die Frage, ob der Junge als deliktfähig gelten kann. Dabei gelten andere Maßstäbe als bei der Strafmündigkeit.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Deliktsf%C3%A4higkeit


    Die Deliktfähigkeit hängt weniger vom Alter als von der geistigen Reife ab. Sowas ließe sich wohl nur über ein entsprechendes Gutachten vor Gericht klären.


    Wie sieht das eigentlich mit der beruflichen Rechtsschutzversicherung z.B. der GEW oder anderer aus. Die müsste in so einem Fall doch eigentlich greifen, so dass z.B. keine Anwaltskosten entstehen dürften, wenn man diesen Weg beschreiten möchte.

  • Ich möchte dir Mut zusprechen. Auf jedenfall sollte in solchen Fällen auch nicht davor zurückgeschreckt werden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, falls man mit der Situation nicht klar kommt. Ich verstehe solche Menschen nicht, es gibt keinen Grund solche Drohungen zu äußern. :rolleyes:

  • Erstmal wünsche ich euch, Fliegenpilz und Knödelfee, ganz viel Kraft!
    Es ist schon vieles gesagt worden, und meiner Meinung nach ist es am wichtigsten, dass ihr erstmal euch und eure Familien schützt - psychisch und physisch.
    Dafür gibt es die Polizei, und auch die Polizei wird spätestens dann munter, wenn man ihr mit der Öffentlichkeit droht. Morddrohungen von Jugendlichen müssen in dieser Gesellschaft leider ernst genommen werden.
    Für wen, liebe Fliegenpilz, willst du die Heldin spielen? Für deine Schüler, die unter dem durchgeknallten Mitschüler gelitten haben? Das ist lobenswert, aber deine Gesundheit ist noch wichtiger.
    Sicher brauchen die Kinder, die solche Drohungen aussprechen, Hilfe. Aber ihr braucht diese Hilfe auch, weil ihr euch in einer extremen Ausnahmesituation befindet.
    Alles Gute - und dass es nur leere Drohungen sind
    wünscht
    Peselino

  • Danke für die aufmunternden Worte. Mir hilft am meisten, dass ich inzwischen von vielen ernst genommen werde. Da es miit mir gefühlsmäßig auf und ab geht, habe ich nun auch einen Termin mit der Schulpsychologin gemacht. Das hätte ich meinen Schülern in der Situation auch nahe gelegt.
    Ich wünsche Fliegenpilz viel Kraft für den ersten Schritt. Such dir Unterstützung, allein schafft man das nicht wirklich.

  • nun ja, der Tag verlief sehr turbulent. Der Schüler hat am Samstag die Morddrohung sowie unsägliche Beleidigungen unterhalb der Gürtellinie in einen Chatroom gestellt und ein Schüler hat es für mich ausgedruckt.Es dauerte eine halbe Stunde bis sich der zuständige Beamt für Jugendkriminalität bequemte Notizen zu machen, dauernd der Einwurf, dass es sowieso nichts bringe und was im Chat stehe sei nicht so ernst zu nehmen. Mein Chef hat einen großen Herpesbefall bekommen :-), aber er telefoniert zumindest mit allen möglichen Stellen. Der Psycholge hielt mir einen langen Vortrag über den armen Jugendlichen. Auf meine Vorhaltung, was denn mit mir sei, meinte er im typischen Berufsjargon "Wir sollten mal darüber reden". Morgen habe ich noch einen Termin mit der Schulaufsichtsbehörde. Die Kurzkonferenz verlief etwa so: von 50 Kollegen 20 desinterssiert, 20 verstört und gelähmt, 10 boten mir Hilfe an. Ich setze Signale, gehe früher nach Hause und verlege den Nachmittagsunterricht. Aber dank der vielen Tipps fühle ich mich viel besser und sehe den weiteren Ereignissen gelassener entgegen.

  • Ich kann leider nicht viel hilfreiches beitragen, aber ich verfolge dein Thread interessiert.
    Ich bin immer wieder ABSOLUT schockiert, wie offizielle Menschen in diesem Bereich reagieren!! Hallo??? Der ARME Junge? Ich fass es nicht!
    Hier darf man echt nie Opfer werden, dann ist man verlassen. Lieber Täter werden, dann bekommt man alle erdenliche Hilfe. ?( ;( 8o


    Ich finde es absolut gut von dir, dass du die Stärke hast, den richtigen Weg zu gehen!

  • Zitat

    Original von Schmeili
    Ich kann leider nicht viel hilfreiches beitragen, aber ich verfolge dein Thread interessiert.
    Ich bin immer wieder ABSOLUT schockiert, wie offizielle Menschen in diesem Bereich reagieren!! Hallo??? Der ARME Junge? Ich fass es nicht!
    Hier darf man echt nie Opfer werden, dann ist man verlassen. Lieber Täter werden, dann bekommt man alle erdenliche Hilfe. ?( ;( 8o


    Ich finde es absolut gut von dir, dass du die Stärke hast, den richtigen Weg zu gehen!


    Haben den Thread ebenfalls verfolgt und schließe mich dir an. Das gibt es doch nicht! Und wenn - was ich wirklich nicht hoffe! - doch was passiert, dann wird wieder nach Verboten von Spielen etc. geschrieen und dass die Lehrer nichts mehr wahrnehmen. Jaja. Armes Deutschland.....


    Entsetzte Grüße
    Raket-O-Katz

  • Zitat

    Original von fliegenpilz Die Kurzkonferenz verlief etwa so: von 50 Kollegen 20 desinterssiert, 20 verstört und gelähmt, 10 boten mir Hilfe an.


    Wenn ich das allerdings lese - wieder einmal sollten wir Lehrer uns bei Problemen auch mal an das lange Ding da zwischen den Augen fassen. Wenn es um Kollegen geht, ist es für unseren Berufsstand leider typisch, aus Angst und/oder Gleichgültigkeit spontan jede Solidarität fallen zu lassen, anstatt den Schulterschluss nach außen hin zu praktizieren. Unser schlechtes Ansehen kommt nicht von ungefähr... :(


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    kurz mal: die Reaktionen, die du beschreibst, sowohl innerhalb wie außerhalb der Schule scheint ein Problem in deiner direkten Umgebung zu sein.
    I.d.R. reagieren Behörden derzeit eher sensibel auf diese Thematik - jedenfalls in den Fällen, die ich hier mitbekommen habe. Soll heißen: es bestehen ganz bestimmte Pläne und Vorgehensweise bei Polizei und innerhalb der Schulleitungen. Dies schließt mit ein,


    - dass die Eltern des Kindes informiert werden
    - ebenso die Polizei
    - letztere zeigt demonstrativ Präsenz vor der Schule und recherchiert den Hintergrund
    - die Schulen sind ohnehin aufgerufen Notfallpläne zu entwerfen und sich in Krisentinterventionsteams zu engagieren.


    Sollte die Schulleitung nicht mitspielen ist sicherlich das Kollegium gefragt - und da gehts nicht in erster Linie um Dienstaufsichtsbeschwerden, sondern auch um Eigeninitative. Wenngleich natürlich übergeordnete Stellen informiert werden sollten.


    Aber ich frage mich, wie du in der Sek II einen 12jährigen Schüler haben kannst. Von den Fächern her müsste das doch eine bayerische Hauptschule sein?


    Grüße


    H.

  • Hallo Fliegenpilz! Hab nicht alles gelesen und weiß nicht, ob du schon Hilfe bekommen hast.
    Bei uns war letztens erst eine Referentin, die über Krisenmanagment einen Vortrag gehalten hat. Auf einem der ausgeteilten Zettel gibt es auch Adressen von offiziellen Ansprechpartnern...Die meisten sind für die Notfallseelsorge zuständig und doch denke ich, dass sie an der Thematik am Nähesten dran sind... und letztendlich deine Ängste ähnlich sind..


    Bsp:
    Beauftragter für NFS/Krisenintervention im Bereich Schule
    09872/509-125 (Heilsbronn)


    Man kann dir dort bestimmt weiterhelfen.
    Ich habe auch noch Telefonnummern von speziell ausgebildeten Schulpsychologen (=KIBBS für jeden Regierungsbezirk in Bayern), die natürlich eigentlich für die Nachsorge zuständig sind, dir aber bestimmt auch Tipps geben können, dich beruhigen bzw. helfende Ratschläge oder zumindest andere Telefonnummern geben können..

    • Offizieller Beitrag

    Ich hänge mich hier mal an. Sorry, wenn das nicht ok ist, dürft ihr gerne einen extra Thread daraus machen.


    Ich unterrichte 6- bis 9-jährige in der Schulanfangsphase, sozial schwaches Einzugsgebiet, viele verhaltenskreative Kinder.


    Einer meiner Schüler (8 Jahre) aus schwierigen Verhältnissen droht, wenn er besonders wütend ist. Das reicht von Drohnungen, die Schule anzuzünden über Drohnungen, die Eltern anderer Kinder umzubringen bis hin zu einer Tötungsabsicht mir gegenüber, die mir allerdings von anderen, petzfreudigen Kindern berichtet wurde, ich habe sie nicht selber gehört.


    Ich habe mit dem Kind geredet, mit den Eltern geredet, die Vorfälle an den Sozialarbeiter und meinen Schulleiter weitergemeldet.
    Effekt: Es passiert nichts.
    Wenn ich alleine entscheiden dürfte, hätte ich spätestens vor 2 Monaten das Jugendamt eingeschaltet.


    Der Chef will, dass die Schulpsychologie eingeschaltet wird. Die Eltern lehnen das ab und gehen demnächst zum Psychologen mit dem Kind.
    Ist in Ordnung. Aber ich kann es nicht dulden, dass in Zeiten von Amokläufen solche Drohnungen losgelassen werden. Meine kleinen Schüler nehmen die Ernst und haben Angst.


    Gestern war es mal wieder so weit. Ich habe das Kind zum Sozialarbeiter bringen wollen - nicht da.
    Dann bin ich zur Konrektorin (Schulleiter krank), die wollte die Polizei nicht einschalten, weil die schonmal da waren gestern und sie quasi ihren Job und den des Schulleiters macht und nicht mehr kann. Ich habe dann schriftlich Meldung an den Sozarb. erstattet und das Kind für heute vom Wandertag ausgeschlossen.


    Habt ihr Vorschläge? Ich weiß nicht, ob ich zu empfindlich bin oder ob ich eigentlich noch mehr Grenzen setzen sollte (abholen lassen, Jugendamt, Polizei...)


    Danke!
    Conni

  • Also wenn ich das Gefühl hätte, das der Schüler tatsächlich an einen Punkt kommen könnte, an dem er seine Phantasien in irgendeiner Form in die Praxis umsetzt, würde ich ganz klar die Polizei und/oder das Jugendamt informieren.


    Ich würde mir in dieser Situation dann wohl auch von meiner SL keine beschwichtigenden Vorgaben mehr machen lassen. Beamtenrechtlich sehe ich da auch kein Problem, bitte hier aber nötigenfalls um Korrektur. Du handelst in diesem Fall einfach als normaler Staatsbürger, der sich und andere (einschließlich des potentiellen Täters) bedroht sieht. Es ist dein Recht - und ich würde sogar sagen deine Pflicht - in so einem Fall die zuständigen Behörden zu informieren.

  • Hast du schon mal an einen Schulwechsel gedacht?
    Je nachdem wie stark Deine Angst ist wuerde ich ggf sogar die Stadt wechseln.
    Was spricht dagegen?

  • Zitat

    Original von Mathilde
    Hast du schon mal an einen Schulwechsel gedacht?
    Je nachdem wie stark Deine Angst ist wuerde ich ggf sogar die Stadt wechseln.
    Was spricht dagegen?


    Aha. Die bedrohte Person, das Opfer sozusagen, soll jetzt die Flucht antreten, oder wie? Familie und gewohntes Umfeld verlassen, in die Fremde gehen um dort vielleicht sicher aber einsam den Rest des Berufslebens zu verbringen. Bis .. ja bis die nächste Drohung kommt, der nächste Uzmzug, etc., etc.


    Der nächste Schritt wäre dann, dass Chantal ihren Freund bittet, doch mal bitte die ätzende Geschichtslehrerin so zu bedrohen, dass sie die Schule und am besten noch den Wohnort wechselt.

  • Zitat

    Original von Conni
    Ich soll jetzt das Verhalten immer schriftlich der Mutter mitteilen. :rolleyes:


    Was erhofft man sich denn nun davon? Im Wesentlichen wird das Problem der Mutter ja wohl bereits bekannt sein, oder sehe ich das falsch?

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