Diktate... Sinn oder Unsinn??

  • Vielversprechender sind für mich Aufgaben, bei denen Kinder einen fehlerhaften Text (ohne Angabe der Fehlerzahl) überprüfen oder Wörter einer RS-Strategie zuordnen können.

    Auch das kommt natürlich als Aufgaben vor.
    Wie gesagt, erstens sind im Diktat auch andere Schwierigkeiten enthalten als der aktuelle Rechtschreibfall. Wobei der natürlich im Vordergrund steht, schließlich wurde er ja geübt und soll überprüft werden. Zweitens kommen durchaus auch andere Aufgaben in der Probe dran, einerseits natürlich fallspezifische, andererseits auch sowas wie Fehlertext verbessern, Text abschreiben, freie Sätze zu Bildern schreiben etc.
    Und drittens habe ich nun in der 4. Klasse (im Prinzip wurden alle Fälle jetzt schon einmal behandelt) auch immer wieder thematische Wortschätze, bei denen wir bei jedem schwierigen Wort nach dem Rechtschreibfall suchen und nach einem Beweis für die Schreibweise. Da wird nun also alles bisher Gelernte zusammen geschmissen und angewandt.


    Die Mischung macht's, finde ich.



    Zitat von »chrisy«
    Ich bin mir nicht sicher, dass dadurch wirklich die Regel verstanden wurde oder schlicht eine Übergeneralisierung erfolgt.




    auch das gehört doch erst mal zum Lernprozess. Im Laufe der Übung, auch anderer Rechtschreibprobleme, verschwindet das Phänomen dann aber wieder. Wie gesagt, ein Diktat sollte ja auch nur eine von mehreren Möglichkeiten sein.

    So sehe ich das auch.

  • Befürchtet man da nicht, dass sich die falsche Schreibweise einschleicht ?


    Nein.


    Und genau der von dir angesprochene Punkt ist doch das Problem z.B. (außer den Umständen und den Noten usw.), dass du bei einer richtigen Schreibung gar nicht weißt, wo der Schüler im Lernprozess ist.

    • Offizieller Beitrag



    Und genau der von dir angesprochene Punkt ist doch das Problem z.B. (außer den Umständen und den Noten usw.), dass du bei einer richtigen Schreibung gar nicht weißt, wo der Schüler im Lernprozess ist.


    Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstehe:
    wenn ein Kind das geübte Rechtschreibproblem richtig behandelt, weiß ich gar nicht, wo im Lernprozess es steht?
    Das heißt, auch wenn es alles richtig macht, wird das als negativ angesehen ??
    Da komme ich nicht mit, tut mir Leid ?(?(?(

  • Friesin: So ähnlich dachte ich auch gerade. Hätte es nur anders formuliert.


    Richtig schreiben ist auch nicht erwünscht? Da es den Lernprozess nicht zeigt?

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Ich weiß nicht, ob ich das jetzt richtig verstehe:
    wenn ein Kind das geübte Rechtschreibproblem richtig behandelt, weiß ich gar nicht, wo im Lernprozess es steht?


    Nein, weiß ich nciht, weil ich ja nicht weiß, ob es richtig geschrieben ist, weil das verstanden wurde oder auf dem Weg zur richtigen Schreibung nur eines der "Probiervariante" ist. HIer sind übrigens auch Fehler gut!


    Richtig schreiben ist auch nicht erwünscht? Da es den Lernprozess nicht zeigt?


    DAs ist natürlich Blödsinn, was du da raus liest. Aber "richtig schreiben" ist nicht "richtig schreiben"! Natürlich ist es gut, wenn es dann am Ende angekommen ist und die richtige Schreibung kennt, aber bei der kanns auf dem Weg eben auch schon vorbei gekommen sein!

  • Ich versteh zwar dich und deine Gedankengänge zur Entwicklung der Rechtschreibkompetenz, aber - offen gestanden - klingt das für mich ziemlich befremdlich, um nicht zu sagen absurd. Man kann alles problematisieren nach dem Motto "Warum einfach, wenns kompliziert auch geht". Sicher ist richtiges Rechtschreiben nicht einfach, aber bei richtiger Schreibweise fast schon unglücklich zu sein oder auch darin ein Problem zu sehen, erscheint mir wirklich an den Haaren herbeigezogen.


    Allerdings bin ich keine Grundschullehrerin. (Fast möchte ich sagen, dass ich froh drüber bin, mir solche Gedanken nicht machen zu müssen. Bei meinen "Großen" bin ich jedenfalls immer froh, wenn sie z.B. einen Sachverhalt richtig formulieren, weil ich dann davon ausgehe, dass sie es verstanden haben. Vielleicht bin ich da zu simpel gestrickt und sollte künftig auch bei scheinbar guten Leistungen lange brüten, ob dieser Schüler nicht letztendlich doch auf dem völlig falschen Entwicklungsweg sein könnte, weil vielleicht eventuell möglicherweise und unter Umständen und überhaupt ......)

  • Sicher ist richtiges Rechtschreiben nicht einfach, aber bei richtiger Schreibweise fast schon unglücklich zu sein oder auch darin ein Problem zu sehen, erscheint mir wirklich an den Haaren herbeigezogen.


    Hier bringst du einiges durcheinander. Es ist weder jemand damit unglücklich noch ist sie ein Problem. DAs Problem ist dann die Bewertung/BEnotung und vor allem die Auswertung des Diktates.
    DAS Diktat bringt mir zwar eine Note, aber keine Aussage darüber, wie weit das Kidn in der Entwicklung ist und damit sehe ich das Problem, denn Noten sind leider Notwendig, aber helfen nciht, die Bestimmung der Entwicklung schon!


    Also bringt es mir als Lehrer nciht wirklich etwas, außer diesen dämlichen Noten!

  • Wenn ich dich richtig verstehe: Ein Leistungsnachweis bringt dir nur die Note, aber gibt dir "keinen Nachweis" über die "Leistung"???

  • Ein Leistungsnachweis bringt dir nur die Note, aber gibt dir "keinen Nachweis" über die "Leistung"???


    Ein Diktat ist eben kein Leistungsnachweis ;)


    Es bringt mir eine Note, weil ich die einfach an der Fehlerzahl (was ja auch nicht wirklich gerecht ist) festmache und mehr nicht. Aber ich will ja als Lehrer wissen, wo ich wie ansetzten muss und das bringt mir eine Diktat nicht!

  • @ Susannea: Ich lese hier fleißig mit, habe aber auch Verständnisschwierigkeiten:
    Wenn bei einem Diktat richtige Schreibweisen keinen Aufschluss über RS-kompetenzen geben, warum ist dies dann in Aufsätzen anders? Auch hier haben schwächere Kinder mal einen guten Tag und schreiben Wörter richtig, die sie morgen wieder falsch schreiben.


    und: Gelten deine Ausführungen auch für Mathe und andere Fächer? Deine Theorie könnte doch auch auf richtig gelöste Rechenaufgaben, auf richtige angewandte Zeitformen in Deutsch- und Englischarbeiten, etc zutreffen. Es wird ganz schön schwierig für die Kinder, mich von ihrem Können zu überzeugen. Die Armen!


    Denkfehler? Verstehe es echt nicht.


    Gruß, justa

  • Gibt es dann überhaupt irgendeine zuverlässige Art den Stand im Lernprozess der Schüler festzustellen? Demnach doch nicht.


    Ob ein Schüler einen Rechenalgorithmus nur "stur nach Schema F" abarbeitet oder wirklich verstanden hat, kann ich auch nicht definitiv sagen. Deshalb lasse ich trotzdem Mathetests und Arbeiten schreiben, die solche Aufgaben enthalten. Manchmal ist eben "Schema F abklappern" auch gut. Das bringt den Schüler meiner Meinung nach auch weiter. Da ich eine bunte Vielfalt an Leistungsüberprüfungen in Mathe mache und nicht eben nur eine einzige Art, ergibt sich eine gewissese Menge an Noten, die in ihrer Mischung dann schon den Kern treffen. Es gibt eben Schüler, die können in Mathe nur nach "Schema F" (was für mich in Ordnung ist). Diese würde ich massiv benachteiligen, wenn ich ihnen ihre Möglichkeit in Mathe klarzukommen nehmen würde.


    Genauso sehe ich das bei der Rechtschreibung: Daher finde ich es nach wie vor nicht schlimm, wenn eine Note eben durch ein Diktat (es gibt auch Schüler denen liegen eben Diktate - ich selbst habe sie gern geschrieben, da ich keine Geschichtenerzählerin bin) neben vielen anderen Überprüfungsarten erbracht wird. Die bunte Mischung wird den Schülern doch am ehesten gerecht. Man soll doch möglichst viele Kanäle beim Lernprozess berücksichtigen. Ebenso bei der Leistungsüberprüfung. Auch Lückentexte, freie Texte, etc. sind nicht (Gründe wurden oben zu genüge genannt) unbedingt besser. Daher finde ich es immer noch nicht schlimm auch mal ein Diktat zu schreiben.


    Edit: Tippfehler verbessert.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

    • Offizieller Beitrag

    ch versteh zwar dich und deine Gedankengänge zur Entwicklung der Rechtschreibkompetenz, aber - offen gestanden - klingt das für mich ziemlich befremdlich, um nicht zu sagen absurd. Man kann alles problematisieren nach dem Motto "Warum einfach, wenns kompliziert auch geht". Sicher ist richtiges Rechtschreiben nicht einfach, aber bei richtiger Schreibweise fast schon unglücklich zu sein oder auch darin ein Problem zu sehen, erscheint mir wirklich an den Haaren herbeigezogen.


    Allerdings bin ich keine Grundschullehrerin. (Fast möchte ich sagen, dass ich froh drüber bin, mir solche Gedanken nicht machen zu müssen. Bei meinen "Großen" bin ich jedenfalls immer froh, wenn sie z.B. einen Sachverhalt richtig formulieren, weil ich dann davon ausgehe, dass sie es verstanden haben. Vielleicht bin ich da zu simpel gestrickt und sollte künftig auch bei scheinbar guten Leistungen lange brüten, ob dieser Schüler nicht letztendlich doch auf dem völlig falschen Entwicklungsweg sein könnte, weil vielleicht eventuell möglicherweise und unter Umständen und überhaupt ......)


    *Zustimmung pur*


    Ich finde das Ganze immer rätselhafter, um nicht zu sagen realitätsfremder.... so theorielastig ?(


    Da hatte ich - naiv,wie ich bin- mich immer gefreut, wenn meine Schüler das, was sie im Unterricht gelernt haben sollten, richtig anwenden und sogar noch einen Transfer leisten können.
    Das gab ihnen dann sogar eine anständige Note. Und mir ein zufriedenes Gefühl.


    Aaaaaaaber weit gefehlt -- ich habe mir nur in den seltensten Fällen bewusst gemacht, dass es sich ja um Zufallstreffer handeln könnte :wacko: .
    Ähem.....Ich gestehe verschämt, ich habe mich bei einigen Kandidaten eher gefragt, ob es sich um Unterschleif handeln konnte :whistling:


    Und statt zufrieden zu sein, dass ich bei denjenigen, die das Erlernte nicht anwenden konnten, weiß, wo sie tatsächlich stehen im Lernprozess, hatte ich mir glatt Gedanken gemacht, was sie und ich hätten anders machen sollen und wie ich sie auf den gewünschten Stand bringen könnte. Ja, ich habe ihnen sogar noch Tipps unter die Klassenarbeit geschrieben. :X:
    Ich :depp: :depp:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn bei einem Diktat richtige Schreibweisen keinen Aufschluss über RS-kompetenzen geben, warum ist dies dann in Aufsätzen anders

    Und bei anderen Rechschreibüberprüfungsformen. bei allen siehst du entweder en richtiges oder ein falsches Wort und ziehst daraus deine Schüsse. okay, bei einer Formen ist das evtl. Deiner Meinng nach okay, aber warum dann nicht beim Diktat. (siehe unten)


    Zitat


    Gibt es dann überhaupt irgendeine zuverlässige Art den Stand im Lernprozess der Schüler festzustellen? Demnach doch nicht..


    Das wäre nach Susanneas Aussage eine gute Frage.


    Zitat

    Es bringt mir eine Note, weil ich die einfach an der Fehlerzahl (was ja auch nicht wirklich gerecht ist) festmache und mehr nicht. Aber ich will ja als Lehrer wissen, wo ich wie ansetzten muss und das bringt mir eine Diktat nicht

    !


    Vielleicht sollte man das Diktat nicht immer nur aufs reine Fehlerzählen reduzieren. Du erkennst beim Diktat sehr wohl, mit welchen Sachen die Kinder noch Probleme haben und kannst es entsprechend auswerten, um dann zu wissen, wo du ansetzen müsst. (Mache ich zumindest seit Jahren so, und es hat IMHO Erfolg.)


    kleiner gruener Frosch

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