Verzicht auf Verbeamtung auf Lebenszeit

  • Aber wenn es dann keine pragmatischen Gründe sind - d.h. die privatwirtschaftlich unbrauchbare Lehrerausbildung legt die Berufsbindung realiter genauso fest, wie der Beamtenstatus - was bleibt denn außer subjektiven Ängsten vor der eingebildeten "Festlegung für immer" denn noch übrig an tatsächlichen Gründen, die Verbeamtung abzulehnen?


    nele

  • Ein großer Vorteil des Beamtenstatus:
    Du kannst dich auch ein paar Jahre ohne Bezüge beurlauben lassen und was anderes ausprobieren - auch als Angestellte ... es bleibt der Anspruch auf Wiedereinstieg.


    Es gibt Kollegen, die gehen ein paar Jahre in die Erwachsenenbildung, bewerben sich als VHS-Leiter oder bei den Handwerks- oder Handelskammern als Dozenten.


    Falls ich mich nicht ganz irre, beträgt die Frist in Ba-Wü max. 12 Jahre.


    So what?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von neleabels


    Wenn es in deinem Fall um die Frage einer Festanstellung geht, sehe ich wirklich keinen Unterschied zwischen dem Beamtenstatus und dem Angestelltenstatus. Als Primarlehrerin bist du in einem derart lausigen Arbeitsmarkt, dass JEDE Festanstellung de facto eine permanente Bindung an einen zufälligen Arbeitsort ist. Die einzige Alternative sind Arbeitslosigkeit oder Tagelöhner-Zeitverträge. Wo ist da der Unterschied zwischen Verbeamtung und Arbeitsvertrag als Angestellter?


    Nele


    Naja, man könnte das vergleichen zwischen einem Sechser im Lotto mit Zusatzzahl und eben mageren 5 Richtigen, wenn die Quote schlecht ist...


    Aber Spaß beiseite, grundsätzlich muss man im Primarstufenbereich froh sein, überhaupt einen Arbeitsvertrag zu haben, der länger ist, als zwei Jahre. Ich kenne das, da ich selbst lange als Vertretungskraft gearbeitet habe. Gestört hat mich das eigentlich nicht. Ich wusste, dass ich immer wieder Anschlussverträge bekommen würde und habe keine Schwierigkeiten damit gehabt, die Schulen häufiger zu wechseln. Im Gegenteil, ich habe nach fünf Jahren den Sechser mit Zusatzzahl erwischt und fühle mich schon etwas eingeengt, da ich die Schulen nicht mehr so wechseln kann wie vorher. Aber auf der anderen Seite ist halt der unbefristete Arbeitsvertrag und man wird ja eben nicht jünger...


    Es hat mich aber vielmehr gestört, dass ich teilweise mehr gearbeitet habe, als die "festen" Kollegen, dabei spürbar weniger verdient habe und teilweise noch mit einem Status der bemitleidenswerten Aushilfe bedacht wurde. Für mein Gerechtigkeitsempfinden ist es nicht wichtig, ob ich Beamter bin oder nicht. Ich habe allerdings große Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass es für die gleiche Arbeit und Leistung so unterschiedliche Bezahlungen gibt.

  • Hallo!
    Ich möchte nur kurz etwas anmerken.


    Mein Mann ist Angestellter im öffenlichen Dienst. Im letzten Jahr hatte er einen Bandscheibenvorfall, bei dem er 5 Monate krank geschrieben war. Nach 6 Wochen bekam er 250 Euro weniger Gehalt, weil er Krankengeld bekam. Meine Schwester ist Beamtin und seit fast drei Jahren krank. Sie bekommt immer noch ihre vollen Bezüge.


    Außerdem ist die Krankenversorgung als Privatpatient um einiges besser. Man braucht nur an die unterschiedlichen Medikamente zu denken.


    Vor Krankheit ist niemand sicher und allein das, wäre ein Grund in den Beamtenstatus zu gehen.


    LG
    tamina

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Mikael


    Aber tatsächlich werden Überstunden bei Beamten fast nie bezahlt, da es genug Gegenrechnungsmöglichkeiten von "Minusstunden" gibt.


    Das ist bei uns definitiv anders. An meiner Schule werden viele viele Überstunden gemacht, da wir einen recht hohen Krankenstand haben und sehr viel vertreten wird (was wir natürlich auch nicht toll finden - aber das ist ein anderes Thema :rolleyes:), aber es werden auch insgesamt sehr viele Überstunden bezahlt. Wir haben eine monatliche Auflistung darüber, wer wie viele Überstunden gemacht hat und so weiß ich, dass bei uns mehr als die Hälfte der Lehrer Überstunden machen, die bezahlt werden. Ich spreche natürlich nur von Vertretungsunterricht und nicht von Veranstaltungen wie Klassenfahrten etc.
    Teilzeitkräfte werden in NRW ab der ersten Mehrarbeitsstunde bezahlt, Vollzeitkräfte ab 4 Stunden, aber die Schulen in meinem Umfeld achten darauf, dass eine Vollzeitkraft, wenn sie in einem Monat vertreten musste, nach Möglichkeit auf mindestens 4 Vertretungsstunden hat und sie diese dann voll bezahlt bekommt.


  • Mal zu deinen Fragen von meinr Erfahrung und Seite aus: (ich hab nur die ersten Stellungnahmen, die alle irgendwie nicht auf deine Fragen eingingen gelesen)


    2005 wurde mir die Verbeamtung erstmalig angeboten. Allerdings gab es damals die sog. Teilzeitverbeamten und solche eine Stelle sollte das bei mir auch werden. Da ich vollzeitangestellt war, habe ich verzichtet. Ohne Probleme - Unterschied, ich war unbefristet angestellt. Ich wußte nicht, ob mir jemals wieder so ein Angebot gemacht werden würde.
    2009 erhielt ich ein erneutes Angebot, nun in Vollzeit mit Minimumprobezeit von 1 Jahr. Das hab ich angenommen. Ich war und bin auch sehr skeptisch ob all der gepriesenen Vorteile, denn für mich sind die längst nicht so ersichtlich und ich weiß auch nicht, wo 1/3 mehr Gehalt sind ... Aber ich sehe auch die Sicherheit des Ganzen. Ich stimme dir ansonsten mit deinen Bedenken zu.
    Ich glaube manchmal, einige wollen nur die guten, aber keineswegs die zumindest bedenkenswerten schlechten Seiten des Ganzen analysieren.
    Ich jedenfalls verstehe deine Verunsicherung, mir ging es und geht es immer noch ähnlich. Da ich Hauptverdiener meiner Familie bin, habe ich gesagt, Sicherheit und so ein Fakt wie unbegrenzte Fortzahlung im Krankheitsfall sind Punkte, die man nciht verachten darf.


    So, nun werd ich noch den Rest der Kommentare lesen. Schade, dass zum Teil so vorwurfsvoll und an den Fragen vorbei geschrieben wird ...


    LG cubanita

  • Nochmal ich, hallo memofisch,
    natürlich kannst du auch hoffen, dass dir ein neuer Vertrag als Angestellter angeboten wird. Im Moment habe ich das Gefühl, dass sehr viele eingestellt werden und das auch unbefristet. Ich bin auch Brandenburgerin, daher denke ich, ich kann dir Mut machen. Brandenburg will die Leute halten, das merkt man deutlich, find ich. Deshalb auch die vielen verbeamtungsangebote derzeit bei und im Bundesland. Zuständig ist die Bearbeiterin, die dir das Angebot geschickt hat. Ruhenlassen kann man das, denke ich, nicht, aber du könntest ja anmerken, dass du zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung stehst. (?)
    Überleg dir, welche deine Perspektiven sind, wo es hingehen soll.
    Ich habe einige Monate in Kauf genommen, freiwlliges Mitgleid in der GKV zu bleiben und horrende Beiträge (AG und AN) zu zahlen, um für mich die beste Entscheidung zu treffen, denn als Beihilfeempfänger mit PKV kann man bestimmte Sachen nämlich vergessen.
    Also wäre es für alle Schreiber besonders aus BL, die sich mit der Bezahlung und anderen Festlegungen in Brandenburg nicht auskennen, anständig, sich in Zurückhaltung mit Vorwürfen zu üben.
    Die Beiträge von MARE fand ich sehr angenehm zu lesen, denn sie sprachen mir sehr aus dem Herzen. Ich bin auch ungern so festgelegt und Für und Wider zu durchdenken, finde ich grundsätzlich wichtig.


    LG cubanita

  • Ja, an ein Sabbatjahr habe ich auch sofort gedacht. Diesen Luxus kann man sich ja wirklich nur als Beamter gönnen.
    Und dann gibt es ja auch noch die Möglichkeit sich beurlauben zu lassen. Ich habe mich damit noch nicht näher auseinander gesetzt und weiß nicht, wie schwierig es ist, so etwas durchzukriegen, aber eine Kollegin von mir ist nun schon seit 5 Jahren in England. Was sie dort genau macht, was ich allerdings nicht - kann sein, dass ihr Mann Alleinverdiener ist, weil er beruflich dorthin gehen musste. Aber jedenfalls ist sie verbeamtet und müsste nach ihrer Rückkehr hier in Deutschland ja sofort wieder eine Stelle kriegen.


    Ich denke schon, dass man auch als Beamter Möglichkeiten hat, mal aus dem Hamsterrädchen auszusteigen. Da müsste man sich halt mal kundig machen.
    Aber ist natürlich auch klar, dass man dann finanzielle Einbußen hat. Wobei das in den meisten anderen Berufen nicht viel anders ist, wenn es einem um Selbstverwirklichung geht.
    Und die Berufe, die Mobilität erfordern, haben ja meist den Nachteil, dass eben genau diese Mobilität den allermeisten Menschen nach ein paar Jahren auch wieder auf den Wecker geht. ;)


    Um zur Ausgangsfrage noch was zu sagen: Keine Ahnung, was ist, wenn man eine Verbeamtung auf Lebenszeit ausschlägt oder sie nicht sofort annehmen möchte. Ich würde nicht empfehlen es zu machen - die Vorteile überwiegen in meinen Augen deutlich.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Zitat

    Original von Mikael
    Aber es werden nur die Arbeitgeberanteile nachbezahlt. Für die Arbeitnehmeranteile wäre der Ex-Beamte selbst verantwortlich. Also für die meisten de facto unbezahlbar.


    Es ist beschämend und echt gefährlich was hier manchmal (oft) für Unwahrheiten geredet werden. Es ist definitiv so:
    Beamte werden auch beim freiwilligen Ausscheiden aus dem Staatsdienst komplett in der GRV nachversichert, müssen selber also nix zahlen.
    Einziger Nachteil vielleicht: Es wird das Bruttoeinkommen als Grundlage für die Nachversicherung genutzt. Aber vergesst nicht, dass man jahrelang von seinem Brutto keinen Cent in die RV gezahlt hat (also höheres Netto hatte) und trotzdem genauso gut versichert ist wie ein Angestellter...der Beamte hat also sogar beim Ausscheiden eine bessere Position als der Angestellte (egal ob ÖD oder Freie Wirtschaft)..... also das Kündigen ist schon nicht sooo schlimm...
    Ich will nicht dagegen hetzen, will ja selber Beamter werden, aber ich habe mich mal informiert weil es mir auch Bauchschmerzen bereitet hat mit der der "lebenslangen" Dienstverpflichtung. Aber ist ja nicht. Wenn man sich umorientieren will, geht man halt einfach. Man hat halt keine Pension, aber der Staat übernimmt die Rentenversorgung bis dahin ja komplett.. also alles halb so schlimm... mit dem Mehr an Netto darf man halt das privat vorsorgen nicht vergessen... aber das dürfen normale Angestellte ja auch nicht.

  • Sag 'mal, Sonnenkönigin, ist Dir eigentlich langweilig?
    Irgendwie kommt es mir so vor, als ob Du täglich nach alten Threads kramen würdest.
    ?(


    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Zitat von »Sonnenkönigin«




    bin ich immer mehr der Ansicht, dass der Beamtenstatus DRINGEND abgeschafft werden sollte.


    leuchtet mir nicht ein? bist du selber angestellt?



    DAS würde mich jetzt aber auch mal interessieren, wie du zu dieser gewagten These kommst. Aber bitte alle Facetten berücksichtigen - incl. der Vorteile, die der Arbeitgeber Staat durch den Beamtenstatus hat. Das wird nämlich zu gerne mal zugunsten von polarisierenden Stammtischparolen unter den Tisch gekehrt.

    • Offizieller Beitrag

    Kannst du mal bitte erklären, weshalb du andauernd schon nach Verwesung müffelnde Threads ausbuddelst?

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Kannst du mal bitte erklären, weshalb du andauernd schon nach Verwesung müffelnde Threads ausbuddelst?


    Krafft-Ebing hätte es vielleicht necrophilia litterarum sepultarum oder so genannt. ;)


    Nele

  • Kann das sein, dass du mit deiner Seiteneinsteiger-Situation gerade einen tierischen Frust schiebst und das hier an den falschen auslässt?
    Nicht die bösen Beamten machen die Regeln, wir sind nur die armen, die sie umsetzen müssen...

  • Zitat

    b) wenn ich nicht auf Lebenszeit verbeamtet werden will,sondern einfach im Angestelltenverältniss verbleiben möchte,auf Grund der Flexibilität, wer ist dann zuständig dafür (da ja dann der Vertrag mit dem Schulamt ausläuft)? Sitzt man dann automatisch sozusagen auf der Straße?

    Ich würde Dir, aus eigener Erfahrung, dringend empfehlen die Verbeamtung auf Lebenszeit anzunehmen. Ich war vor meiner Tätigkeit im Schuldienst 10 Jahre in der ach so gelobten "freien Wirtschaft". Habe seinerzeit als sehr gut bezahlter Softwareentwickler gearbeitet und hatte netto so in etwas das Doppelte von heute mit A13 und voller Stelle. Na und? Denn was ich seinerzeit erlebt habe, spottet jeder Beschreibung. Trotz Kündigungsschutzgesetzen, Tarifverträgen und trotz hervorragender Leistungen und großem Engagement meinerseits etc. etc. sitzt Du immer und jederzeit auf der Abschussliste. Ein depperter Vorgesetzter, ein cholerischer Idiot (sorry für den Ausdruck, war aber so) irgendwo in einer anderen Abteilung dem Du zuarbeiten musst oder irgendwelche "Umstrukturierungsmaßnahmen" um die Kosten nochmals um ein paar Prozent zu senken und man versucht Dich aus der Firma zu mobben. "Flexibiltät" war m. E. immer nur eine Einbahnstraße, da diese von den Angestellten gefordert aber im Innenverhältnis von oberen Ebenen nie erbracht wurde.


    Im Beamtenverhältnis ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Aber eines hast Du, was heute durch nichts zu ersetzen ist: Sicherheit und vor allem Rechtssicherheit. Wenn Du nicht gerade silberne Löffel entwendest und stattdessen Deine Dir gestellten Aufgaben gut erfüllst, kann Dir relativ wenig passieren.


    "Flexibiltät" ist nur ein Schlagwort und wirklich nicht alles. Besonders, wenn man mal über 50 ist.


    Gruß


    Peter

  • hatte netto so in etwas das Doppelte von heute mit A13 und voller Stelle.

    Das ist (war) doch schonmal ganz gut. :thumbup:


    Ein depperter Vorgesetzter

    Kann einem an der Schule auch passieren, wenn die Schulleitung entsprechend ist.


    man versucht Dich aus der Firma zu mobben

    Man sollte nicht unterschätzen, wieviel Mobbing in sozialen Berufen vorkommt. Da wird auch der Blick in so manches Lehrerkollegium einiges an Mobbing offenbaren.


    Aber eines hast Du, was heute durch nichts zu ersetzen ist: Sicherheit und vor allem Rechtssicherheit. Wenn Du nicht gerade silberne Löffel entwendest und stattdessen Deine Dir gestellten Aufgaben gut erfüllst, kann Dir relativ wenig passieren.

    Das ist natürlich ein gutes Argument. Allein die Arbeitsplatzsicherheit ist so mehr oder minder das Kriterium, das den Lehrerberuf gegenüber Karrieren mit deutlich höherem (möglichen) Verdienst in der Wirtschaft, oder gegenüber der deutlich interessanteren Forschungskarriere (Selbstverwirklichung) überhaupt als Alternative (zumindest für MINTler) denkbar macht.
    Ohne Verbeamtung würde der Beruf sehr sehr viel an Attraktivität verlieren in meinen Augen. Ich bin zwar noch kein fertiger Lehrer, aber eine Verbeamtung auf Lebenszeit soll bei mir auch möglichst schnell erfolgen, wenn es nach mir ginge.

  • Das ist natürlich ein gutes Argument. Allein die Arbeitsplatzsicherheit ist so mehr oder minder das Kriterium, das den Lehrerberuf gegenüber Karrieren mit deutlich höherem (möglichen) Verdienst in der Wirtschaft, oder gegenüber der deutlich interessanteren Forschungskarriere (Selbstverwirklichung) überhaupt als Alternative (zumindest für MINTler) denkbar macht.


    Da stimme ich dir 100% zu. Insbesondere in den MINT-Fächern wäre der Lehrerberuf ohne den Beamtenstatus völlig unattraktiv. Allerdings muss man aktuell feststellen, dass in gewissen Teilen der "freien" Wirtschaft auch so eine Art Beamtenmentalität Einzug gehalten hat: Stichworte staatliche Bankenrettungen, staatliche Abwrackprämien. Man muss nur "systemrelevant" genug sein.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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