Orientierungspraktikum: Tipps?

  • Hallo zusammen,



    ich studiere seit dem SS2009 Englisch, ev. Religion und Deutsch auf LA Berufskolleg und stehe nun kurz vor meinem 4 wöchigen Orientierungspraktikum. Bei meinem "Bewerbungsgespräch" an dem Berufskolleg, wo ich dieses absolvieren werde, meinte die Rektorin, dass ich eine sehr gute Fächerkombination habe, ich schnell fertigstudieren solle und ich dann bei ihnen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Stelle bekäme, denn sie hätten in den Fächern meiner Wahl Notstand. Natürlich war dies ermutigend für mich, doch bedeutet dies auch eine Bürde für mich, denn ich werde wohl oder übel vermehrt unter Beobachtung stehen - um festzustellen, ob ich generell geeignet bin - muss also alles 1000%ig erledigen und vor allen Dingen darf ich es mir nicht mit der "Kollegenschaft" vermiesen. Aus diesen Gründen nun meine Frage an euch:
    Habt ihr, vllt. sogar aus eigener Erfahrung, ein paar Tipps für mich, bspw. wie ich mich am besten gegenüber den "Kollegen" verhalte - untertänig oder auf gleicher Ebene, bei ersten Kontakt im Lehrerzimmer mich vor die versammelte Runde stellen und mich von mir aus den Leuten vorstellen - wie ich mich während der "Beobachtungsphase" während des Unterrichts am besten verhalte - nicht, dass der Lehrer entweder die Ansicht hat, ich wäre auf Fehler seinerseits aus oder dass dieser glaubt, ich sei desinteressiert - etc. .


    Was fällt euch ein, was für euch "Do´s" und "Don´ts" des Praktikanten sind????


    Habt ihr vllt. auch noch Tipps/Ratschläge für den späteren Praktikumsbericht, bspw. : wie anfertigen - zeitnah, d.h. jeden Tag Notizen oder nur wochenweise, auf welche Punkte muss ich besonders wert legen?


    Vielen Dank im Voraus für eure Antworten!

  • Von Praktikanten werden keine Wunderdinge erwartet. Meistens hospitieren die ja nur und geben vielleicht einige wenige Stunden selber, gerade am Anfang des Studiums.
    Negativ fällt man als Praktikant auf, wenn man ungefragt alle möglichen Dinge besser weiß als Kollegen, die jahre- oder jahrzehntelang in der Praxis stehen.
    Verhalte dich ganz normal interessiert, dann klappt das schon.


    Auf die Aussage der Rektorin würde ich allerdings nicht zu viel geben. Bis du als Bewerber auftreten könntest vergehen noch einige Jahre. Wenn sich in der Zwischenzeit jemand mit deinen Fächern bewirbt und da wirklich Mangel besteht, wird die Schule vermutlich zugreifen, um die Lücke zu stopfen.

  • Hallo,


    ich gehe mal davon aus, dass du in der Schule einen Mentor haben wirst, der dich als Praktikant betreut und dich im Normalfall auch Fachkollegen vorstellt, die bereit sind, dich in den Unterricht mitzunehmen. Absolute No-gos:


    1. Wie schon gesagt alles ungefragt kritisieren.
    2. Im Lehrerzimmer mit anderen Praktikanten über Kollegen herziehen (unfassbar, aber erlebt!).
    3. Sich während des Unterrichts anderer Lehrer einmischen, Schülern helfen oder herumlaufen, ohne dass man dazu aufgefordert wurde.
    4. Sich zur Hospitation anmelden, aber dann nicht erscheinen - der Lehrer steht da wie bestellt und nicht abgeholt.
    5. "Überfalltaktik" - Hallo, ich mach hier Praktikum, ich komm mal mit.
    6. Falls du in einer Klasse einen ganzen Tag mitgehst, einfach hinten in der Klasse sitzen, ohne den Kollegen vorher gefragt zu haben, ob du willkommen bist.


    Während der Beobachtungsphase tu das, was der Name sagt - beobachten :). Mach dir Notizen - das ist völlig gängig, und frag gegebenenfalls nach, wenn dir etwas unklar ist. Wenn der Lehrer Zeit hat, wird er auf dich zukommen und ein Gespräch anbieten, sonst bitte ihn darum - und sei nicht beleidigt, wenn er ablehnt, der Job ist verdammt stressig (wirst du schnell merken :)). Es gibt auch Stunden, in denen man als Lehrer keine Praktikanten in der Klasse haben möchte, auch dafür solltest du Verständnis haben.
    Jeder weiß, dass du ein Berufsanfänger bist und das "Handwerk" Lehrer erst lernen musst, Fehler sind da ganz normal!


    Der "ideale Praktikant" ist für mich offen für Neues, interessiert und höflich-respektvoll gegenüber Kollegen und Schülern. Das dürfte für dich aber nicht schwierig sein. Am Ende des Praktikums: verabschieden und bedanken - eigentlich auch das nichts Außergewöhnliches, sondern schlicht normales gutes Benehmen. Mach dich nicht unnötig verrückt, ich wünsche dir alles Gute!


    LG Eugenia

  • Ich habe gerade mein Orientierunspraktikum hinter mir und kann dir einfach mal schildern, wie das bei mir ablief.


    Meine Erfahrungen waren fast durchgängig positiv. Ich habe es an drei unterschiedlichen Schulen abgeleistet (eine auf dem Land, zwei in der Stadt) und überall lief das Praktikum anders ab.


    In der ersten Schule bekam ich einen "Laufzettel" und musste mich selbstständig um meine Stunden kümmern, Lehrer fragen und konnte in alle beliebigen Klassen/Fächer reinschnuppern. Ich war ziemlich auf mich alleine gestellt, was mir aber auch viele Freiheiten einbrachte. Da kam auch schonmal eine Absage von den etwas älteren Kollegen, die sich nicht mehr "beobachten lassen wollten". Aber das war völlig okay, dann hab ich eben den nächsten gefragt.


    In der nächsten Schule wars komplett anders. Ich war ständig mit dem Schuldirektor in Kontakt, mit dem ich sehr intensive Zweier-Gespräche in seinem Büro führte, in denen er mir einen umfassenden Einblick in den Schulalltag und meine Zukunftsperspektiven gewährte. Hier wurde immer kurz vorher vereinbahrt, welche Stunden ich besuche. Er hat fast alles gemanaged und ich war lediglich in zwei Unterrichtsstunden die von meiner Kombination abwichen.


    In der letzten Schule bekam ich einen vorgegebenen Stundenplan, der nur Fächer meiner gewählten Kombination enthielt. Ziemlich festgelegt, allerdings erspart man sich dadurch auch das "Klingelputzen" bei den Kollegen.


    Ich muss sagen, dass ich mich bei meinem Praktikum wirklich als Praktikant gefühlt habe. Mir wurde zwar angeboten, mich auch häuslich im Lehrerzimmer niederzulassen, aber ich hatte noch zu viel Respekt davor, um mich mit den Lehrern auf eine Schiene zu begeben. Kommt vllt daher, dass ich das Praktikum vor Studienbeginn, ein Jahr nach dem Abitur abgeleistet habe. Nichtsdestotrotz hatte ich sehr positive Gespräche mit den Kollegen und bin mit der Vielfalt meines Praktikums sehr zufrieden.


    Ich weiß jetzt nicht, ob es da große Unterschiede zw. Bayern und NRW gibt, aber ich kann dir nur allgemein den Tipp geben, positiv und offen aufzutreten, immer nachzufragen, wenn du dir unsicher bist und ganz wichtig: auf dem Boden zu bleiben. Du bist noch keine ausgebildete Lehrkraft. Eugenia hat im Prinzip alles Wichtige sehr schön zusammengefasst. Halte dich daran und es kann nichts mehr schief gehen.


    Nur bei dem "Notizen machen" hatte ich den Eindruck, dass es einigen (gerate älteren) Kollegen manchmal unangenehm zu sein schien. Andere kamen nach dem Unterricht zu mir und rechtfertigten sich, dass es lediglich eine Übungsstunde war und nichts besonderes etc. Das mit den Notizen hab ich dann ab der zweiten Woche gelassen und war dann aber auch noch mehr bei der Sache.
    Du könntest dir auch nach der Stude (in den Pausen oder nach einem kompletten Tag) Notizen machen um über alles nochmal reflektieren zu können.


    Unterricht musste ich in dem Sinne jetzt noch nicht halten, ich hatte nur aufseherische Tätigkeiten (ähnlich wie Nachhilfe). Im Nachhinein hätte ich schon gerne mal vor der Klasse gestanden, aber so war es auch in Ordnung. Das Orientierungspraktikum ist in erster Linie Beobachtung.


    Bei dir ist der Druck jetzt sicherlich größer, aber mach dir keinen Stress. Die Lehrer wissen auch, dass du Praktikant bist und haben daher auch keine allzu großen Erwartungen an dich. Vor allen im Lehrerzimmer vorstellen halte ich für übertrieben. Du weiß ja noch nicht, ob du später hier unterrichten wirst. Ich finde es reicht, wenn du dich bei den Lehrer vorstellst, mit denen du stundentechnisch zu tun hast und den Rest einfach freundlich grüßen. Wer näheres über dich wissen will, wird sich schon bei dir melde. Bleib höflich, interessiert und kommunikativ, dann wird das schon! Ich wünsch dir viel Spaß dabei :)

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