Starke Schülerin Klasse 1 - Unterfordert? Arbeitstempo schwach!

  • Hallo ihr Lieben,


    brauche heute mal wieder den Rat von vielen erfahrenen Kollegen.
    Es geht um eine Schülerin, die bereits vor Schulbeginn lesen (aktuell bearbeitet sie Lies-Mal-Heft Stufe 3 ohne Probleme) konnte. Ebenfalls beherrscht sie bereits vor der Schule viele Buchstaben in Schreibschrift und ist auch in Mathe im Zahlenraum bis 20 fit, bis 100 ebenfalls erkennbar gut.
    Immer mal wieder klingt durch, dass sie sich "langweilt" - zu Anfang häufiger als jetzt. Differenzierung ist natürlich vorhanden - sie bekommt andere Lesetexte, von Anfang an Aufgaben bis 20, Knobeleien etc.
    Allerdings bin ich der Meinung sie muss wie alle anderen Erarbeitungen der Buchstaben mitmachen. Bei mir und der Parallelklasse bedeutet das: Arbeiten im Wochenplan (bereits für sie wie erwähnt auf einem höheren Niveau).


    Ausgehend von den Informationen die ich vor Schulbeginn bekam habe ich mir erst mal ein eigenes Bild machen wollen und sie am normalen WP mitarbeiten lassen- Ergebnis: Sie ist nicht organisiert, wirkt ofmals unkonzentriert und arbeitet sehr langsam - zumindest im Vergleich zum Rest der Klasse. Sie bewegt sich vom Tempo her (Ausnahmen gibts) im mittleren Bereich der Klasse.


    Nun frage ich mich aktuell mal wieder: Ist sie unterfordert und arbeitet deswegen "lari-fari" oder ist dies ein Punkt an dem sie gefördert werden muss (Arbeitstempo) und lasse ich die besonderen Stärken weiter eher "nebenbei" einfließen.
    Oder überspitzt: liegt der Fokus der Förderung bei " Du bekommst nur noch Aufgaben aus dem zweiten Schuljahr" oder "Du musst den gesamten WP in der Woche auch schaffen bevor ich dir diese für dich nervigen Arbeiten wie 3 Reihen PPPPP schreiben erlasse !" Eine Mischform betreibe ich ja bereits, aber das scheint nicht das fruchtbare zu sein.


    Was habt ihr für Ideen?


    ratlos...
    Saphi

  • Huhu,


    ich versteh deine Frage nicht ganz, ...


    ich hätte sie von Anfang an an den Arbeiten der anderen mitarbeiten lassen, was schadet es denn, wenn ein Kind 3 nervige Buchstabenzeilen schreiben muss???


    Bei mir machen alle Kinder alles, auch wenn manche schon längst alle Buchstaben kennen, aber üben müssen sie sie trotzdem.


    LG MM

  • Hallo:)


    Danke für deine Antwort - kann mir denken dass man mir schlecht folgen kann;)
    Bin einfach momentan ratlos wie ich mit diesem Kind umgehen soll.
    Sie HAT ja von Anfang an die Arbeiten der anderen mitgemacht und eben zunehmend mehr Aufgaben auf anderem Niveau dazubekommen.
    Nun stellt sich mir die Frage ob ich so weitermachen kann, denn weit über die Hälfte der Themen, Aufgaben...in denen Sie unterrichtet wird kann sie bereits, teilweise perfekt! Es sind eben immer nur ein paar zusätzliche Aufgaben/anderes Niveau.


    Also: gebe ich ihr zB. den Schreibschriftlehrgang? Lasse ich sie am Matheunterricht der zweiten Klasse teilnehmen?


    Aber: das Arbeitstempo passt einfach nicht, noch nicht mal bei den "einfachen" Aufgaben.


    Und da frage ich mich: ist das bereits eine Folge der Unterforderung was ja für weitere "schwere" Aufgaben sprechen würde? Oder ist das Arbeitstempo tatsächlich eine Schwäche und unterrichte ich nach dem Tenor: Du kannst schon vieles, musst es aber auch angemessen schnell erledigen bevor du weiteres Futter bekommst.


    Hoffe ihr schreibt einfach eure Meinungen und Ideen...Bin heute nicht auf der Höhe was das formulieren angeht, sorry


    LG Saphi

  • Also der Sinn des Übens einer Sache ist doch, dass ich etwas übe, was ich noch nicht kann. Üben soll doch einen Lernzuwachs zur Folge haben. Und wenn ich etwas übe, was ich schon kann, ist das irgendwie vertane Zeit. Kinder sind doch meist motiviert, wenn sie merken, dass sie durch ihr Üben voran kommen. Wie du schreibst, kann das Mädchen ja das, was die anderen üben schon. Insofern ist es doch richtig, dass du sie Dinge auf einem höheren Niveau bearbeiten lässt. Generell musst du dich halt fragen, ob sie so viel weiter ist als alle anderen, dass sie evtl. eine Klasse überspringen muss oder ob es reicht, dass sie ein anderes Aufgabenangebot bekommt, durch das sie genügend gefordert wird, so dass sie auch einen Lernzuwachs hat und sich nicht langweilt. Ich denke, das mit dem Arbeitstempo kriegst du auch hin, ohne dass sie die für sie langweiligen und unterfordernden Aufgaben machen muss.
    Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die hochbegabten oder besonders begabten Kinder, die ich in den letzten Jahren hatte und die teilweise auch Klassen übersprungen hatten, gerade bei Aufgaben, die sie wegen unterforderung langweilen, langsam sind, weil sie keinen Sinn in der Übung sehen.
    LG Rotti

  • Hach, ich bin plan und ratlos.
    Muss dazu sagen dass ich erst seit Sommer im Dienst bin (Vertretungsstelle, Fachlehrerin, Klassenlehrerin aber nur mit ein paar Stunden in der Klasse - anderes Thema) und einfach kaum Erfahrung habe. Viele Fragen (Ref-geschädigt gedankenvoll und selbstgeißelnd):


    Bis zu welchem Grad kann man Kinder in der Stufe verbleiben lassen und dort fordern. Was kann, muss, sollte man das Kind "aushalten" lassen. Was ist "schlechtes Sozialverhalten wegen Bequemlichkeit" und was ist "echte Unterforderung".


    Rottenmeier: Sie arbeitet nicht nur bei den "öden" Aufgaben langsam (wie gesagt, mittlerweile macht sie nur noch die Grund-Aufgaben identisch mit dem Groß der Klasse) , sondern immer, auch bei neuen knobeligen Sachen etc.! Auch spezielle Interessen sind keine ausgebildet (Schach-AG, PC-schreiben, Sachbücher lesen, Sachthemen "eigenständig" bearbeiten, vertieft echte Bücher lesen --> kein Interesse bis auf Ballet)... Sie kann einfach ganz viel, scheint aber auch kein wirkliches Interesse an neuem zu haben. Gleicht bei herausfordernden Aufgaben nicht dem Schwamm (im Sinne von Interesse, Motivation) den man erwartet!
    Ich schlage so oft Sachen vor, zu denen sie keine Lust hat. Oft merke ich aber dann auch, dass sie doch noch nicht versteht was ich von ihr will (wenn ich zB. wie heute sage "Schreib doch mal was über dein Lieblingsbuch und berichte der Klasse" hat sie keine Vorstellungen von der Aufgabe auch nach Erklären meinerseits). Auch außerschulische "Forderung" wurde bei Papa schon angesprochen "Wir wissen auch nicht so recht, was das Kind für Interessen hat...wir suchen auch noch!"


    Vielleicht noch 2 konkrete Fragen:
    Was habt ihr konkret für Ideen die helfen das Arbeitstempo zu steigern?
    "Tolle" Aufgaben als Belohnung? Ist ja auch nicht so wirkich optimal. Verstärkerplan erscheint mir unpassend, da sie vom Sozialverhalten her sehr vernünftig und einsichtig ist, es wäre ihr zu "babyhaft". Was kann ich diesbezüglich den Eltern raten?


    Wie kann ich das Kind motivieren, sich mit zusätzlichen Angeboten auszusetzen, Interessen wecken?


    Hach, kann ich nicht einfach grade mal einige Jahre Erfahrung mit besonders begabten Kindern implantiert bekommen....
    Seuftz
    Saphi

  • Ich habe auch ein Kind in meiner Klasse, das den Stoff der 1.Klasse perfekt beherrscht. Extrem schnelle Auffassungsgabe, rechnet bis 100 und liest selbst schon Kinderbücher. Im Unterricht macht es bei Neueinführungen bzw. frontalen Phasen oder Stationentrainings mit. Dann lasse ich das Kind selbst entscheiden, ob es ein "einfaches" Arbeitsblatt etc. oder eines für die 2.Klasse haben möchte. Auch beim Lesen darf es selbst wählen. Entweder beteiligt sich der Schüler beim Lesen der "einfachen" Texte, macht das Kind auch stolz, wenn es zeigen kann was es kann, oder es liest selbstständig in einem Kinderbuch, das es von zuhause mitbringt oder ich ihm zur Verfügung stelle. Auch mit den Eltern habe ich gesprochen, wie wir weiter vorgehen. Springen lassen wollen wir ihn noch nicht, da er sich jetzt erst einmal in der Klasse zurechtfinden soll (ist ein eher schüchternes Kind) und auch eine Arbeitshaltung lernen soll, was ja auch wichtig ist in der 1.Klasse. Das Gespräch mit den Eltern ergab, dass es eine Mischung aus den Aufgaben, die alle machen, und zusätzlichen Aufgaben sein soll.

  • Was ich mich die ganze Zeit frage: Versteht das Kind schnell neue Inhalte und ist sie sehr begabt und deswegen weiter oder liegt sie im Mittelfeld und wurde vor der Schule bereits fleißig geübt?



    Bibo

  • Bibo
    In diesem Fall ist es tatsächlich (nach Aussage des Papas und meiner Einschätzung nach sagt er da nichts falsches) so, dass das Kind einfach "irgendwann lesen konnte" und "sich selbst ein bisschen Schreibschrift beigebracht" hat ( sie schreibt auch nicht die VA sondern eher ein Misch-Masch)...Neue Inhalte versteht sie schnell aber nicht immer auf Anhieb. Also nicht der typische "Überflieger"...


    Ihr Lieben ich danke euch, werde mal ein bisschen grübeln wie ich da weiter vorgehe


    LG Saphi

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