Schmuddelkinder....

  • Was macht ihr denn mit euren Schmuddelkindern???
    Ich hab da so manchmal Kinder, denen man anmerkt, dass seit Tagen keine Körperhygiene durchgeführt wurde... und die auch nicht regelmäßig ihre Klamotten wechseln.
    Zum Beispiel Kind1. Er ist bereits 12 Jahre alt... kommt aus sehr bildungsfernem Elternhaus und ist immer an der Grenze zur Vernachlässigung. Unsere Schulsozialarbeiterin hat bereits mehrfach Hausbesuche gemacht... ich habe mit Eltern gesprochen... sofern die zum vereinbarten Termin kamen... es ändert sich nichts.
    Nun haben meine Schüler in Kunst in der letzten Woche Gipsmasken gemacht... und dieses Kind hatte heute noch den Pulli mit den Gipsresten an.
    ich habe ihm also unauffällig zugeraunt... morgen hast du bitte einen anderen Pulli an... und bist geduscht... denn auch am Haaransatz sah man noch Gipsreste. Er hat genickt... und ich schätze, das ist morgen auch zuverlässig erledigt... wir machen das immer so.
    Ein zweites Kind roch heute sehr streng nach Urin... auch ihr habe ich unauffällig nahegelegt heute zu duschen und dann frische Kleidung anzuziehen.
    Nun meint eine Kollegin, ich überschreite da Grenzen... das geht mich nichts an.... das ist Sache der Eltern.
    ja... da hat sie irgendwie Recht... aber bei mir kommt da irgendwie ein Mutterinstinkt durch. Zudem war ich früher auch noch Kinderkrankenschwester... Kinder sind bitte sauber und gewaschen.
    Das riechen doch auch die anderen Kinder... und sehen das... das muss ja nicht sein.
    Aber der Einwand der Kollegin hat mich doch nachdenklich gemacht... überschreite ich da Grenzen in einen Bereich, der mich nichts angeht?
    Wie handhabt ihr das?
    Ignorieren? Sache der Eltern?
    Oder sagt ihr dann was und weist auf notwendige Körperhygiene hin?

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • Also ich kann dich verstehen und würde es genauso machen!
    Sicherlich ist es die Aufgabe der Eltern, aber die kommen ihrer Aufgabe ja nicht nach. Wie du schreibst: andere riechen/sehen das ja auch!
    Ich habe auch schon mal einem Kind nahegelgt/erklärt, dass man sich morgens die Zähne putzt!
    Es ist auch eine Sache, wie man damit umgeht: so wie du es schilderst, machst du das ja nicht öffentlich! Somit müssen die Kinder ja nicht ihr Gesicht verlieren!

  • Ich finde es auch gut! Einmischen ist hier besser als Wegschauen! Du tust den Kindern damit etwas Gutes, zumal du diskret vorgehst.
    Von den Eltern lernen die Kinder die Grundbegriffe der Hygiene offensichtlich nicht - von wem also dann? Außerdem werden "Schmuddelkinder" sehr schnell abgelehnt und ausgestoßen, und das wollen wir Lehrer schließlich verhindern, wenn es irgendwie in unserer Macht steht.

  • Wenn es dich nichts angeht, wen denn dann überhaupt?


    In so einem Fall geht es mich immer an. Die Kinder haben sich ihre Eltern und Elternhäuser nicht ausgesucht und solange deine Hinweise die Kinder selbst nicht bloßstellen, bewahrt es sie eher vor Peinlichkeiten.


    Ich habe in einem sehr schlimm gelagerten Fall mit der Schulsozialarbeit und Jugendamt mit im Gespräch gehabt, da alles andere vergebens war.


    Viele Grüße

  • Ich habe auch so ein Kind. Sie hatte heute noch Reste der Schminke von Montag an Haaransatz und Händen! 8o Wenn es morgen immer noch so ist, werde ich da auch was sagen, unter 4 Augen.
    Mein Kleinster (1Jahr) ist auch sehr wasserscheu, mag absolut nicht in die Wanne. Darum wird er jeden Abend mkit dem Waschlappen gewaschen! Ich weiß nicht, warum manche Eltern da nicht drauf achten wie ihre Kinder in die Schule gehen! ?(

  • Natürlich solltest du eingreifen. Wir haben schließlich auch einen Erziehungsauftrag. Umfasst dieser nicht auch Hygiene und Sauberkeit? Ich habe auch mehrere solcher Kinder (Hauptschule). Das Mädel war zwei Jahre in meiner Klasse, beim Elternsprechtag die Mutter angesprochen, danach immer wieder das Mädel. Selbst als es nach einer Klassenteilung nicht mehr in meiner Klasse war, habe ich diesen Job weiter gemacht (dem neuen Klassenlehrer war das zu heikel).


    Wichtig ist es aber - wie du es ja auch gemacht hast, dass du das Kind nicht bloßstellst.

  • Krame den Thread mal hervor.


    WIE formuliert ihr ein solches Anliegen? ?(
    (Kind stinkt, wechselt höchstens 1mal die Woche Klamotten, manchmal auch Urin-Geruch, aber nicht ersichtlich, dass das Kind einnässt...)


    Also nehmen wir an, die Eltern kommen zum persönlichen Gespräch vorbei.
    Wie kann ich das höflich klar machen, ohne dass die Eltern sich persönlich angegriffen fühlen?
    Hat jemand Forumulierungsvorschläge?
    Danke :)

  • Ansätze waren damals bei mir folgende:
    Unterstellen, dass die Eltern sich auch Gedanken machen, es also bereits gemerkt haben und bestimmt auch mit so einer Anfrage gerechnet haben...
    Nett darauf aufmerksam machen, dass das Kind ja auch bestimmt nicht von anderen geärgert/ausgelacht/gemieden werden will.
    Vorschlagen, dass die morgendliche Wäsche (andere auch) doch, obwohl das Kind ja so selbstständig sein will, noch mal "überprüft" werden sollte.


    So hast du verschiedene Aspekte eingearbeitet:
    Gemeinsame Sorge um das Kind (Angst vor Mobbing) -
    gewollte Mitarbeit der Eltern -
    Eltern kümmern sich ja bestimmt schon, brauchen nur noch einmal Verstärkung.


    Worte könnten z. B. sein:
    trägt die Lieblingssachen sehr lange, Abwechslung wäre doch schöner...
    auf die eigene sehr gute Nase verweisend: fällt etwas auf, dass sie/er schon ein wenig nach Schweiß oder... riecht


    Wenn du die Eltern mit ins "Wir sorgen uns um das Wohlergehen-des-Kindes-Boot" holst, dann wird den Eltern das nicht unendlich peinlich sein, denn sie bemühen sich ja bestimmt schon selbst (das wirst du ihnen ja wohlwollend unterstellen), Brücken bauen hilft in einem solchen Gespräch sehr viel (wie eigentlich immer!).


    Ich wünsche dir viel Glück und verständnisvolle Eltern.


    Bei mir war der Elternkommentar dann (die Tochter war mit dabei): "Und ich hab dir doch gesagt, dass du dich morgens gründlicher waschen musst." Die Mutter hatte die Selbstständigkeit der Tochter überschätzt, ihre eigene Rolle aufs Mindeste reduziert und sich selbst aus der Verantwortung genommen (Ich hatte da doch so meine Zweifel...). Die Tochter hat in den Folgejahren immer sehr schnell auf einen leise geflüsterten Kommentar meinerseits reagiert - positiv!


    Wenn es ein Junge ist, dann ist die Sache noch einfacher, es scheint bei Jungen in einem bestimmten Alter (in der Pubertät ändert sich das meist sehr schnell) fast üblich zu sein, selbst die Unterwäsche nur am Wochenende zu wechseln. Dazu braucht es keine Vernachlässigung, denn in dem Alter steht man als Mutter ja wirklich nicht mehr daneben oder legt die Unterwäsche raus. Bei der "Kochwäsche" fällt dann der geringe Anteil von Kinderu-höschen auf. (Meiner ist seit einem Jahr aus der Nummer raus - wir haben immer wieder gerne den folgenden Witz erzählt - er hat ihn auch auf sich bezogen: Was kaufen Frauen im 7erö-Pack und Männer im 12-Pack? Unterhosen, bei den Frauen steht drauf: Montag, Dienstag, Mittwoch...; bei den Männern: Januar, Februar...)

  • Danke Boeing, für deine wertvollen Tipps!!


    Es ist in meinem Fall etwas schwieriger, da das Kind erst 7 Jahre ist.
    Aber ich werde mein Bestes versuchen! :)






    Zitat

    Original von Boeing
    Was kaufen Frauen im 7erö-Pack und Männer im 12-Pack? Unterhosen, bei den Frauen steht drauf: Montag, Dienstag, Mittwoch...; bei den Männern: Januar, Februar...)


    :D

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde auf jeden Fall die Eltern vor dem Kind ansprechen. Obwohl es natürlich darauf ankommt, wie alt das Kind ist. Solche Kinder hat man ja immer wieder mal. Wenn die Eltern nich tmitziehen, kann ein Erst- oder Zweitklässler nicht hinreichend alleine für seine Körperhygiene sorgen.


    Habe in meiner jetzigen Klasse auch ein Kind, das oft regelrecht stinkt. Eine Weile war es richtig schlimm. Habe die Eltern angesprochen, die meinten, sie duschen das Kind fast jeden Tag.
    Sie sind dann sogar zum Arzt gegangen und dabei kam raus, dass das Kind eine verschleppte eitrige, stinkende Ohrentzündung hatte. 8o
    Das war meines Erachtens nicht der einzige Geruch an dem Kind, aber es hat schon sehr viel ausgemacht, als das weg war. Außerdem wurde es durch das Ansprechen des Problems endlich behandelt.


    Melo

    Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die Schule.


    (Mark Twain)


    Auf dem Weg zur Weltherrschaft! :teufel:

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