Promotion und Seiteneinstieg?

  • hallo zusammen,
    ich hege schon seit langem das interesse an einer Dissertation.
    nun schlage ich den seiteneinstieg ein.
    kann man seiteneinstieg und gleichzeitig promotion machen?oder nach dem 2.stattsexamen promovieren?


    ich würde im bereich didaktik der informatik promovieren wollen.
    ich weiss nicht wie der erste schritt aussehen könnte. Kann man den seminarleiter darauf ansprechen?


    danke im voraus

  • (1.) Promovieren kannst Du, wenn die formalen Voraussetzungen erfüllt sind, immer, auch mit 65 noch. Du brauchst nur einen Professor, der Deine Arbeit betreut.


    (2.) Fragen kostet nichts, sprich also Deinen Seminarleiter ruhig an.


    (3.) Wenn Du nun den Seiteneinstieg planst, gilt: Du kannst parallel zum Ref (das machst Du doch? Stichwort "2. Staatsexamen"?), zur ersten Berufsphase oder auch später promovieren. Einschränkend wirken hier eventuell die Promotionsordnungen der Universitäten, aber in der Regel sollte es keine Probleme geben.


    Gegen dieses Verfahren spricht: (a) Deine realen didaktischen Erfahrungen könnten Dich - und zwar: je größer sie sind desto mehr - aus didaktischer Sicht unglaubwürdig machen. Klingt seltsam, entspricht aber den deutschen Karrierewegen und einer Belohnung von Unkenntnis und Inkompetenz mit Lehrstühlen, wie sie in D üblich ist. (b) Wichtiger: Du wirst eventuell bald feststellen, dass Du keine Zeit hast zu promovieren, während Du Deinen Quereinstieg machst.


    Für dieses Verfahren spricht andererseits: Deine realen Schulerfahrungen können direkt in die Dissertation eingehen. Hier ist eine strategisch kluge, auf keinen Fall (!!!) zu ambitionierte Themenwahl gefragt. Dazu kommt, dass Du gerade im Ref ohnehin mit didaktischer Forschung zu tun haben wirst. Auch dies lässt sich evtl. ausnutzen.

  • Zitat

    Original von unter uns
    Deine realen didaktischen Erfahrungen könnten Dich - und zwar: je größer sie sind desto mehr - aus didaktischer Sicht unglaubwürdig machen. Klingt seltsam, entspricht aber den deutschen Karrierewegen und einer Belohnung von Unkenntnis und Inkompetenz mit Lehrstühlen, wie sie in D üblich ist.


    Also ich weiß nicht. Immer dieses verbale Gekeule gegen die Wissenschaft. Das spricht meiner Ansicht nach für Unkenntnis dessen, was ihre Aufgabe ist: Praxis beschreiben, analysieren, Verbesserungswege aufzeigen. Ob die realistisch bzw. in der aktuellen Situation umzusetzen sind, ist ne ganz andere Sache. Und dafür bist du als Lehrkraft verantwortlich, dafür hast du studiert. Soviel Selbstbewusstsein, Selbstreflexion und fachliche Expertise sollte man als Lehrer eigentlich besitzen, dass man sich nicht immer muksch in den Klassenraum zurückzieht, wenn einer mal am Unterricht, am System Schule etc. rumkrittelt (weil er das muss, weil der wissenschaftliche Betrieb das verlangt). Und nur weil jemand nicht selbst 25 Jahre lang unterrichtet hat, macht ihn das noch lange nicht zu einem unglaubwürdigen Wissenschaftler, denn es kann durchaus hilfreich sein, sich die ganze Praxis auch mal von außen anzuschauen, ohne immer mit ein / zwei Beinen selber drinzuhängen.

  • :rolleyes: Okay, okay, ich gebe zu: Ich habe meine Ressentiments nicht unter Kontrolle. Vielleicht liegt's am politischen Aschermittwoch.


    Aber der Klarstellung halber: Ich beurteile "die" Wissenschaft nicht aus der Festung des Klassenraums heraus, sondern aus jahrelanger Innenansicht wissenschaftlicher Arbeit (die, Gott sei Dank, nun hinter mir liegt). Man muss also nicht ein von Angst geschüttelter Lehrer sein, um mangelnde Praxiserfahrung von didaktischen Lehrstuhlinhabern als Defizit zu sehen.


    Zitat

    meiner Ansicht nach für Unkenntnis dessen, was ihre Aufgabe ist: Praxis beschreiben, analysieren, Verbesserungswege aufzeigen. Ob die realistisch bzw. in der aktuellen Situation umzusetzen sind, ist ne ganz andere Sache.


    Verbesserungswege aufzeigen, die nicht umsetzbar sind? Und das auch noch als zentrale Aufgabe? Vielleicht als Selbst-Aufgabe.


    Aber was war das Thema? Promotion? Warum nicht?

  • Ich weiß jetzt nicht, wie genau der Seiteneinstieg in NRW aussieht, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich neben meines Direkteinstiegs in Ba-Wü vor 5 Jahren auch noch promovieren hätte wollen, wird mir schlecht.
    An Freizeit war damals überhaupt nicht zu denken, geschweige denn an etwas außerhalb des Unterrichts bzw. der Unterrichtsvorbereitung.


    Wer's schafft, Hut ab. Mich hätte es definitiv in den Wahnsinn getrieben.


    Viele Grüße
    Super-Lion

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