• Hallo!


    Bei uns an der Schule ist nächste Woche Elternsprechtag. Da ich die Kinder erst seit zwei Monaten kenne und auch nur 11 Stunden in der Klasse unterrichte (bin aber Klassenlehrerin), kann ich nicht unbedingt zu jedem Kind einen 10-minütigen Monolog halten (auch wenn manche Eltern das gerne hätten) ;-). Nun überlege ich, wie ich in das Gespräch einsteige, damit es auch wirklich ein GESPRÄCH ist und ich nicht die ganze Zeit alleine reden muss.
    Im Referendariat wurde uns z.B. empfohlen, für Deutsch verschiedene Kärtchen vorzubereiten (auf einem stand z.B. "Lesen", auf einem "Rechtschreiben" usw.). Die Eltern sollten sich ein Kärtchen rausgreifen und sich dazu äußern. Dadurch erfuhr man als Lehrer, wie die Eltern ihre Kinder so einschätzen und man konnte daran anknüpfen bzw. im Anschluss daran seine Meinung äußern.
    Ich fand die Idee zwar gut, denke mir aber, dass es bei manchen Eltern bestimmt komisch ankommt, wenn sie so unvorbereitet "ausgefragt" werden. Ich weiß, dass es auch viele redselige Eltern gibt, die einen am liebsten eine Stunde lang vollquatschen würden, aber man muss ja auch an die anderen denken.
    Ist es vielleicht am besten, man fragt die Eltern konkret, was sie wissen möchten?
    Wie geht ihr denn so vor? Schildert ihr zuerst den Gesamteindruck (Verhalten, Mitarbeit) und erzählt dann zu jedem einzelnen Fach etwas?



    Viele Grüße
    SchafimWolfspelz

  • Meine Einstiegsfrage lautet "Wie kann ich Ihnen helfen?" Damit gibst du die Verantwortung fürs Gespräch ab und du musst nicht raten, was die Eltern interessieren könnte.


    Ich lege mir zu jedem Schüler eine Karteikarte zurecht, auf dem die mündliche und schriftlichen Noten und die Halbjahresnote notiert sind, dazu ein Gesamteindruck bzw. Auffälligkeiten, die ich gerne besprochen hätte. Wenn ein Kind fleißig ist und alles ordentlich macht, dann notiere ich mir das auch und sage das den Eltern (frage mich andererseits innerlich, warum die Eltern mich überhaupt sprechen wollten). Zusammengefasst: die Eltern wollen mich sprechen, also sollen sie mir auch den Grund dafür verraten.


    Wegen des Zeitproblems: Mach dir eine Liste mit 10-Minuten-Terminen und verteile den angemeldeten Eltern nur einen solchen Termin (Pausen nicht vergessen!). So gibst du möglichst vielen Eltern die Gelegenheit dich kennenzulernen, aber vertrödelst nicht die Zeit mit unnötigem Kaffeeklatsch.


    À+

  • Versuche dich, in die Lage der Eltern hineinzuversetzen (wenn du noch keine schulpflichtigen Kinder hast :D ).


    Es mag sein, dass du keine Monologe halten möchtest, ich möchte als Eltern aber auch nicht ausgefragt werden. Gerade im Grundschulbereich sind Eltern daran interessiert, wie sich ihre Kinder im Unterricht verhalten. Zuhause kennen sie sie ja. Ich kenne da ja die Eltern- und auch die Lehrerseite, aus meinem Bekanntenkreis bekomme ich da auch reichlich Rückmeldung, ich denke, du solltest erst einmal ein Informationsbedürfnis der Eltern befriedigen.


    Um dem Gespräch Struktur zu verleihen, erarbeite ich einen passenden Beobachtungsbogen. Den fülle ich für jedes Kind aus und vermerke darauf auch Besonderheiten oder was mir so auffällt. Das nutze ich als Gesprächsgrundlage und schreibe auch Vereinbarungen mit Eltern darauf. Zum zweiten Sprechtag im Schuljahr nutze ich dann den gleichen Bogen und kann Entwicklungen darauf sehen, außerdem kann man so besser an vergangene Gespräche anknüpfen.


    Praktisch sind diese Bögen dann auch bei den Berichtszeugnissen. Im vierten Schuljahr ergänze ich dann den Beobachtungsbogen um die Schullaufbahnempfehlung und alle Beteiligten unterschreiben darauf. So gibt es dann im nachhinein keine Missverständnisse.


    Viele Grüße

  • Das klingt super - und irgendwie koordinierter als bei mir. Würdest du uns deinen Bogen mal vorstellen?
    Ich habe inzwischen xxx Bögen, weil ich sie immer wieder überarbeitet habe, das eine war dann zuviel, bei dem anderen waren dann wichtige Dinge nicht dabei. Irgendwie bastle ich jedes Jahr nen neuen...


    Ich mache das so, dass ich zunächst die Eltern frage, ob sie etwas auf dem Herzen haben damit wir das gleich besprechen können (damit es nicht gegen Ende des Gespräches untergeht) und anschließend erzähle ich eben etwas zum Arbeits- und Sozialverhalten und den einzelnen Fächern. Wichtig ist mir auch, dass ich gerade bei meinen "Spezies" auch Dinge hervorhebe, die schon richtig gut klappen!

  • Bei Bedarf kann ich den Bogen gern mailen, es ist aber nix Besonderes.


    Ich erstelle übrigens auch immer wieder neu, da sich auch Schwerpunkte verändern. Jetzt habe ich ein erstes Schuljahr mit allen Hauptfächern, vorher war ich in Klasse vier, aber auch nur mit wenigen Stunden usw.


    Ich versuche also mal zu erläutern:


    Die Hauptpunkte sind bei mir im ersten Schuljahr


    1. Arbeitsverhalten
    2. Sozialverhalten
    3. Feinmotorik
    4. Sprache
    5. Lernbereiche


    Zu jedem Bereich gibt es entsprechende Unterpunkte, beim Arbeitsverhalten bsp. Ausdauer, Ausführung der Arbeiten, Konzentration, Selbständigkeit, Interesse, Arbeitstempo...


    Dahinter gibt es Ankreuzmöglichkeiten (vier Kategorien von ++ bis --) und etwas Platz für Notizen.


    Ich arbeite sehr gern mit diesen Bögen, ich kann daran erstens eine Entwicklung besser festmachen und für Eltern ist eine größere Transparenz vorhanden. Auf Wunsch können Eltern auch eine Kopie bekommen. Weiterhin ist es eine große Hilfe beim Zeugnisschreiben. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass es für mich weniger Arbeit ist, die besser strukturiert ist.


    Viele Grüße

  • Tintenklecks,


    das hört sich sehr interessant an! Da ich auch noch "neu im Geschäft" bin hätte ich großes Interesse daran, den Bogen zugemailt zu bekommen. Natürlich nur wenn es dich nicht stört.


    Liebe Grüße
    Maren

  • Nö, kein Problem, ich maile die den Bogen gern :).
    Schick mir einfach deine Emailadresse.


    Ich fände es auch toll, Verbesserungsvorschläge zu bekommen.


    Liebe Grüße

  • Zwei Sachen die ich ganz gut finden an diesen Mammutelternsprechtagen (habe ich zum Glück grad nicht ;) :(


    Eine Eieruhr
    Eine Schachtel mit Schokolade


    Die Eieruhr habe ich immer gestellt (wir hatten 15 Minuten Sprechzeit) nach 2/3 der Zeit, das verbleibende 1/3 haben wir noch mal zusammengefasst und Vereinbarungen fixiert (wenn nötig) ansonsten durften die Eltern noch was sagen. Damit war klar die Zeit abgegrenzt denn manche Eltern juckt es überhaupt nicht, wenn schon 3 andere an die Tür klopfen und man 234 mal sagt, dass man nun einen neuen Termin hat


    Schokolade habe ich immer den Eltern angeboten und zudem für eine nette Atmosphäre gesorgt (kleines Blümchen auf den Tisch, Tischdeko oder Kerze oder so). Das kam bei allen Eltern sehr gut an, auch bei denen die z. B. keine Schoki essen aber das lockerte alles etwas auf.


    Alles andere haben meine Vorrednerinnen schon geschrieben.

  • Hallo Tintenklecks...ich habe dir gerade eine Email gesendet...ich hoffe sie ist angekommen...


    lg, monster

  • Also, liebe Tintenklecks, hatte deinen Bogen heute ja schon gleich eingesetzt und er war echt Gold wert! Danke! Meine Lieblingskollegin, der ich ihn gestern zeigte war auch begeistert!
    Habe ihn insofern umgewandelt, dass ich ihn auf Querformat umgedreht habe und eine große Spalte mit "Bemerkungen" hinzugefügt habe. :)

  • So, ich habe den Beobachtungsbogen verschickt und hoffe, dass ich niemanden vergessen habe, sonst bitte melden :) .


    Ich bin mit meinem Elternsprechtag erst wieder im April dran, vielleicht gibt es bis dahin Anregungen, was man noch verändern müsste.


    Viele Grüße

  • Hallo noch mal,


    die Idee von Tintenklecks finde ich gut. Ich bin gerade dabei, eine Art Konzept für den Elternsprechtag zu schreiben, merke dabei aber, dass es schwierig ist, in einem Gespräch die Punkte so nacheinander abzuhandeln.
    Man möchte den Eltern doch auch seinen Gesamteindruck mitteilen.


    Was haltet ihr daher von folgender Vorgehensweise:


    Zuerst berichten, was einem an dem Schüler positiv aufgefallen ist (aus allen Bereichen).
    Dann erzählen, was einem eher negativ aufgefallen ist und den Eltern sagen bzw. gemeinsam mit Ihnen überlegen, wie an den "Problemfeldern" gearbeitet werden kann.


    Dies würde aber bedeuten, dass man die einzelnen Punkte miteinander vermischt bzw. zwischen ihnen hin- und herspringt.


    Manchmal würde ich halt auch gerne einen Zusammenhang zwischen zwei Punkten herstellen. Ein Schüler, der beispielsweise still und interessiert dem Unterricht folgt (=Verhalten), verliert plötzlich beim selbständigen Tun (=Arbeiten) die Lust / Motivation.

  • Ich starte jetzt nicht einen neuen Fred, weil es ja doch hiermit zusammenhängt.


    Wir haben demnächst auch wieder Elternsprechtag und ich benutze auch ein Raster für jedes Kind (hier aus dem Forum :D).
    Nun stellt sich aber die Frage, wie dokumentiert werden soll:
    - extra Protokoll schreiben?
    - Bogen in die Akte?
    - Extra Zettel mit Vereinbarungen, Zielen zusätzlich zum Raster in die Akte?
    Bei den Mammut-sprechtagen ist halt nicht so viel Zeit, um zwischendurch (in ordentlicher Schrift oder PC) zu notieren - aber andererseits will ich mich auch nicht stundenlang abends noch hinsetzen und tippen...


    Wie macht ihr das?
    Bzw. nutzt ihr ansonsten ein andere Vorlage als "nur ankreuzen"? Was dann gleich abgeheftet werden kann?

  • Musst du denn ein Protokoll oder sowas schreiben?


    Ich handhabe es inzwischen so:
    Für meine eigene Vorbereitung habe ich einen Bogen, indem ich so die wichtigsten Dinge ankreuze und ggf. noch was per Hand dazu schreibe.
    Unten ist noch ein wenig Platz für "Bemerkungen" - teils Hinweise an die Eltern, teils Fragen.


    Am Elternsprechtag habe ich den SUPERTIPP von einer Kollegin bekommen: Lass erstmal die Eltern schildern, wie sie ihr Kind aktuell wahrnehmen (evtl. auch gezielt in Bezug auf die Schule - dann kann man sich sehr, sehr viel Redeanteil sparen (diesen Tipp kann man sich echt in Gold einrahmen - mein diesjähriger Sprechtag war deswegen viel entspannter!).
    Wenn die Eltern dort m.E. etwas für mich sehr wichtiges erwähnen, schreibe ich das fix als Stichwort auf die Rückseite meine Ankreuzbogens.
    Sonst ergänze ich meist oft nur noch den EIndruck, den die Eltern haben. Spezielle Vereinbarungen (die ja meist recht einfach sind) notiere ich mir schnell während des Gesprächs unter "Bemerkungen" - auf ordentliche Schrif tkommt es mir da nicht an.


    In die Akten tue ich die Sachen nicht, da ich ja auch nicht zu irgendeiner schrifltichen Kommunikation gezwungen bin. Ich habe für jedes meiner Kinder eine kleine Mappe, wo ich alles für mich privat (!) ablege, welche ich auch daheim habe.

  • Also wenn ich als Mutter so ein Kärtchen nehmen und dann ein passendes Statement abgeben sollte, käme ich mir -ähum- verschaukelt vor.


    Zur Lehrkraft gehe ich, wenn mein Kind ein Problem hat oder ich mir einfach einen Eindruck verschaffen will, ob mein Kind sich wohlfühlt und ob es die Erwartungen erfüllt. Diese Beobachtungsbögen im Primarbereich fand ich schon irgendwie beeindruckend, aber wegen mir hätte das nicht so formalisiert ablaufen müssen. Man kriegt auch so rasch heraus, ob man über dasselbe Kind redet.


    Was mich schon ein paarmal nervte, war, wenn die guten Leistungen mal schnell vom Tisch gewischt wurde, damit man ganz schnell zu all dem kommen konnte, was nicht in Ordnung ist, und das dann mächtig breitgetreten wurde und ich mit vielen guten oder weniger guten Ratschlägen versorgt wurde.


    Ich finde den Ansatz, erst das Positive zu nennen und dann gemeinsam zu überlegen, was man an eventuellen Problemen tun kann, am besten.


    Oft hat ein kurzes Gespräch mit einem Lehrer schon als vertrauensbildende Maßnahme gewirkt und meinem Kind das Leben deutlich leichter gemacht.


    Merke ich umgekehrt auch, wenn Eltern zu mir in die Sprechstunde kommen. Ich kann den Schüler danach etwas besser einschätzen.


    Ich versuche immer, einen positiven Ansatz zu finden. Meist gelingt es mir aber nur deshalb, weil die Eltern der wirklich problematischen Schüler gar nicht erst kommen.

  • Zitat

    Original von Piksieben
    Also wenn ich als Mutter so ein Kärtchen nehmen und dann ein passendes Statement abgeben sollte, käme ich mir -ähum- verschaukelt vor.


    Was denn für ein Kärtchen? Habe ich das irgendwo überlesen?
    Ich finde es auch sehr wichtig, dass man unbedingt das positive betont.


    Beispiel: Ich hatte letzte Woche ein Elterngespräch, wo wir ca. 2 Minuten über das Positive gesprochen haben, und die restlichen 28 Minuten über Problembereiche (weil das auch wirklich notwendig war). Da habe ich auch am Ende noch mal extra betont, dass wir uns nun solange über mögliche Problemlösungen unterhalten konnten, weil bereich XY wirklich super sind und wir da nichts zu verbessern haben. Sie sollten aber bitte auch das Positive im Kopf behalten, auch wenn man nach solchen Gesprächen dazu neigt nur noch das Negative zu sehen.

Werbung