Anfängerfehler, Best practice,wichtige Tipps (erstes Unterrichtsjahr)

  • Hallo,


    ich wollte hier einfach mal einen thread aufmachen und Tipps sammeln. Ich habe als Nicht-Lehrer diesen Sommer den Sprung ins kalte Wasser gewagt und bin per Seiteneinstieg (also ohne Staatsexamen, ohne Ref) als Lehrer an eine Schule gekommen. Das bringt natürliche viele Schwierigkeiten mit sich (auch und insbesondere für die Schüler, die nun keinen ausgebildeten und erfahrenen Lehrer vor sich haben, aber das sollte an anderer Stelle diskutiert werden) und ich habe festgestellt, dass es viele "typische" Anfängerfehler gibt, die sich vermeiden ließen, wenn man sie denn kennen würde. Ausserdem gibt es viele kleine Tipps, die einem das Leben sehr erleichtern können.


    Deswegen wollte ich hier einfach mal ein paar (möglichst praxisrelevante) Tipps sammeln.


    Ich mache mal den Anfang mit den Sachen, die mir spontan einfallen:



    1. Man sollte auch oder insbesondere auch Schüler im Unterricht drannehmen, die sich nicht melden oder die schwächer sind. Selbstredend nicht, damit sie sich blamieren, sondern um sie (fragend-entwickelnd) zu fördern und Schritt für Schritt dazu zu bringen mitzudenken, selbst zu denken und am Ende ein Erfolgserlebnis zu haben. Man neigt am Anfang immer dazu, die Leute dranzunehmen, die sich (immer) melden.


    2.Man neigt am Anfang dazu, zu nachgiebig zu sein (oder inkonsequent) und erwartet dafür evtl. auch noch Dank (z.B. Exen verschieben oder "freundlicher werten"). Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man sich danach so verhält, wie eigentlich nötig und geplant, empfinden es die Schüler als ungerecht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie Regeln und Gewohnheiten trotz anfänglichem Murren und Meckern recht bald einspielen, akzeptiert werden und den Schülern sehr helfen, weil sie wissen, woran sie sind. Also lieber konsequent sein, aber helfend zur Seite stehen.


    3. Man neigt am Anfang dazu, sich für eine Stunde zu viel vorzunehmen oder zu schnell voranzuwollen. Meist führt das zum gegenteiligen Resultat, beide Seiten sind frustriert und am Ende dauert alles viel länger. Also lieber reduzieren (soweit eben möglich), Schritt für Schritt und langsam und kontinuierlich vorgehen, das zahlt sich am Ende aus und die Schüler sind motivierter.


    4. Lehrer verbingen ebenso wie Eltern viel zu viel Zeit mit Ermahungen als mit Bestärkungen, ebenso wie "böse" (ergo unruhige ;) ) Schüler meist wesentlich mehr im Vordergrund stehen als die Braven. Ich habe festgestellt, dass Lob (und teilweise extrinsische Anreize, ich gebe es zu, wie z.B. eine Highscoreliste oder Lobesbriefe nach Hause bei sehr guter Mitarbeit) Wunder wirken und ganze Klassen zu emsiger Mitarbeit bringen können.


    5.Es ist absolut hilfreich, sich mal in Schülerperspektive zu begeben. wenn man erst mal wieder in einem 1 1/2 stündigen Vortrag sitzt, bei dem der Referent erst über verschiedene Lernkanäle doziert, um dann fast ausschliesslich den auditiven Kanal anzusprechen, man merkt, wie schwer es sit so lange zuzuhören, nicht über die lustigen Grimassen der Banknachbarin zu kichern, dann wie der Referent ob der Unruhe und der eigenen Unzufriedenheit immer schneller vorangeht, um wenigstens viel Stoff reinzukriegen, wie man sich fühlt, wenn man an die Tafel gerufen wird, usw. Ich habe als umgekehrte Situation meine Schüler bei einem Referat öfter die Klasse "leiten" lassen, die waren ganz schön erstaunt, wie laut die Leute alle sind und genervt davon, wie lange es dauert bis alle ruhig sind ;)




    Nun ja, alles keine neuen Erkenntnisse, die Theorie ist eben doch leider einfacher als die Praxis. Auch wenn man geneigt ist am Anfang auszurufen "hey, das ist doch alles selbstverständlich!" klappt es, nach meinen Beobachtungen, nicht bei allen einwandfrei.


    Vielleicht habgt Ihr aber noch Tipps!?


    Ich freue mich!

  • Schönes Thema.


    Mein erster Tipp: Unbedingt zügig die Namen lernen und dann nach jeder Stunde mündliche Noten eintragen. Es vermeidet beim Besprechen der Noten unnötige Diskussionen, wenn man nach eigener Aktenlage benoten kann. Wenn das mit den Namen noch nicht so klappt, dann am Ende der Stunde die Anwesenheit abfragen, und wenn der / die S. sich meldet, eben keinen Anwesenheitsstrich machen, sondern eine Note / ein Zeichen für die heutige Mitarbeit.


    Mal sehen, was mit noch so einfällt.

  • Wieso fragend-entwickelnd? Nutz doch schüleraktivierende,- motivierende Methoden des selbstständigen lernens im Unterricht. Dann braucht sich kaum noch ein Schüler zu melden, da sie sich gegenseitig helfen und unterstützen. Zumindest in der Theorie ist das immer ganz nett.


    Plane den Unterricht sorgfältig, spontane Unterrichtsstunden kommen selten gut an.
    Transparenz in der Notengebung ist auch wichtig.
    Fördern und Fordern - Binnendifferenzierung, damit niemand sich langweilt, aber dabei helfen ja die obenerwähnten Methoden.


    Konsequent sein, aber das sagtest du ähnlich bereits selber.


    Grüße
    Peter

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