Nachteilsausgleich

  • Hallo,


    ich hätte eine Frage zum Nachteilsausgleich. Mehrere meiner Schüler haben aufgrund von LRS Nachteilsausgleich in Form einer Arbeitszeitverlängerung. Die Umsetzung gestaltet sich aber nicht gerade einfach. Laut Konferenzbeschluss dürfen diese Schüler bei Arbeiten 15 Minuten länger schreiben. Die Frage ist: wie realisiert man das so, dass es wirklich für die Schüler eine Hilfe ist? Im Moment gestaltet sich die Lage folgendermaßen:
    Da meine Stunden nicht vor einer großen Pause liegen und ich im Anschluss selbst immer Unterricht habe, nehme ich die betreffenden Schüler nach der Arbeit mit (wobei es z.T. sehr schwer ist, Kontakte mit Mitschülern im Gewühl der Pause wirklich zu verhindern) und setze sie in ein Nebenzimmer des Sekretariats - in der Hoffnung, dass der Schüler nicht täuscht, da eine echte Beaufsichtigung nicht erfolgen kann. Wirklich ruhig ist es dort auch nicht, aber andere Räumlichkeiten stehen nicht zur Verfügung. Ich frage mich auch, ob dieser Nachteilsausgleich nicht im Grunde Augenwischerei ist, zumindest so, wie er bei uns umgesetzt werden kann. Die Schüler werden zwangsläufig in der Arbeit unterbrochen, es entsteht für sie Unruhe etc. Ich überlege jetzt, in Zukunft eher Aufgabenreduktion als Nachteilsausgleich vorzunehmen. Wie löst ihr diese Probleme?


    Grüße Eugenia

  • wenn die stunden nicht vor einer pause liegen, liegen sie ja evtl. nach einer pause? wäre es eine option, sie eher beginnen zu lassen? dann müsstest du halt irgendwie noch sicher stellen, dass sie trotzdem noch ihre auszeit haben...


    so oder so fände ich eine aufgabenreduktion auch sinnvoller... man muss ja auch im kopf haben, dass die kinder nicht einfach länger brauchen, sondern dass sie sich noch ganz anders anstrengen müssen als die übrigen kinder.

  • So wie ihr das handhabt, wäre es bei uns auch schwierig zu organisieren. Wir berücksichtigen LRS in der Notengebung. D.h. Arbeiten werden um eine viertel bis halbe Note heraufgesetzt.

    • Offizieller Beitrag

    Wir suchen uns eine(n) Kollege(i)n.der /die freundlicherweise die Aufsicht übernimmt.
    Da ist dann auch mal ein Raumwechsel nicht ganz vermeidbar.
    Anders lässt sich das oft nicht organisieren, und beschwert hat sich noch niemand !


    P.S. So manches Mal haben die betroffenen Schüler von sich aus relativ früh abgegeben. Das gibt mir dann immer zu denken 8o

  • @ Antigone: ich bin grundsätzlich auch eher dafür, z.B. bei LRS-Schülern die mündliche Note stärker zu gewichten, uns wurde aber gesagt, dass in Hessen zunächst die Möglichkeit des Nachteilsausgleichs voll ausgeschöpft sein muss, bevor dies zulässig ist.


    @ Friesin: dass betroffene Schüler früher abgeben, ist mir auch schon mehrfach passiert. Oft habe ich den Eindruck, dass auch bei LRS-Schülern das Problem gar nicht darin besteht, zu wenig Zeit zu haben. Viele dieser Schüler haben im Lauf der Zeit starke Panik vor schriftlichen Arbeiten entwickelt, die auch 15 Minuten länger - vll. auch noch mit Unruhe durch Raumwechsel - nicht beheben.


    Zur Aufgabenreduktion: muss da grundsätzlich eine Festlegung erfolgen (z.B. der Schüler hat generell nur 3/4 der Aufgaben zu bewältigen), oder kann ich das von Arbeit zu Arbeit festlegen?

  • Ich halte die Aufgabenreduktion bei LRS-Schülern für eine heikle Klamotte. Die Aufgaben einer Arbeit entsprechen doch verschiedenen Kompetenzniveus und bauen (oft) aufeinander auf. Ich hätte Probleme damit, einem Schüler einen Teil der Aufgaben zu erlassen oder generell die Note anzuheben.
    Wir lassen die Bewertung (Bepunktung) der Rechtschreibleistung außer Acht (die Note berücksichtigt aber die gleichen Prozentränge aber eben bei unterschiedlicher Gesamtpunktzahl).
    Wir lesen die Aufgabenstellung vor.
    Wir lassen Hilfsmittel (Duden...) zu.
    Wir lassen mehr Zeit (die oft auch nicht genutzt wird!)


    LRS-Schüler sind nicht dümmer, können also die Aufgaben lösen, das Verständnis der Aufgaben ist bedingt durch die Lesehindernis schwieriger, dabei kann man helfen (durch eigenes Vorlesen). Die rechtschreibliche Gestaltung (nicht die sprachliche insgesamt) von freien Texten (Aufsätzen) ist schwieriger (deshalb die Hilfsmittel, mehr Zeit).


    Um die Zeitverlängerung organisatorisch zu optimieren, plane ich die Arbeiten entweder in Doppelstunden (auch wenn danach ein anderes Fach von mir in der Klasse dran ist) oder frage die nachfolgende Fachlehrerin, ob die Schülerin XY noch länger schreiben darf. Das ist meist recht unproblematisch (manchmal ist auch der Nebenraum frei, dann darf sich XY dorthin setzen).

  • "Um die Zeitverlängerung organisatorisch zu optimieren, plane ich die Arbeiten entweder in Doppelstunden (auch wenn danach ein anderes Fach von mir in der Klasse dran ist)"


    Geht leider am Gymnasium so kaum, ich habe die Klasse nur in einem Fach.



    "manchmal ist auch der Nebenraum frei, dann darf sich XY dorthin setzen"


    :D Derzeit haben wir 99 % Raumauslastung, Unterricht findet sogar in eig. nicht regulär dafür vorgesehenen Räumen (Bibliothek, Filmraum etc.) statt.

  • Der freie Nebenraum:
    a) die eigentliche Klasse hat Sport, Chemie, Bio, Musik o.ä.
    b) der Nebenraum ist bei mir auch mal der Informatikraum, der Medienraum

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