Tägliche Dosis Lehrerbashing gefällig?

  • Das sind ja wieder mal buchstäblich reizende Textchen :)
    Schon den neuen Stern gelesen? Ich nicht und die Ausgabe ist wohl auch noch nicht online, aber ich hörte heute, dass darin eine Studie zum Einkommen der Deutschen dargeboten wird: Die faulen, unqualifizierten, inkompetenten (Gymnasial-) lehrer sind unter den Top 20. Da geht sicher wieder ein Aufschrei durch´s Land!

  • Das ist doch Kaffesatzleserei...
    Da steht was von 4010 Euro (40 J. Gymn.lehrer) In Bayern bekäme sojemand A 13 Stufe 9, macht laut Tabelle vom März 2009 3.799,47 Euro. Ich glaube nicht, dass es inzwischen soviel mehr gibt...


    Im Übirgen : Bei anderen Berufes steht da ja auch eher Schwachsinn: Anwälte 4800 Euro. Ich kenne welche , die deutlich unter 4000 verdienen...


    Gastronomieinhaber 2400... (Ist klar, da gibt es ja überhaupt keine Unterschiede, wir nehmen einfach den Schnitt,doer was?...)


    http://www.stern.de/wirtschaft…752-e332be5f8c0af852.html


    http://www.stern.de/wirtschaft…752-eaad1d372f5f3b30.html


    Fazit: Das Gehalt des Gymnasiallehrers weicht noch am geringsten von der Wahrheit ab.


    Gruß
    Anna

  • Steht schon viel Schwachsinn, das stimmt... Grafiker/Designer vor Elektroingenieur? Niemals!


    allerdings glaube ich schon, dass das Gymnasiallehrergehalt unter den Top 20 ist... vor allem wenn man bedenkt was netto übrig bleibt... schon nicht schlecht ;)
    Allerdings geht mir das Lehrerbashing auch auf den Keks... versteht nicht, warum es noch kein Banker-Bashing in diesem Ausmaß gibt...

  • Bei der ganzen Diskussion um den Verdienst von Lehrern stört mich, dass nur sehr selten zwischen Beamten und Tarifbeschäftigten unterschieden wird. Ist mit dem im Stern erwähnten "Gehalt" wirklich das Gehalt eines nach TV-L beschäftigten Lehrer gemeint oder wird es einfach synonym zu "Bezüge" verwendet? Man weiß es nicht.

  • Das Irreführende an diesen Tabellen ist, dass ich glaube, dass es sich wie oben schon erwähnt bei der freien Wirtschaft wohl nur um "Tarifgehälter" handelt (weiß das vielleicht jemand genau)?
    Da alle wirklich gut bezahlten Leute in der Industrie Außertarifler sind, entsteht so wahrscheinlich eine "optische Schieflage".....

  • Zitat

    Original von Schneemann
    allerdings glaube ich schon, dass das Gymnasiallehrergehalt unter den Top 20 ist... vor allem wenn man bedenkt was netto übrig bleibt... schon nicht schlecht ;)


    Abzüglich Krankenversicherung...


    Zitat

    Allerdings geht mir das Lehrerbashing auch auf den Keks... versteht nicht, warum es noch kein Banker-Bashing in diesem Ausmaß gibt...


    Die haben halt ein ganz anderes Selbstbewusstsein (könnten wir uns eine dicke Scheibe von abschneiden):
    Blankfein (Chef von Goldman Sachs)
    "Ich bin bloß ein Banker, der Gottes Arbeit verrichtet."

    http://www.ftd.de/unternehmen/…gottes-werk/50034852.html


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Nee, dass sind keine Tarifgehälter (nicht alle!)... es gibt z.B. keine Tarifgehälter für Designer oder Künstler und die meisten Berufe die da erwähnt sind. Viele sind sogar selbständig, die dort befragt worden sind.

  • Ja abzüglich KV...aber wieviel wird das schon sein? Die meisten (Singles) berichten was von ca. 200 Euro... bleibt immer noch ne ganze Stange Geld übrig... aber das ist ein anderes Thema... bitte rechnet euch nicht arm, zumindest nicht, wenn ihr Beamte seid...

  • Also laut http://oeffentlicher-dienst.info/ komme ich bei A13 Stufe 5 mit Krankenkassenabzug von 250 Euro auf letztendlich 2518 Euro netto... ein Nicht - Beamter müsste im Monat ca. 4500 verdienen um auf das gleiche Netto zu kommen...wen wundert's dass es da in den letzen Jahren keine Gehaltssteigerungen gab... 4500 Euro für jemanden Ende 20? Klar das gibt's auch in der Wirtschaft, allerdings sind das dann die absolut begehrten Jobs und auf alle Fälle die Top 10, von denen die Rede war. Und der Gymnasiallehrer gehört gehaltsmäßig dazu. Immer noch. Ich finde es gut, dass es so ist und es würde vielen gut stehen, dass einfach mal so hinzunehmen. Warum soll ich mich dafür rechtfertigen, eines Tages gut zu verdienen? Ich will mich nicht rechtfertigen und ich rechne es auch nicht klein, das wäre ein Schlag ins Gesicht gegenüber der akademischen Allgemeinheit, die oft unterdurchschnittlich verdient...und ich rede nicht nur von meinen Künstlerkollegen, sondern auch von Juristen, BWL'ern, etc...
    Außerdem ist es doch das Selbstbewusstsein, von dem du geredet hast, oder?


    Nix für ungut!
    Schneemann

  • Zitat

    Und der Gymnasiallehrer gehört gehaltsmäßig dazu. Immer noch. Ich finde es gut, dass es so ist und es würde vielen gut stehen, dass einfach mal so hinzunehmen. Warum soll ich mich dafür rechtfertigen, eines Tages gut zu verdienen? Ich will mich nicht rechtfertigen und ich rechne es auch nicht klein, das wäre ein Schlag ins Gesicht gegenüber der akademischen Allgemeinheit, die oft unterdurchschnittlich verdient...und ich rede nicht nur von meinen Künstlerkollegen, sondern auch von Juristen, BWL'ern, etc... Außerdem ist es doch das Selbstbewusstsein, von dem du geredet hast, oder?


    Schneemann,
    natürlich ist es gut, dass es so ist - neben anderen mit meinem Beruf verbundenen Faktoren ist dies ein Aspekt, der mich auch immer wieder auf´s Neue motiviert.
    Und nein, man muss sich nicht rechtfertigen, also rede dir bloß nichts ein, ich jedenfalls habe mich noch nie explizit dafür gerechtfertigt, bin mir aber der abgeschossenen Spitzen von jedermann, der meint, was zum Berufsfeld "Lehrer" zu sagen zu haben, bewusst. Dass jedermann meint, was Gescheites dazu sagen zu können, weil er/sie ja auch selbst mal ´ne Schule von innen gesehen hat, juckt mich inzwischen auch nicht mehr groß.
    Ich ziehe Kritik an meinem Job (u.a. auch bei Genörgle über´s "zu hohe" Gehalt) gern ein bisschen ins Lächerliche und sage dann ironische Sachen wie: "Hättest den Job ja auch machen können! Warum hast du das denn eigentlich nicht getan, wenn du meinst, dass er so klasse ist?"
    Darauf hat meist kaum jemand was Fundiertes zu wechseln bzw. derjenige redet sich um Kopf und Kragen und raus kommt zumeist, dass man eh keinen Nerv auf diese Laufbahn (gehabt) hätte....


    Das Gehalt ist angemessen für die Tätigkeit, die man ausübt - da gibt´s m.E. nicht viel dran zu meckern, von den Privilegien des Beamtentums mal ganz abgesehen. Deutschland liegt bzgl. der Lehrerbezahlung in Europa hinter der Schweiz und Luxemburg auf dem dritten Platz. Und ich kenne auch ehrlich gesagt - abgesehen von einer hochdotierten Wirtschaftsjuristin und ein paar (Zahn-)ärzten - in meinen Freundes- und Bekanntenkreis niemanden, der ähnlich ordentlich vergütet wird wie verbeamtete (Gymnasial-) Lehrer. Sondern tatsächlich so einige Juristen, die in Provinzkanzleien 50- 60 Stunden pro Woche für 1900- 2000 netto schackern sowie Architekten, die dasselbe Stundenaufkommen mit noch weniger Einkommen und zudem enorm unsichere Beschäftigungsverhältnisse haben. Lediglich selbstständige Handwerker haben meiner Erfahrung nach auch immer noch ein richtig passables Einkommen, wie z.B. Fliesenleger, Dachdecker, Sanitärbetriebe etc. liegen einkommenstechnisch oft weit über dem, was Akademiker durchschnittlich so erzielen.


    Quintessenz: Nicht rechtfertigen, sondern einfach freuen - ist doch schön! :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Eben, es ist schön und es ist auch schön, wenn es Lehrer gibt die das zu schätzen wissen und wenn es der Motivation dient - ist doch super! Ich kenne halt leider genug, die nur am Rumjammern sind und mir vorrechnen wollen, dass ihnen noch mehr Geld zusteht...GENUG ist halt schwer, das weiß ich selber. Kann man aber lernen.


    "... und meine Wünsche wachsen
    in dem Maße in dem mein Einkommen steigt,
    so dass das Glück immer gleich unerreichbar bleibt..."


    (Eine Insel, die Ärzte)


    PS: Das mit den selbständigen Handwerkern stimmt, die klotzen ganz schön ran... wie gut dass ich selbst einigermaßen handwerklich begabt bin und nicht jedesmal einen holen brauche ;)

  • Die Rheinische Post brachte letzte Tage doch einige interessante Neuigkeiten. Die beiden Beschäftigungsgruppen, die am meisten "Lohn"-Verlust (eingerechnet die Inflation) hinzunehmen hatten, waren:
    Ärzte (minus 50 %), Hauptschullehrer (minus 21 %), Gymnasiallehrer (A 13) immerhin auch noch (minus 4 %).
    Verglichen wurden der "Lohn" von 1999 und 2009.


    Dazu von meiner Seite kein weiterer Kommentar. (Soviel zum Thema "Jammern").


    PS.: Ich liebe meinen Beruf!

  • ...ist wohl dieselbe Studie wie die des STERN... ja Hauptschullehrer habens echt hart und die Ärzte erst recht... aber Gymnasium - 4%?
    Zum Vergleich:
    Altenpfleger -13%
    Feuerwehrleute - 15%
    Anwälte - 9%


    Auch von mir kein Kommentar mehr...



    PS: Was tun wir da eigentlich?

  • Schneemann:


    Vielleicht können wir uns auf Folgendes einigen:


    1. Als Lehrer nagt man gewiss nicht am Hungertuch, aber reich wird man davon auch nicht.


    2. Gehalt ist immer relativ. Da du aus Bayern kommst: A13 im bayerischen Wald hat eine andere Bedeutung als A13 in München.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ist die A7 in Bayern nicht viel wichtiger? :D


    Ich gebe dir aber natürlich Recht (mit dem: eigentlich verdienen wir nicht schlecht).


    Ja, die Lebenshaltungskosten (vor allem Miete oder Immobilien) sind im ländlichen Raum deutlich geringer als im Großstädtischen. Dafür gibts aufm Land andere Nachteile: weite Wege, eingeschränkte Möglichkeiten vor allem kultureller Art...


    Aber: ich möchte nicht mehr in einer Großstadt leben (bin in einer NRW-Großstadt groß geworden, habe in einer anderen NRW-Großstadt studiert und bin da noch einige Jahre hängengeblieben), ich fühl mich aufm platten Land irgendwie "sauwohl" (wie passend, nicht wahr? :D)

  • Zitat

    Original von Schneemann
    Also laut http://oeffentlicher-dienst.info/ komme ich bei A13 Stufe 5 mit Krankenkassenabzug von 250 Euro auf letztendlich 2518 Euro netto... ein Nicht - Beamter müsste im Monat ca. 4500 verdienen um auf das gleiche Netto zu kommen...wen wundert's dass es da in den letzen Jahren keine Gehaltssteigerungen gab... 4500 Euro für jemanden Ende 20? Klar das gibt's auch in der Wirtschaft, allerdings sind das dann die absolut begehrten Jobs und auf alle Fälle die Top 10, von denen die Rede war. Und der Gymnasiallehrer gehört gehaltsmäßig dazu. Immer noch. Ich finde es gut, dass es so ist und es würde vielen gut stehen, dass einfach mal so hinzunehmen. Warum soll ich mich dafür rechtfertigen, eines Tages gut zu verdienen? Ich will mich nicht rechtfertigen und ich rechne es auch nicht klein, das wäre ein Schlag ins Gesicht gegenüber der akademischen Allgemeinheit, die oft unterdurchschnittlich verdient...und ich rede nicht nur von meinen Künstlerkollegen, sondern auch von Juristen, BWL'ern, etc...
    Außerdem ist es doch das Selbstbewusstsein, von dem du geredet hast, oder?


    Nix für ungut!
    Schneemann


    Hm, man braucht da auch nur mal auf uns NICHT verbeamtete Gymnasiallehrer in SACHSEN zu schauen, auch da relativiert sich so einiges...

  • Zitat

    1. Als Lehrer nagt man gewiss nicht am Hungertuch, aber reich wird man davon auch nicht.


    Ja, aber hattest/hast du den eben diesen Anspruch?


    Ich finde ja, "Karriere machen" sprich "viel Geld verdienen" und "Lehrer werden" ist ja bereits ein Anachronismus!
    Ich bin Lehrerin geworden, weil ich meine Fächer liebe und weiter vermitteln möchte, Unterrichten toll finde und Kinder/Jugendliche mag - ok, jene in der akuten Phase der Pubertät meist nicht so ;) Und sicherlich spielte bei der Berufswahl mit rein, dass ich wusste, dass man mit dem Lehrerberuf ein "ordentliches" Auskommen haben würde.
    Wenn ich bloß auf richtig viel Geld aus gewesen wäre, hätte ich Zahnmedizin studiert! Aber schon die Vorstellung in den mehr oder minder gepflegten Gebissen von fremden Leuten rumzuwerken und allein der Gedanke an viel Blut, Eiter und sonstig Unappetitliches ist mir ein Graus! ;)
    Ich würde den Lehrerjob durchaus wieder angehen, wenn ich das nochmals entscheiden müsste - allerdings würde ich definitiv niemals mehr 2 Korrekturfächer wählen.

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