Ref oder Promotion?

  • Hallo
    Ich steh nun kurz vor den Prüfungen zum 1. Staatsexamen und weiß nicht so recht wie es weitergehen soll. Zur Wahl steht sich zum Ref zu bewerben oder eine Promotion anzustreben. Leider weiß ich auch garnicht so recht wie ich letzters angehen soll. Zum einen kenne ich natürlich meine Noten noch nicht, und zum anderen weiß ich auch garnicht so recht, wie man da rangeht. Erst einen Prof suchen? Erstmal versuchen eine Mitarbeiterstelle zu bekommen? Also wie ihr merkt, habe ich echt keine AHnung.
    Habt ihr vor oder nach dem Ref promoviert (falls ja), und was ist besser? Kann es sein, dass es nach dem Ref erst recht schwer ist, an so eine Stelle ranzukommen?
    danke, fonzie

  • Wenn du noch nicht einmal weißt, wie du die Promotion angehen sollst, dann eindeutig das Ref.. Da du offensichtlich kein "brennender" Wissenschaftler bist, warum überhaupt die Promotion? Der Doktortitel bringt dir - aus meiner Erfahrung - an der Schule überhaupt nichts!

  • Also als "brennend" für meine Wissenschaft würde ich mich definitiv bezeichnen. Dass die ganze Überlegung ansonsten keinen Sinn machen würde, ist mir schon klar. Ich selbst tendiere auch stark zu "erst Ref", aber es kann ja sein, dass jemand die Erfahrung gemacht hat, dass die Idee schlecht ist. Ich werde auch demnächst den betreffenden Prof aufsuche.

  • Hallo Fonzie,


    klingt alles noch recht vage. :)


    Du solltest Dich zunächst einmal fragen, warum Du promovieren möchtest und was Du nach der Promotion machen willst beruflich.


    Ich habe selber nach dem 1.Staatsexamen mit einer Promotion begonnen, weil ich das Arbeiten an der Uni sehr spannend fand und mir auch vorstellen konnte, weiter im universitären Bereich tätig zu sein. Mich hat damals mein Professor direkt angesprochen und gefragt, ob ich gerne promovieren würde. Expose und Thema wurden angenommen. Eine Doktorandenstelle inkl. 1 Seminar/Semester gab es auch noch. Aber - dann ging es los. In den Geisteswissenschaften sitzt man allein im stillen Kämmerlein und brütet vor sich hin. Meine Freunde und Kommilitionen waren recht schnell weg (Referendariat, Familie, Partner hatte Job woanders und man zog um.) Neben dem Forschen für die Diss kam noch die Teilnahme an der Selbstverwanltung hinzu. Ein blanker Horror! Elendig lange Sitzungen ohne konkrete Ergebnisse. Internes Gehakel unter den Profs und den wiss. Mitarbeitern usw. Einziger Lichtblick war das wöchentliche Seminar, das ich geben durfte.


    Kurzum - auch wenn mir im prinzip alles offen stand, da der Prof mir wohlgesonnen war, habe ich die Diss mit Ablauf der Mitarbeiterstelle abgebrochen und bin ins Referendariat gegangen. Der Einblick in das universiäre Leben hat mir gereicht. Kaum im Ref. ging es mir auch sonst besser. Den Schritt in die Schule habe ich nicht bereut.


    Bedenke auch folgende Aspekte:
    - Kannst Du über lange Zeit mehr oder weniger alleine nur für Dich an einem Thema werkeln? Ist Dein soziales Umfeld stabil und anregend?
    - Wie geht es nach der Diss weiter? Inzwischen werden kaum noch Profs an der Uni eingestellt. Man hilft sich mit billigen Doktorenden oder Post-Docs, die für ein - zwei Semester gelanden werden und dann weiterziehen.
    - Siehst Du Deinen weiteren Weg an der Uni oder langfristig an der Schule?
    - Was soll Dir ein Doktorgrad an der Schule bringen? Wir haben rund 8 Doktoren aus diversen Fachbereichen bei uns im Kollegium. Aber die stehen werder besser noch schlechter als die "normalen" Lehrer. Allenfalls ein paar Eltern lassen sich vom Titel blenden. Aber mal ehrlich, ist das wichtig? :)
    - Kannst Du Dich mit dem Gedanken anfreunden, nach dem Ref. zu promovieren? Lerne erst einmal den Schulalltag etwas genauer kennen, auch hier gibt es viel zu entdecken. :)
    - Wenn die Promotion nur für Dich sein soll, kannst Du auch noch zu späterem Zeitpunkt daran arbeiten.


    Zum Ablauf, soweit wie ich es noch parat habe:
    - Wenn Du das mit der Diss machen willst, warte die Ergebnisse des Examens ab.
    - Frage einen Prof. bzw. fühle schon einmal etwas vor, ob da einer Interesse hätte Dich zu betreuen.
    - Überlege Dir jetzt schon ein Thema oder wenigestens einen Bereich, aus dem ein Thema entstehen könnte.
    - In Sachen Mitarbeiterstelle - die sind schwer zu bekommen! Die Chancen sind besser, wenn Du bereits einen Mentor / Doktorvater hast. Einfach so sich eine Stelle suchen, das sieht schlecht aus.


    Liebe Grüße vom
    Raket-O-Katz, das es nicht bereut hat, nicht promoviert zu haben.

  • ahhh wundervoll. danke für deine tolle Antwort. Ich bin eben hin und hergerissen. Als Student weiß man nicht wirklich, wie dass Leben an der Schule ist. Also ich habe schon Lehramt studiert, um Lehrer zu werden.
    "Kannst Du über lange Zeit mehr oder weniger alleine nur für Dich an einem Thema werkeln?"
    Definitiv. Ob man dabei geistig gesund bleibt, ist ne andere Frage :P ;).
    " Siehst Du Deinen weiteren Weg an der Uni oder langfristig an der Schule?"
    Das ist der Punkt. Vieleicht bin ich als Lehrer total ungeeignet. Die Praktika liefen super. Aber wer weiß? Vieleicht bin ich aber auch zu dumm für die Wissenschaft Mathematik. Wer weiß? Mal die Examensnoten abwarten....


    " Was soll Dir ein Doktorgrad an der Schule bringen?"
    Wenig, das ist klar. Mir geht es ja auch eher um die Arbeit mit der Wissenschaft. Ich will im Leben irgendwie auch mehr machen als vor Schülern zu stehen. Klar möchte ich mit Kindern arbeiten... aber ausschließlich....hmmm....30 Jahre... komische Vorstellung. Man ist nun wiedermal an einer Gabelung im Lebensweg angekommen. Die fallen mir immer schwer. War schon bei der Studienwahl (z.B. Lehramt vs. Diplom) so. Meine Mutter sagt mir auch immer: "Lehramt wird dich nach ein paar Jahren langweilen, war bei mir auch so...." ...


    "Kannst Du Dich mit dem Gedanken anfreunden, nach dem Ref. zu promovieren?"
    Die Frage ist, ob man dann noch die Möglichkeiten hat. Oder Bessere? Also gerade mit etwas Berufserfahrung würde ich mich auch sehr für didaktische Fragen interessieren. Gerade in der Informatik ist da auch viel zutun.


    "Wenn die Promotion nur für Dich sein soll, kannst Du auch noch zu späterem Zeitpunkt daran arbeiten."
    Auf dem Standpunkt steh ich gerade. Mal schaun wie es morgen ist ;)
    Alles garnich so einfach wenn mans doppelt nimmt ^^


    - edit- Vaila dein Beitrag ist absolut unfreundlich und beleidigend. Man fragt nicht nach um Antworten im Stile von "Wenn du nicht mal das weißt... blablabla" zu bekommen. Solltest du gerade als Lehrerin verinnerlicht haben!

    • Offizieller Beitrag

    Hi Fonzie,


    falls du noch was hören willst: ich bin da echt auch spießig gewesen. Also erstmal das eine beenden: also alles inklus. 2. Staatsexamen. Dann weiter sehen. Ob du als Lehrer geeignet bist, wirst du nicht durch Nachdenken heraus finden, sondern nur durch Machen - und das nicht nur ein Jahr, sondern, hm, sagen wir mal, mindestens drei Jahre lang.


    Mittlerweile bin ich zehn Jahre dabei und ja, es wird langweilig auf Dauer, vor allem, wenn du, wie ich, die Teppichratten da unten ungern unterrichtest und dann nach oben hin der Realschule nicht viel Luft ist (halt eben nur 8-10).


    Aber es gibt ja weiterhin Möglichkeiten, die man nutzen kann. Innerhalb des Berufs gibt es Ämter und Aufgaben in der Schule, die du übernehmen kannst. Solltest du damit nicht zufrieden sein, such dir Nischen, in denen du dich einrichtest.


    Und wenn der Beruf nicht dein einziger Lebensinhalt ist, na dann suche dir nebenbei andere Dinge. Ich weiß, ich werde hier wahrscheinlich gekreuzigt, aber der Lehrberuf ist bei aller Belastung auch derjenige, der, in gewissem Rahmen, auch die meisten Freiheiten nebenher eröffnet. Ich kann eben, wenn ich will, am Mittwochnachmittag um 14 Uhr auf dem Golfplatz stehen und spielen bis abends. Alle anderen, die ich kenne und die nicht zufällig Lehrer sind (sind wenige genug) japsen von morgens bis abends auf der Arbeit rum und warten auf den nächsten Urlaub. Selbst wenn ich im Stress an der Schule bin mit Korrekturen usw. möchte ich nicht mit denen tauschen.


    Du wirst nicht mit Beginn der Beamtenlaufbahn festgenagelt sein. Es wird immer neue Aufgaben geben, denen du dich widmen kannst, die nichts direkt mit Unterrichten zu tun haben.


    Grüße Hawkeye,


    der vor einigen Tagen eine Anfrage von der Uni bekam, ob er einen klitzekleinen Lehrauftrag annehmen möchte ;). :D Und schon von seinen Visitenkarten träumt: Dr. phil. Hawkeye

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Hi Fonzie,


    falls du noch was hören willst:
    ....
    Dr. phil. Hawkeye


    Natürlich. Immer her mit den Erfahrungen. Dafür hab ich den Thread eröffnet. Übrigens... viel Spaß dabei ;).

  • Mein Prof hatte mich gefragt, ob ich promovieren möchte. Ja, ich hätte Interesse gehabt. Themenbereich war schnell abgesteckt, das Procedere abgesprochen - aber dann die entscheidende Frage des Profs:
    Wollen Sie irgendwann an die Schule?
    Ja!


    Dann gehen Sie lieber an die Schule, eine Promotion bringt in der Schule im Grunde nichts.


    Einer der Gründe war, dass man als Frau in meinem Fach fast keine Chancen auf eine wissenschaftliche Unikarriere hatte.


    Also bin ich in die Schule gegangen, manchmal trauere ich der Unizeit und der möglichen Promotion hinterher, obwohl ich weiß, dass die Entscheidung auf jeden Fall richtig war.


    Erst nach dem Ref. zu promovieren halte ich zwar durchaus für möglich - meist hat man aber dann schon viel Abstand gewonnen. Die Perspektiven haben sich deutlich verschoben. Ich glaube, dass die Entscheidung für eine Sache meist eine Entscheidung gegen die andere ist. Es sei denn, du promovierst, scheiterst eventuell an der Stellensituation und gehst dann ins Ref. Aber ist das erstrebenswert?

  • Zitat

    Original von Hawkeye
    Aber es gibt ja weiterhin Möglichkeiten, die man nutzen kann. Innerhalb des Berufs gibt es Ämter und Aufgaben in der Schule, die du übernehmen kannst. Solltest du damit nicht zufrieden sein, such dir Nischen, in denen du dich einrichtest.


    Oh, guter Gedanke, der mir schon total entfallen war!!!


    Eine ehemalige, inzwischen promovierte ehemalige Kommillitonin meinte genau das zu mir, als ich damals in der Krise steckte, die Diss nicht weiterkam und ich - zugegeben arrogant - dachte, dass Schule im Vergleich zur Uniarbeit anspruchslos sei. Die Aussicht auf Chancen nicht "nur" unterrichten zu müssen, gab dann auch mit einen Ausschlag, das Ref. anzutreten. Mittlerweile bin ich nicht mehr scharf auf Posten im Betrieb und habe zwei eigentlich gute Angebote abgelehnt, denn ich bin auch so zufrieden.


    Liebe Grüße
    Raket-O-Katz


    PS: Fachleiter wäre auch was für Dich, Fonzie! Da haste mit Wissenschaft und erwachsenen Menschen zu tun und bist dennoch an der Schulpraxis dran. Eigentlich ein prima Kompromiss. :)

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