Hilfsmittel für gehbehinderten Schüler

  • Hallo,
    einer meiner Schüler kann aufgrund einer Krankheit zunehmend schlechter laufen. Kurze gerade Strecken oder mal eine Stufe schafft er noch, alles weitere überfordert ihn. Ich möchte diesen Schüler aber unbedingt mit auf Klassenfahrt (europäische Großstadt) nehmen!
    Er will auf keinen Fall im Rollstuhl sitzen, was ich auch voll verstehen kann. Für einen Jugendlichen ist ein Rollstuhl einfach total uncool und das Ende der Selbstständigkeit.
    Nun suche ich gemeinsam mit der Mutter nach einem etwas eleganteren Hilfsmittel.
    Mir schwebt so eine Art elektrisch angetriebener Miniroller vor, möglichst klein und leicht, dass wir ihn auch mit in den Bus nehmen oder mal eine Treppe hoch tragen können.
    Vermutlich habe ich bislang unter den falschen Stichwörtern gegooglet. Ich finde einfach nichts in der Art.
    In Berlin gibt es für Stadtführungen ähnliche Roller (http://www.welt.de/themen/Stadtrundfahrt/, aber die sind vermutlich zu groß und zu schwer.
    Wer hat einen Link oder eine Idee, die uns weiter helfen kann?

  • Hallo,


    bist du dir sicher, dass der Schüler eine anstrengende Klassenfahrt ohne Rollstuhl überhaupt bewältigen kann. Du schreibst davon, dass er zunehmend schlechter läuft. Hat der Schüler einen Rollstuhl zu Hause? Ich würde den Rollstuhl auf alle Fälle mitnehmen. Wenn der Schüler sich fit genug fühlt, kann er laufen und der Rollstuhl kann z.B. für Rucksäcke aller Schüler genutzt werden und wenn es zu anstrengend wird, kann er sich in den Rollstuhl setzen. Gerade auf einer Klassenfahrt würde ich das Experiment eines völlig unbekannten Fortbewegungsmittel nicht eingehen wollen. Ich habe mich einmal auf die Einschätzung eines Schülers verlassen, der mir sagte, dass er fit genug sei einen kurzen Ausflug ohne Rollstuhl zu machen und werde es nie wieder tun. Das war dann einfach zu anstrengend für den Schüler, mich und die Klassenkameraden.

  • Das glaube ich auch.
    Ich kann den Schüler ja auch voll verstehen, aber so eine Klassenfahrt ist halt einfach nicht berechenbar von den Wegen, die anfallen. Und gerade in einer freieren Atmosphäre kann ihn die Klassengemeinschaft ganz toll auffangen.
    Liebe Grüße und eine große Portion Kraft und Mut an dich und deinen Schüler, lasst euch nicht unterkriegen, aber wählt die sichere Variante
    Grille

  • Ich arbeite ja in einem integrativen Internat, gelegentlich haben wir auch Schüler, die nur einigermaßen gehen können, aber auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl verzichten wollen.
    Bei Ausflügen haben wir aber immer einen Extrarollstuhl mit, der schon oft dankbar angenommen wurde. Schüler überschätzen sich oft (verständlich) und wollen sich nicht stigmatisiert fortbewegen (auch verständlich).
    Nur: es geht halt oft nicht.
    Ich gehe aber in Diskussionen im Vorfeld nicht darauf ein, denn damit würde ich ja indirekt bestätigen, dass ein Rollstuhl was ganz Schlimmes ist. Ich seh ihn aber als Hilfsmittel, so wie eine Brille.
    Wie Grille geschrieben hat: die Klassengemeinschaft kann den Schüler ja auffangen und er profitiert langfristig davon, auch die Option Rollstuhl benutzen zu können.
    Wo soll's eigentlich hingehen? Ein Ausflug mit Rollstuhl ist IMMER ein Abenteuer, vor allem für die Verantwortlichen ;).
    Und Großstadt ist nicht Großstadt... Wien ist super, von Hamburg ist einmal eine Gruppe voll fertig zurückgekommen. (Es hat einfach NICHTS funktioniert). Hat die Mädels zwar im Rückblick stolz gemacht und sicher was fürs Leben gebracht, war aber für alle Beteiligten anstrengend...
    Liebe Grüße,
    veggie

    Unter den Augen des fliegenden Spaghettimonsters...

  • Ich erlebe immer wieder, wie Jugendliche tüfteln, um Lösungen für die behinderten Klassenkollegen zu finden und stolz auf Lösungen sind. Das schweißt auch zusammen. Im Kleinen (Alltag: wie kommen WIR ALLE von A nach B) oder im Rahmen von größeren Projekten:
    http://www.szu.at/default.aspx?ID=153


    Oder ein "Sockenanzieher":


    http://www.szu.at/default.aspx?ID=260


    Vielleicht kann man die Resource nützen (ich kenn die Klasse nicht) und anhand der praktischen Herausforderung gemeinsam eine Aufgabe bewältigen? Wenn die Krankheit des Schülers fortschreitend ist, lässt sich ein Rollstuhl früher oder später sowieso nicht vermeiden, es sei denn er zieht sich zurück und macht nur mehr bei Sachen mit, die er ohne Hilfe schafft. Nicht gut. Langfristig kommt dann zum körperlichen Abbau Einsamkeit.
    Als "Einstieg" in das Rollifahrer-Dasein ist es vielleicht gar nicht schlecht, von Gleichaltrigen dabei aufgefangen zu werden. Auch wenn der Gedanke an den Rollstuhl natürlich für alle Beteiligten erschreckend ist, weil er mit dem Krankehitsverlauf konfrontiert...


    Und wenn eine Besserung abzusehen ist, ist es halt übergangsweise so, dass er den Rollstuhl braucht...


    "Coole" Lösungen fallen mir auch nach längerem Nachdenken keine praktikablen ein. Alles, was einen eigenständigen Antrieb hat, ist schwer zu transportieren (Stiegen etc.). Und der Schüler wird selbst Hilfe brauchen...


    Wünsche euch eine schöne Klassenfahrt!

    Unter den Augen des fliegenden Spaghettimonsters...

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