Ergebnis der Klassenarbeit

  • Habe gerade eine Klassenarbeit meiner 6 fertig korrigiert und bin etwas irritiert, dass nur 2en und 3en dabei herausgekommen sind. Die Klasse ist zwar recht fleißig und es kommen selten ganz schlechte Noten zustande, aber mit diesem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet. Ich stelle mir nun die Frage: Habe ich die Klasse unterfordert oder ihr zu genau gesagt, was "dran kommt"? Wie geht ihr mit solchen Ergebnissen um, die ja eigentlich Grund zur Freude sind?


    Wie sieht es bei euch aus? Wie genau sagt ihr euren Klassen, was in der Klassenarbeit (Schulaufgabe in Bayern, glaube ich) "dran kommt"?

  • Ob du zu genaue Angaben gemacht oder die Klasse unterfordert hast, weiß ich natürlich nicht, aber wenn ich sehr gute Ergebnisse habe, dann bereitet mir das keine schlaflosen Nächte. Wenn die Klasse sich insgesamt durch gute Mitarbeit bzw. durch Fleiß gut vorbereitet hat, dann soll sie sich auch über ein gutes Ergebnis freuen dürfen, ohne dass ich die Noten künstlich runtersetze.
    Umgekehrt korrigiere ich auch nicht nach oben, wenn ich nicht mangelnden Leistungswillen erkenne und Arbeiten deswegen mal so ausfallen, dass eine 3 nicht die schlechteste, sondern die beste Note ist.

  • Danke für eure Antworten. Ich habe tatsächlich nur 2en und 3en, keine 1 und eine 4+. Es lässt sich ja nichts mehr ändern, also nehme ich es so hin. Nächstes Mal muss ich sehen, dass ich sie wieder etwas mehr fordere!

  • Hallo Ronda,


    wie Du das Ergebnis reflektierst und wertest hängt m.E. davon ab, nach welchen Kriterien Du die Klassenarbeit festgelegt hast.


    Ich versuche bei der Gestaltung der Klassenarbeit nur die Ziele im Auge zu haben, die ich den Schülern (und natürlich auch mir) im Unterricht gesetzt hatte. Dabei versuche ich meine Vermutungen bezüglich des tatsächlichen Leistungsstands der Klasse auszublenden. Das bedeutet, ich stelle mir beim Erstellen der Klassenarbeit nicht die Frage "Können die Schüler .... ?" oder "Ist ... vielleicht zu schwer für die Schüler?" sondern vielmehr die Frage "Müssen die Schüler ... können?".


    Demzufolge kann ich auch gut und ohne Zweifel z.B. mit einem Klassenschnitt von 1,5 oder besser leben. Ich freue mich sogar riesig darüber, denn hin und wieder passiert das tatsächlich.


    Genauso kann ich aber auch Ausreissern nach unten (z.B. Klassenschnitt 4,5 oder schlechter) ins Auge sehen. Wie ich mit diesem Ergebnis umgehe "erarbeite" ich mir dann zusammen mit den Schülern. Liegen die Mängel auf meiner Seite (z.B. zu wenig Unterstützung, schlechte Arbeitsblätter, irreführende Erklärungen, Verzicht auf eine Übungsphase aus Zeitmangel o.ä.), hebe ich nach Absprache und Einigung mit den Schülern die Noten zur Kompensation an. Sehen aber weder die Schüler noch ich Mängel am Unterricht oder an der Klassenarbeit, dann sind die Noten gerechtfertigt und bleiben auch "gnadenlos" so stehen.


    Meine Erfahrung ist, dass die Schüler dann auch einen wirklich schlechten Schnitt akzeptieren und ich trotzdem ein ruhiges Gewissen haben darf. Generelle Regelungen, die es an manchen Schulen gibt (z.B. ab 4,0 wird die Klassenarbeit wiederholt) lehne ich ab. Ich behaupte, dass dadurch eine Noteninflation entsteht. Vor ein paar Jahren habe ich genau das mit einer Klasse durchgemacht: Als der Notenschnitt sank habe ich (aus Angst "vor dem schlechten Schnitt") das Niveau der folgenden Klassenarbeiten gesenkt. Die Folge war, dass die Noten der Schüler nicht wesentlich besser wurden, aber gleichzeitig das fachliche Niveau einer "1" dem einer früheren "3" entsprach. In Fächern, in denen die Schüler eine zentrale Prüfung ablegen müssen ist eine derartiges Vorgehen aus meiner Sicht unfair den Schülern gegenüber. (Diese haben dann super Anmeldenoten, aber selbst die leistungsstarken Schüler versagen in der Prüfung).


    Wie detailiert meine Informationen zum Inhalt der Klassenarbeit sind hängt bei mir ausschliesslich von der Art des behandelten Stoffs ab. In manchen Fällen ist es sinnvoll, den Stoff eng einzugrenzen. Auf der anderen Seite gibt es manchmal Inhalte, die vielleicht wichtig sind aber aus zeitl. Gründen nicht in der Klassenarbeit abgeprüft werden können. In diesen Fällen grenze ich den Stoff weniger (bis überhaupt nicht) ein, damit die Schüler auch den nicht abgeprüften Stoff nochmals vertiefen. Falls Du das auch so machen willst, hier noch ein wichtiger Tipp: Sag' niemals <i>ausdrücklich</i>, dass x oder y drankommt, wenn es dann nicht in der Klassenarbeit vorkommt. Die Schüler werden da ziemlich schnell sauer. Besser bin ich bisher gefahren, wenn ich eben nur keine Eingrenzung vorgenommen habe, z.B. "Schaut im Ordner nach, was wir im Unterricht behandelt haben. Ihr müsst alles können, sonst hätten wir ja anstelle des Unterrichts zum Baden gehen können." Normalerweise akzeptieren das meine Schüler. Wenn dann weiter gebettelt wird, begründe ich einfach was ich mit der ausgelassenen Eingrenzung bezwecken möchte. Das hat dann bisher immer geklappt.


    Ich denke aber, das Du Dein Vorgehen von vielen Faktoren abhängig machen solltest: Fach, Altersstufe, tatsächliche Reife der Schüler, Schulart
    (Es gibt Fächer und Schularten, in denen "der Weg das Ziel ist", und das auch legitim ist)


    Viel Spaß beim Sammeln von Erfahrungen in der spannenden Notenbildungswelt,


    Drew

    Until he extends his circle of compassion to include all living things, man will not himself find peace.
    Albert Schweitzer 1875-1965

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    wenn ich so einen Schnitt heraus bekomme, dann sehe ich das nicht als Problem des "zu gut" oder " zu schlecht", sondern eher als Problem, dass meine Aufgaben wahrscheinlich zu undifferenziert waren. In Didakten-Deutsch: es fehlte die Binnendifferenzierung.


    Passiert bei mir häufig, wenn ich mir nicht genug Gedanken über die Leistungsfeststellung mache und die Aufgaben alle so halb gar sind. Betrifft alles, was nicht Aufsatz ist.


    Beim Aufsatz nämlich wird bei mir alles vorbereitet, was in der Schulaufgabe dran kommt, außer das Thema der Erörterung oder der Text, der bearbeitet werden muss. Trotz meiner eklatant sauguten und immer überragenden Vorbereitung erreichen die Teppichratten nie eine solche Notenverteilung - nicht weil ich so ne fiese Korrektur-Sau bin, sondern weil ich auf viele Dinge, die man für einen guten Aufsatz braucht, unterrichtlich keinen Zugriff habe (Leseverhalten, Intelligenz, Rechtschreibtalent, Lesetalent und die Überzeugung, dass man für Deutsch DOCH lernen kann...).


    Wie gesagt: frage dich nicht, obs besonders gut oder schlecht ist, sondern schau dir die Aufgaben mal an. Vielleicht sind sie in ihrem Schwierigkeitsgrad alle nah beisammen.


    Gruß


    H.

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