• Sacaste


    1000 Dank für deinen Beitrag. Ich dachte schon alle Lehrer arbeiten 24 Stunden / 7 Tage die Woche :)


    Zitat

    Original von Sacaste
    Natürlich gibt es auch "Bürojobs", bei denen man um 16 Uhr jeden Tag nach Hause kommt, aber bei höher bezahlten Stellen ist das nicht immer so. Und mit A13 verdient man ja ganz ordentlich.


    Also ich war 2009 nicht einmal um 16 Uhr daheim. Das erste halb Jahr habe ich 800 km von meinem Wohn/arbeitsort gearbeitet und war eigentlich nur zum am Wochenende zum Wäschewaschen daheim. Momentan habe ich noch keine Projektleiter Position. Sollte ich diese bekommen, dann habe ich ein Nettogehalt in mittlerer A13 Stufe (Single, Stufe 1). Wobei man aber in der "freien Wirtschaft" seine Rente selber sparen muss (wer hat schon 70% von seinem letzten Gehalt als Rente :) ) und mein Gehalt reicht noch nicht ganz um mich privat Versichern zu können.
    Das sind, meiner Meinung nach, auch 2 sehr wichtige Punkte!


    Ich seh es oft bei Kunden, die Team/Projektleiter haben bestimmt teilweise auch Gehälter die (Netto) über A13 liegen. Aber teilweise eine Verantwortung die heftig ist. Nicht nur Budget mäßig. Freie Wochenende sehen die auch nicht oft, da vieles an Administration und Planung tagsüber gar nicht machbar ist, da das Tagesgeschäft schon kaum zu bewältigen ist. Es wird halt an Personal gespart wo man nur kann.
    Dazu kommt, dass viele nur 2-5 Jahres Verträge haben. Das heißt, eine Jobgarantie bis in die Rente hat man nicht.
    Bei uns in der Firma, ist jetzt zum Beispiel einer gekündigt worden, weil unter seiner Projektleitung das Projekt trotz Verländerung der Projektlaufzeit kein Land gesehen hat.


    Nur mal so am Rande :)

  • Zitat

    Original von Moebius
    Du erweckst den Eindruck, dass deine wesentliche Motivation Lehrer zu werden nicht im Interesse am Beruf, sonder eher an Fluchtgedanken aus deiner aktuellen Tätigkeit besteht.


    Der Eindruck an sich ist nicht falsch aber auch nicht vollständig. Ich suche tatsächlich eine Möglichkeit, meiner aktuellen Tätigkeit zu entfliehen. Wobei entfliehen etwas hart klingt.


    Zitat

    Original von Moebius
    Du solltest dich fragen, ob dir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Spass macht. Wenn das der Fall ist - gute und motivierte Quereinsteiger brauchen wir dringend.


    Ich bin auf den Seiteneinstieg, weil ich an meinem Beruf am liebsten die Mitarbeiter schule. Mir machen diese Schulungen beim Kunden mehr Spaß, als meine eigentliche "Berater - Tätigkeiten".
    Ich unterrichte/schule zwar nur Erwachsene aber man hat Abends irgendwie das Gefühl etwas "sinnvolles" oder etwas "sinnvolleres" getan zu haben.
    Außerdem macht es mir Spaß mein Wissen weiter zu geben und ich habe, im Vergleich zu einigen Kollegen, gemerkt, dass mich dauernde Zwischenfragen oder Unruhen nicht oder nicht so sehr aus dem Konzept bringen bzw. ich dies nicht unbedingt als nervend empfinde.


    ABER
    ich habe keinerlei Erfahrungen mit Kinder oder Jugendarbeit. Überhaupt keine.


    Mein Gedankenspiel vom Lehrer werden ist. Ob ich ein guter Lehrer werden kann, wird davon abhängen wie ich mit den Jugendlichen klar komme. Ich denke, ich kann die tollsten Unterrichtsmaterialien haben, der Unterricht wird die Hölle, wenn mich die Jugendlichen nicht aktzeptieren bzw. keinen Respekt vor mir haben.
    Wenn ich das als "Kernelement" des Lehrberufs ansehe, ich hoffe ich liege nicht allzu falsch, dann kann ich nur Klarheit bekommen, wenn ich ins "kalte Wasser" springe und es ausprobiere.
    Mein Diplom wird mir niemand nehmen und wenn ich nach 6 Monaten merke, ich seh kein Ufer, kann ich immer noch in die "freie Wirtschaft" zurück. Alles was ich dann verloren hätte wäre mein jetziger "unbefristeter Arbeitsvertrag".


    Mit diesem Thread wollte ich halt mal die "Lehrer Arbeitszeiten" abklopfen. Deshalb kam meine Motivation hier vielleicht sehr Einseitig rüber.

  • Zu den Doppelstunden kann ich auch was beitragen:
    Ich wünschte, ich hätte nur noch Doppelstunden, das würde in der Tat die Vorbereitung und meine Tasche erleichtern.
    In der Realität ist es so, dass ich von 24 Stunden genau 4 (vier) Doppelstunden und 16 Einzelstunden habe. Der Stress entsteht u.a. während der Unterrichtszeit, weil ich nach jeder Stunde innerhalb von einer kurzen Pause den Raum wechsele, mit Material, dadurch kaum mit den Schülern ins Gespräch komme, falls es Probleme gab. Oft erfahre ich auch erst zu Beginn der Stunde, dass Karl sich mit Erich gestritten hat, Tina unbedingt nochmal auf Klo möchte und Friedrich und Susi die Tafel nicht gewischt haben. Achja, Lärmresistenz gehört auch dazu. Schüler sind nicht 45 Minuten muckmäuschenstill, sondern arbeiten kommunizierend zu zweit oder in Gruppen, weil ich methodisch abwechslungsreich unterrichten möchte.


    Nach dem Unterricht gehts weiter. Ideen für die nächsten Stunden müssen her, das nächste Arbeitsblatt (ohne Fehler!) soll erstellt werden, die Mutter von Kai-Uwe muss darüber informiert werden, dass ihr Sohn zum x-ten Mal die Hausaufgaben vergessen hat. Darüber hinaus muss man noch die Dosen für die nächste Stunde (Thema "Die optimale Dose") besorgen, dabei kauft man schon mal das Essen für abends ein. Achja, die Klasse 10 schließt in drei Tagen mit der Einheit ab, bis zur Klassenarbeit sinds noch 3 Wochen, also wird ein Kurztest (ohne Fehler, mit Punkten und kurzem Erwartungshorizont) erstellt. In der Oberstufe soll die Kurvenanpassung geübt werden, im Buch gibt es dazu eine fantastische Aufgabe, das Lösungsbuch gibts noch nicht dazu, also muss ich selbst die Aufgabe rechnen, ich verrechne mich, beim zweiten Rechnen hab ich aber eine mit GeoGebra überprüfte stimmige Lösung.


    Klar, die großen Dinge sind immer noch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Aber die kleinen Dinge, die zusätzlich zur eigentlichen Unterrichtsstunde erledigt werden müssen, die fressen viel Zeit. Und ob die Klassenarbeit am Freitag oder erst am nächsten Dienstag zurückgegeben wird, hängt davon ab, wieviel Zeit die kleinen Dinge nehmen und ob nicht Zeitvorgaben (z.B. 2 Wochen maximal für Sek.I-Klassenarbeiten in Nds.) dadurch überschritten werden.


    Falls es dich stört, dass du erst einen Tag vorher erfährst, was du am nächsten Tag machen sollst, dann stelle dich darauf ein, dass du in der Schule noch spontaner reagieren musst. Du erfährt fünf Minuten vor Beginn des Unterrichts, dass du in der nächsten Stunde Vertretung hast, aber kein Material dazugeschweige denn die Klasse kennst (worst case scenario). Auch auf spontane Schüleräußerungen (Mißfallen, Langeweile etc.) und -reaktionen (Briefchen, Nachbargespräche...) musst du schnell reagieren können. Im Gegensatz zu Jackie-Chan-Filmen reagieren Schüler nicht nacheinander spontan, sondern in 5er-Gruppen gleichzeitig in allen Ecken des Raumes.


    Aber mach erstmal das Praktikum. Schau den Klassenlehrern zu und lass dir von Fachlehrern ihre Stundenstruktur erklären. Schnapp dir einen Lehrer und begleite ihn eine Woche lang, dann erfährst du, wie ein normaler Wochenrhythmus am Vormittag aussieht. Vielleicht ist aber auch die Berufsschule eine Alternative, falls Jugendliche zu spontan sind? Dort gibts auch mehr Doppelstunden...


    À+

  • Zitat

    Original von lehrerseb


    Naja, du bist daheim. Klar muss die Arbeit gemacht werden. Aber du bist daheim und kannst dir die Arbeit, im Rahmen der Terminabgabe, frei einteilen.


    So war das bis vor einigen Jahren. Google doch mal nach "Ganztagsschule" und "G8" . Da bist du eben nicht um 13.30 Uhr zu Hause, sondern hast wenn es blöd läuft nicht mal eine ruhige Ecke, in der du Routineaufgaben erledigen kannst.


    Des Weiteren wird verlangt und von der Schulleitung, dass du mit deinen Kollegen kooperierst, Konzepte entwickelst und Schüler berätst, d.h. du hast Konferenzen, Sitzungen etc.


    Maria

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • @ Lehrerseb


    Ich kann Meikes Aussagen nur unterschreiben.
    Auch ich habe - nach dem Lehramtsstudium und vor dem Referendariat - lange Jahre hauptberuflich in der "freien Wirtschaft" gearbeitet, sowohl einige Jahre fest angestellt als auch einige Jahre selbstständig.


    Ich bin deshalb doch noch ins Referendariat, weil ich im alten Job die Sinnkrise hatte, nicht aus Sicherheitsgründen oder Arbeitszeitgründen. Ich wollte endlich etwas wirklich Sinnvolles tun und bereue deshalb meine Entscheidung nicht, obwohl der Lehrerjob bedeutend anstrengender ist, als alles, was ich zuvor gemacht habe (und da waren schon einige sehr anstrengende Dinge dabei, u.a. z.B. Vollzeittätigkeit in einer Werbeagentur, um nur eine Sache zu nennen, die dafür bekannt ist, dass man dort Höllenarbeitszeiten hat).


    Im Vergleich zu dem, was ich jetzt tue, war das (für mich!) ein lockerer Job. Warum?
    Weil
    - ich mehrmals pro Woche tatsächlich Feierabend hatte und abschalten konnte
    - ich häufiger mal ein freies Wochenende hatte
    - ich immer dann zur Toilette konnte, wenn ich mal musste
    - ich etwas trinken konnte, wenn ich Durst hatte
    - ich etwas (zuende) essen konnte, wenn ich Hunger hatte
    - ich Lob vom Kunden bekam, wenn ich meinen Job gut gemacht hatte
    - dringende Arbeit während einer Krankheit von Kollegen übernommen wurde
    - ich in meinen Pausen nicht auch noch die Aufsichtspflicht über eine Horde Halbwüchsiger hatte
    - nicht ständig 30 Leute gleichzeitig etwas von mir "wollten"
    - es selbstverständlich war, dass man einen Schreibtisch im Büro hatte, der Arbeitgeber das Arbeitsmaterial bezahlt hat und der Drucker in der Regel funktioniert hat und wenn nicht, konnte man das schnell in Ordnung bringen (lassen), man also kurzum überhaupt in die Lage versetzt wurde, seinen Job anständig machen zu können
    - man in halbwegs sauberen Räumen arbeiten konnte
    - die Kunden einem nicht jede Erkältung und Grippe ins Gesicht genießt haben
    - man mit Kunden zu tun hatte, die die Leistung auch tatsächlich haben wollten, für die sie bezahlt hatten
    - man nicht alle 45 Minuten mit seinem gesamten Arbeitsmaterial den Raum wechseln musste (meist über mehrere Stockwerke und danach wieder zurück)
    - man keine Kunden hatte, die der Meinung waren, man hätte doch so viel Urlaub, obwohl man den "Urlaub" durchkorrigiert, äh, gearbeitet hat
    - man keine nächtelangen Korrekturen hatte....


    Also kurzum:
    Meiner Meinung nach bist du auf dem besten Weg, vom Regen in die Traufe zu kommen. In meinen Zeiten in der Werbeagentur hatte ich Arbeitzeiten von ca. 60 Stunden pro Woche, im Durchschnitt gesehen.
    Da liege ich jetzt bei Weitem drüber. Und ich mache den Job schon ein paar Jahre. Doppelstunden sind eine Seltenheit, auch bei uns. Parallelklassen hatte ich ab und an mal, der Entlastungseffekt war gering, da die Klassen einfach zu unterschiedlich waren.
    Nach meinem Eindruck unterschätzt du die tatsächliche Arbeitsbelastung eines Gymnasiallehrers massiv. Korrekturen, Konferenzen, Elterngespräche, Protokolle, Aufsichten, Vertretungen, schwierige Schüler usw. - das alles kommt in deinen Überlegungen nicht vor.


    Das klingt jetzt vielleicht sehr hart, aber ich habe an meiner Schule in den letzten Jahren schon viele Aushilfslehrer und Seiteneinsteiger erlebt, die aus der freien Wirtschaft kamen und allesamt (ja, es gab leider nicht eine Ausnahme) nach kürzester Zeit das Handtuch geschmissen haben, bzw. mit Pauken und Trompeten untergegangen sind. Für die meisten waren natürlich die "blöden, unerzogenen" Schüler daran schuld, die auf schlecht vorbereiteten Unterricht entsprechend reagiert haben und deren Eltern irgendwann Sturm gelaufen sind. Manche haben selbst die Notbremse gezogen, bei manchen ist die Notbremse gezogen worden.


    Zudem solltest du dir auch bewusst machen, dass es durchaus auch eine Belastung darstellt, wenn man extrem hohe Arbeitzeiten hat, auch gesundheitlich auf dem Zahnfleisch geht, und einem alle Welt erzählt, dass man doch über den eigenen Halbtagsjob bei Vollzeitbezahlung und so vielen Ferien glücklich sein kann. Wenn einem Beziehungspartner verlassen, weil es doch nicht sein kann, dass man als Lehrer so viel arbeitet, das macht doch sonst keiner, dann ist das ebenfalls keine Seltenheit.


    Die Burnout-Raten im Lehrerjob sind extrem hoch. Wenn ein Fußballnationaltorwart unter Depressionen leidet, spricht ganz Deutschland davon, dass im Spitzensport zu viel Druck und unerfüllbare Erwartungshaltung herrscht. Wenn unzählige Lehrer das Pensionsalter aufgrund von Burnout, psychosomatischen Erkrankungen und/oder Depressionen nicht im Dienst erreichen, dann liegt das aber daran, dass die Lehrer ja allesamt ungeeignet sind. Bei denen liegt es selbstverständlich nicht an den Rahmenbedingungen, denn jeder Mensch weiß ja, was für einen lockeren Job wir alle haben. Da muss man natürlich nichts ändern, sondern kann weiter in der Öffentlichkeit alle Lehrer als Deppen hinstellen.



    So. Das klingt jetzt so, als wäre ich sehr frustriert. Ich bin es nicht. Ich liebe meinen Job, weil ich einfach saugerne mit Jugendlichen arbeite. Das mochte ich schon in meiner Zeit in der ehrenamtlichen Jugendarbeit. Womit ich in der Tat schwer klarkomme, ist das öffentliche Bild meines Berufes und den damit verbundenen Fehleinschätzungen. Mein größter Wunsche wäre es, dass das, was ich tue, endlich mal von der Öffentlichkeit realistisch wahrgenommen wird und ich mir nicht ständig erzählen lassen muss, dass sie doch genau weiß, wie wenig Arbeit ich doch habe, obwohl es kaum machbar ist, ohne dabei gesundheitlich auf der Strecke zu bleiben. Da braucht man ein hohes Maß an Eigenmotivation, eine feste Überzeugung, warum man seinen Job trotzdem gern macht.


    Deshalb kann ich nur nochmals das wiederholen, was zuvor gesagt wurde: Wenn du gerne mit Jugendlichen arbeitest, dann werde Lehrer und kündige den bisherigen Job. Ansonsten lasse -dir zuliebe und auch den Schülern zuliebe- lieber die Finger davon.


    So, und jetzt gehe ich mal wieder an meine Korrekturen. Grundkurs 13, danach Leistungskurs 12, vielleicht schaffe ich auch noch die anderen beiden Klassenarbeiten in den "Ferien"....

  • Zitat

    Original von lehrerseb
    @rauscheengelsche
    Danke für deine Kommentare. Bist du über einen Seiteneinstieg/Quereinstieg in den Schuldienst gekommen? Was hast du vorher gemacht? Wie erlebst du die Belastung aus der "freien Wirtschaft" im Vergleich zum Schuldienst?


    ich hab regulär lehramt studiert, mich dann aber zwischendurch in der freien wirtschaft ausgetobt und eine der größten bankenfusionen deutschlands an einer schnittstelle miterleben dürfen :party:


    heute arbeite ich meistens 7 tage die woche, weil ich gerne auch den abend mit meinem mann verbringe und daher um 20 uhr einfach schluss ist, dafür muss dann der sonntagvormittag herhalten, samstag ist eh regulärer arbeitstag bei mir. in der bank hab ich auch nicht wenige überstunden gekloppt und während der heißen phase der fusion waren samstage auch arbeitstage, aber ich bin heimgegangen und war fertig, als lehrer bin ich das nie, der schreibtisch wird schlicht niemals leer und das ist schon etwas, das bei mir immer ein wenig stress bedeutet.


    natürlich habe ich heute keine sorge um meinen arbeitsplatz, das ist schon ne erleichterung. wenn man allerdings nicht seine karriere als studienrat beenden möchte und einem ein wenig daran liegt das schulleben auch aktiv zu gestalten und nicht nur seinen dienst nach vorschrift zu erledigen, muss man genauso an vielen ecken kämpfen wie außerhalb des staatsdienstes.


    man kann es sich sicherlich ganz gemütlich einrichten, nur habe ich den eindruck, dass das genau diese kollegen diejenigen sind, die am schnelllsten wegen burnout etc. den schuldienst wieder verlassen werden, weil sie einfach fehl am platze sind.


    ich würde im übrigen nicht von schulungen mit einer überschaubaren anzahl erwachsener rückschlüsse auf ne 7. klasse mit 34 pubertierenden schließen, das sind zwei welten.

  • Ich bin ausgebildete Lehrerin, habe aber auch in der freien Wirtschaft gearbeitet und war auch ein paar Jahre selbständig.


    Gearbeitet habe ich immer viel, manchmal auch mehr als nötig, weil zu wenig gut organisiert.


    Was an der Arbeitszeit als Lehrer besonders ist:


    Die Aufteilung auf zwei Arbeisplätze: Einerseits die Schule, in der viel improvisiert werden muss, weil Rahmenbedingungen kaum auf unseren Bedarf ausgerichtet sind (kein Stauraum, kein eigener Platz, kein "Backoffice", viel Unruhe)
    Andererseits der Arbeitsplatz zu Hause (Platzbedarf, eigene Ausstattung etc)


    Das macht die Abgrenzung zwischen Privat- und Arbeitsleben mühsamer. Jedenfalls müssen wohl die meisten erst lernen, sich Grenzen zu setzen. Und der Termindruck ist oft immens.


    Herausfordernd ist meiner Meinung nach auch der Wechsel zwischen starker Fremdbestimmung in der Schule und "freier Arbeitseinteilung" zu Hause, die dann ein hohes Maß an Selbstorganisation und Selbstdisziplin erfordert, gerade wenn man dann einfach müde, manchmal auch erschöpft ist. Der Stundenplan gibt einen oft unerbittlichen Takt vor, der es erschwert, die elementarsten Bedürfnisse wie eben den Toillettengang unterzubringen, ohne schon irgendwo seine Aufsichtspflicht zu vernachlässigen. Es gehört viel Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung dazu, sich davon nicht über Gebühr unter Druck setzen zu lassen.


    Ich verbringe übrigens aufgrund meines Stundenplans derzeit 30 Stunden (22 unterrichte ich, 7 Lerngruppen, keine Parallelklassen, zwei Doppelstunden) in der Schule, verteilt auf vier Tage. Da wir Ganztagsbetrieb sind, heißt das, dass ich vier von 7.30 Uhr bis mindestens 16.30 Uhr in der Schule bin. Konferenzen, Elternsprechtage, Weihnachtsbazar, Schulkonzert etc nicht mitgerechnet.
    Danach bin ich platt. Am Abend schaffe ich nur das Nötigste, besonders jetzt im Winter. Inzwischen habe ich da aber auch kein schlechtes Gewissen mehr.


    Korrekturen, Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, eigene Weiterbildung fallen da zwangsläufig auf den unterrichtsfreien Tag (der ein Zugeständnis der Schulleitung an Ganztagsbetrieb und fehlende Arbeitsmöglichkeiten in der Schule ist) und natürlich aufs Wochenende und die Ferien.


    Das alles ist machbar. Aber gerade die Vielseitigkeit des Lehrerberufs ist schon eine Herausforderung an den Umgang mit eigenen Ressourcen.

  • Klar kann man sich die Zeit frei einteilen, vor allem in den Ferien.


    Soooo, vor den Weihnachtstagen hab ich die letzten Jahre immer NICHTS gemacht, da war ich zu platt. Dann kamen die ganzen Feiertage... wieder nichts gemacht. Die paar Werktage vor Silvester hab ich immer meinen Haushalt auf Vordermann gebracht (der extrem leidet in der Vorweihnachtszeit!).


    Dann ist der 2. Januar da. Du hast nur noch einige Tage, bis die Schule wieder losgeht. Und einen RIESENBERG Arbeit. Die freie Zeiteinteilung sieht dann bei mir so aus, dass ich lange schlafe und erst gegen Mittag an den Schreibtisch gehe. Und dann sitze ich jeden Tag bis Mitternacht. Und immer diese Panik und Angst im Nacken... ICH SCHAFFE ES NICHT!
    Und gerade in den Weihnachtsferien schaffte ich mein Pensum nie, weil eben viele Feiertage sind, an denen man nicht arbeiten will.


    Mal ganz ehrlich... wenn man in den Ferien nur an den Feiertagen nicht arbeitet, was ist das für eine freie Zeiteinteilung? Da haben viele Angestellte länger frei als Lehrer, auf die nach den Ferien die Halbjahreszeugnisse warten.

    Vermeintliche Rechtschreibfehler sind ein Vorgriff auf kommende Rechtschreibreformen und deren Widerruf.

  • Jetzt mal ganz provaktiv gefragt ...


    Für Mathe z.B. gibt es von Klett auf die Bundesländer angepasste Unterrichtsmaterialien inkl. Übungsblätter und Klausuren sowie deren Lösungen usw.


    Was spricht denn dagegen, bei Überforderung, auf solch vorgefertigte Unterrichtsmaterialien zurück zu greifen?
    Zumal das Material einen guten Eindruck macht, vor allem die ganzen "Spielen Lernen" und "Mathe - Zaubertricks" Reihe.


    Wenn man auf sowas zurück greift scheint man ja eine Menge an Arbeit zu sparen, auch beim korrigieren.

  • Klar, dass man mit dem Material Zeit spart. Andererseits wirst du kaum eine ganze Stunde nur mit Arbeitsblättern füllen können. Das kannst du mal machen, wenn du kaum Zeit zum vorbereiten hast. Aber wenn du das mehrere Stunden machst, gehen dir die Schüler auf die Barrikaden. Abwechslung ist das Motto. Und nicht jedes AB passt genau auf deine Lerngruppe, das wird ja gerade in einem anderen Thread diskutiert.


    Ein Problem mit den Klausuren besteht darin, dass nicht nur die Lehrer dazu Zugang haben. Ich habe es öfters erlebt, dass bei der Nachhilfe mit den entsprechenden Heften und Programmen (Online-Auktionsseiten sei Dank) gearbeitet wurde. Damit sind die Hefte praktisch nutzlos geworden. Natürlich kann man die Aufgaben trotzdem in veränderter Weise nehmen. Aber eine 1zu1-Übernahme ist nicht mehr möglich.


    Fang erst mal mit dem Unterrichten an und werde kreativ, statt von vornherein über die Arbeitsbelastung nachzudenken. Die Stunde besteht nicht aus dem Material, sondern aus dem Drumherum, dem Aufbau, dem Rhythmus, der Beziehung zwischen dir und den Schülern.


    À+

  • Avantasia war schneller -


    und ich schließ mich ihr an.


    Unterricht ist nicht nur eine Frage der Materialien, was man am Anfgang gerne glaubt.
    Ich habe viel gekauft in den ersten zwei Jahren. Aber viel hilft nicht viel.


    Viel wichtiger ist es meiner Meinung nach, sich immer wieder neu mit dem Stoff zu beschäftigen, neue Zugänge zu finden und wie ich sie für die Schüler nutzbar machen kann.
    Und das ist entschieden eine Zeitfrage.

  • Zitat

    Original von Avantasia
    Fang erst mal mit dem Unterrichten an und werde kreativ, statt von vornherein über die Arbeitsbelastung nachzudenken. Die Stunde besteht nicht aus dem Material, sondern aus dem Drumherum, dem Aufbau, dem Rhythmus, der Beziehung zwischen dir und den Schülern.


    Genau.


    Ich finde der ist echt beratungsresistent.


    Lasst ihn einfach in die Schule und dann wird er schon sehen. Jeder weitere Buchstabe hier ist Verschwednung. Der hat es bis jetzt nicht verstanden, also lasst es...


    Gruß
    Anna

  • Zitat

    Original von annasun
    Ich finde der ist echt beratungsresistent.


    Das würde ich jetzt nicht behaupten. Er hat eine andere Vorstellung von unserem Beruf und möchte erfahren, ob das stimmt. Und wir können sein Bild zurecht rücken, bevor er in die Schule geht. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Praktika und evtl. ein Lehrauftrag helfen weiter, das bin ich mir sicher.


    À+

  • Zitat

    Original von Avantasia


    Und wir können sein Bild zurecht rücken, bevor er in die Schule geht.


    Das bin ich geneigt in Frage zu stellen ;) Siehe seine jeweiligen Reaktionen.
    Gruß
    ANna

  • Zitat

    Original von lehrerseb


    Zumal das Material einen guten Eindruck macht, vor allem die ganzen "Spielen Lernen" und "Mathe - Zaubertricks" Reihe.


    Wenn man auf sowas zurück greift scheint man ja eine Menge an Arbeit zu sparen, auch beim korrigieren.


    Diese Logik erschließt sich mir nicht. Wenn ich mit "Mathe-Zaubertricks" unterrichte, spart mir das Arbeit beim Korrigieren der Klassenarbeiten? Hä?


    Mal ganz provokativ geantwortet:
    Glaubst du im Ernst, dass du der einzige bist, der auf die Idee kommt, zur Entlastung auf vorgefertigtes Material zurückzugreifen?


    Die Unterrichtsvorbereitung ist rein zeitlich gesehen nicht das große Problem, wenn man ein bisschen Erfahrung hat.


    Das Problem sind die Rahmenbedingungen, unter denen du dann arbeiten wirst (siehe mein obiger Beitrag). Hinzu kommt, dass z.B. Schüler große Schwierigkeiten mit dem haben, was dir völlig einleuchtend erscheint. Dass sie von dir Erklärungen haben wollen, die für ihren Verständnis- und Wissensstand die richtigen sind und sie ein Stück weiter bringen, während gleichzeitig andere Schüler in der selben Lerngruppe schon wesentlich weiter sind, während wieder andere pubertieren und in dir denjenigen sehen, den man jetzt mal richtig hochnehmen könnte, weil sie in deinem Fach schon längst aufgegeben haben. Natürlich kannst du es dann mit Zaubertricks-Material versuchen. Ich wünsche dir viel Spaß dabei.


    Du hast hier nach Erfahrungen gefragt, weil du dein Bild des Berufes (stressfrei, wenig Arbeit, hohes Maß an Selbstständigkeit, viel Urlaub und Freizeit) von anderen bestätigt bekommen wolltest. Es haben dir eine Menge Leute geantwortet, die die von dir verlangten Qualifikationen (Einblick in andere Tätigkeiten in der freien Wirtschaft, Fähigkeit zum Vergleich der Anforderungen und Arbeitsbedingungen) mitbringen und dir ihre Sicht der Dinge dargestellt haben, z.T. mit hohem (zeitlichen) Aufwand. Diese Einschätzungen kommentierst du jetzt mit der Idee, auf Fremdmaterial zur Unterrichtsvorbereitung zurückzugreifen.


    Deine Antwort jetzt zeigt, dass dir die Dimension deiner neuen Tätigkeit entweder immer noch nicht bewusst ist oder dass es dir nicht darum ging, mit dem Thread hier dein eigenes Bild des Berufes zu überdenken und den "Realitäts-Check" zu machen, sondern dass du tatsächlich nur eines wolltest: Bestätigung und Zuspruch für deine bereits getroffene Entscheidung.


    Der Punkt ist, dass der "Realitäts-Check" unweigerlich kommen wird. Wenn du es also hier nicht zur Kenntnis nehmen möchtest, dann wird dir die Schulrealität früher oder später schon zeigen, wie weit man mit den Zaubertricks von Klett kommen wird.

  • Zitat

    Original von annasun
    Ich finde der ist echt beratungsresistent.


    :D
    Ja, vielleicht hast du sogar Recht.
    Aber wie schon gesagt bin ich absolut Fachfremd und habe mit Kinder- und Jugendarbeit keinerlei Erfahrung. Deshalb versuche ich mir ein möglichst gutes Bild zu erstellen wie der "Lehrerberuf" aussehen könnte. Wenn ich halt zweimal Nachfrage, kann das durchaus wie "Beratungsresitent" rüberkommen.


    Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit zwei Lehrern. Diese hatten mir nicht den Eindruck vermittelt, Lehrer sei ein furchtbar "stressiger" Job. Der eine hatte sogar quasi 2 freie Tage (einen Tag frei und am anderen Vormittags eine Doppelstunde). Ich weiß mittlerweile, dass die Hauptarbeit nicht die Unterrichtsstunden sind, aber ich bin halt doch ein wenig verwirrt wie extrem unterschiedlich die Aussagen, von den beiden Lehrern und die Meinungen hier sind.


    Aber bitte seht den obigen Abschnitt jetzt nicht als Grund euch neu erklären zu müssen. Ich bin bisher jeder Antwort hier sehr dankbar und habe durch den Thread hier viele neue Ideen und Tipps mitgenommen.


    Also, Danke an alle Schreiber! :D



    Zitat

    Original von mimmi
    Du hast hier nach Erfahrungen gefragt, weil du dein Bild des Berufes (stressfrei, wenig Arbeit, hohes Maß an Selbstständigkeit, viel Urlaub und Freizeit) von anderen bestätigt bekommen wolltest.


    Das möchte ich auch nicht unkommentiert lassen. Dieses "wenig Arbeit" stört mich wieder. Ich will nicht Lehrer werden, weil ich mir eine 30 Stunden Woche erträume. Ich habe kein Problem meine 45 Stunden Woche zu halten. Aber dauerhaft eine Arbeitswoche von >50 Stunden zu haben, das ist echt schon heftig. Und ich habe hier versucht das Arbeitspensum abzuklopfen. Und zum Beispiel bei stressigeren Zeiten auf existierendes Material zurück zu greifen. Aber auch hier weiß ich mittlerweile:


    Zitat

    Original von Avantasia
    Die Stunde besteht nicht aus dem Material, sondern aus dem Drumherum, dem Aufbau, dem Rhythmus, der Beziehung zwischen dir und den Schülern.


    Ich will auch noch klarstellen, dass die Arbeitszeit nicht das einzige Kriterium für mich ist, Lehrer zu werden.

  • Es ist vor allem ganz wichtig, dass man im Auge behält - wie ich oben schon mal geschrieben habe - dass die eigentliche Unterrichtstätigkeit, d.h. Unterrichtsplanung und Durchführung zeitlich den geringeren Teil der Arbeitszeit ausmacht. Der Lehrerberuf ist voller Zeitfresser, die von außen kaum sichtbar sind.


    Ein großer Batzen ist die Korrekturbelastung - wobei man schon einige Jahre der Erfahrung braucht, bis man da zeitoptimiert arbeiten kann. Ich bin sehr sehr schnell mit meinen Korrekturen. Die Korrektur einer Oberstufenklausur dauert bei mir ca. 30 bis 35 Minuten, um die Klausur zu konzipieren, einen Text zu finden und den Erwartungshorizont zu formulieren, brauche ich ca. 2 Stunden. Ich kann zwar des öfteren Klausure recyclen, die müssen aber i.d.R. dem tatsächlichen Kurs angepasst werden. Die Verwaltungstätigkeiten, Noten festhalten, Spiegel dokumentieren, Nachbereitung vorbereiten etc. dauert nochmal ca. eine dreiviertel Stunde. Bei einer Kursstärke von, sagen wir mal, 22 Schülern bin ich damit bei einer Arbeitsleistung von über 14 Stunden Arbeitszeit, die irgendwie in die zwei Arbeitswochen eingepasst werden müssen, die man laut Gesetz für die Korrektur hat.


    Pro Kurs schreibt man zwei Klausurem im Halbjahr, in der Sek I sind die Klassenarbeiten kürzer aber häufiger und es kommen natürlich noch andere Korrekturarbeiten hinzu. Hausaufgabenkontrollen, Texte, die mir Schüler unverbindlich zur Ansicht einreichen (wozu ich sie ermuntere!), Tests. Selbst ein Vokabeltest klassischer Machart, den man in ca. 3 Minuten korrigieren kann, stellt noch eine Arbeitsbelastung von 90 Minuten bei einer ganzen Schulklasse da!


    Sehr viel Zeit kostet die Verwaltungstätigkeiten, die man als Lehrer so abzuleisten hat - die ganze Listenführerei, die Auswertererei für Vergleichsprüfungen, Berichte und Protokolle, von den vor allem die Primarkolleginnen ein Lied singen können. Rumhockerei in Konferenzen, Emailschreiberei am Abend, Telefoniererei mit Kollegen, Eltern, Schülern. Für sich alleine sind das alles kurze und knappe Tätigkeiten aber die Summe macht es halt - als Lehrer verwalte ich momentan einen Kundenstamm von 130 Personen, dabei bin ich aufgrund einer Langzeitfortbildung zur Zeit mit 4 Stunden entlastet und habe deshalb zwei Kurse weniger.


    Arbeitszeit kommt auch über einen anderen Weg. Klassenfahrten, am besten noch mehrtätig, sind riesengroße Zeitfresser, denn auf einer Kursfahrt ist man als Lehrer schließlich ununterbrochen im Dienst und ohne Erholungspause in der Verantwortung, wenn es Dinge zu klären oder Entscheidungen zu treffen gilt. Also für die Dauer der Klassenfahrt hat man 24-Stunden-Schichten, die natürlich auch dann 24-Stunden-Schichten bleiben, wenn der Kurst toll und die Fahrt Spaß macht. Die aufwändige Vorbereitung - man ist in diese Rolle Touristikunternehmen und Reiseleiter! - ist auf die Verwaltungsarbeit aufzuschlagen.


    Dann kommen noch die vielen anderen Tätigkeiten in einer Schule dazu - jede Schule hat ein Programm und viele Aufgaben unter den Lehrern zu verteilen, sei es eine Schulbibliothek, Arbeitsgemeinschaften, Schulfeste, Kontaktpflege zu Partnerschulen etc. pp., seien es die administrativen Aufgaben im Kollegium (Stundenplan, Vertretungsplan, Stundendeputatsberechnungen, Gremienarbeit, Fachkonferenzarbeit, Curricularentwicklung, Medienbeschaffung und -verwaltung, Computeradministration, Schulbuchverwaltung etc.) es gibt einfach eine Unmenge zu tun, das alles irgendwie in die Wochenarbeitszeit eingebaut werden muss.


    Der Stress im Beruf entsteht durchaus nicht nur durch "Katastrophenkids." :) Das hat sich in der Diskussion ein bisschen so angehört - warum die Arbeit in der Schule so stressig ist, hat eigentlich ganz pragmatische Gründe - als Lehrer betritt man die Schule und ist de facto ununterbrochen tätig, bis man sie wieder verlässt, weil die Zeitfenster für die zu erledigenden Arbeiten ungeheuer kurz sind. In den 15-Minuten-Pausen führe ich zeitgleich Planungs-, Beratungs, pädagogische und Dienstgespräche, während ich eventuell zeitgleich Materialien kopiere. Im Unterricht bin ich ohne Pause aktiv - sei es, weil ich frontal etwas erzähle, sei es, weil ich Prozesse beobachte, eventuell in sie eingreife, auf Menschen reagiere. Als Lehrer muss man in jeder Minute eine Vielzahl von Entscheidungen treffen - das ist einfach eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die ein Höchstmaß von Aufmerksamkeit erfordert. Deshalb ist man am Ende eines Schulvormittages platt - auch als erfahrener Lehrer an einer schönen und gutorganisierten Schule, wie ich es bin.


    Ich sehe meinen Wochenstundenaufwand im laufenden Betrieb im Halbjahr so um die 50 Stunden in der Woche, vielleicht etwas darunter - weil ich mich gut organisiert habe und deshalb schnell in der Arbeit bin, weil ich Unwichtiges zur Seite schieben und ziemlich forsch "nein" sagen kann. Als Berufsanfänger wirst du die ersten zweieinhalb bis dreieinhalb Jahre deutlich über dieser Zeit liegen, weil du deine Arbeitsroutinen noch entwickeln musst (und sie dir in der Ausbildung nicht beigebracht werden, genausowenig, wie deine Schule dir mit äußeren Strukturen helfen wird.) Bei mir waren das Anfangs so ca. 60 Stunden auf sieben Tage verteilt und das ist wohl bei den meisten Anfängern der Fall.


    Viele Lehrer sind übrigens in der Gefahr auch mit zunehmender Berufserfahrung nicht von dieser übergroßen Arbeitsmenge runterzukommen, weil sie mit überbordendem Idealismus an die Sache herangehen. Die Gefahr sehe ich bei dir nicht, was du bitte nicht als Vorwurf verstehen möchtest! Diejenigen, die mich schon länger hier kennen, wissen, dass ich ein dezidiertes Professionalitätsverständnis an meinen Job anlege, der für mich auch nicht mehr und nicht weniger als ein Job ist. Deswegen finde ich es auch richtig, dass du genau abklopfst, was da auf dich zukommt.


    Du solltest dich allerdings von einigen Klischees ziemlich schnell verabschieden... :)


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Nele


    1000 Dank für die tolle Übersicht!!
    Und die vielen detaillierten Infos.



    Wie sieht es den mit der Motivation aus? Bekommt man von den Schülern "Feedback" (und sei es nur durch gute Mitarbeit und angenehmes Benehmen ;) )
    Es ist gleich angenehmer mal ein paar extra Stunden arbeit zu investieren, wenn man sieht/merkt, dass die Schüler das "honorieren".



    Es wurde hier schon ein paar Mal die Eltern als Zeitfresser genannt. Wie läuft der Kontakt mit den Eltern ab? Muss ich eine Art "Sprechstunde" haben an der die Eltern zu mir kommen können?


    Mir ist grad beim nochmaligen lesen des Threads aufgefallen, dass manche Lehrer Abends/Nachmittags von ihren Schüler besucht werden? Ich wußte in meiner Schulzeit von keinem Lehrer wo er wohnt.

  • Zitat

    Original von neleabels
    Der Stress im Beruf entsteht durchaus nicht nur durch "Katastrophenkids." :) Das hat sich in der Diskussion ein bisschen so angehört


    Zitat

    Original von lehrerseb
    Mir ist grad beim nochmaligen lesen des Threads aufgefallen, dass manche Lehrer Abends/Nachmittags von ihren Schüler besucht werden? Ich wußte in meiner Schulzeit von keinem Lehrer wo er wohnt.


    Sorry, mag sein, dass ich jetzt schon völlig deppert bin (was ich nicht ausschließen kann, bei mir senken Dauerkorrekturen definitiv den IQ), aber ich suche gerade verzweifelt die Textstellen, auf die ihr euch mit euren obigen Aussagen bezieht.


    Könnt ihr mir mal helfen und mir zeigen, wo dazu (also zu "Schüler sind der Stressfaktor" und "Schüler besuchen abends ihre Lehrer") in diesem Thread etwas steht?


    Danke vorab!

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