Versiffte Schulgebäude

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen!


    Ein anderer Thread hat mich auf dieses Thema gebracht, das mir eigentlich schon länger unter den Nägeln brennt, das ich bisher hier wie in der Schule noch nicht thematisiert habe. Unsere Schulleitung war im letzten Schuljahr sehr bestrebt, dem Chaos in den Klassen ein Ende zu machen. Sprich: in einer bestimmten Pause sollten alle Klassen und Kurse zu Besen, Handfeger und Kehrblech greifen, um eine angemessene Lernumgebung zu schaffen.


    Es ist bekannt: die Gelder sind knapp. Die Städte haben nicht mehr das Geld, Putzkräfte einzustellen, die die Klassenräume in kurzen Abständen regelmäßig säubern. Fazit: Lehrerinnen und Lehrer dürfen sich über ein neues Amt freuen, das sie natürlich nur unentgeltlich zu übernehmen haben. Wie heißt es doch so schön? Der Lehrberuf ist ein Halbtagsjob, also kann man doch erwarten, dass ein Lehrer, eine Lehrerin seine oder ihre Klasse sauber hält?


    Neuer Job eines Lehrers, einer Lehrerin: Oberkommandierende/r eines Putzgeschwaders!


    Eigentlich wollte ich ja die Pause dafür nutzen, endlich einmal einen Schluck Kaffee zu trinken oder wenigstens zwei Bissen von meinem Frühstücksbrot zu nehmen, denn ich gehöre nicht zu den Halbstagszicken mit regelmäßigen Springstunden zum Quatschen u.a., die den Lehrberuf nur ausüben, weil sie zu Hause nichts mit sich anfangen können oder ihrem Ehegespons zeigen müssen, wie gut sie noch drauf sind. (Aber das ist ein anderes Thema! Ich beginne gern einen anderen Thread!).


    Also: Ich opfere meine Pause und sehe mich in meinem Klassenraum um: Die Tafel ist in jedem Winkel beschrieben, jede Menge Papier auf dem Boden (wo das auch immer herkommt?), einige Schranktüren hängen windschief aus den Angeln (man kann sich in den Pausen prima an Schranktüren hängen und schaukeln, bis man unter dem Gelächter der Klassenkameraden mit der Tür umfällt!), Poster an der Wand: eingerissen und unflätig bemalt, die Klassentür von außen und innen mit Kreide besudelt: von oben bis unten, selbst in den Sommerferien hat keine Putzfrau hier Hand angelegt (entweder haben sie es übersehen oder sie haben es deswegen nicht gemacht, weil sie für ihre Aufgaben viel zu wenig Zeit zugemessen bekommen; jedenfalls kümmert sich niemand darum: keine Schulleitung, kein Hausmeister), die Fenster weisen seit langem große Verunreinigungen auf: die Kinder haben mir von ihrer letzten Schwammschlacht erzählt: natürlich waren die Schwämme voller Kreide, aber wer für die Verschmutzung verantwortlich ist, weiß keiner! Der Lehrerstuhl - der einzige in der Klasse mit Stoffsitzpolster - ist voller Kreide. Ein Lehrerhintern voller Kreide - was für für ein Spaß! Das Lehrerpult klebt - wovon auch immer! Ich gehe herum und sehe mir die Schülertische an: viele mit Bleistift bemalt, nackte Mädchen mit Geschlechtsteilen und der dicke Penis darf natürlich fehlen. Siebtklässler eben!


    Ich mache mir so meine Gedanken. Natürlich kann ich die Klasse wieder mit einigem Schwung auf Vordermann bringen. Ich bin ein erfahrerner Haudegen. Das wär doch gelacht! Die SchülerInnen freuen sich, dass sie 20 Minuten putzen dürfen, ohne Unterricht machen zu müssen, das geht natürlich nur in der Unterrichtszeit, denn nach der letzten Stunde fahren die Busse. SchülerInnen zum Putzen heranzuziehen ist trotzdem nicht ganz leicht, denn von ihnen war es ja keiner oder man hat nicht genau gesehen, wer es war, könnte sein, dass der das gewesen ist, aber beschwören kann man es nicht. Dann höre ich schon die empörte Mama am Telefon: nein ihr Sohn war keinesfalls an der Verschmutzung beteiligt, sie räume nur viermal in der Woche dem Jüngsten die Sachen hinterher und das sei ja nicht ausschlaggebend!


    Trotzdem beschleicht mich so ein Gefühl, dass hier wieder Arbeit auf die LehrerInnen ausgekippt wird. Die sind doch für die Erziehung zuständig, die müssen doch dafür sorgen, dass die SuSen die Klassenräume anständig verlassen, dass die Putzkräfte nur einen Minimaldienst leisten müssen!


    Meine Pause ist um. Mein Magen knurrt. Ein ängstliches Gefühl beschleicht mich: Ich muss noch den DVD-Player in Gang setzen. Hoffentlich hat den ein Schüler nicht wieder manipuliert und ich fummle endlos herum, um mein Vorhaben dann doch aufzugeben und zu den Büchern zu greifen.


    LehrerInnenalltag. LehrerInnenalltag? Das darf doch nicht wahr sein!

  • Eigentlich Grund genug von Klassenräumen zu Lehrerräumen zu wechseln. Dann hat auch die mutwillige Zerstörung durch Schüler ein Ende, weil es nicht mehr irgendein Raum, sondern der Raum des Lehrers ist, der dort erhöhte Entscheidungsgewalt hat.


    À+

  • Ich halte es für eine sehr sinnvolle Idee, wenn Schüler ihre eigenen Klassenräume putzen - nicht als Strafe allerdings. Wer putzt? Alle natürlich - das ist eine Organisationsfrage, müssen ja nicht alle gleichzeitig putzen.


    Nele


    P.S. Lehrerräume hielte ich allerdings auch für die allerbeste Idee. Das scheitert allerdings regelmäßig an der deutschen Schularchitektur - nicht genug Räume.

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Ich reinige von Zeit zu Zeit mit allen Schülern gemeinsam die Klasse. Dazu kaufe ich die schönen bunten Schwämme im 30er Pack ;) und stelle drei Eimer mit Putzwasser und jede Menge Schäummittel hin. Das bringt denen echt Spaß.... mir nämlich nicht und ich bin auch keine Putzfrau.
    Wie wir alle arbeite ich definitiv mehr Stunden als ich bezahlt werde (oder ich werde verdammt schlecht bezahlt) und z.T. bis zu 60 Stunden/Woche. Da putze ich definitiv keine Tische, Ecken, Regale usw.
    Ich putze höchstens noch, wenn ich den Raum wechsle und in ein Drecksloch komme. Aber ansonsten: nein! Dann bleibt es eben dreckig.
    Und wenn Eltern kommen und sich beschweren, biete ich ihnen immer gerne an, etwas an der Lage zu ändern: "Wie? Das ist nicht ihr Job? Meiner auch nicht!"


    :evil:

  • Ich muss zugeben, ich bin gerade sprachlos und überlege, ob an mir manche Zustände einfach vorbeigehen (Idylle Grundschule?). Aus der eigenen Schulzeit und aus meinen Lehrerjahren kenne ich solche Zustände jedoch so nicht. Egal ob Klassenräume oder Lehrerräume, bei uns würde die Luft brennen, wenn es in den Klassenzimmern so aussehen würde, wie von Vaila beschrieben. Wir würden natürlich darauf Rücksicht nehmen, dass Busse fahren und der Unterricht rechtzeitig beendet werden muss. Nicht behandelter Unterrichtsstoff darf dann gerne zu Hause selbstständig nachgeholt werden. :evil: Ebenso dürften die Schüler dann den Eltern noch ein Schreiben der Schulleitung vorlegen und die Eltern dürfen dann noch den Empfang bestätigen.


    Geht's noch? Ich bin für das Putzen nicht zuständig. Nicht, dass es unter meiner Würde wäre. Ich würde es machen, wenn mir die Zeit angerechnet werden würde. Dies ist nicht der Fall und deswegen fühle ich mich nicht zuständig. Ich mache dann sauber, wenn ich persönlich für viel Dreck beim Basteln oder im Kunstunterricht gesorgt habe und keine Zeit mehr da war, die Schüler alles wegmachen zu lassen. Für den normalen alltäglichen Dreck sind unsere Putzfrauen zuständig und für Zustände (mutwillige Verschmutzung), die Vaila beschrieben hat, sind die Schüler verantwortlich.



    Bibo

  • Zitat

    Original von Vaila
    Sprich: in einer bestimmten Pause sollten alle Klassen und Kurse zu Besen, Handfeger und Kehrblech greifen, um eine angemessene Lernumgebung zu schaffen.


    Nur so eine Idee: Wie sieht das denn arbeitsrechlich aus? Für den "normalen" Arbeitnehmer gibt es doch vorgeschriebene Pausenzeiten nach "x" Stunden Arbeit. Die Details habe ich aber leider nicht im Kopf.

  • Ich bin etwas erstaunt.
    Gibt es denn bei Euch keine funtionierenden Dienste? (Tafeldienst, Flurdienst, Fegedienst, Mülldienst, Papiersammeln auf dem Pausenhof?) Und warum bleiben denn die Klassenräume überhaupt in den Pausen auf bzw. bleiben Klassen, die sich nicht zu benehmen wissen, unbeaufsichtigt in den Klassenräumen?


    Ich nehme mal an, dass dieser Ausspruch auf Deine derzeitige Verfassung zurück zu führen ist: "denn ich gehöre nicht zu den Halbstagszicken mit regelmäßigen Springstunden zum Quatschen u.a., die den Lehrberuf nur ausüben, weil sie zu Hause nichts mit sich anfangen können oder ihrem Ehegespons zeigen müssen, wie gut sie noch drauf sind."


    Ich fühle mich dadurch doch etwas :neenee:


    Also ich empfehle, Dienste abzusprechen, die für alle Klassen gelten.


    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Zitat

    Original von Avantasia
    Eigentlich Grund genug von Klassenräumen zu Lehrerräumen zu wechseln. Dann hat auch die mutwillige Zerstörung durch Schüler ein Ende, weil es nicht mehr irgendein Raum, sondern der Raum des Lehrers ist, der dort erhöhte Entscheidungsgewalt hat.


    À+


    Im Gegentum!


    Ein Raum, in dem die Klasse sich einrichtet und den sie als ihren Lernraum gestalten kann wird weniger zerstört werden als ein Raum, durch den 10 Klassen tigern.
    Voraussetzung ist jedoch, dass es einen "Häuptling" gibt, der die Richtung anzeigt. Das sollte Aufgabe des Klassenlehrers sein.


    An Gymnasien mit hohem Lehrerwechsel ist dies sicher nicht so leicht zu realisieren wie an Realschulen und Hauptschulen, an denen Klassenlehrer mehrere Fächer unterrichten und entsprechend viel Zeit mit der Klasse in diesem Zimmer verbringen.


    Mir ist - als Vater - oft die erschreckend kalte Gestaltung der Räume am Gymnasium aufgestoßen in denen die Holzmaserung des Sichtbetons der einzige Schmuck im grauen Einerlei darstellt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von Vaila
    Die Tafel ist in jedem Winkel beschrieben, jede Menge Papier auf dem Boden (wo das auch immer herkommt?), einige Schranktüren hängen windschief aus den Angeln (man kann sich in den Pausen prima an Schranktüren hängen und schaukeln, bis man unter dem Gelächter der Klassenkameraden mit der Tür umfällt!), Poster an der Wand: eingerissen und unflätig bemalt, die Klassentür von außen und innen mit Kreide besudelt: von oben bis unten, selbst in den Sommerferien hat keine Putzfrau hier Hand angelegt (entweder haben sie es übersehen oder sie haben es deswegen nicht gemacht, weil sie für ihre Aufgaben viel zu wenig Zeit zugemessen bekommen; jedenfalls kümmert sich niemand darum: keine Schulleitung, kein Hausmeister), die Fenster weisen seit langem große Verunreinigungen auf: die Kinder haben mir von ihrer letzten Schwammschlacht erzählt: natürlich waren die Schwämme voller Kreide, aber wer für die Verschmutzung verantwortlich ist, weiß keiner! Der Lehrerstuhl - der einzige in der Klasse mit Stoffsitzpolster - ist voller Kreide. Ein Lehrerhintern voller Kreide - was für für ein Spaß! Das Lehrerpult klebt - wovon auch immer! Ich gehe herum und sehe mir die Schülertische an: viele mit Bleistift bemalt, nackte Mädchen mit Geschlechtsteilen und der dicke Penis darf natürlich fehlen. Siebtklässler eben!


    Ich persönlich bin angesichts deiner Schilderung der Auffassung, dass es den Reinigungskräften nicht zuzumuten ist, die von den Schülern mutwillig herbeigeführten Verschmutzungen, die ja offensichtlich über das normale Maß hinausgehen, zu beseitigen.


    Und ja, ich sehe uns Lehrer (und das bewusst im Plural!) auch in einer 7. Klasse in der Pflicht, in einer Weise erzieherisch tätig zu sein, die die vom dir geschilderten Zustände verhindert.


    Maria

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Vaila,
    ich bin da ehrlich gesagt auch ziemlich erstaunt...
    Und als Reinigungsfrau würde ich mich auch weigern so´n Saustall sauberzumachen. Genauso wie als Lehrerin, egal ob bezahlt oder nicht.


    Wird ein solches 7er-Verhalten bei euch denn nicht sanktioniert?
    Bei uns gibt´s schon Theater seitens der Schulleitung, wenn am Ende des Unterrichts die Stühle nicht hochgestellt werden...
    Und wenn einer Müll aus dem Fenster schmeißt/Tische bemalt/Klässenräume versaut/schwätzt/stört/sich rüpelhaft aufführt etc., muss der einen Aufsatz drüber verfassen, warum er dies oder das nicht tun darf. Den lass´ich mir noch von den Eltern unterschreiben. Kommt das nochmals vor, gibt´s ernste Gespräche mit der Schulleitung und Sonderdienst beim Hausmeister.


    Was sagen denn eure Schulleitung/deine Kollegen dazu? Kann man das nicht einmal auf einer Konferenz diskutieren um zu eindeutigen und verbindlichen Maßregelungen von Schülern/Klassen zu kommen, die sich so benehmen? Kann mir kaum vorstellen, dass dein Kollegium das nicht stört. Oder haben die schon resigniert?
    Und was ist mit Tafel- und Aufräumdiensten der Schüler?
    Fragen über Fragen :)

    Einmal editiert, zuletzt von Antigone ()

  • Im Gym meiner Kinder werden solche Klassen (bzw. schlampige, denn solche Zustände haben die dort nicht) abgeschlossen und bleiben es auch bis der erste Lehrer eintrifft. Dann gibt es Sanktionen. Nach dem Unterricht wird aufgeräumt. Dran kommt, wer eingeteilt ist. So musste meine 12jährige schon mal den nächsten Bus nehmen. Pech gehabt.
    Ich finde es ok, bin ja selber Lehrerin und würde solche Aktionen der Schüler, wie beschrieben, nicht tolerieren.

  • In meiner Beschreibung habe ich ja schon darauf hingewiesen, dass ich es immer wieder schaffe, mit Hilfe der Kinder die Klasse so sauber zu halten, dass es erträglich ist. Es ist zwar mühevoll, in den Pausen immer in die Klasse zu flitzen und zu gucken und zu organisieren, aber es ist in einem gewissen Rahmen machbar. Ich sehe die erzieherischen Notwendigkeit durchaus und meine Verantwortung sowieso. Andererseits habe ich das Gefühl, dass der Schulträger sich mit dem Argument der Finanzknappheit immer mehr aus der Verantwortung stiehlt und auf dieses Weise auslotet, wie weit er noch gehen kann. Ich habe früher schon gelegentlich mit Eltern Klassenräume gestrichen, weil diese das gern wollten, mich aber unbehaglich dabei gefühlt: Wer bin ich denn? Hat man jemals von einem Büroangestellten gehört, der sein Büro gestrichen hat, weil die Wände in einem unansehnlichen Zustand waren?


    Zu den anderen Fragen, Antigone. Wie gesagt: Es ist meist schwierig, Schuldige für Verunreinigungen zu finden, weil kleine Gruppen zusammenhalten, andere einschüchtern bzw. Petzen nicht mehr geduldet werden.


    Das Problem Sauberkeit ist natürlich schon öfter Gegenstand von Konferenzen gewesen mit den bereits genannten Konsequenzen, aber wenn nur ein- oder zweimal in der Woche geputzt wird, sieht es eben entsprechend aus. Ein gewisser Grad von Verschmutzung lässt sich auch bei gutem Willen der SuSen nicht vermeiden: Wenn Tische wochenlang nicht mit einem Reinigungsmittel abgewaschen werden, dann bildet sich natürlich ein Film. Vielleicht bin ich etwas überempfindlich, aber ich stelle mal die kühne Behauptung auf, dass ein durchschnittlicher Büromensch in solch einem Ambiente nicht arbeiten wollte.

  • Also ich kenne es so, dass auch in vielen Büros die Schreibtische ... nicht geputzt werden.
    Da wird auch nur der Boden gewischt. Natürlich sieht es dann nicht so aus, wie bei 30 Kindern in einem Raum. Und auch ich finde Putzaktionen mit den Schülern sinnvoll und nicht alles ist die Aufgabe einer Putzfrau. Man kann ja alle paar Monate gemeinsam in einer Schulstunde putzen (Tische, Regale, usw. mit Putzmittel) und jeden Tag kurz 5 Minuten kehren und Tafel wischen. Also ich mache das mit meiner Klasse regelmäßig so.

  • Zitat

    Original von Antigone
    Was sagen denn eure Schulleitung/deine Kollegen dazu? Kann man das nicht einmal auf einer Konferenz diskutieren um zu eindeutigen und verbindlichen Maßregelungen von Schülern/Klassen zu kommen, die sich so benehmen? Kann mir kaum vorstellen, dass dein Kollegium das nicht stört. Oder haben die schon resigniert?


    Ja, die lieben Kolleginnen und Kollegen. Wir haben auch diverse Regelungen an unserer Schule. Eine davon ist z.B. kein Essen und Trinken in den Fach- und Computerräumen und kein unbeaufsichtigter Aufenthalt von Schülern in diesen. Was beides auch Sinn macht wegen der Sicherheit von Schülern und technischen Geräten.


    Aber immer wieder erlebt man es bei gewissen Kollegen, dass sich z.B. Schüler in der großen Pause z.B. alleine in diesen Räumen aufhalten und es als das normalste der Welt ansehen, dort ihre Pausenmahlzeiten zu sich zu nehmen...


    Genauso bei den Ordnungsdiensten: In einigen Klassen habe ich das Gefühl, dass sich niemand um Sauberkeit usw. kümmert. Obwohl ich dort nicht der Klassenlehrer bin, führe ich regelmäßig "Jetzt macht ihr hier aber erst einmal sauber!"-Aktionen durch.


    Oft komme ich mir vor wie Don Quichotte beim Kampf gegen die Windmühlen...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Zitat

    Original von alias


    Im Gegentum!


    Ein Raum, in dem die Klasse sich einrichtet und den sie als ihren Lernraum gestalten kann wird weniger zerstört werden als ein Raum, durch den 10 Klassen tigern.
    Voraussetzung ist jedoch, dass es einen "Häuptling" gibt, der die Richtung anzeigt. Das sollte Aufgabe des Klassenlehrers sein.


    Ich habe eher den Eindruck, dass Schüler denken: "Das ist mein Raum, also kann ich damit umgehen, wie ich will. Und aufräumen will ich hier schon mal garnicht."


    Zitat


    An Gymnasien mit hohem Lehrerwechsel ist dies sicher nicht so leicht zu realisieren wie an Realschulen und Hauptschulen, an denen Klassenlehrer mehrere Fächer unterrichten und entsprechend viel Zeit mit der Klasse in diesem Zimmer verbringen.


    Damit wäre der Raum im Prinzip ein Lehrerklassenraum, in dem ich bzgl. der Instandhaltung mitbestimmen kann und den ich auch entsprechend meiner Fächer mitgestalten kann.


    À+

  • Sacaste:
    Das mag an einer Grundschule mit Klassenlehrer funktionieren, an einem Gymnasium, also einer Schule, an der man froh sein muss, wenn man als Klassenlehrer 4 Stunden pro Woche Unterricht in seiner eigenen Klasse hat, funktioniert das nicht.


    Warum ich aber eigentlich schreibe:
    (etwas OT, aber in dem Zusammenhang für mich erwähnenswert:)


    Ich dachte früher auch immer, dass es am Lehrer liegt, wenn ein Raum aussieht wie Sau. Dann ist mir (im Referendariat) Folgendes passiert:


    Zuckersüße 7. Klasse, brave Lämmer, tolle Atmosphäre, alles paletti.
    Ich lasse leider meinen CD-Player im Klassenzimmer stehen, merke das erst, nachdem ich schon zwei Stockwerke weiter bin, drehe aber nochmals um, um das Gerät zu holen. Ich betrete das Klassenzimmer, die nachfolgende Kollegin ist noch nicht da, dafür sind meine braven Siebtklässler gerade dabei, den Inhalt des Mülleimers fein säuberlich möglichst überlegt im Zimmer zu verteilen, über die einzelnen Lagerplätze wird sogar diskutiert.
    Ich, völlig entgeistert, frage, was um alles in der Welt das werden solle und erhalte als Antwort eine Aussage, die deutlich macht, dass es den Schülern durchaus peinlich war, von mir bei dieser Aktion erwischt zu werden, allerdings sei der Unterricht bei der nachfolgenden Kollegin derart unerträglich und die Kollegin immer bereit, 10-15 Minuten ihres Unterrichts für Putzaktionen zu opfern, dass man mittlerweile dazu übergegangen sei, diese Zeit der körperlichen Aktivität im Raum herbeizuführen, da alles besser sei als diese Form des Unterrichts, die ansonsten auf sie zukäme.


    Also soll heißen:
    Es gibt Klassen, die verwüsten deshalb, weil sie Unterrichtszeit einsparen wollen, weil sie wissen, dass sie's mit manchen Lehrern machen können.


    Es gibt Klassen, die verwüsten deshalb, weil auch das eine Form von Provokation ist und man einfach mal austesten will, wie weit man gehen kann.


    Wenn man Schüler dabei erwischt, wie sie ihren Müll genau dort entsorgen, wo er gerade anfällt, dann wird einem glaubhaft versichert, dass das zuhause genauso gemacht wird und wenn man das im Elterngespräch anspricht, wird einem das von dieser Seite auch noch bestätigt.


    Ich bin deshalb absolut für ein Lehrerklassenzimmerkonzept an weiterführenden Schulen. Nur so hat man die Kontrolle darüber, wer was gemacht hat....

  • Den Einfluss, den der Raum auf die Lernleistungen und die Lernatmosphäre ausübt, darf man nicht unterschätzen. Nicht umsonst wird das Klassenzimmer auch als "der dritte Erzieher" bezeichnet"
    http://www.kindergarten-heute.…ag=813814&archivansicht=1


    Der Kerngedanke stammt zwar aus der Kindergartenpädagogik - wirkt jedoch bis ins Erwachsenenalter. So wirken sich die Klassenzimmer-Akkustik und die Architektur des Schulhauses signifikant auf die Lernleistungen aus - dies sind auch zwei der Haupt-Wirkmechanismen der Waldorfpädagogik.


    "Versiffte" Klassenzimmer darf es nicht geben. Falls doch, macht die Schulleitung etwas falsch. Deren Aufgabe ist es, für einen funktionierenden Schulbetrieb zu sorgen - und beim Schulträger die Reinigung der Räume einzufordern. Falls die Gemeinde hier Sparzwänge vorschiebt, müssen eben die Eltern bei der Gemeinde vorstellig werden und dem Bürgermeister und den Gemeinderäten signalisieren, wer wen wählt und welche Entscheidungskriterien für die Wiederwahl angelegt werden ...


    In der Regel sollte das zu einer besseren Reinigung führen :D


    Nebenbei:
    Graffitis werden gewöhnlich dort angebracht, wo sich bereits welche befinden. Schulbänke werden zerkratzt, wenn sich bereits auf den Bänken Kratzspuren befinden. Schmutz wird dort hinterlassen, wo sich bereits Schmutz befindet. Falls sich an den Wänden der Schülertoilette noch keine Graffiti befindet, ist die Gefahr der Entdeckung und Entlarvung für den "Übeltäter" am Größten. Daher liegt auch die Hemmschwelle zum "Versudeln" hoch.


    Daraus folgt: Jede Verschmutzung muss SOFORT beseitigt werden - dies ist die beste Präventionsmaßnahme zur Verhinderung von Verschmutzung.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    2 Mal editiert, zuletzt von alias ()

  • Zitat

    Original von alias
    "Versiffte" Klassenzimmer darf es nicht geben. Falls doch, macht die Schulleitung etwas falsch. Deren Aufgabe ist es, für einen funktionierenden Schulbetrieb zu sorgen - und beim Schulträger die Reinigung der Räume einzufordern. Falls die Gemeinde hier Sparzwänge vorschiebt, müssen eben die Eltern bei der Gemeinde vorstellig werden und dem Bürgermeister und den Gemeinderäten signalisieren, wer wen wählt und welche Entscheidungskriterien für die Wiederwahl angelegt werden ...


    In der Regel sollte das zu einer besseren Reinigung führen :D


    Das hört sich bei einer Bottroper Gesamtschule oder einer Hauptschule in Essen-Krey sicherlich für einen sehr erfolgsversprechenden Plan an. ;)


    Nele

  • An unserer Schule - Hauptschule mit >60% Ausländeranteil, Industriestadt - funktioniert das. Und das liegt an unserem Schulleiter, dem ich dankbar bin, dass er dem Stadtkämmerer die notwendigen Mittel dazu aus den Taschen holt und beim Reinigungsdienst der Schule die Sauberkeit einfordert.


    Wir teilen die Reinigungslast:
    Jeden Tag nach Schulende kehrt der Ordnungsdienst der Klasse den Raum und macht die Grobreinigung.
    Im Gegenzug dazu hat die Reinigungskraft die Zeit, die Tische abzuwischen und den Raum nochmals nachzufegen. Ein- bis zweimal pro Woche wird feucht ausgewischt.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

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