Da muss ich entschieden widersprechen.
Ich halte deine Haltung für eine Veranschaulichung haargenau dessen, was ich weiter oben gesagt habe: aus irgendeinem Grund gelingt es im Umgang mit der linksradikalen Ideologie oft nicht, den gedanklichen Schritt nachzuvollziehen, den man beim Rechtsradikalismus historisch gelernt hat; dass eine Kausalität zwischen der Ideologie und der menschenverachtenden Ausformung in der Wirklichkeit vorliegt. Die geistige Grundlage der einen Diktatur- und Gewaltbereitschaft kann nicht "sympathischer" als die geistige Grundlage der anderen Dikatatur- und Gewaltbereitschaft sein und es nicht möglich, das eine gegenüber dem anderen als Unfall einer eigentlich guten Sache zu rechtfertigen!
Ich glaube auch nicht, dass es argumentativ möglich ist, Opferzahlen aus einem eklektisch gewählten Zeitraum gegenüberzustellen. Genauso hätte man in den 70ern argumentativ eine größere Sympathie gegenüber dem Rechtsradikalismus aufgrund der viel höheren Opferzahlen linken Terrors postulieren können - was ja auch realiter geschehn ist und zu Recht hart kritisiert wird.
Welche dieser Formen des Extremismus nun in einer historischen Periode eher zu Gewalt greift, und ob sich diese Gewalt eher gegen Sachen oder gegen Menschen richtet, hängt von den jeweiligen Umständen und aktuellen strategischen Zielen ab. Das entscheidende ist, dass für beide Ideologien aus prinzipiellen Gründen nicht nur ein oder viele Menschenleben im Zweifelsfall ohne Wert ist; sondern dass der Griff zur Gewalt und zur Unterdrückung auch noch ideologisch als notwendig angelegt ist. Wie nahe sich beide Denkrichtungen kommen können, kann man historisch des öfteren beobachten - bei der hohen Fluktuation zwischen SA- und Rotfront-Brigaden in der Weimarer Republik, die ab und an geschlossen die Seiten wechselten; an dem Verschwimmen zwischen linken und rechten Autonomen, die man mittlerweile nur noch am Vokabular unterscheiden kann.
Da ist nichts "sympatisch".
Nele