Nervige Eltern

  • Hallihallo,


    wie geht ihr denn mit Elternkritik um? Ich muss sagen, dass ich auch nach 2 Jahren im Job Kritik von Eltern sehr persönlich nehme und richtig schlecht drauf bin, auch wenn sie mich persönlich gar nicht angreifen... Ich ärgere mich, wenn einige Eltern wegen jeder Kleinigkeit ein riesen Drama machen und sofort die Schulleitung damit "nerven". Wird das irgendwann besser, kann ich das irgendwann distanzierter sehen???


    LG Carina

  • Als Trost:


    Wir hatten gestern Elternsprechtag. Einem Fachkollegen (über 20 Jahre im Dienst) wurde unterstellt (nicht ihm direkt gesagt, sondern dem Klassenlehrer gegenüber geäußert), er könne nicht erklären. Sie - die Eltern - denken wohl an eine Dienstaufsichtsbeschwerde.


    Der Kollege kann damit gut umgehen, er kann nämlich nicht nur sehr gut erklären, sondern auch die Situation der Eltern einschätzen. Leider benötigt man ein dickes Fell, um mit nervigen Eltern umzugehen. Leider - weil ich eigentlich nicht so sein will. Aber ich habe es mir antrainiert, dass ich nicht alles auf mich beziehe, sondern "einfach" professionelle Distanz aufbaue. Ein Perspektivwechsel ist hier oft hilfreich. Die Eltern sehen oft im Lehrer die Ursache für Probleme der Kinder: a) ist einfacher, b) dem eigenen Kind will man ja glauben, c) eigenes Versagen einzugestehen ist schmerzhaft und/oder d) berechtigte Kritik muss man auch annehmen können.


    Also nicht den Mut verlieren, Unterstützung bei Kollegen suchen, in Ruhe über Kritik nachdenken, aber nicht alles zu dicht heranlassen (jaja, sagt sich so leicht),
    liebe Grüße, Boeing

  • Funktioniert eher bei einzelnen Eltern, aber auch "Klassen"
    (habe in beiden Rollen gefunden, dass es meist einen sehr positiven Einfluss hat, "Wunder" kann es natürlich nicht bewirken):


    Beim Reden über "das Kind" unbedingt auch etwas Positives sagen (sollte uns ja leicht fallen, weil wir "sie" ja im Grunde eigentlich alle mögen, oder? ;) ), am besten zuerst.
    Nach dieser "Rückversicherung", dass ihr Kind gemocht und anerkannt wird, sind die meisten Eltern viel eher bereit, auch mal einen Fehler des Kindes zuzugeben bzw. etwas Kritik an ihm wegzustecken und sehen den Lehrer auch eher als Verbündeten als als "Gegner".
    Nur menschlich - wird zuweilen vergessen, aber ich glaub', die meisten Lehrer machen es eh.... (ÜS für Nichtbayern: "sowieso")

  • Hallo! Ich sehe das wie Blau. Bei mir war übrigens die freundlich-neugierige Einstiegsfrage: "Was erzählt xy denn vom Unterricht", dann bieten sich eigene Eindrücke an. Die positiven natürlich...


    Zum Trost: Jetzt als Sozialpädagogin habe ich 10 Schüler und natürlich auch regelmäßigen Elternkontakt, in den man Zeit investieren kann und sich gut kennenlernt. Ich hab den Eindruck, dass es bei den Eltern bezüglich des Verhaltens und der Forderungen eine Normalverteilung gibt und eingen KANN man nichts recht machen.


    Das wurde mir einmal klar, als sich eine Mutter bei der Direktion beschwerte, dass ich ihrem Kind zuwenig liebevolle Aufmerksamkeit schenke und nur Dienst nach Vorschrift mache. Das war gerade in diesem Fall sooo absurd (und sorgte für allgemeines Kopfschütteln), dass es mir nicht mal nahe ging.


    Wenn ich jetzt den Eindruck habe, dass ich jemanden vor mir hab, dem man nichts recht machen kann, schalte ich in mir den "Nörgler-Filter" ein.
    Und denke mir, dass der Schüler/die Schülerin den Elternteil den ganzen Tag hat.
    Ich weiß aber nicht, ob ich das ohne Rückhalt durch die Direktion geschafft hätte...

    Unter den Augen des fliegenden Spaghettimonsters...

  • Zitat

    Original von Carina16
    wie geht ihr denn mit Elternkritik um? Ich muss sagen, dass ich auch nach 2
    Jahren im Job Kritik von Eltern sehr persönlich nehme und richtig schlecht
    drauf bin, auch wenn sie mich persönlich gar nicht angreifen...


    Ich habe noch nach 30 Jahren jede Kritik an meinem Unterricht persönlich
    genommen. Erst nachdem ich herausgefunden habe, dahinter steckt
    eigentlich meine Einstellung perfekt sein zu müssen, gelang es mir
    Gelassenheit zu entwickeln. Ich habe entdeckt, dass in jeder Kritik auch immer
    etwas Zutreffendes steckt, das ich ändern kann, wenn ich möchte.
    Inzwischen gelingen mir so Sätze: "So habe ich das bisher noch nie gesehen!"
    oder "Ja, da könnte was dran sein!" oder "Wie sehen andere das denn?"


    monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Ich denke, keiner hat was gegen kooperative und konstruktive Kritik, die auf entsprechen angemessene und freundliche Art vorgebracht wird - dann reagiert man so wie Du, Monika.


    Aber leider gibt es eben auch Eltern, deren Kritik von völlig anderem Charakter ist.... :-/

  • Hallo,


    bin zur Zeit dabei, mich von der Schüler- und Elternperspektive zu distanzieren, meine eigene als ebenso Wichtig zu erachten. Nach 5 Jahren gelingt es mir endlich, nicht sofort mit Panikattacken zu reagieren, sobald Kritik laut wird, sondern mein Selbstwertgefühl stabil zu halten.


    Als "Vorarbeit" versuche ich mir regelmäßig vorzustellen, WAS Eltern und Schüler alles an mir doof finden könnten. Kritik überrascht mich dann nicht mehr so. Ich rechne einfach immer mit dem Schlimmsten, ohne mich jedoch von diesen Fantasien einschüchtern zu lassen.


    Letztendlich habe ich auch gelernt, dass viele Eltern und Schüler nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung handeln, dass Eltern sich häufig selbst Vorwürfe machen (Vernachlässigung des Kindes, Stress in der Ehe, im Job, etc.), und der Hase oftmals ganz woanders begraben liegt. Das Formulieren gemeinsamer Ziele lässt sie dann oftmals weicher werden.


    Auch habe ich meine eigenen Schwachpunkte mit der Zeit akzeptieren gelernt und versuche mein Verhalten nicht an den Erwartungen anderer auszurichten.


    Aber es ist ein langwieriger, zäher, mit Rückschlägen verminter Weg.


    lg klöni

    • Offizieller Beitrag

    Ich versuche, Kritik nichtm ehr so persönlich zu nehmen. Ist aber schwierig, weil das eben auch mit dem Perfektionismus zusammenhängt.


    Außerdem habe ich mich letzte Woche sehr über eine Mutter geärgert, die in der Woche vorher am Elternsprechtag super nett und verständnivoll war und letzte Woche zur Klassenlehrerin ging, ihr ans Bein getreten hat und Dinge, über die sie mit mir gesprochen hatte, bei der KL verdreht dargestellt und mir dann hintenrum den schwarzen Peter zugeschoben hat. Dabei weiß sie sehr wohl, dass ihr Kind total unkonzentriert ist und ständig dazwischen quatscht. Aber sobald das andere tun und ihr Kind dadurch gestört wird, ist das ja was ganz anderes...

  • Ein Nebenaspekt: Ich finde es bedauerlich, dass man ja ständig nur mit Eltern redet, deren Kinder Probleme haben oder schaffen. Neulich hatte ich eine Mutter eines guten, leistungsstarken Schülers in meiner Sprechstunde. Nach dem Gespräch ging ich ins Lehrerzimmer zurück und war total dankbar, dass ich mal mit netten, sympatischen, aber auch durchaus kritischen Eltern Kontakt hatte und dabei habe ich mir vorgenommen zukünfitg einfach mal mit Eltern problemloser Schüler zu sprechen, damit mein Elternbild wieder etwas positiver wird. ;)

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

    • Offizieller Beitrag

    Kiray: Komisch, bei mir ist das immer ganz anders- ich hab fast nur Eltern in der Sprechstunde, die eigentlich ganz okay bis sehr gut sind: "Ich wollte nur mal fragen, wie sich X so macht?"
    Die Eltern, die man sich liebend gern mal in die Sprechstunde wünschen würde, sieht man aber nie... :rolleyes:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Hermine
    Die Eltern, die man sich liebend gern mal in die Sprechstunde wünschen würde, sieht man aber nie... :rolleyes:


    So ging es mir bei besagtem Sprechtag. ein paar Problemkinder-Eltern waren zwar da, aber welche, bei denen es mir wichtig wäre, sind die Kinder im Internat. Da läuft zwar Rückmeldung, aber manchmal ein wenig lahm...

  • Da du dir nun schon die Mühe gemacht hast, kannst dus auch abschicken. Ich halte den Ton sogar noch für sehr freundlich angesichts der unverschämten Bemerkung.
    Würde dir aber empfehlen, solchen Blödsinn demnächst einfach zu ignorieren, aber durchaus zu dokumentieren (kann auf alle Fälle nicht schaden, wenns mal wirklich eskaliert...).

  • Ich finde den Brief sehr deutlich aber der Lage absolut angemessen. Würde mir Briefe etc. des Vaters aber auch kopieren und aufbewahren (inkl. deiner Briefe) - sicher ist sicher.
    Angreifbar machst du dich keinesfalls!

  • Zitat

    Original von Latin_Lover


    Würde dir aber empfehlen, solchen Blödsinn demnächst einfach zu ignorieren, aber durchaus zu dokumentieren (kann auf alle Fälle nicht schaden, wenns mal wirklich eskaliert...).


    Danke für die Rückmeldung! Mein Problem ist nur, dass die Leistungen des Kindes total nachlassen, die Eltern sich nicht melden, bzw. diese Notiz in diesem Ton! Da ich von der Vorgängerin weiss, dass diese Eltern extrem anstrengend sein sollten, möchte ich darauf vorbereitet sein, wenn sie beim Anblick auf das Zeugnis ausflippen und erst recht Stress machen. So zeige ich zumindest, ich lasse mir nicht alles gefallen...
    Muss aber sagen, dass es mich heute den ganzen Tag beschäftigt und mir einfach keine Ruhe lässt. Daher jetzt der Entschluss, zu antworten.



    Das Beste ist: Die Eltern sind total happy, dass ich die Klasse übernommen habe, ich habe schon so viel Lob in dieser kurzen Zeit gehört! Aber ein paar A..Lö... vermiesen einem den ganzen Spaß an der Arbeit...

  • Ich würd's ein bisschen kürzen, ist ein bisschen viel so mMn.
    Z.B. musst Du Dich mMn wegen Löschblatt nicht so ausführlich rechtfertigen, "Im neuen Heft war eins drin" oder so reicht vollkommen....


    In Deinem Entwurf sind mMn ein paar kleine Fehler , die Du eventuell nach dem Schnellentwurf schon korrigiert hast ?? Sicher nur die Hektik, aber käme irgendwie schlecht, wenn's einem auffällt....
    (Sorry - habe länger überlegt, ob ich das erwähnen soll, und vielleicht lieg ich
    als Nicht-Deutschlehrerin ja auch falsch??)

  • Zitat

    Original von Blau
    Ich würd's ein bisschen kürzen, ist ein bisschen viel so mMn.
    Z.B. musst Du Dich mMn wegen Löschblatt nicht so ausführlich rechtfertigen, "Im neuen Heft war eins drin" oder so reicht vollkommen....


    Das ist nun wirklich die völlige Umkehrung der Verhältnisse: Heutzutage bemängelt man also beim Lehrer, dass im Heft der Kleinen das Löschblatt fehlt. Da frag ich mich, welche Dialoge man heute wirklich noch als absurde Fantasie bezeichnen soll...


    ""Ihr Kind kommt sehr oft ungewaschen und unrein in die Schule."
    "Ja, soll ich mich da nun auch noch drum kümmern? Sie haben doch hier ein Waschbecken?!"


    Zitat

    Original von Blau
    In Deinem Entwurf sind mMn ein paar kleine Fehler , die Du eventuell nach dem Schnellentwurf schon korrigiert hast ?? Sicher nur die Hektik, aber käme irgendwie schlecht, wenn's einem auffällt....
    (Sorry - habe länger überlegt, ob ich das erwähnen soll, und vielleicht lieg ich
    als Nicht-Deutschlehrerin ja auch falsch??)


    Nein, ich finde, sowas darf man erwähnen.

    "Die Welt ist kein romantischer Ort mehr.
    Einige Menschen in dieser Welt sind es aber trotzdem noch.
    Und darin liegt die Hoffnung…
    Lass die Welt nicht gewinnen, Ally McBeal."

    Einmal editiert, zuletzt von BillyThomas ()

    • Offizieller Beitrag

    Kiray: Es ist ja nicht so, dass besagte Eltern nicht explizit eingeladen werden- meist kommt dann gar keine Antwort und beim Anruf geht nur der AB ran...
    Mäuseklasse: Ich finde deinen Brief recht gut so, ich würde aber weitere Vorwürfe aus der Vergangenheit (bereits unangemessener Ton, Elternabende, die bereits zweimal stattgefunden haben) entweder rauslassen oder anders vorformulieren z.B. "dazu könnten Sie beispielsweise den Elternabend nutzen, der bei uns regelmäßig stattfindet."

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