sechsjährige Grundschule - ja oder nein?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Mia
    Na ja, um die Qualität des Unterrichts mache ich mir im Falle eines vernünftigen Konzeptes zur 6jährigen Grundschulzeit angesichts der Ergebnisse von Iglu und Pisa weniger Gedanken. Da reicht's wohl, wenn das Leistungsniveau der Schüler erst in Klasse 7 gedrückt wird. :P


    :D;)


    Blau: Haarsträubend hatte ich nicht geschrieben. Auch nicht gemeint. Es ist nur so, dass hier die Kinder einmal nach Klasse 4 ausgesiebt werden und dann noch mal nach Klasse 6. Das Problem der Leistungsüber- bzw. unterforderung hat man in der Orientierungsstufe theoretisch auch, da dort wieder "Gym"-Kinder mit den anderen gemischt unterrichtet werden. Zudem sind diese Orientierungsstufen meist sehr groß. Bei meinem Sohn gab es 8 Parallelklassen. Pro Klasse ca. 30 Kinder. 8o Da wäre es doch besser, die Kinder gleich 6 Jahre in der Grundschule zu belassen.


    Gehen lassen kann ich die Kinder übrigens auch. Ich würde mich sicher auch nicht darum reißen, nur noch 5. und 6. Klässler zu unterrichten. Mir erscheint das Konzept aber ziemlich sinnvoll. Ich glaube auch, dass damit, zumindest für eine gewisse Zeit, der Leistungsdruck gemildert würde. Kenne die wegen Noten weinenden Zwerge auch zu gut.
    Und dass diese Kinder absolute Ausnahmen sind, bei denen im Elternhaus etwas nicht stimmt, kann ich nicht bestätigen. Der Druck, möglichst gute Noten zu erhalten, um später mal aufs Gymnasium zu gehen, ist enorm.

  • Zitat

    Original von Melosine
    Blau: Haarsträubend hatte ich nicht geschrieben. Auch nicht gemeint.


    Doch: ;)


    Zitat

    Original von Melosine
    Im Gegenteil hat er teilweise haarsträubendes von seiner Klasse in der Orientierungsstufe berichtet...

  • Hamburg steht vor der Entscheidung:


    Kurswechsel!
    Schwarz-Grün in Hamburg hat sich mit der Schulreform verrannt.
    Vor zwei Wochen ist die geplante Schulreform in Hamburg gescheitert. Doch bislang weigert sich der schwarz-grüne Senat, diese Realität anzuerkennen.
    Vor zwei Wochen war in der Hansestadt ein Volksbegehren gegen den Kern der Reform überraschend erfolgreich: gegen die flächendeckende Einführung einer sechsjährigen Grundschule ("Primarschule") zulasten der weiterführenden Schulen und gegen die Abschaffung des Rechts der Eltern, die Schulform für ihr Kind zu wählen. Mehr als 180.000 Hamburger unterschrieben das Volksbegehren, dreimal so viele wie nötig. Mit einem Volksbegehren kann in Hamburg ein Volksentscheid erzwungen werden, der in einem Gesetz mündet.
    Statt innezuhalten, erklärten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und seine grüne Schulsenatorin Christa Goetsch umgehend, dass die Primarschule nicht verhandelbar sei. Gönnerhaft fügten beide hinzu, dass man über das Elternwahlrecht reden könne. Ironischerweise entmündigen ausgerechnet Politiker der Grünen die Bürger: Die Bevölkerung müsse einfach besser informiert werden. Tolle Reform also, nur die Leute sind zu blöd.
    Dabei kann es für die schwarz-grüne Koalition nur eines geben: Sie muss Größe beweisen, indem sie Demut zeigt. Sie muss begreifen, dass sie sich verrannt hat. Das Elternwahlrecht steht seit dem Volksbegehren eh nicht mehr zur Disposition. Aber auch die Zwangsbeglückung ganz Hamburgs mit der Primarschule ist vom Tisch. Eine Lösung kann nur auf Freiwilligkeit gründen.
    Vor allem sollte sich der Senat auf jene nötigen Reformen stürzen, für die es einen breiten Konsens in der Stadt gibt: die gezielte Förderung der vielen, vielen Schüler, die nicht richtig lesen können, und die Schaffung einer attraktiven Stadtteilschule. Zur Stadtteilschule sollen in Hamburg alle Schulformen vereint werden, die es neben dem Gymnasium gibt; auf ihr kann – nach 13 Schuljahren – auch das Abitur erlangt werden. Wenn diese neue Schulart nicht gehegt und gepflegt wird, dann wird sie keine Alternative zum Gymnasium, sondern die neue Restschule.
    Zu einem Kurswechsel gibt es keine Alternative, weil Schwarz-Grün einen Volksentscheid um jeden Preis vermeiden muss. Selbst wenn sich eine knappe Mehrheit für die Primarschule fände, würde die Abstimmung die in dieser Frage gespaltene CDU zerreißen und den Schulen statt einer erfolgreichen Reform große Verwerfungen bescheren. Sollte die Primarschule aber gekippt werden, und das wäre nicht unwahrscheinlich, dann flöge die Koalition auseinander, und die Bildungspolitik wäre auf Jahre vergiftet – auf Kosten der Schüler.


    http://www.zeit.de/2009/50/C-Seitenhieb
    :rolleyes: Simian

    • Offizieller Beitrag

    @Melo: Mir ging es hier um die Zweitklässler- dass bei den Viertklässlern der Druck steigt, weiß ich auch.
    raindrop: An Respekt gegenüber den Grundschullehrern mangelt es mir ganz bestimmt nicht! Warst du schon mal in einer fünften Klasse Gymnasium zum Hospitieren? Wir haben eine abgeordnete Grundschullehrerin und die war entsetzt! Sachen, die sie angeblich in der Grundschule so gut konnten und geübt hatten, waren komplett verschwunden! (Aber vermutlich liegt das ja an mir inkompetenten Lehrerin oder dem Druck in die sechste zu kommen oder... ;))
    Und wenn man mal in Frankreich in einem College im Unterricht war, weiß man, wie sehr das Niveau sinken kann!


    Und ich bin immer noch der Meinung, dass eine sechsjährige Grundschule das Problem nur verlagert- solange die Gesellschaft überspitzt ausgedrückt von einem Müllmann das Abitur verlangt, wird sich nichts ändern!

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mit "nein" gestimmt, weil ich folgender Meinung bin:


    Das Problem der "Selektion" wird nur um zwei Jahre aufgeschoben, aber nicht in dem Sinne gelöst. Es wird auch nach der "Entscheidung" in bzw. nach Klasse 6 Stimmen geben, die behaupten, dass man selbst dann noch nicht endgültig über die Eignung eines Schülers für eine entsprechende Schulform entscheiden könne. Der Druck in den Grundschulen wird im Gegenzug dafür von vier auf sechs Jahre verlängert.


    Ich halte nicht viel von Reformen, die ein Problem nicht lösen, sondern eben nur aufschieben.


    Gruß
    Bolzbold

Werbung