sechsjährige Grundschule - ja oder nein?

  • Dann freu dich, dass du nicht in HH unterrichtest, da geht die Hauruck-Aktion nämlich gerade los.


    Warum anbauen? Es gibt doch Nachbarschulen, in die ein Teil der Klassen ausgelagert werden kann - die Gymnasien brauchen dann ja nicht mehr alle Räume.


    Ab Klasse 4 sollen auch Lehrer aus weiterführenden Schulen unterrichten (die dort ja auch "nicht mehr gebraucht" werden). (Abgesehen davon haben je nach Bundesland Grundschullehrer teilweise auch die Lehrbefähigung für Sek 1 (ich schimpfe mich z.B. Lehrerin für Gunrd-, Haupt- und Realschulen).


    Stoffpläne - warum ändern? Kommt Zeit, kommt Rat. Die Schulen werden sich schon was einfallen lassen... :rolleyes:

  • Zitat

    Original von ***Andi***
    Was versteht ihr unter einer Gesamtschule? Sind Förderschüler und Schüler mit einer geistigen Behinderung/ Körperbehinderung, Sinnesbehinderung, etc. auch mit dabei? Ich finde auch den Begriff des dreigliedrigen Schulsystems unpassend. Neben Haupt- Real und Gymmi gibts ja immerhin auch noch die Sonderschulen... Nur über deren Verbleib wird oft nicht nachgedacht, wenn es heißt "eine Schule für alle"... Ich bezweifel ehrlich gesagt, dass man Schüler mit extrem erhöhten Förderbedarf kostenneutral und ohne allzu große Abstriche in der Förderung in ein Regelschulsystem integrieren kann. Dennoch würde ich mich freuen, wenn die einzelnen Sonderschultypen in der Diskussion nicht vergessen werden würden.


    Gruß, Andi


    Dieser Beitrag spricht mir 100%-ig aus der Seele! Es ist immer die Rede vom 3-gliedrigen Schulsystem, so dass die Förderschulen außen vor stehen in den Diskussionen.
    Ich habe gegen 6 Jahre gestimmt, unter anderem auch deswegen, weil ich als Mutter von drei Kindern noch eine andere Perspektive sehe. Meinen Kindern kam es zugute, nach vier Jahren in eine andere Lerngruppe zu wechseln.
    Wenn die Rahmenbedingungen stimmen kann man wunderbar integrieren, individuell unterrichten und jedem Kind, also vom Kind mit einer Schwerstmehrfachbehinderung bis zum Kind mit einer Hochbegabung gerecht werden. Aber das ist meiner Meinung nach Utopie. Rahmenbedingungen kosten Geld, alle Maßnahmen , die dagegen jetzt ins Leben gerufen werden, sollen in meinen Augen Geld einsparen. Veränderungen, auch in Richtung längere gemeinsame Beschulung in einem Klassenverband muss in den Köpfen der Lehrkräfte beginnen, solange die nicht bereit sind sich zu verändern hilft keine von außen aufgedrückte Reform.

  • Zitat

    Original von Jungspund
    Aus dem Bauch heraus:Ich fände es schade wenn am Gymnasium nur noch 7. Klässler ankommen würden. Mir hat das arbeiten mit den 5. am meisten Spaß gemacht, die waren so motiviert


    Finde ich auch einen ganz wichtigen Punkt: In den ersten beiden Jahren am Gymnasium lernen die Schüler eine ganze Menge. Wenn das weniger wird und dazu das Gymnasium nur noch 8 Jahre (bzw. dann 6!)
    dauert - was wird das für ein Abitur? Warum wissbegierige und "schnelle" Kinder bremsen, wenn die schwächeren (mMn) noch nicht mal was davon haben, weil sie nicht mehr so "im Mittelpunkt" stehen können?


    Für wen soll das eigentlich gut sein (ganz, ganz böse Vermutung: Für das Prestige einiger Eltern, die ihr Kind lieber an einem anderen Schultyp sähen?) - wie gesagt können die paar Kinder, die dann doch noch eine "wundersame geistige Wandlung" durchmachen, auch später noch quereinsteigen - für das allgemeine Modell muss zählen, dass es der Mehrzahl der Schüler gut geht!!


    Anders sähe die Sache natürlich aus, wenn mit dieser 6jährigen Grundschule ein völliger Strukturwandel mit differenziertem Unterricht, Montessori-ähnlichen Elementen und verbessertem Lehrer-Schüler-Schlüssel einherginge - ich bin kein "elitärer Separatist", sondern finde nur, dass jedes Kind einen angepassten Unterricht verdient.


    Schon jetzt hat das "Nord-Abitur" gegenüber dem einiger südlicher Bundesländer einen schlechten Ruf - wie soll das dann erst werden?
    Man wird die Schüler in den verbleibenden Gymnasiumklassen regelrecht triezen müssen, um da wieder heranzukommen - oder es wird ein 2-Klassen-Abitur geben.

  • Wenn die Klassenhöchstgrenze bei 20 Schülern liegt und jede Klasse mit einem Lehrer und einem Lernhelfer (Sozialpädagoge, Lehramtsstudent, whatever) ausgestattet ist, ist mir persönlich egal, wer da vor mir sitzt. Dann hätte man nämlich die notwendige personelle Ausstattung, um innere Differenzierung wirklich umzusetzen. So lange das nicht der Fall ist (also: immer), sind die starken Schüler gelangweilt und die Schwächeren überfordert; möglichst homogene Gruppen zu bilden, erleichtert allen das Lernen (und dem Lehrer das Leben). ==> 4 Jahre Grundschule, dann ab ins dreigliedrige Schulsystem und die 5. Klasse mit Zusatzkursen als Gelenkklasse weiterentwickeln, so dass der Sprung von HS 5 nach RS 6, bzw. von RS 5 nach GY 6 möglich wird.

    • Offizieller Beitrag

    Mir ist noch etwas eingefallen:


    Wer von den SekI/Sek II-Lehrern würde denn gerne an eine Grundschule kommen und dort neben seinen Fächern in den Klassen 5 und 6 noch Musik oder Kunst oder Sport in einer jahrgangsgemischten Klasse 1/2 oder 1 bis 3 unterrichten? (Inkl. Schnürsenkel schnüren, Gürtel nach dem Toilettengang schließen, beim Anziehen helfen etc.)
    Oder auch mal eben morgens um 9:30 Uhr hören: "Ach übrigens, in der 4. Stunde, ab 10:55 sind sie in der Löwenklasse eingesetzt und dürfen 1. bis 3. Klasse in Deutsch beschulen. Denken Sie sich was aus!"


    Genau das wird dann erwartet.


    Und umgekehrt genauso.
    Mal eben Erdkunde oder Geschichte ohne Vorbereitung? Herzlichen Dank. Meine Kenntnisse über eiszeitliche Landschaftsformen oder die Werkzeuge der Steinzeitmenschen halten sich doch sehr in Grenzen. Und in Mathe und Deutsch kann ich auch nicht spontan einschätzen, was die Schüler gerade machen, brauchen und können. Da brauche ich erst Beratung durch eine Kollegin, die in Kl. 5/6 unterrichtet und die Zeit dafür habe ich üblicherweise nicht zwischen 9:30 und 10:55 Uhr, da habe ich meine Klasse.
    Also läuft es vielleicht auf eine Mathestunde oder ein Malblatt hinaus, wenn eine Kollegin so lieb ist und mir eine Aufgabe gibt.

  • Ich denke, das würde jedem Lehrer nur gut tun, mal vertretungsweise über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.


    Unsere Schule läuft von der VK bis zur Klasse 10. Und Förderschullehrer haben bekanntlich keine stufenspezifische Ausbildung, folglich werden wir auch überall eingesetzt.
    Natürlich entwickelt jeder Förderschullehrer einen Schwerpunkt und unterrichtet dann rein planmäßig zumeist nur in einer Stufe (wobei es auch hier Kollegen gibt, die ganz bewusst in verschiedenen Stufen eingesetzt werden möchten!), aber vertretungsweise ist von der Vorklasse bis zur 10. Klasse alles drin. Und das ist auch sehr gut so!


    Ich freue mich immer, wenn ich mal wieder zu den Kleinen darf und bin andererseits dann manchmal auch genauso froh wieder zurück zu meinen Großen zu gehen. Es ist eine Bereicherung für einen selber mal stufenfremd zu unterrichten, es verändert den Blickwinkel immens und ich finde eigentlich, dass es auch an den Regelschulen Usus werden sollte, das Sek.- und Primarlehrer viel mehr kooperieren müssten inkl. eigener Erfahrungen in den jeweils anderen Bereichen. Es gibt ja glücklicherweise schon einige Schulen, die im Übergang 4/5 kooperieren und in denen gegenseitige hospitiert wird. Die Rückmeldungen sind meist sehr positiv und werden als unheimliche Bereicherung empfungen, aber das müsste in meinen Augen sogar noch deutlich ausgebaut werden.


    Ich weiß auch ehrlich nicht, was für einen Sek.-Lehrer schlimm sein sollte, einem Grundschulkind beim Anziehen zu helfen und andererseits vertreten uns die Grundstufenleute in der Sek. I fachlich genauso gut oder schlecht wie die Mittelstufenleute. Von einem Akademiker kann man wohl erwarten, dass man auch fachfremd bis Klasse 10 mal was etwas vertretungsweise unterrichten kann. Ist ja auch nicht so, dass nun alle Sek.I-Leute Erdkunde oder Geschichte unterrichten.
    Das ist doch auch letztlich nur eine Frage der Organisation: Wir haben angesichts von U-Plus inzwischen einen großen und guten Pool an Materialien für spontane Vertretungsstunden. Und damit kann ich übrigens auch problemlos mal für ein paar Stunden in eine Eingangsklasse gehen, obwohl ich ja sonst für diese Altersklasse auch nichts parat hätte.


    Und wenn eine Schule ihren Vertretungsunterricht nicht gut organisiert, ist es auch ziemlich wurscht, ob nun die 4.Klasselehrerin in die 1. Klasse geht und dort ein Malblatt macht, weil sie nicht weiß, auf welchem Stand die Klasse gerade ist oder eben die 9. Klasselehrerin. Genausowenig wie ich ad hoc weiß, auf welchem Stand sich die Klassen 5-10 in allen Fächern befinden und auch genausowenig spontan über eiszeitliche Landschaftsformen referieren könnte (obwohl ich sogar Erdkunde unterrichte ;) ). Wenn man einen qualitativ hochwertigen Vertretungsunterricht möchte, muss der nun mal von seiten des Klassenlehrers auch ein wenig organisiert werden. Welcher Lehrer den Unterricht dann ausführt, halte ich aber für zweitrangig.


    Ansonsten finde ich es davon abgesehen aber auch nie schlimm, wenn ein Vertretungslehrer in die Klasse geht und sich einfach mit den Schülern auseinander setzt. Da habe ich selbst auch schon sehr schöne Stunden erlebt, auch wenn da halt mal kein Stoff eingetrichtert worden ist. Stichwort: Soziales Lernen. Da gibt es wahnsinnig viele Spiele von Klasse 1 bis Klasse 10.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,
    Mia, in der Sache gebe ich dir Recht- mal vertreten in Klasse 1 oder 2 könnte ich mir durchaus vorstellen.
    Aber eben nur- mal vertreten.
    Ich habe mir vor meiner Berufswahl sehr lange Gedanken gemacht und mich ganz bewußt für das Gymnasium entschieden- und ich würde mich dagegen wehren, wenn mir von oben auferlegt würde, doch mal öfter in der Grundschule zu unterrichten. Und da geht es um weit mehr als "dafür bin ich halt nicht ausgebildet" .
    Für eine engere Zusammenarbeit zwischen Grundschule und SekI und SekII bin ich allerdings auch.

  • Ja klar, aber um mehr als maximal Vertreten geht's doch gar nicht. Das war ja eher meine Antwort auf Connis Beitrag, der sich auf's Vertreten bezog.
    Und dass selbst das passiert, ist schon mehr als unwahrscheinlich. Da steckt ja schon der Gesamtschulgedanke dahinter.
    Nur, weil die Grundschulzeit 6 Jahre dauert, werden ja keine Gymnasiallehrer an die Grundschulen abgeordnet. Schon rein aus finanziellen Gründen wird niemals jemand auf diese Idee kommen. ;)
    Wenn die Grundschulzeit auf 6 Jahre verlängert wird, kann ja eben nicht mehr nach den bisherigen Rahmenlehrplänen unterrichtet werden. Das heißt also, dass die Sek.I-Lehrer diese Stufen nicht mehr unterrichten brauchen, weil es ja dann mit zum Primarbereich fällt.


    Und das Primarlehrer genauso nach Klasse 4 weiter unterrichten können, halte ich für völlig unproblematisch. In Klasse 5 wird ohnehin größtenteils der Grundschulstoff wiederholt und etwas vertieft. Erst in Klasse 6 kommen tatsächlich einige neue Themen und Fächer hinzu, aber wie gesagt, für einen ausgebildeten Lehrer ist das fachlich nun wirklich kein Problem.
    Im Bereich Englisch könnte es vorübergehend einen Engpass geben, da vermutlich bislang zu wenige Primarlehrer in diesem Fach ausgebildet sind. Aber das würde der Arbeitsmarkt vermutlich ganz schnell von allein regeln.
    Genauso wie den Bereich NaWi, der ja ohnehin gerade überarbeitet wird.


    Aber das wird vielleicht auch gerade hier in der Diskussion übersehen: Ohne inhaltliche Überarbeitung dieser beiden Jahrgänge macht eine Verlängerung wenig Sinn. Sonst geht's ja nur um eine Verschiebung der personellen und räumlichen Gegebenheiten. Aber ich denke, eine sechsjährige Grundschule ohne inhaltliche Konzeption zieht wohl eh keiner ernsthaft in Erwägung.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag

    Mia
    Natürlich hast du da auch irgendwo Recht.
    Es gab aber in meinem Bundesland hitzige Diskussionen darüber, wer besser ist: 5./6. Klasse am Schnellläufergymnasium oder 5./6. Klasse an der Grundschule. Stichwort: Förderung Leistungsstarker. Es wurde dann gesagt, dass Fachlehrer in die 5. und 6. Klassen müssten, weil dort eben Grundschullehrer sitzen, die fachfremd Mathematik oder was auch immer unterrichten und ein Studium im Lernbereich "Mathematik" unterscheidet sich in Berlin erheblich vom Fachstudium Mathematik für die Sek I oder SekI/II. Es ist ein völlig anderer Ansatz im Studium. (Stichwort: praktisches Rechnen - wissenschaftlicher Weitblick) Auch da gibt es Grundschullehrer, die das toll hinbekommen und Fachlehrer, die es nicht gut machen, aber es ging eben ums Prinzip der Lehrerbildung und des Lehrereinsatzes.



    Zitat

    Original von Mia
    Unsere Schule läuft von der VK bis zur Klasse 10. Und Förderschullehrer haben bekanntlich keine stufenspezifische Ausbildung, folglich werden wir auch überall eingesetzt.


    Das ist in meinem Bundesland anders geregelt. Förderschullehrer haben bei uns eine fachliche Ausbildung im Bereich der Sek I und ihnen wird nahegelegt, auch in der Grundschulpädagogik grundschulspezifische Veranstaltungen zu besuchen.



    Zitat

    Es gibt ja glücklicherweise schon einige Schulen, die im Übergang 4/5 kooperieren und in denen gegenseitige hospitiert wird. Die Rückmeldungen sind meist sehr positiv und werden als unheimliche Bereicherung empfungen, aber das müsste in meinen Augen sogar noch deutlich ausgebaut werden.


    Dieser Ausbau kostet Arbeitszeit und damit entweder Geld oder weitere zeitliche und nervliche Belastung (dann im Endeffekt auch Geld, wenn man sich den derzeit schon erheblichen Anteil an Langzeitkranken ansieht).
    Ferner ist es so, dass ich z.B. mit der KiTa kooperiere und mit den Klassenlehrerinnen, die im 3. Schuljahr meine Kinder übernehme. Mehr Kooperation kann ich nicht leisten - bzw. nur auf Kosten meiner Unterrichtsqualität.


    Zitat


    Ich weiß auch ehrlich nicht, was für einen Sek.-Lehrer schlimm sein sollte, einem Grundschulkind beim Anziehen zu helfen


    Für manche ist es schlimm (eigene Erfahrung). Ich finde es nicht schlimm, aber ich habe ja auch freiwillig die Kleinen genommen.
    Was allerdings auch für mich schwierig ist, ist es, gleichzeitig 8 Kindern beim Anziehen zu helfen, 5 davon abzuhalten, sich gegenseitig zu verletzen und den Rest einigermaßen dabei zur Ruhe zu bringen.
    Ganz ehrlich: An den Berliner Grundschulen sind viele Kolleginnen aus der SekI. Diese gehen vorbereitet bis Kl. 3 runter, in Vertretungssituationen meist bis in die 1. Meine Kolleginnen fürchten sich z.T., wenn sie in eine Eingangsphasenklasse müssen, gerade weil die ja nun jahrgangsübergreifend sind. Und ich fürchte mich, wenn ich krank war und zurück komme vor dem Chaos, das in der Zeit entstanden ist, sowohl im Klassenraum, als auch unter Eltern, weil Kolleginnen bei meinen Schülern so viel Selbstständigkeit vorausgesetzt haben wie in der 5. und dann eben mal einer abhanden kam oder die Hälfte seiner Sachen verloren gegangen und nicht mehr auffindbar sind. Ich darf es dann richten.
    (Und nein: Kolleginnen, die für die GS ausgebildet sind und auch immer mal wieder die Kleinen unterrichten gehen hier durch die Bank weg sorgsamer vor.) Zusätzlich muss ich meist heimlich Arbeitsblätter vernichten, die von Vertreterinnen - obwohl alles detailliert vorbereitet da war - angefangen und nicht beendet wurden, in meinen Augen aber total sinnlos sind.


    Zitat

    Wir haben angesichts von U-Plus inzwischen einen großen und guten Pool an Materialien für spontane Vertretungsstunden.


    Das ist gut, dass es das an eurer Schule gibt. Es setzt sich aber nicht an allen Schulen durch. Wir werden teilweise belächelt, wiel wir "noch so jung" sind. In unserem Arbeitsblattpool finden sich Blätter für etwa Kl. 3/4.
    Ich werde mir jetzt selber irgendwo was Mathematisches besorgen und dann im Zweifelsfall irgendwas machen, was man immer üben kann. Und vielleicht noch ein paar Kunstblätter, wenn ich was finde.
    Klar, da sagt sich schnell: "Organisiert es doch einfach anders." Da es aber nicht ein "ihr" gibt, welches das stört, die hangeln sich durch, sondern nur ein paar Leute stört, ist das nicht einfach mal umzusetzen. Junge Lehrer verschleißen schneller, wenn sie die Starrköpfigkeit der älteren ausbaden müssen.


    Zitat

    Wenn man einen qualitativ hochwertigen Vertretungsunterricht möchte, muss der nun mal von seiten des Klassenlehrers auch ein wenig organisiert werden. Welcher Lehrer den Unterricht dann ausführt, halte ich aber für zweitrangig.


    Naja, das ist nicht allein Organisation des Klassenlehrers, da bei uns ab Kl. 3 der Fachlehrereinsatz sehr hoch ist, es kommt immer auf den Fachlehrer an. Und zweitens: Siehe oben, nicht alle Kolleginnen trauen es sich zu, einen vorbereiteten Unterricht durchzuführen. Wobei ich selber meinen Unterricht detailliert vorbereite, also eigentlich auch wenig Grund sehe. Auf der anderen Seite fühle ich mich schon unsicher, wenn ich 6 Wochen vertreten soll und der Stoffverteilungsplan für diese 6 Wochen "Geschichte der Bundesrepublik ab 1945" heißt (gesamter Verteilungsplan, nichts weiter!). Und auch bei einer gut vorbereiteten Vertretungsstunde gerate ich dann doch mal an einen Punkt, in dem ich fachdidaktisch erst nachlesen müsste, wie man das Phänomen auf das Niveau schwacher Sechstklässler bringt.


    Klar, wenn mir jetzt jemand sagen würde, ich dürfte meine jetzigen Zweities behalten bis zur 6. Klasse, das würde ich machen. Und da würde ich auch fachfremd Geschichte, Kunst oder Erdkunde unterrichten. Und wenn sie dann 6. wären, könnte ich auch problemlos in eine andere 5. oder 6. zum Vertreten gehen und wäre vermutlich auch noch nicht sehr weit weg von den 1./2. Klassen.
    Aber wenn man ständig nur in den kleinen Klassen hockt und da nicht raus kommt, da auch keine Berufserfahrung weiter hat und dann plötzlich mal eben aus der hohlen Hand heraus vertreten soll, finde ich es sehr unangenehm. Ich möchte ja schließlich auch nicht "irgendwas" machen, sondern etwas, was dem fachlichen Lernen der Klasse zu Gute kommt.


    Zitat

    Stichwort: Soziales Lernen. Da gibt es wahnsinnig viele Spiele von Klasse 1 bis Klasse 10.


    Mir wurde im Vorbereitungsdienst beigebracht, dass es 2 Sorten von sozialen Spielen gibt:
    Kennenlernspiele, wenn Klasse und Lehrer sich neu zusammenfinden und
    Spiele, die man dann spielt, wenn man die Schüler kennt.


    Im Vertretungsunterricht kennen sich die Schüler jahrelang untereinander, Kennenlernspiele sind also nicht angesagt. Und die Spiele, bei denen man Kenntnisse über die Schüler und ein Vertrauensverhältnis haben muss, sind wohl auch unangebracht, wenn ich jedes Mal auf den Sitzplan gucken muss (wenn ich Glück habe und es einen gibt).


    Grüße,
    Conni

  • Zitat

    Original von Mia


    Nur, weil die Grundschulzeit 6 Jahre dauert, werden ja keine Gymnasiallehrer an die Grundschulen abgeordnet. Schon rein aus finanziellen Gründen wird niemals jemand auf diese Idee kommen. ;)


    Oh doch, auf genau die Idee kam bereits jemand. So soll es in Hamburg werden (so die Primarschule tatsächlich durchgesetzt wird).

  • Hallo,
    ich hätte liebend gern eine sechsjährige Grundschule.
    Aber das werd ich nicht (mehr) erleben ...
    Gruß venti X(

  • Zitat

    Original von Liselotte


    Oh doch, auf genau die Idee kam bereits jemand. So soll es in Hamburg werden (so die Primarschule tatsächlich durchgesetzt wird).


    Echt? Warum das? Gibt's zuwenig Primarlehrer in Hamburg? Primarlehrer kosten das Land doch viel weniger.
    Wie sieht das denn praktisch aus? Werden Sek.-Lehrer für den Fachunterricht an die Grundschulen abgeordnet?


    Conni: Ja, du hast natürlich auch Recht in vielem, was du sagst.
    Ich denke auch nicht, dass es möglich und sinnvoll ist, dass einzelne Klassenlehrer auf Einzelkämpferbasis die 6jährige Grundschulzeit von heute auf morgen umsetzen können.
    Wie gesagt: Zuerst muss ein inhaltliches Konzept erarbeitet werden, dann müssen die Schulen (und damit meine ich die Schulleitungen und aller zum Schulleitungsteam gehörigen Personen) dafür sorgen, dass organisatorische Voraussetzungen erarbeitet und geschaffen werden und ausschließlich auf so einer Basis kann man ein neues Konzept umsetzen.


    Mir scheint, es gibt viel zu viel schlecht geführte Schulen in Deutschland, wenn ich immer wieder höre, dass an anderen Schulen so eine Vorgehensweise nicht selbstverständlich ist. Und dann kann ich auch verstehen, wenn die Klassenlehrer als Frontkämpfer irgendwann frustriert sind und Neuerungen und Verbesserungen abgelehnt werden.


    LG
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Zitat

    Original von Mia


    Echt? Warum das? Gibt's zuwenig Primarlehrer in Hamburg? Primarlehrer kosten das Land doch viel weniger.
    Wie sieht das denn praktisch aus? Werden Sek.-Lehrer für den Fachunterricht an die Grundschulen abgeordnet?


    Wie das praktisch aussieht - tja, ich lasse mich überraschen. Geplant sind wohl Teilabordnungen, Komplettabordnungen, etc. Klassen ab 4 sollen wohl im Team übernommen werden.
    Sek.-Lehrer sollen glaube ich eingesetzt werden, um gewisse Fächer abzudecken (z.B. die zweite Fremdsprache), aber auch Mathe, etc. Ich glaube nicht, dass es an mangelnden GS-Lehrern liegt (HH bildet zwar selber nicht viel aus, hat aber großen Zulauf), sondern eher die Förderung und Qualität gewährleistet sein soll. Außerdem fehlen den den weiterführenden Schulen ja bald zwei Jahrgänge - es werden also Lehrerstunden über sein. Die offizielle Begründung weiß ich jetzt gerade aber auch nicht.
    Wie das im endeffekt alles laufen wird (und ob überhaupt) wird sich zeigen. Konkrete Informationen gibt es leider wenig (oder kommen nicht immer an).

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin für die 6jährige Grundschule! :super: Nach 4 Jahren Grundschule kann und sollte man in den allermeisten Fällen noch keine Weichen für die Zukunft stellen. In RLP hat man ja die Orientierungsstufe eingerichtet. Nach Klasse 6 wird dann (noch mal) eine Schulempfehlung abgegeben. Das ist m.E. doch alles halbherzig. Warum sollen die Kinder nach Klasse 4 (mit Schulempfehlung von der GS) die Schule wechseln, um dann zwei Jahre später einen erneuten Wechsel zu haben?
    Und ich wage mal ganz frech zu behaupten, dass die Kinder auch nach Klasse 6 motiviert an die weiterführende Schule kommen. Die Motivation geht vielen ja erst dort verloren... :sofa:
    Mein Sohn ist jetzt in der 7. Klasse. Er hat im Sommer erneut die Schule gewechselt (von der Orientierungsstufe aufs Gymi). Er und seine Freunde kommen mir jetzt nicht hormongesteuerter vor als in Klasse 5. Im Gegenteil hat er teilweise haarsträubendes von seiner Klasse in der Orientierungsstufe berichtet - da hätte ich nicht unterrichten wollen. Jetzt scheint es doch ruhiger zu sein.

  • Es scheinen ja vor allem die Grundschullehrerinnen zu sein, die "ihre" Kinder gern noch ein bisschen länger behalten wollen ;) - spricht ja irgendwie auch für Euch.


    Dennoch kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wie es dann laufen soll, dass der "gymnasiale Teil" der Schüler (der mit der Verkürzung fast überall sowieso gerade schon 1 Jahr "eingebüßt" hat), den mit dem klassischen Abitur vergleichbaren Lernstoff hinkriegen soll, wenn noch 2 Jahre mehr "integriert" unterrichtet wird.... (außer eben "zu Lasten" der langsameren Schüler - ich wiederhole mich, ich weiß... ;-)). Wozu die Lernfreudigen "drücken" (langweilen?), um auf ein paar mögliche Spätentwickler zu warten?? Das System ist schon heute flexibel.
    Immer noch stellt es sich für mich so dar, als sei es nach der 4. für die meisten Schüler "hohe Zeit" für eine Differenzierung....


    Ach ja: Wenn alle Primarstufenlehrer "leicht" 5./6. Gymnasium in allen Fächern unterrichten können, müssen die Gymnasiums-Fachlehrer mit nur 2 Fächern wohl alle Deppen sein?! In Bayern fängt übrigens die 2. Fremdsprache am Gymnasium jetzt schon in der 6. Klasse an....


    Melosine: Was war denn an der Orientierungsstufe (die ja ein Beispiel für "gemischtere" 5./6. ist) so "haarsträubend? Das wäre in unserem Zusammenhang ja sehr interessant.....

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt ja auch schon genügend Länder, wo die sechsjährige Grundschule sozusagen schon praktiziert wird- und die Ergebnisse sind grausig- ich denke jetzt mal nur an Frankreich. (Wehe, jetzt fängt wieder einer mit Finnland an ;))Das Niveau ist teilweise grausig, die eigentlich fürs Gymnasium geeigneten Kinder langweilen sich zu Tode und das schlägt sich auf die Disziplin nieder. Eigenverantwortung frühzeitig anfangen- no way. Ich freue mich immer, wenn meine Fünftis eigenverantwortlich das Absentenheft führen und das ganz toll machen. (Zitat des französischen Austauschkollegen: "Egal in welcher Klasse, bei uns würde das innerhalb der ersten fünf Minuten auf dem Müll landen!") Und die Auslese kommt halt dann später, aber dafür noch deutlich gnadenloser als in Deutschland. Klausuren, bei denen nur die 10 Besten weiterkommen- bei uns zum Glück undenkbar.
    Klar kann man jetzt sagen, dass dies alles nur eine Frage der Organisation und der Förderung ist- dann braucht man aber nicht dringend eine 6jährige Grundschule, sondern mehr Lehrer und viel kleinere Klassenstärken.
    Übrigens gab es hier mal ein Modell der Orientierungsstufe, das ich persönlich gar nicht so doof fand- die Schüler blieben weitgehend in der 5. und evtl. noch 6. Klassen zusammen, aber für Mathe, Deutsch und Englisch gab es A und B- Kurse, je nach "Eignung" bzw. Begabung des Kindes. In allen anderen Fächern waren die KInder zusammen.
    Ich hab im Übrigen, so wie Blau, den Eindruck, als wollten die Grundschullehrer ihre Großen einfach noch ein bisschen länger behalten wollen. Verstehe ich auch. Ich persönlich würde aber ungern feststellen müssen, dass meine Überlegungen vor der Berufswahl für die Katz waren, denn,so Leid es mir tut, vertretungsweise mal okay, aber ich selbst finde es schlimm, (gut, schlimm ist der falsche Ausdruck, aber ich mag es nicht) 5 Kindern beim Anziehen helfen zu müssen, gleichzeitig festzustellen, dass eins in die Hose gemacht hat, drei vom Ausbüchsen abzuhalten und dem letzten die Nase zu putzen.

  • Na ja, um die Qualität des Unterrichts mache ich mir im Falle eines vernünftigen Konzeptes zur 6jährigen Grundschulzeit angesichts der Ergebnisse von Iglu und Pisa weniger Gedanken. Da reicht's wohl, wenn das Leistungsniveau der Schüler erst in Klasse 7 gedrückt wird. :P

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Zitat

    Original von Hermine:
    Ich hab im Übrigen, so wie Blau, den Eindruck, als wollten die Grundschullehrer ihre Großen einfach noch ein bisschen länger behalten wollen.


    Ganz ehrlich: Ich kann meine Kinder gehen lassen. Teilweise ungern, aber ich fände auch bei einer sechsjährigen Grundschule einen Lehrerwechsel nach der 4. Klasse sinnvoll.
    Worauf ich aber verzichten kann, sind Kinder, die in der 2. Klasse wegen Noten bereits weinen. Denn das sind die Kinder, denen man eben noch nebenher die Nase putzen muss, die die Schuhe nicht selbst schnüren können und die aber auch gleichzeitig kapieren sollen, dass mit der Note 4, 5 oder 6 das Leben auch weitergeht. Hallo?!? Ich kann ebenso darauf verzichten, dass die gleichen Kinder dann in der 3. und 4. Klasse eben immer noch weinen, sich übergeben, Panik haben und der Übertritt das einzig wichtige im Leben zu sein scheint.



    Bibo

    • Offizieller Beitrag

    Den Druck hättest du an einer Gesamtschule genauso- nur nach oben verschoben- dafür drücken wir dann halt einfach mal das Niveau? Ich denke da an meinem französischen Bekannten, der nach 5 Jahren (kein Witz!) immer noch nicht studieren durfte, weil er nicht unter den 50 besten bei der Prüfung war.
    Ganz ehrlich, wenn Zweitklässler wegen Noten weinen, dann stimmt aber im Elternhaus was nicht.
    Ich bin auch der Meinung, dass das Schulsystem reformiert gehört (am besten auch gleich die Gesellschaft!), damit das Gymnasium nicht mehr die einzig wahre und akzeptable Schulform ist/bleibt.
    Die 6jährige Grundschule ist aber in meinen Augen dafür eine zu einfache Lösung.

  • Die 6-jährige oder sogar noch längere gemeinsame Schule würde tatsächlich einfach eine Lösung bringen, für das Problem, dass das Aussieben nach der 4. Klasse völlig daneben ist, das Belegen viele Studien immer und immer wieder.


    Ich lese hier immer wieder, dass das Niveau sinken würde bei einer gemeinsamen 6-jährigen Grundschule, woher habt ihr nur diesen Schwachsinn.
    Das Niveau der deutschen Schule ist in der Sek I / II jetzt schon mehr als erbärmlich, wenn man sich die Ergebnisse von PISA ansieht. Es ist bestimmt nicht alles total super in der Grundschule, aber didaktisch und lernpsychologisch sind die Grundschulen um einiges weiter als die Nachfolgeschulen. Hier könnte etwas mehr gegenseitiger Respekt nicht schaden.


    schönen Gruß

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