NRW - Neuer Anerkennungserlass / Bezugserlass

  • Also: auf dem ersten Blick liest sich das ja an als ob man in NRW nunmehr wesentlich benachteiligt sei, wenn man überhaupt ein ('reguläres') 1. und/oder 2. Stex macht (Verdienstausfall während des Refs.; 2. voll studiertes Fach und das mitunter gegenüber der Magisterprüfung unangenehmere Prüfungsverfahren).


    vgl. die Erläuterungen:
    http://www.schulministerium.nr…neinstiegBeruf/index.html


    Wird sicherlich für viele der wesentlich attraktivere Weg als das normale Ref. sein.


    Für Angestellte sowieso: das normale Ref. zählt bei der Eingruppierung nur als 1/2 Dienstjahre - Seiteneinsteiger haben mit dem '2. Stex' schon 2 Dienstjahre in der Tasche (+Planstellen- und Verbeamtungszusage bei Vorliegen der persönlichen Voraussetzungen)


    Der 'Hammer' ist ja wirklich:

    Zitat

    Für das zweite Fach sind im Regelfall mindestens ein Drittel der fachwissenschaftlichen Studienleistungen nachzuweisen, die im Rahmen des jeweiligen Lehramtsstudiums für dieses Fach zu erbringen sind.


    Tja.... 8o


    Wie ein Referendariatsersatz (der zum vollwertigen 2. Stex. führt) als 'Abend-Crashkurs' neben 18 Unterrichtsstunden sich ausgestaltet - das kann sich ja jeder selbst vorstellen....


    Tja,konsequenterweise könnte man doch einfach die Lehrerausbildung an den Unis und das 2-jährige Vollzeitref. doch gleich ganz abschaffen. Scheint ja eine riesige Zeitverschwendung und nicht notwendig zu sein. ?(


    Wenn man schon dabei ist: das fachwissenschaftliche Lehramtsstudium ist ja offensichtlich auch ohne Probleme um 2/3 kürzbar ?(

  • Hallo,


    eigentlich widerstrebt es mir, auf polemische Sprüche zu antworten, aber hier ist mir echt der Kragen geplatzt.


    Ich kenne zwar nicht die Details der Ausbildung in NRW, der Seiteneinstieg dort klingt aber von den Rahmenbedingungen her wie der in RLP, daher muss ich sagen, dass dies

    Zitat

    Wie ein Referendariatsersatz (der zum vollwertigen 2. Stex. führt) als 'Abend-Crashkurs' neben 18 Unterrichtsstunden sich ausgestaltet - das kann sich ja jeder selbst vorstellen....


    schon ziemliche Polemik ist.


    Ein "Abend-Crashkurs", sorry, das zeugt von "kann man sich vorstellen" anstelle von "man weiß, was es ist".
    Dieser Abend-Crashkurs ist (natürlich auch wieder von Land zu Land unterschiedlich) kein Referendariatsersatz sondern eine andere Variante der Ausbildung, die neben einer Entlastung (bei Seminarveranstaltungen) auf der anderen Seite eine intensivere Ausblidung bedeutet, da eine viel größere Zahl von Unterrichtsbesuchen geleistet werden muss. Gespart wird in dieser Ausbildung also netto nichts, da sich Be- und Entlastung im Seminar die Waage halten. Da außerdem bei den Prüfungen die gleichen Maßstäbe angelegt werden, werden die Seiteneinsteiger auch nicht auf eine billige Tour durch das Referendariat getragen.
    Ich sehe es so, dass das, was während des Seiteneinstiegs bewältigt werden muss, eine realistischere Ausbildung ist, da unter den normalen Bedingungen des Schulalltags die Leistungen erbracht werden müssen.


    Wenn man es grundsätzlich diskutieren will, dann ist eher das Grundprinzip, "Externe" an die Schule zu holen, zu kritisieren, aber nicht unbedingt diese spezielle Form.


    nfu,


    Golum

  • Dem kann man sich nur anschließen, und ich möchte sogar noch eines drauf setzen, denn wenn man ja die gleiche Prüfung am Ende ablegt (und das ist ja lt. den einschlägigen Hinweisen wohl so), und der Lehramtsstudent dies ja ohne die zusätzliche Belastung schafft, der ja im Lernprozess selbst noch steckt, dann ist es doch umso schöner, wenn von den "Externen" eine solche Prüfung auch geschafft wird.


    Wer letztlich der bessere Lehrer ist, hängt doch in letzter Konsequenz mit der Berufsauffassung zusammen, und nicht mit evtl. formalen Anforderungen, oder werden da solche Unterschiede gemacht???? ;)

    Es grüßt aus Sinzig am Rhein


    Mario Wettlaufer

  • Ich verstehe es aber nicht so, dass das für jeden gilt, sondern nur für Seiteneinsteiger mit besonderer Befähigung und speziellen Fächern (es ist immer von Prognose die Rede). Sonst könnte ja jeder mit Diplom/Master auf das Referendariat verzichten - zusätzlich zu den pädagogischen und didaktischen Inhalten, die schon aus dem Studium fehlen. Das kann ja nicht Sinn der Sache sein.
    Ich denke, dass es nach wie vor auf Mangelfächer beschränkt ist.

  • @Golum+Mario: Klar, war polemisch - aber warum nicht mal zuspitzen ;) Die praktische Umsetzung ist sicher aber noch mal ne andere Kiste .


    Was ich wirklich für problematisch halte sind die fachwissenschaftlichen Anforderungen für das 2. Unterrichtsfach.


    Natürlich ist damit auch eine Deprofessionalisierung des Lehrerberufes verbunden (gibts solche Regelungen auch für Ärzte und Juristen? ;) )


    Ps. Das eine Schulung/Referendariat neben 18 Unterrichtstunden (von überwiegend Unterrichtsanfängern!) andere Inhalte/Gestaltung haben muß als ein Vollzeitref. - das ist ja nun äußerst naheliegend. Fakt scheint auch zu sein, daß Seiteneinsteiger nunmehr finanziell wesentlich bessergestellt (+Verbeamtungs-/Planstellenzusage!) sind als 'grundständige' Referendare der jeweiligen Fächerkombinationen.

  • Also ich habe auch noch mal eine Frage,


    Ich als Chemiker, der gerne eine Lehrbefähigung für Gym haben möchte, was in Niedersachen nicht geht, kann mich einfach direkt bei Leo auf eine Chemie Stelle (die für Seiteneinsteig geöffnet ist bewerben).


    Falls ich genommen werde machen ich mein berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst , welches mit dem 2.StEx abschleißt und werde dann mit den grundständig ausgebildeten Gym-Lehrer gleichgestellt.


    Und kann dann Abiturprüfungen abnehmen und werde mit A13 verbeamtet auch wenn ich mich dann in Nds wieder bewerbe.


    Und wie ist dass mit dem 2. Fach (im Vordiplom ist eine Prüfung in Physik erwähnt), reicht das dann aus?

    Schüler ich bin dein Lehrer

    Einmal editiert, zuletzt von vader ()

  • Als Beamter kannst Du nicht so leicht die Bundesländer wechseln.


    Noch eine polemische Anmerkung: Durch die 'Stellengarantie' scheint ein Seiteneinsteiger ohne grundständiges 1. Stex. und mit 1/3 fachwissenschaftlicher Ausbildung im 2. Fach und einer 4 im zweiten Stex. nun bevorzugt zu werden gegenüber jemanden, der beide Staatsexamina (in 2 Fächern!) mit 1,0 gemacht hat und damit keinerlei Stellengarantie hat.


    Das kann angesichts der drastisch zurückgehenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren (und G8!) auch in Mangelfächern (muß das 2. Fach des Seiteneinsteigers überhaupt ein Mangelfach sein?? Und auch zum 1. Fach find ich da nix schriftliches - in der Praxis wird aber vermutlich das 1. Fach weiterhin ein Mangelfach sein müssen - oder?) fatale Auswirkungen für Absolventen der grundständigen Lehrerausbildung haben.


    Schulministerium:

    Zitat

    Mit Bestehen der Staatsprüfung werden diese Lehrkräfte den grundständig ausgebildeten Lehrkräften gleichgestellt und in ein Dauerbeschäftigungsverhältnis übernommen.


    Link
    Nuja - von "Gleichstellung" kann man da ja nun wirklich nicht reden ;)

  • Hallo,


    tja, auch wenn mir persönlich die Einstellungssituation genutzt hat, ist sie natürlich schon bisschen absurd. Mit einer 4 die Einstellung als Beamter garantiert zu haben, während in anderen Lehrämtern und Fächern teilweise selbst bei richtig guten Noten die jahrelange Durststrecke als Angestellter wartet mit Kündigung zu den Sommerferien etc., wirkt absurd.
    Hier schlägt aber mit voller Wucht das Prinzip von Angebot und Nachfrage in dieses Berufsfeld ein.


    Wobei hier auch wichtig ist, dass in technischen Fächern der Quer-/Seiteneinstieg schon immer eher der Standard-Einstieg ist und der klassische Lehramtsstudent in der Minderheit. Dies liegt aber eben daran, dass nur sehr wenige diese Fächer auf Lehramt studieren.


    Das Thema Zweitfach ist gerade in den Ingenieurwissenschaften differenziert zu sehen. Auf der einen Seite werden natürlich nur die 40SWS gefordert, was wenig erscheint. Auf der anderen Seite sind bei Ingenieuren meist die mathematischen Kenntnisse ebenso ausgeprägt wie die fachlichen Kenntnisse im Erstfach. Das bringt das Studium so mit sich. Was "uns" aber hier ein wenig fehlt, ist die systematischere/theoretischere Herangehensweise des studierten Mathematikers, wobei wir auf der anderen Seite ein stärker praxisorientiertes Vorgehen gewöhnt sind, was auch hilfreich sein kann.


    Das Zweitfach muss übrigens kein Mangelfach sein, ist es aber meist.


    Dass der Seiteneinsteiger finanziell besser gestellt ist, ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es in manchen Bundesländern eine - ich nenne es mal so - Kopfprämie, das heißt, dass man mit einem Mangelfach das normale Referendariat durchläuft, aber noch auf sein Gehalt jeden Monat eine Prämie bekommt. Also: Gleiche Arbeit wie alle Referendare aber mehr Geld.


    Das Bild, das in der Öffentlichkeit entsteht, ist natürlich problematisch: Lehrer kann jeder.
    Dass da eine harte zweijährige Ausbildung dran hängt, wird nicht so wahrgenommen.


    Es ist natürlich grundsätzlich ein Problem, dass Seiteneinsteiger direkt mit 18 Stunden einsteigen, was am Anfang nicht gerade durchgehend hochqualitativen Unterricht verheißt. Auf der anderen Seite hat der Arbeitgeber vielfältige Möglichkeiten, schlechte Seiteneinsteiger problemlos loszuwerden:
    1. Probezeit
    2. päd. Prüfung zur Halbzeit
    3. 2. StEx (ok, gleichgestellte Prüfung)


    Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich das Thema Quer-/Seiteneinstieg aus der Situation an BBSen heraus betrachte, wo eben im Vergleich zu ABSen eine andere Situation herrscht.


    edit: Loreley: Ich glaube, der komplette Verzicht auf eine pädagogische Ausbildung (im Sinne des Referendariats oder einer ähnlichen Variante) ist nur in Hessen möglich?!


    Hm. Schwieriges und komplexes Thema insgesamt.


    Schöne Grüße,
    Golum

    2 Mal editiert, zuletzt von golum ()

  • Interessant ist der 1. Link in diesem Thread: Magister-Nebenfach reicht nicht für 2. Fach!


    Vielleicht ist diese Neuregelung sogar das 'Aus' für nicht überragend qualifizierte Seiteneinsteiger in NRW.


    Wenn man bedenkt, dass nach der neuen W-Besoldung neueingestellte habilitierte 'normale' Hochschullehrer lebenslang ungefähr auf dem Niveau von diensterfahrenen Oberstudienräten bezahlt werden, dann kann man sich vorstellen, dass die Neuregelung auch für extrem gut qualifizierte Personen ohne spezifische Lehramtsausbildung attraktiv ist.


    Es kommt halt immer drauf an, wie das Ganze in der Praxis umgesetzt wird.
    (wie oben geschrieben: vll. ist mit der zunächst 'flexibel' erscheinenden Neuregelung sogar eine erhebliche Verschärfung der Anforderungen verbunden - jenseits der ganz formalen Ebene). Leute, die z.B. eine längere Unidozentenlaufbahn absolviert haben, kann man natürlich in der Tat sehr häufig schnell durchs Referendariat 'schleusen'.


    Eine andere Sache ist natürlich noch, wieviele Stellen überhaupt den Seiteneinsteigervermerk mit bevorzugter Behandlung bekommen - und vor allen Dingen: ist die 'Prognose' eine pro forma Angelegenheit bei Unauffälligkeit oder ein knallhartes 'Selektionsinstrument'?

  • Zitat

    Original von wossen
    Als Beamter kannst Du nicht so leicht die Bundesländer wechseln.


    Nun, nach bestandenem 2. Stex könnte man das Bundesland wechseln, vor Antritt einer `regulären` Stelle.


    Zitat

    ist die 'Prognose' eine pro forma Angelegenheit bei Unauffälligkeit oder ein knallhartes 'Selektionsinstrument'?


    Dazu läßt sich die Verordnung leider nicht detailliert aus. Es ist nur beschrieben, welche Personen daran teilnehmen und diese Prognose erstellen. Vielmehr als ein Vorstellungsgespräch und eine eventuelle Lehrprobe kann es nicht sein.

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