Lesenote 3. Klasse

  • Hi,


    ich bin im Ref und habe eine 3. Klasse in Deutsch. Pro Halbjahr wird bei uns an der Schule eine Lesenote (also vorlesen) gemacht. Leider bin ich mir total unsicher wie ich da vorgehen soll. Die Parallelkollegin lässt die Kinder per Zufall einen Text aus dem Lesebuch spontan vorlesen und vergibt dann nach Bauchgefühl die Note, bzw. für einen Einser stellt sie noch Sinnfragen, also ob das Kind den Textinhalt verstanden hat. Die Kollegin hat schon sehr viel Erfahrung und kann das so vielleicht machen - ich jedoch nicht. Außerdem möchte ich meine Noten transparent machen. Dazu brauche ich natürlich Kriterien.
    Einige wären z.B. flüssiges Lesen, Anzahl der Fehler, Betonung und natürlich ob der Sinn des Textes verstanden wurde. Soweit klar. Nur wie gewichte ich diese Kriterien? Zählt ihr die Fehler? Was ist ein Fehler? Verlesen oder nur komplett falsches Wort gelesen (also eher geraten)? Ich weiß jetzt schon, dass viele Kinder bei ungeübten Texten massig Fehler machen. Wie macht ihr das denn? Ich bin für jeden Rat sehr dankbar. :)

  • Da bist du schon auf dem richtigen Weg! :) Natürlich sollte eine Lesenote m.E. nicht aus "Jetzt lies mal den Text Seite 54 und dann kriegst du ne Note dafürf" bestehen.


    Ich hab das mal in ner 4. Klasse gesehen, da haben die Kinder zunächst gemeinsam Kriterien entwickelt. Anschließend durfte jedes Kind dann einen selbst ausgewählten - geübten- Text vortragen und die anderen hatten den KRiterienkatalog und haben Punkte vergeben bzw. aufgeschrieben, was noch zu verbessern ist. So entstand ein Gesamtbild.
    SPäter dann das Ganze auch mit unbekannten Texten.

  • Hi,


    ah ok. Also das heißt die Kinder haben an selbst gesammelten Kriterien erst mal an geübten Texten das ganze demonstriert und später wurde dann die tatsächliche Note mit ungeübten Texten gemacht?
    Ich frage mich nämlich ob ich geübte oder ungeübte Texte benoten soll. Mann könnte den Kindern ja auch im Unterricht so 20 Minuten zum Üben geben und dann sie nacheinander vorlesen lassen (müssen ja nicht alle auf einmal sein sondern nur 5 Kinder oder so, an einem anderen Tag dann die anderen Kinder...). Wenn man sie zu Hause üben lässt kommt ja was völlig anderes heraus als bei ungeübten, denn da stocken manche erheblich!

  • Die Idee mit den Kriterien ist natürlich perfekt. Ich habe die Kriterien mit meinen Kinder erarbeitet. Dann haben wir diese aufgeschrieben. Beim wöchentlichen Lesetraining orientieren sich die Kinder daran. Danach füllen sie dazu einen Selbsteinschätzungsbogen aus, den ich darauf mit den Kindern bespreche. So erhalten sie direkt eine Rückmeldung über ihre Leistungen und wissen, was sie weiter trainieren müssen. Der Selbsteinschätzungsbogen wird dann ins Lerntagebuch geheftet. So dokumentieren wir den Lernweg, außerdem dient er als Vorlage für Elterngespräche und wird beim Schreiben der Förderpläne berücksichtigt.

  • Ich habe einen Kriterienkatalog verwendet und angekreuzt. Damit habe ich dann Formulierungen für das Zeugnis geschrieben.
    Kriterien habe ich gefunden: Bei Google Stichworte "Kriterien vorlesen" --> der erste Treffer. Damit bin ich gut zurecht gekommen.


    Für die Bewertung von geübten Texten eignen sich auch Buchvorstellungen, wenn die Kinder etwas aus ihrem Buch vorlesen. Das sollten sie ja zu Hause geübt haben.

  • Also für mich ist Lesen nicht gleich Vorlesen. In meiner dritten Klasse ist ein Junge, der miserabel vorliest. In den Lesetests schreibt er aber Einsen, weil er alles versteht.
    Ich würde einfach einen Test entwickeln, der das Leseverständnis abfragt. Wenn du möchtest, kannst du das Vorlesen ja immer noch mit einfließen lassen.

    Was du nicht kennst, das, meinst du, soll nicht gelten? Du meinst, daß Phantasie nicht wirklich sei? Aus ihr erwachsen künftige Welten: In dem, was wir erschaffen, sind wir frei. (Michael Ende)

  • Vorlesen und Textverständnis sind auf jeden Fall zwei unterschiedliche Sachen. Wir haben im Schuljahr 4 Leseproben geschrieben, auf die es dann eine Note gab.

  • Bei uns an der Schule wird im Bereich Lesen folgendes (in dieser Gewichtung) gewertet:


    - Leseverständnis
    - Lesemotivation
    - Vorlesen.

  • Hallo,


    viele Dank erst mal für die zahlreichen Beiträge. Da war schon einiges dabei, das mir sehr viel geholfen hat. :)
    Bei mir geht es erst mal nur ums Vorlesen (und nicht primär ums Leseverständnis), also darum, ob ein Kind flüssig und betont vorlesen kann, sodass ein Leser alles gut versteht und mitkommt. Leseverständnis ist natürlich auch sehr wichtig, wäre aber eine Extranote. Nächste Woche gibt es einen Lesenachmittag an dem die Kinder aus ihren eigenen Büchern vorlesen. Dazu müssen sie eh schon fleißig üben. Das werde ich nutzen, um davor diese Texte vorlesen zu lassen und zu benoten. Nächstes mal gibt es dann einfach einen ungeübten Text.


    Zur Note: Eine Bekannte hat das so gemacht. Sie hat für jeden der fehlerfrei gelesen hat einen 2 gegeben. Wer flüssig und betont liest kann sich bis zu einer 1 verbessern. Pro Fehler hat sie eine halbe Note abgezogen. Macht ihr das so ähnlich oder wie geht ihr mit Fehlern beim Vorlesen um? Wobei es sich hier ja um geübte Texte handelt.

  • Ich habe meinen Sohn auf die Vorlesewettbewerbe (6. Schuljahr) begleitet. Da lernt man doch einiges übers Vorlesen. In den Kriterien (sind auch auf der Internetseite http://www.vorlesewettbewerb.de zu finden) heißt es dann auch, dass einzelne Verleser nicht zur Abwertung führen. Die Stimmung muss stimmen (schönes Wortspiel), der Vorleser soll seine Zuhörer in den Bann ziehen, die Stimmung des Textes transportieren, dabei aber kein Schauspieler sein.
    Es soll aber auch nicht so sein, dass sich ein Kind durch den Text durchstottert. Aber auch ein Profi (naja, ein lesebegeisterter Lehrer tuts auch) verliest sich mal, ohne dass dabei der Text oder die Stimmung oder das Textverständnis "kaputt" geht.
    Wichtig ist auch, dass ein Text nicht auswendig aufgesagt wird, sondern wirklich gelesen wird, dabei darf das Kind selbstverständlich auch die Zuhörer zwischendurch ansehen, spricht dabei einzelne Wörter auch mal auswendig. Dadurch wird auch Lebendigkeit vermittelt. Die Zuhörer fühlen sich durchs angesehen werden auch angesprochen.


    Viel Erfolg, ich mag es, wenn Lehrer ihre Schüler zum Lesen verführen - wie heißt es so schön: Lesen gefährdet Ihre Dummheit!
    Auch interessant die Rede von Horst Köhler zum 50jährigen Jubiläum des Vorlesewettbewerbs in Berlin (Juni 2009) - auch auf der obengenannten Internetseite zu finden - glaube ich!


    Boeing (die keine Leseratte zu Hause hat, aber ein Lesemonster - und oh weh, er ist ein Junge)

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