Lateinische Phraseologie

  • Jeder Sprachlerner begegnet der Schwierigkeit, korrekte und authentische Phrasen beim Sprachgebrauch in der Zielsprache zu finden. Kompakte zweisprachige Taschenwörter sind für diesen Zweck in der Regel nicht ausreichend, umfangreichere Ausgaben geben zwar idiomatisch korrekte Anwendungsbeispiele für den aufgefundenen Begriff, schlagen aber keine über den Begriff hinausführende sprachliche Möglichkeiten vor, mit denen der gleiche Gedanke auf andere Weise ausgedrückt werden könnte.


    Die Lateinische Phraseologie geht einen anderen Weg - wie Schönberger im Vorwort schreibt, ist sie eine erweiterte Neubearbeitung des Locutionum Latinarum Thesaurus des Altphilologen H.Probst, der ursprünglich Mitte der zweiten Hälfte des 19. Jh. erschien. Schönberger legt dem Lerner des Lateinischen nahe, seinen eigenen Thesaurus, wörtlich übersetzt einen "Schatz" an Phrasen im Verlauf seines Studiums anzulegen, um sich so für den produktiven Sprachgebrauch einen Grundstock von gebräuchlichen Redewendungen anzulegen und unbeholfene Germanismen zu vermeiden.


    Die vorliegende Ausgabe bietet auf 148 Seiten eine solche Sammlung von Redewendungen, die nach allgemeinen Bedeutungssachgruppen geordnet ist. Als Ordnungskategorien dienen abstrakte und konkrete Bedeutungsfelder, menschliche Lebensbereiche, Aspekte von Staat und Gesellschaft etc. Innerhalb der Kategorien sind die Phrasen ohne erkennbare Unterordnung als zweispaltige Listen von Redewendungen aufgeführt - man ist fast versucht, in dieser Ordnung noch die möglichen Anfangsgründe des Thesaurus als mit Reitern versehener Zettelkasten in der Studierstube des gelehrten Altphilologen zu sehen. Die lateinischen Phrasen sind bedauerlicherweise weder mit weiteren sprachhistorischen Anmerkungen noch mit Quellenangaben versehen, aber dies ginge wohl auch über die Zielsetzung eines Thesaurus hinaus und stellt eher eine Erwartung an Lexika mit wissenschaftlichem Anspruch da.


    Komplettiert wird die Phrasensammlung durch ein 750 Begriffe umfassendes Register deutscher Worte. Wünschenswert wäre auch ein lateinisches Register gewesen, doch diese Auslassung lässt sich verschmerzen, da der Titel ohnehin zu einem anderen Ansatz einlädt: das Buch verführt den philologisch Interessierten dazu, es immer wieder nebenbei in die Hand zu nehmen, darin herumzuschmökern und so jenseits der konkreten Übersetzungsarbeit sein Gefühl für die lateinische Sprache zu vertiefen.


    Empfehlenswert.

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

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