8. Klasse - Verstehen, mitarbeiten, mitdenken, aber wie?

  • Hallo liebe Lehrergemeinde,


    ich brauche mal ein paar Tipps von Euch Lehrerfahrenen.


    Ich unterrichte eine sehr nette, aber gerade stark pubertierende 8. Klasse, die relativ laut ist. Damit meine ich zu 99% keine mut- bzw. böswilligen Störungen, sondern prinzipiell ein starkes Redebedürfnis, eine Prioritätensetzung, die seit einiger Zeit dahin geht, dass alles andere wichtiger ist als Schule, wenig Selbstdisziplin und eben auch noch wenig Eigenverantwortung (a la: ich muss jetzt aufpassen, sonst bekomme ich in der Ex eine 4-6). Soweit, so verständlich, arbeiten lässt sich so aber schwer.


    Ich unterrichte in der Klasse das sowieso nicht besonders anschauliche Fach Rechnungswesen, sowie BWL. Das Problem ist, dass ich einen Großteil der Klasse nicht zum Mitdenken oder gar Mitarbeiten bewegen kann. Zur Zeit ist es möglich, mit Hilfe von in Aussicht gestellten Belohnungen (wenn wir dieses Thema zügig durchkriegen können wir danach noch am PC Übungen dazu machen o.Ä.) oder aber angedrohten Strafen (Verwarnungen, Zusatzaufgaben, Nacharbeit und Mitteilungen nach Hause) und viel Anstrengung oder aber durch stumpfes Abschreiben lassen (manchmal ganz gut, um Ruhe und Konzentrationreinzubringen, sonst eben eher nichts) dazu bringen kann/könnte, leise zu sein und Notizen zu machen.


    Wozu ich sie aber partout nicht bekommen kann ist zum Verstehen oder Mitdenken. Frontal ist es auch in kurzen Phasen sehr anstrengend und dann sind maximal 4-5 Schüler beteiligt, weitere 4-5 geistig anwesend, der Rest schaltet ab. In Gruppenarbeit (obwohl sie angegeben haben, dass sie das gerne machen) arbeiten sie nur dann wirklich alle leidlich mit, wenn ich die Ergebnisse benote, da gibt es allerdings andere Probleme (s.u. Schwächen Textarbeit). Wenn ich nicht benote lehnen sich viele zurück, viele ruhen sich auf einem einfachen "ich verstehe die Aufgabe nicht" (bei Aufgaben wie Fragen zum Text beantworten) aus und anschließende Präsentationen bzw. die Bekanntgaben der ergebnisse interessieren dann alle sowviel wie der Frontalunterricht.


    Ich merke dann zB wenn wir eine Ex schreiben, dass sie nichts verstanden haben oder aber wenn ich sie eben im Unterreicht frage.


    Meiner Meinung nach gibt es zwei Hauptprobleme:


    1. Die mündliche Mitarbeit wird bei uns nicht bewertet. Ich kann zwar einzelne schüler abprüfen,w enn ich ihnen vor Beginn der Vorbereitung mitgeteilt habe, dass sie geprüft werden können und natürlich kann ich Kopfnoten geben, die sind denen aber ehrlich gesagt relativ wurscht.


    2. Die Schüler sind extrem schwach in den Bereichen Textverständnis und Textwiedergabe bzw. darin, sich Ergebnisse zu vergegenwärtigen udn sie "zusammenzufassen". Das versuch eich zurzeit mit ihnen zu übern, aber deshalb sind (Gruppen)übungen, in denen sie sich die Ergebnisse selbst erarbeiten müssen, die fürs Verständnis sehr sinnvoll wären, schwierig, da sie den Inhalt der Texte oder Aufgaben nur schwer erfassen und gar nicht in eigenen Worten beschreiben können.




    Habt Ihr (Teil) Lösungen für diese Probleme? Erfahrungen? Ähnliches Leid?




    Noch 3 Anmerkungen:
    1. das klingt jetzt alles so furchtbar und chaotisch, zum Glück gibt es auch gute Seiten des Unterrichts, ich habe hier nur die Probleme erwähnt.
    2.Ich gehe schon davon aus, dass sich as langfristig alles bessern wird und wir als Gemeinschaft noch eher in der Storming- als in der Performingphase sind, um es mal gruppenbildungsspezifisch zu verdeutlichen. Allerdings dauert mir das zu lange und ich habe Angst, dass sie einfach später nichts mehr kapieren in RW und abschalten.
    3. Ich möchte eigentlich wesentlich weniger mit Strafen arbeiten, als ich das jetzt tue. ich finde es sehr unangenehm, so eine Drohkulisse aufzubauen. Deswegen wollte ich den Schülern, die sehr gut mitarbeiten erst einmal einen Lobbrief schreiben. Eigentlich würde ich auch gerne die Schüler wesentlich mehr in die Gestaltung des Unterrichts bzw. des Miteinanders einbeziehen, aber da klappt der dialog einfach nicht, weil die Hälfte keine Lust hat und / oder laut ist (vgl. Frontalunterreicht). Ich überlege jetzt, nochmal eine schriftliche Umfrage zu machen und dann versuchen, sie so "spannend" und lustig auszuwerten, dass es für sie eben doch interessant ist. Alternativen?



    Ich bin für alle Tipps dankbar!

  • Ich finde das Thema Rechnungswesen gar nicht mal so uninterssant für eine 8. Klasse. Der Umgang mit Geld soll ja geübt werden. Bei den Kids kann es sich um eine zu hohe Handyrechnung handeln, für die dringend Geld herbeigeschafft werden muss oder es droht eine Klagewelle (->Gesetzestexte, Regeln), oder die nächste Klassenreise soll geplant werden, aber so, dass mit einem bestimmten Budget ausgekommen werden muss, das man sich evtl. noch erarbeiten muss. Besonders beliebt sind auch Schülerfirmen, in denen z.B. T-Shirts bedruckt und verkauft werden, oder das ein oder andere Schulfest organisiert wird. Ich denke, dass das Themen sind, die die Schüler unmittelbar betreffen, worin sie auch ggf. Erfahrung einbringen können und wofür sie bereit sind, die ein oder andere trockene Theoriestunde zu verkraften.


    À+


    Edit: wieso hast du als Fächerkombi Mathe/Latein angegeben, wenn du BWL/Rechnungswesen unterrichtest?

  • Also ich denke du musst das Problem von zwei Seiten angehen. Zum einen auf der Disziplinebene, zum anderen methodisch/didaktisch.


    Zum methodisch-didaktischen habe ich ja in einem anderen Thread bereits versucht einige Hinweise zu geben. Hier scheinst du dich ja auch intensiv selbst um Abhilfe zu bemühen.


    Bist du eigentlich im Ref oder gar noch im Praktikum? Aus der Angabe in deinem Profil (Studentin LAG) werde ich nämlich nicht ganz schlau.


    Wenn du den Stoff zum ersten Mal bearbeitest, wäre es auf jeden Fall kein Wunder, dass es methodisch-didaktisch noch nicht ganz rund läuft. Vieles entsteht erst Schritt für Schritt mit den Jahren. Ich habe jetzt in den meisten Klassen schon einige Durchgänge hinter mir, bin aber immer noch am umbauen und optimieren. Man darf da seine eigenen Erwartungen auch nicht zu hoch hängen, sonst macht man sich verrückt. Wichtig ist, dass man den Ehrgeiz behält, es einfach Jahr für Jahr ein wenig besser zu machen.


    Eigentlich wollte ich noch was zur Disziplinebene schreiben. Ein Blick auf die Uhr zwingt mich aber aufzuhören. Vielleicht finde ich heute Abend nochmal etwas Zeit.

  • So, nun dann noch ein paar Bemerkungen zum Thema Disziplin.


    Zunächst würde ich mich mal bei den KollegInnen umhören, ob es dort ähnliche Probleme mit der Klasse gibt. Es gibt zwar immer einige, bei denen tatsächlich oder angeblich keine Probleme existieren, meist steht man aber nicht alleine. Gemeinsam kann man in der Regel mehr ausrichten. Ich würde z.B. den oder die DeutschlehrerIn über die Defizite im Bereich Textverständnis unterrichten. Hier sollte sie dann gezielt gegensteuern.


    Ansonsten hört es sich für mich doch auch so an, als ob da einige Schüler ganz deutlich ihre Grenzen austesten wollen.
    Ich frage einfach mal: Hast du deine "Leithammel-Rolle" tatsächlich vollständig akzepiert? Einige deiner Aussagen lassen mich da zweifeln. Ich habe übrigens auch locker zwei Jahre gebraucht, um da wirklich reinzuwachsen. Die Schüler merken jede Unsicherheit, wenn man sich diesbezüglich über seine Rolle nicht klar ist und nutzen das aus.


    Einiges, was du an Verhalten schilderst, hört sich nach Arbeitsverweigerung an. Das würde ich auch entsprechend sanktionieren. Hier verstehe ich dein Problem mit der mündlichen Mitarbeit/Leistung nicht ganz. Mitarbeit und Leistung stehen in einem engen Zusammenhang. Vollständig trennen lässt sich das nicht. Ich halte auch alle schulrechtlichen Interpretationen, die in diese Richtung argumentieren, für nicht haltbar. Wie auch immer, wenn ein Schüler bspw. während einer Gruppenarbeit nicht produktiv arbeitet, leistet er nichts oder wenig. Diese Leistungsverweigerung wird von mir entsprechend benotet.


    Was verstehst du unter einem "Lobbrief"? So, wie ich mir das vorstelle, könnte der Schuss nach hinten los gehen (Altersangemessenheit, Effektivität?). Die gute Mitarbeit oder Leistung würde ich sofort im Unterricht positiv hervorheben. Es gibt auch komplexe Systeme (z.B. von Hilt: Bei Stopp ist Schluss!) bei denen mit positiven Anreizen (Gutscheine) gearbeitet wird. Ist aber nicht ganz unumstritten.


    Was willst du mit der angesprochenen Umfrage erreichen? Einen Überblick über die fachspezifischen Interessen der Schüler?

  • Wegen später Stunde auch hier vorerst nur kurze Antworten:


    1. meine Rolle (werde mein Profil ändern): Ich war drauf und dran, LAG mit Latein Mathe zu studieren und hatte sogar schon angefangen. Dann kam ein Jobangebot als Lehrerin in den Fächern meines ursprünglichen Studiums (BWL) und ich habe - trotz all der Schwierigkeiten, die so ein Dirketeinstieg mit sich bringt und derer ich mir bewiusst war - zugesagt.


    Zur Disziplin:


    Es gibt schon ähnliche Probleme mit der Klasse, ich bemühe mich um Tipps, "leider" bin ich ihre Klassenlehrerin, was ohne Erfahrung schon hart ist und bei den Schülern interessanterweise bewirkt, dass sie davon ausgehen, ich müsse am meisten Verständnis für sie haben (was ich wahrscheinlich wegen meiner Rolle als Klassenleiterin auch habe). Insgesamt gibt es aber kein einheitliches System und jeder Lehrer macht es komplett anders. Beim einen darf getrunken werden, beim nächsten nicht, einer gibts Strafarebieten, der nächste Schreibt Mitteilungen, usw...


    Mit den Fachlehrern habe ichschon geredet, die sind sich der defizite durchaus bewusst, aber Textzusammenfassungen kommen erst in einem halben Jahr wirklich (nochmal) dran und ausserdem fehlts überall, die kommen also kaum hinterher und sind dankbar für jeden Fachlehrer, der das "nebenbei" mitübt.


    Das mit dem Grenzen austesten ist wohl wahr *seufZ*


    Meine Leithammelrolle habe ich schon akzeptiert, aber natürlich bin ich häufiger unsicher. es ist eben doch etwas anderes, wenn man zum 30. Mal in derselben Situation einen großen Haufen pubertierender Schüler vor sich hat oder zum ersten Mal. Ich war zwar selbst auch mal 13, aber wir waren (natürlich!) (gefühlt) viel braver (das ist wieder das mit dem Störungsbewusstsein. Letztens hatte ich welche vorne, die vor der Klasse reden sollten und die waren dann plötzlich selbst von dem dauernden geräuschepegel genervt oder davon, dass die dinge nicht von der Tafel abgeschrieben wurden oder den Arbeitsanweisungen nicht zugehört wurde usw.) udn ausserdem war es bei usn eben ein Gymnasium (nur tippen habe ich dort leide rnicht gerlernt, wie man sieht).


    Ich darf (in Bayern? Bei uns an der schule?) keine allgemeinen mündlichen Npoten machen, wie es bei uns üblich war (also die Mitarbeite der Stunden kontinuierlich bewerten), sondern lediglich Kopfnoten geben, die in der 8. niemanden groß interessieren oder aber die Schüler prüfen, dann muss ich sie aber VOR der Vorbereitung schon davon in Kenntnis setzen und in der jeweiligen Prüfungssituation, also sagen "macht die Gruppenarbeit, ich prüfe dann einen darüber" und dann einen "nach vorne holen" (mit allen Vor- und Nachteilen eben dieser Methode). Natürlich kann ich ihnen eine Mitteilung nach Hause schicken, dass sie nicht mitarbeiten, was ich über kurz oder lang auch tun muss. Aber pädagogisch wirklich sinnvoll finde ich den Lehrer als große Drohkuliss enicht und ausserdem käme ich dann auch aus dem reinen kontrollieren nicht mehr heraus. Es muss (auch noch) andere wege geben...


    Ein Lobbrief ist soetwas wie eine Mitteilung, nur zur Abwechslung mal nicht mit negativem Inhalt (Ihr Sohn stört den Unterricht), sondern positivem. Ich bin auch noch nicht sicher, ob es funktioniert, aber da bei uns doch recht häufig per Mitteilung mit den Eltern Informationen ausgetauscht werden, dachte ich mir, es müssten nicht imme rnur negative sein ;)


    Umfrage: Ich wollte irgendwie mal in die Schüler "hineinblicken" und herausfinden, wie sie am besten lernen können,was ihnen leicht fällt und was nicht, wie sie sichdie dinge am besten merken können (funktioniert bei mir durch abschreiben, bei ihnen hingegen absolut nicht - meine Schüler können problemlos Texte 2, 3 Mal abschreiben ohne auch nur eine Ahnung zu haben, worum es thematisch in dem Text gehen könnte ;) ) usw. Am liebsten würde ich das mit ihnen besprechen, aber das klappt eben leider eher schlecht. Ich schau mal wie die nächste Stunde wird und entscheide dann spontan, ob ich es (erst) schriftlich mache oder im Kreis.


    Klingt alles recht furchtbar, sind aber wie gesagt nur die geballten probleme, die hier thematisiert werden. dennoch ist alles noch nicht so, dass ich sagen würde, dass die Lernatmosphäre und die Lernmethoden für die Schüler wirklich passend wären.



    Liebe Grüße, danke für die Antworten und Gute Nacht!


  • Zitat

    Original von Mopple_the_whale


    Ich darf (in Bayern? Bei uns an der schule?) keine allgemeinen mündlichen Npoten machen, wie es bei uns üblich war (also die Mitarbeite der Stunden kontinuierlich bewerten), sondern lediglich Kopfnoten geben, die in der 8. niemanden groß interessieren oder aber die Schüler prüfen, dann muss ich sie aber VOR der Vorbereitung schon davon in Kenntnis setzen und in der jeweiligen Prüfungssituation, also sagen "macht die Gruppenarbeit, ich prüfe dann einen darüber" und dann einen "nach vorne holen" (mit allen Vor- und Nachteilen eben dieser Methode). Natürlich kann ich ihnen eine Mitteilung nach Hause schicken, dass sie nicht mitarbeiten, was ich über kurz oder lang auch tun muss. Aber pädagogisch wirklich sinnvoll finde ich den Lehrer als große Drohkuliss enicht und ausserdem käme ich dann auch aus dem reinen kontrollieren nicht mehr heraus. Es muss (auch noch) andere wege geben...


    Also in Bezug auf die mündlichen Noten muss ich jetzt nochmal nachhaken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ihr eine mündliche Leistungsbewertung nur nach Ankündigung vornehmen dürft. Es muss doch möglich sein, sich im normalen Unterrichtsgeschehen und damit ohne Vorankündigung ein Leistungsbild von Schülern zu machen und dieses auch in Form einer mündlichen Note festzuhalten. Dürft ihr in Bayern denn auch keine unangekündigten schriftlichen Tests schreiben? Das würde ja ungefähr der Regel im mündlichen Bereich entsprechen.


    Was die Umfrage anbelangt: Bei einer Klasse mit xy SchülerInnen wirst du auch xy Lerntypen mit unterschiedlichen Vorlieben finden. Natürlich kann man eine Binnendifferenzierung versuchen, aber wie weit willst bzw. kannst du in Anbetracht der Rahmenbedingungen und eigenen Kapazitäten gehen? Vielleicht wäre es ehrlicher und einfacher den Jungs und Mädels klipp und klar zu sagen, was von ihnen in Klasse 8 erwartet wird. Du bist ihnen dann gerne behilflich, mögliche Defizite zu beseitigen - aber eben nur so weit, wie von ihnen ein Mindestmaß an Eigeninitiative aufgebracht wird.


  • Man könnte Dir entgegenhalten, dass es Deine Pflicht sei, letzteres zu tun.
    Ich dagegen möchte Dich in Deinem etwas anderen Denkansatz
    unterstützen. Dieser scheint mir viele Chancen für Deine Klasse eröffnen
    zu können.


    Ich halte die Idee, die Schüler danach zu fragen, wie sie am besten lernen
    können, für sehr produktiv. Ich praktiziere seit langem das Herausfinden
    von individuellen Lernwegen mit ausschließlich positiven
    Auswirkungen für das Lernen von Schülern.

    Da sie es nicht gewohnt sind, miteinbezogen zu werden, werden sie erst
    einmal ihre alten Verhaltensmuster fortführen. Das hast Du ja bereits
    erlebt. Auch das könnte ein gemeinsames Thema sein. Hilfreich ist,
    das mache ich auch, ohne Erwartung in solche Situationen hineinzugehen
    und zu gucken, was geht.

    Die dafür aufgewendete Zeit ist m.E. gut angelegt, weil sie Raum für
    positive Entwicklungen schafft. Lehrer bzw. Schüler verbrauchen beim
    Unterrichten viel Zeit für Maßnahmen zur Herstellung von Unterrichtsruhe
    bzw. Inszenierung von Störungen. Wenn Schüler erst einmal erlebt haben,
    dass es in Deinem Unterricht um ihr Lernen geht, können sie effektiver
    arbeiten und vieles in kürzerer Zeit schaffen, als im üblichen Unterricht.


    monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Zitat

    Original von Schubbidu


    Also in Bezug auf die mündlichen Noten muss ich jetzt nochmal nachhaken. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ihr eine mündliche Leistungsbewertung nur nach Ankündigung vornehmen dürft. Es muss doch möglich sein, sich im normalen Unterrichtsgeschehen und damit ohne Vorankündigung ein Leistungsbild von Schülern zu machen und dieses auch in Form einer mündlichen Note festzuhalten. Dürft ihr in Bayern denn auch keine unangekündigten schriftlichen Tests schreiben? Das würde ja ungefähr der Regel im mündlichen Bereich entsprechen.


    Was die Umfrage anbelangt: Bei einer Klasse mit xy SchülerInnen wirst du auch xy Lerntypen mit unterschiedlichen Vorlieben finden. Natürlich kann man eine Binnendifferenzierung versuchen, aber wie weit willst bzw. kannst du in Anbetracht der Rahmenbedingungen und eigenen Kapazitäten gehen? Vielleicht wäre es ehrlicher und einfacher den Jungs und Mädels klipp und klar zu sagen, was von ihnen in Klasse 8 erwartet wird. Du bist ihnen dann gerne behilflich, mögliche Defizite zu beseitigen - aber eben nur so weit, wie von ihnen ein Mindestmaß an Eigeninitiative aufgebracht wird.



    Ohne Flachs, ich darf es wirklich nicht. Wahrscheinlich ist das eine besonders enge Auslegung unserer Schule. Ich darf unangekündigte Leistungsnachweise über Grundlagenwissen und die letzte Stunde schreiben (EXen), aber ich darf nicht die mündliche Mitarbeit bewerten, ohne es dem Schüler mitzuteilen, dass er abgeprüft wird. Ich dürfte eine Gruppenarbeit machen, vor Beginn sagen, dass ich 1, 2 Schüler vortreten lasse und die Ergebniss präsentieren lasse und dass das dann benotet wird, ich darf es aber nicht als "Druckmittel zur Korrektur des Verhaltens " verwenden und eben nicht die allgemeine Mitarbeit mit eine rfachlichen Note bewerten.


    Binnendifferenzierung kam nicht von mir, ich wollte nur nachfragen, wie genau die Autorin das praktiziert.


    Ich habe meinen Lieben heute sehr klar die Erwartungen kommunziert und wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch in einem *oh Wunder* zum ersten Mal richtig ruhigen Klassenraum ;) Allerdings habe ich auch 2 mittelprächtige EXen herausgegeben :( Vielleicht klappt das mit dem Mitdenken jetzt besser, ich werde dranbleiben, bin weiter für alle Tipps dankbar und werd emal schauen, ob ich eine Geräuscheample bekommen kann.



  • Hallo Monika, danke für die Antwort. Ich denke auch, dass es nicht meine Pflicht ist, mich anzubiedern, sondern dass im Gegenteil, Eltern und Lehrer eben auch die Pflicht haben, sich unbeliebt zu machen und den Willen haben müssen, zu erziehen.


    Drohkulissen in zu starkem Maße erzeugen aber m.E. nach keine konstruktive Lernatmosphäre und Drill und Angst sind keine guten Lernbegleiter ;) deswegen kann ich mich mit dem von Dir naheglegten Ansatz auch sehr gut anfreunden.


    Zu meiner heutigen Stunde s.o.. Ich war überrascht, ich haette nicht gedacht, dass sie so ruhig mitarbeiten und mitmachen. ich habe halt versucht, sehr auf ihre Einwände und Probleme einzugehen udn zuzuhören, denn ehrlich gesagt habe ich mich zwar immer fpr recht empathisch gehalten, ich stelle aber fest, dass ich aufgrund meines Alters und anderen Hintergrunds an meine Grenzen stoße, ich KANN einfach nicht (mehr?) nachvollziehen, dass es jemandem so schwer fällt, einen einfachen vierzeiligen Text inhaltlich zu erfassen. Dafür tut es sehr gut, mit den Schülern das Gespräch zu suchen. Ich bereite jetzt etwas vor und werd emorgen mit ihnen zusammen schauen, welche Arbeitsmethoden ihnen helfen, was wir vielleicht nochmal zusammen machen usw.


    Ausserdem habe ich eben pluspunkte und positive Elternbriefe eingeführt. ich muss mir nur noch ausdenken,w as passiert wenn sie Pluspunkte gesammelt haben udn zwar ohne dass das alles zu kompliziert wird.


    LG

  • Zitat

    Original von Mopple_the_whale


    Ich habe meinen Lieben heute sehr klar die Erwartungen kommunziert und wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch in einem *oh Wunder* zum ersten Mal richtig ruhigen Klassenraum ;) Allerdings habe ich auch 2 mittelprächtige EXen herausgegeben :( Vielleicht klappt das mit dem Mitdenken jetzt besser, ich werde dranbleiben, bin weiter für alle Tipps dankbar und werd emal schauen, ob ich eine Geräuscheample bekommen kann.


    Schön, dass du positive Erfahrungen sammeln durftest.


    Die Geschichte mit den mündlichen Noten ist für mich völlig unverständlich. Sollte es sich nicht um eine länderspezifische Regelung handeln, sondern tatsächlich um eine individuelle Auslegung eurer Schule, würde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um das abzustellen. Sprech doch mal die KollegInnen an, was sie davon halten.


  • Es sieht für mich so aus, als hätte Dein Verhalten "Gespräch-suchen"
    eine positive Wirkung auf das Lernverhalten der Schüler.
    M.E. ist es nicht unbedingt nötig zu verstehen, wieso Schüler
    bestimmte Lernschwierigkeiten zeigen, sondern mit ihnen
    herauszufinden, wie es ihnen gelingen kann, Aufgaben zu lösen.
    Und auf diesem Wege bist Du.


    Mich würde interessieren zu erfahren, ob Dein Punktesystem
    den Schülern bei ihren Lernschwierigkeiten hilft.


    monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

  • Schubbidu:


    ich werde mal herumfragen. Bisher kam von den Kollegen nur etwas resigniert wirkendes Schulterzucken, so dass ich davon ausging, dies sei eine bundeslandspezifische Regelung. Ist es bei euch so, dass Ihr einfach die Mitarbeit während der Unterrihctstunden bewerten dürft, also mit einer NOte ode rmit + o - ohne dass Ihr es extra ankündigen müsstet?



    @ Monika: Kurzfristig hilft es den Schülern auf jeden Fall, still zu sein, was m.E. nach (und hoffentlich) dann auch beim Lernen und Verstehen hilfreich sein wird. Besonders gut geholfen haben die Pluspunkte für Mitarbeit und noch viel besser das umgekehrte System des Zeitüberziehens, also wenn es leise ist, an die Tafel das Stundenende (Randstunden) und dann statt +I oder +II usw. eben -I , prod Strich geht es eine Minute früher/später in die Pause oder heim. Das führte bei den Schülern zu einer extrem gedrosselten Lautstärke und einem starken Ausmaß an Selbstregulation innerhalb der Klasse.


    Mal sehen, wie es weitergeht.

  • Zitat

    Original von Mopple_the_whale
    Schubbidu:


    ich werde mal herumfragen. Bisher kam von den Kollegen nur etwas resigniert wirkendes Schulterzucken, so dass ich davon ausging, dies sei eine bundeslandspezifische Regelung. Ist es bei euch so, dass Ihr einfach die Mitarbeit während der Unterrihctstunden bewerten dürft, also mit einer NOte ode rmit + o - ohne dass Ihr es extra ankündigen müsstet?


    Grundsätzlich bewerte ich nicht die Mitarbeit, sondern die mündliche Leistung. Es geht also primär nicht um Quantität, sondern um Qualität. Die mündliche Leistung geht in die mündliche Note als Teil der Fachnote ein. Die mündlichen Leistungsnoten bilde ich während dem Unterricht. Angekündigt wird da nix. Allerdings sind die Schüler zu Beginn eines Schuljahres über die Grundsätze der Notenbildung zu informieren.


    Die Mitarbeit wird getrennt als fachübergreifende Kopfnote im Zeugnis ausgewiesen.


    Schulrechtlich wird bei uns immer sehr stark die Trennung zwischen Mitarbeit und Leistung betont. Ich halte das aber für eine Überinterpretation der rechtlichen Vorgaben. Faktisch hängen beide Aspekte eng zusammen und lassen sich in der Praxis kaum sauber trennen. Die mündliche Leisungsnote wird also immer auch durch die Mitarbeit beeinflusst werden. Ich verstehe die Mitarbeitskopfnote als Zusatzinformation. Ihre Existenz bedeutet nicht, dass ich die Mitarbeit nicht auch zur Bildung der mündlichen Fachnote heranziehen kann. Natürlich sollte aber die Qualität der mündlichen Beiträge den Hauptanteil der mündlichen Note darstellen.

  • In disziplinarisch schwierigen Gruppen mache ich öfter "Stundennoten", die Schüler können sich laufend (nach Unterrichtsende) darüber informieren, und bekommen so schnell die Rückmeldung über ihr Engagement im Unterricht. (In den anderen Gruppen mache ich das meist nach mehreren Stunden - in Ruhe - in einer Freistunde).


    Das mit dem Zeitguthaben dürfte ich bei uns nicht machen. Wir dürfen keinen Schüler eher in die Pause schicken (Aufsichtspflicht - Stören des Unterrichts der anderen Klassen). Überziehen mache ich nur, wenn es noch Fragen zu den gestellten Hausaufgaben gibt oder die Schüler noch andere Fragen haben (Die Schüler wissen, dass die Schulglocke für mich eine Orientierung ist, ich aber diejenige bin, die das Stundenende bekannt gibt). Manche sprechen bei Überziehung schon von Nötigung (manchmal unverschämte Schüler, seltener Eltern).


    Ich reduziere dann lieber mal die Menge der Hausaufgaben, bzw. erweitere sich noch um eine Kleinigkeit. (geht in Mathe einfacher als in Deutsch oder Religion).


    Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg (ich hoffe, die Schüler werden dir das irgendwann danken und selbst verstehen, dass sie sich selbst beschenken, denn die meisten Schüler freuen sich über eine ruhige Arbeitsatmosphäre)
    Boeing


  • Davon kann ich nur träumen ;)


    Ich darf die Kopfnote für Mitarbeit auch geben, nur eben die mündliche Leistung darf nur in einer direkt angekündigten Weise (zB Abprüfen an der Tafel, Referat, etc. ) erfolgen.


  • Stundennoten klingt gut, ich werde mich mal erkundigen, ob ich das wenigstens vereinzelt machen kann (ich glaube schon) wobei das natürlich dann für die, die gerade nicht bewertet werden, auch wenig Auswirkungen zeigen dürfte :(


    Meine Umfrage hat ergeben, dass die Schüler alle mehr Ruhe wollen und wesentlich härteres Durchgreifen (Betonung auf wesentlich). dabei fand ich mich schon rechts treng (nur leider nichts ehr effektiv). Daran zeigt sich aber wieder. jede Klasse ist anders, bei den anderen läuft es mit meinem bisherigen System super, nur bei dieser einen Klasse noch nicht so sehr, obwohl die eigentlich "lieb" sind. :)


    Ich werde es weiter versuchen...


  • Ich denke, dass wir Menschen lernen, weil unser Handeln Folgen hat. Auch
    ich stelle fest, dass Schüler sich eigenständig verhalten können, wenn
    dieses allgemeinmenschliche Lernprinzip gilt.


    Monika :)

    Die Disziplin des Lernens unterscheidet sich von der Disziplin der Schule.

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